Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

Das 7. H. Gegeneinanderhaltung
von der Wollust/ der Wehrstand von dem
Ehrgeitz/ und der Lehrstand von dem Geld-
geitz.

11. Jn dem Lehrstand haben sich Stu-
denten
sehr für der Wollust in acht zu nehmen.
Die Professores aber der disciplinarum theoretica-
rum,
als Physicae, Matheseos u. s. w. für Geldgeitz/
und derer Practicarum für Ehrgeitz zu hüten.

12. Jn denen höhern Facultäten stellet die
Wollust denen Medicis, der Ehrgeitz denen
JCtis, und der Geldgeitz denen Theologis sonder-
lich nach.

13. Nach dem Wehrstand sind die Men-
schen entweder Fürsten oder Unterthanen. Ein
Fürst ist starcken Versuchungen von allen drey
Seiten
unterworffen/ und muß sich so wohl für
den liebkosenden Schmeichlern hüten/ daß sein
Ehrgeitz/ als für den Kuplern und Tellerle-
ckern/
daß seine Wollust; als auch endlich für
dem gifftigen Unkraut/ der die Unterthanen aus-
saugenden Blutegeln; daß sein Geldgeitz nicht
irritret werde.

14. Die Unterthanen sind Edelleute/ Bür-
ger oder Bauern. Den Adel drückt der Ehr-
geitz/
die Bürger der luxus, und die Bauern der
Geldgeitz.

15. Bey dem Nehrstand hat sich die Fe-
der
vor dem Ehrgeitz/ die Elle für dem Geld-
geitz/
und der Hammer für der Wollust zu hü-
ten. Der Degen ist abermahls allen drey Ver-
suchungen
starck unterworffen.

16. A-

Das 7. H. Gegeneinanderhaltung
von der Wolluſt/ der Wehrſtand von dem
Ehrgeitz/ und der Lehrſtand von dem Geld-
geitz.

11. Jn dem Lehrſtand haben ſich Stu-
denten
ſehr fuͤr der Wolluſt in acht zu nehmen.
Die Profeſſores aber der diſciplinarum theoretica-
rum,
als Phyſicæ, Matheſeos u. ſ. w. fuͤr Geldgeitz/
und derer Practicarum fuͤr Ehrgeitz zu huͤten.

12. Jn denen hoͤhern Facultaͤten ſtellet die
Wolluſt denen Medicis, der Ehrgeitz denen
JCtis, und der Geldgeitz denen Theologis ſonder-
lich nach.

13. Nach dem Wehrſtand ſind die Men-
ſchen entweder Fuͤrſten oder Unterthanen. Ein
Fuͤrſt iſt ſtarcken Verſuchungen von allen drey
Seiten
unterworffen/ und muß ſich ſo wohl fuͤr
den liebkoſenden Schmeichlern huͤten/ daß ſein
Ehrgeitz/ als fuͤr den Kuplern und Tellerle-
ckern/
daß ſeine Wolluſt; als auch endlich fuͤr
dem gifftigen Unkraut/ der die Unterthanen aus-
ſaugenden Blutegeln; daß ſein Geldgeitz nicht
irritret werde.

14. Die Unterthanen ſind Edelleute/ Buͤr-
ger oder Bauern. Den Adel druͤckt der Ehr-
geitz/
die Buͤrger der luxus, und die Bauern der
Geldgeitz.

15. Bey dem Nehrſtand hat ſich die Fe-
der
vor dem Ehrgeitz/ die Elle fuͤr dem Geld-
geitz/
und der Hammer fuͤr der Wolluſt zu huͤ-
ten. Der Degen iſt abermahls allen drey Ver-
ſuchungen
ſtarck unterworffen.

