Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

den Zweck mit geringerer Aufopferung, und auf
dem kleinern bessern Theile schneller und auffal-
lender erreicht. So mußte das schlechtere Land
zu sehr auf Kosten des bessern in Kultur kom-
men.

Um einen klaren Begriff von dem Zustande
der Wirthschaft bei der Uebernahme zu geben,
muß ich zuvörderst der sonderbaren Einrichtung
mit dem Viehstande hier erwähnen. Es ward
zwar ein beträchtlicherer Viehstapel, als hier bei
Dreifelder-Wirthschaften gewöhnlich ist, gehalten.
40 Kühe großer starker Art, 28 Ochsen, 400
Schafe. Allein die Kühe waren nur im Winter
hier oben, und gingen vom ersten Frühjahr bis
zum späten Herbst nach Königshof, wo die Mol-
kerei allein betrieben wurde. Auch die Ochsen
waren unten, wenn sie hier nichts zu thun hat-
ten, um sich da wieder auszufressen. Die Schafe
waren arme Hungerleider; denn es gab hier keine
andere Weide als auf der Brache, und dann auf
der Stoppel, und etwas unbedeutendes in dem
kleinen Holze. Wiesen waren hier überall nicht.
Eine, freilich auch abgelegene, Wiese war ver-
kauft, weil man auf Königshof Wiesen genug
zu haben glaubte. Das Heu was heraufgebracht
wurde war unbedeutend, größtentheils für die

den Zweck mit geringerer Aufopferung, und auf
dem kleinern beſſern Theile ſchneller und auffal-
lender erreicht. So mußte das ſchlechtere Land
zu ſehr auf Koſten des beſſern in Kultur kom-
men.

Um einen klaren Begriff von dem Zuſtande
der Wirthſchaft bei der Uebernahme zu geben,
muß ich zuvoͤrderſt der ſonderbaren Einrichtung
mit dem Viehſtande hier erwaͤhnen. Es ward
zwar ein betraͤchtlicherer Viehſtapel, als hier bei
Dreifelder-Wirthſchaften gewoͤhnlich iſt, gehalten.
40 Kuͤhe großer ſtarker Art, 28 Ochſen, 400
Schafe. Allein die Kuͤhe waren nur im Winter
hier oben, und gingen vom erſten Fruͤhjahr bis
zum ſpaͤten Herbſt nach Koͤnigshof, wo die Mol-
kerei allein betrieben wurde. Auch die Ochſen
waren unten, wenn ſie hier nichts zu thun hat-
ten, um ſich da wieder auszufreſſen. Die Schafe
waren arme Hungerleider; denn es gab hier keine
andere Weide als auf der Brache, und dann auf
der Stoppel, und etwas unbedeutendes in dem
kleinen Holze. Wieſen waren hier uͤberall nicht.
Eine, freilich auch abgelegene, Wieſe war ver-
kauft, weil man auf Koͤnigshof Wieſen genug
zu haben glaubte. Das Heu was heraufgebracht
wurde war unbedeutend, groͤßtentheils fuͤr die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0032" n="15"/>
den Zweck mit geringerer Aufopferung, und auf<lb/>
dem kleinern be&#x017F;&#x017F;ern Theile &#x017F;chneller und auffal-<lb/>
lender erreicht. So mußte das &#x017F;chlechtere Land<lb/>
zu &#x017F;ehr auf Ko&#x017F;ten des be&#x017F;&#x017F;ern in Kultur kom-<lb/>
men.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head/>
        <p>Um einen klaren Begriff von dem Zu&#x017F;tande<lb/>
der Wirth&#x017F;chaft bei der Uebernahme zu geben,<lb/>
muß ich zuvo&#x0364;rder&#x017F;t der &#x017F;onderbaren Einrichtung<lb/>
mit dem Vieh&#x017F;tande hier erwa&#x0364;hnen. Es ward<lb/>
zwar ein betra&#x0364;chtlicherer Vieh&#x017F;tapel, als hier bei<lb/>
Dreifelder-Wirth&#x017F;chaften gewo&#x0364;hnlich i&#x017F;t, gehalten.<lb/>
40 Ku&#x0364;he großer &#x017F;tarker Art, 28 Och&#x017F;en, 400<lb/>
Schafe. Allein die Ku&#x0364;he waren nur im Winter<lb/>
hier oben, und gingen vom er&#x017F;ten Fru&#x0364;hjahr bis<lb/>
zum &#x017F;pa&#x0364;ten Herb&#x017F;t nach Ko&#x0364;nigshof, wo die Mol-<lb/>
kerei allein betrieben wurde. Auch die Och&#x017F;en<lb/>
waren unten, wenn &#x017F;ie hier nichts zu thun hat-<lb/>
ten, um &#x017F;ich da wieder auszufre&#x017F;&#x017F;en. Die Schafe<lb/>
waren arme Hungerleider; denn es gab hier keine<lb/>
andere Weide als auf der Brache, und dann auf<lb/>
der Stoppel, und etwas unbedeutendes in dem<lb/>
kleinen Holze. Wie&#x017F;en waren hier u&#x0364;berall nicht.<lb/>
Eine, freilich auch abgelegene, Wie&#x017F;e war ver-<lb/>
kauft, weil man auf Ko&#x0364;nigshof Wie&#x017F;en genug<lb/>
zu haben glaubte. Das Heu was heraufgebracht<lb/>
wurde war unbedeutend, gro&#x0364;ßtentheils fu&#x0364;r die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0032] den Zweck mit geringerer Aufopferung, und auf dem kleinern beſſern Theile ſchneller und auffal- lender erreicht. So mußte das ſchlechtere Land zu ſehr auf Koſten des beſſern in Kultur kom- men. Um einen klaren Begriff von dem Zuſtande der Wirthſchaft bei der Uebernahme zu geben, muß ich zuvoͤrderſt der ſonderbaren Einrichtung mit dem Viehſtande hier erwaͤhnen. Es ward zwar ein betraͤchtlicherer Viehſtapel, als hier bei Dreifelder-Wirthſchaften gewoͤhnlich iſt, gehalten. 40 Kuͤhe großer ſtarker Art, 28 Ochſen, 400 Schafe. Allein die Kuͤhe waren nur im Winter hier oben, und gingen vom erſten Fruͤhjahr bis zum ſpaͤten Herbſt nach Koͤnigshof, wo die Mol- kerei allein betrieben wurde. Auch die Ochſen waren unten, wenn ſie hier nichts zu thun hat- ten, um ſich da wieder auszufreſſen. Die Schafe waren arme Hungerleider; denn es gab hier keine andere Weide als auf der Brache, und dann auf der Stoppel, und etwas unbedeutendes in dem kleinen Holze. Wieſen waren hier uͤberall nicht. Eine, freilich auch abgelegene, Wieſe war ver- kauft, weil man auf Koͤnigshof Wieſen genug zu haben glaubte. Das Heu was heraufgebracht wurde war unbedeutend, groͤßtentheils fuͤr die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/32
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/32>, abgerufen am 21.12.2024.