Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Das 2. Hauptst. von der grösten Wille aber nichts anders als ein Diener/ dernichts anders thun als dasjenige hohlen kan was ihm der König gewiesen. 56. Und thut nichts zur Sache/ daß wir 57. Wo
Das 2. Hauptſt. von der groͤſten Wille aber nichts anders als ein Diener/ dernichts anders thun als dasjenige hohlen kan was ihm der Koͤnig gewieſen. 56. Und thut nichts zur Sache/ daß wir 57. Wo
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Das 2. Hauptſt. von der groͤſten
Wille aber nichts anders als ein Diener/ der
nichts anders thun als dasjenige hohlen kan
was ihm der Koͤnig gewieſen.
56. Und thut nichts zur Sache/ daß wir
gleichwohl bey uns ſelbſt empfinden/ daß wir
dasjenige oͤffters nicht wollen/ was wir
doch begreiffen und verſtehen daß es gut
ſey/ ſondern vielmehr mit unſern Willen/ und
dem davon dependirenden Thun und Laſſen die-
ſen Verſtand zuwieder leben. Denn wenn wir
die Sache genau uͤberlegen wollen/ werden wir
befinden/ daß nicht ſo wohl der Wille dem Ver-
ſtande/ als Wille und Verſtand zuſammen
den vorhergehen Willen und Verſtan-
de zuwieder ſind. Ein ſeinen Begierden unter-
worffener Menſch hat ja etliche ruhige Augen-
blicke/ darinnen er das warhafftige Gute er-
kennen kan/ und in denenſelben Augenbluͤcken iſt
auch der Wille bereit darnach zu ſtreben. Die-
weil aber die Begierden alsbald wieder die O-
berhand erhalten/ ſo wehret der vorige Wille
auch nur einen Augenblick/ aber es veraͤndert
ſich auch mit dem Willen ſo fort der Verſtand/
daß der Menſch zur Zeit/ da er nach dem Antrie-
be ſeiner Begierden ſein Thun und Laſſen ein-
richtet/ auch nothwendig die Sache wornach er
ſtrebet/ vor das groͤſte Gut halten/ und die vo-
rigen vernuͤnfftigen Gedancken aͤndern muß;
welches ein jeder Menſch bey ſich ſelbſten nur
abnehmen kan.
57. Wo
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