16. A-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0176" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 7. H. Gegeneinanderhaltung</hi></fw><lb/>
von der <hi rendition="#fr">Wollu&#x017F;t/</hi> der <hi rendition="#fr">Wehr&#x017F;tand</hi> von dem<lb/><hi rendition="#fr">Ehrgeitz/</hi> und der <hi rendition="#fr">Lehr&#x017F;tand</hi> von dem <hi rendition="#fr">Geld-<lb/>
geitz.</hi></p><lb/>
        <p>11. Jn dem <hi rendition="#fr">Lehr&#x017F;tand</hi> haben &#x017F;ich <hi rendition="#fr">Stu-<lb/>
denten</hi> &#x017F;ehr fu&#x0364;r der <hi rendition="#fr">Wollu&#x017F;t</hi> in acht zu nehmen.<lb/>
Die <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ores</hi></hi> aber der <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">di&#x017F;ciplinarum theoretica-<lb/>
rum,</hi></hi> als <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Phy&#x017F;icæ, Mathe&#x017F;eos</hi></hi> u. &#x017F;. w. fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">Geldgeitz/</hi><lb/>
und derer <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Practicarum</hi></hi> fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">Ehrgeitz</hi> zu hu&#x0364;ten.</p><lb/>
        <p>12. Jn denen ho&#x0364;hern <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Facul</hi></hi>ta&#x0364;ten &#x017F;tellet die<lb/><hi rendition="#fr">Wollu&#x017F;t</hi> denen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Medicis,</hi></hi> der <hi rendition="#fr">Ehrgeitz</hi> denen<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">JCtis,</hi></hi> und der <hi rendition="#fr">Geldgeitz</hi> denen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Theologis</hi></hi> &#x017F;onder-<lb/>
lich nach.</p><lb/>
        <p>13. Nach dem <hi rendition="#fr">Wehr&#x017F;tand</hi> &#x017F;ind die Men-<lb/>
&#x017F;chen entweder Fu&#x0364;r&#x017F;ten oder Unterthanen. Ein<lb/><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;r&#x017F;t</hi> i&#x017F;t &#x017F;tarcken Ver&#x017F;uchungen von <hi rendition="#fr">allen drey<lb/>
Seiten</hi> unterworffen/ und muß &#x017F;ich &#x017F;o wohl fu&#x0364;r<lb/>
den liebko&#x017F;enden <hi rendition="#fr">Schmeichlern</hi> hu&#x0364;ten/ daß &#x017F;ein<lb/><hi rendition="#fr">Ehrgeitz/</hi> als fu&#x0364;r den <hi rendition="#fr">Kuplern</hi> und <hi rendition="#fr">Tellerle-<lb/>
ckern/</hi> daß &#x017F;eine <hi rendition="#fr">Wollu&#x017F;t;</hi> als auch endlich fu&#x0364;r<lb/>
dem gifftigen Unkraut/ der die Unterthanen aus-<lb/>
&#x017F;augenden <hi rendition="#fr">Blutegeln;</hi> daß &#x017F;ein <hi rendition="#fr">Geldgeitz</hi> nicht<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">irrit</hi></hi>ret werde.</p><lb/>
        <p>14. Die Unterthanen &#x017F;ind Edelleute/ Bu&#x0364;r-<lb/>
ger oder Bauern. Den <hi rendition="#fr">Adel</hi> dru&#x0364;ckt der <hi rendition="#fr">Ehr-<lb/>
geitz/</hi> die <hi rendition="#fr">Bu&#x0364;rger</hi> der <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">luxus,</hi></hi> und die <hi rendition="#fr">Bauern</hi> der<lb/><hi rendition="#fr">Geldgeitz.</hi></p><lb/>
        <p>15. Bey dem <hi rendition="#fr">Nehr&#x017F;tand</hi> hat &#x017F;ich die <hi rendition="#fr">Fe-<lb/>
der</hi> vor dem <hi rendition="#fr">Ehrgeitz/</hi> die <hi rendition="#fr">Elle</hi> fu&#x0364;r dem <hi rendition="#fr">Geld-<lb/>
geitz/</hi> und der <hi rendition="#fr">Hammer</hi> fu&#x0364;r der <hi rendition="#fr">Wollu&#x017F;t</hi> zu hu&#x0364;-<lb/>
ten. Der <hi rendition="#fr">Degen</hi> i&#x017F;t abermahls <hi rendition="#fr">allen drey Ver-<lb/>
&#x017F;uchungen</hi> &#x017F;tarck unterworffen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">16. A-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0176] Das 7. H. Gegeneinanderhaltung von der Wolluſt/ der Wehrſtand von dem Ehrgeitz/ und der Lehrſtand von dem Geld- geitz. 11. Jn dem Lehrſtand haben ſich Stu- denten ſehr fuͤr der Wolluſt in acht zu nehmen. Die Profeſſores aber der diſciplinarum theoretica- rum, als Phyſicæ, Matheſeos u. ſ. w. fuͤr Geldgeitz/ und derer Practicarum fuͤr Ehrgeitz zu huͤten. 12. Jn denen hoͤhern Facultaͤten ſtellet die Wolluſt denen Medicis, der Ehrgeitz denen JCtis, und der Geldgeitz denen Theologis ſonder- lich nach. 13. Nach dem Wehrſtand ſind die Men- ſchen entweder Fuͤrſten oder Unterthanen. Ein Fuͤrſt iſt ſtarcken Verſuchungen von allen drey Seiten unterworffen/ und muß ſich ſo wohl fuͤr den liebkoſenden Schmeichlern huͤten/ daß ſein Ehrgeitz/ als fuͤr den Kuplern und Tellerle- ckern/ daß ſeine Wolluſt; als auch endlich fuͤr dem gifftigen Unkraut/ der die Unterthanen aus- ſaugenden Blutegeln; daß ſein Geldgeitz nicht irritret werde. 14. Die Unterthanen ſind Edelleute/ Buͤr- ger oder Bauern. Den Adel druͤckt der Ehr- geitz/ die Buͤrger der luxus, und die Bauern der Geldgeitz. 15. Bey dem Nehrſtand hat ſich die Fe- der vor dem Ehrgeitz/ die Elle fuͤr dem Geld- geitz/ und der Hammer fuͤr der Wolluſt zu huͤ- ten. Der Degen iſt abermahls allen drey Ver- ſuchungen ſtarck unterworffen. 16. A-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/176
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/176>, abgerufen am 26.04.2024.