Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

Bald nach meiner Abreise, wie ich eben zum
Ankauf einiger der edelsten Böcke Auftrag gege-
ben hatte, erhielt ich die Nachricht, daß die Pok-
ken unter die halb veredelte Heerde gekommen
seyen, und kurz darauf, daß sie, ohnerachtet man
die Inokulation -- zu spät -- unternommen, so
bösartig wären, daß wenige durchkommen wür-
den. Ich bestellte den Böckekauf mit einigem
Verluste ab. Wie ich hier ankam, fand ich nur
einen kleinen Rest lahmer und kahler Thiere. Ich
bekenne hier abermals, daß dieser Unglücksfall
mich zu einem Fehlgriff verleitete. Hätte ich die
Schäferei nicht verloren, so würde ich ihre Ver-
edlung sogleich ernstlich betrieben und einen klei-
nen völlig reinen Stamm zugekauft haben. Ich
würde die Eintheilung der Feldmark anders ge-
macht, nur das bessere, nahegelegene und minder
erschöpfte Land, etwa 350 Morgen, in die Haupt-
schläge genommen und in volle Kraft gesetzt, das
übrige aber in einer Art von Koppelwirthschaft,
nur wenig gedünget, und nach einer, höchstens
zwei Trachten mit weißem Klee, zur Schafweide
niedergelegt haben. Der Verlust des ersten
Stammes betäubte mich wirklich, und weil da-
mals die Sicherung durch Inokulation noch nicht
so anerkannt entschieden war, so konnte ich mich

Bald nach meiner Abreiſe, wie ich eben zum
Ankauf einiger der edelſten Boͤcke Auftrag gege-
ben hatte, erhielt ich die Nachricht, daß die Pok-
ken unter die halb veredelte Heerde gekommen
ſeyen, und kurz darauf, daß ſie, ohnerachtet man
die Inokulation — zu ſpaͤt — unternommen, ſo
boͤsartig waͤren, daß wenige durchkommen wuͤr-
den. Ich beſtellte den Boͤckekauf mit einigem
Verluſte ab. Wie ich hier ankam, fand ich nur
einen kleinen Reſt lahmer und kahler Thiere. Ich
bekenne hier abermals, daß dieſer Ungluͤcksfall
mich zu einem Fehlgriff verleitete. Haͤtte ich die
Schaͤferei nicht verloren, ſo wuͤrde ich ihre Ver-
edlung ſogleich ernſtlich betrieben und einen klei-
nen voͤllig reinen Stamm zugekauft haben. Ich
wuͤrde die Eintheilung der Feldmark anders ge-
macht, nur das beſſere, nahegelegene und minder
erſchoͤpfte Land, etwa 350 Morgen, in die Haupt-
ſchlaͤge genommen und in volle Kraft geſetzt, das
uͤbrige aber in einer Art von Koppelwirthſchaft,
nur wenig geduͤnget, und nach einer, hoͤchſtens
zwei Trachten mit weißem Klee, zur Schafweide
niedergelegt haben. Der Verluſt des erſten
Stammes betaͤubte mich wirklich, und weil da-
mals die Sicherung durch Inokulation noch nicht
ſo anerkannt entſchieden war, ſo konnte ich mich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0030" n="13"/>
      <div n="1">
        <head/>
        <p>Bald nach meiner Abrei&#x017F;e, wie ich eben zum<lb/>
Ankauf einiger der edel&#x017F;ten Bo&#x0364;cke Auftrag gege-<lb/>
ben hatte, erhielt ich die Nachricht, daß die Pok-<lb/>
ken unter die halb veredelte Heerde gekommen<lb/>
&#x017F;eyen, und kurz darauf, daß &#x017F;ie, ohnerachtet man<lb/>
die Inokulation &#x2014; zu &#x017F;pa&#x0364;t &#x2014; unternommen, &#x017F;o<lb/>
bo&#x0364;sartig wa&#x0364;ren, daß wenige durchkommen wu&#x0364;r-<lb/>
den. Ich be&#x017F;tellte den Bo&#x0364;ckekauf mit einigem<lb/>
Verlu&#x017F;te ab. Wie ich hier ankam, fand ich nur<lb/>
einen kleinen Re&#x017F;t lahmer und kahler Thiere. Ich<lb/>
bekenne hier abermals, daß die&#x017F;er Unglu&#x0364;cksfall<lb/>
mich zu einem Fehlgriff verleitete. Ha&#x0364;tte ich die<lb/>
Scha&#x0364;ferei nicht verloren, &#x017F;o wu&#x0364;rde ich ihre Ver-<lb/>
edlung &#x017F;ogleich ern&#x017F;tlich betrieben und einen klei-<lb/>
nen vo&#x0364;llig reinen Stamm zugekauft haben. Ich<lb/>
wu&#x0364;rde die Eintheilung der Feldmark anders ge-<lb/>
macht, nur das be&#x017F;&#x017F;ere, nahegelegene und minder<lb/>
er&#x017F;cho&#x0364;pfte Land, etwa 350 Morgen, in die Haupt-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;ge genommen und in volle Kraft ge&#x017F;etzt, das<lb/>
u&#x0364;brige aber in einer Art von Koppelwirth&#x017F;chaft,<lb/>
nur wenig gedu&#x0364;nget, und nach einer, ho&#x0364;ch&#x017F;tens<lb/>
zwei Trachten mit weißem Klee, zur Schafweide<lb/>
niedergelegt haben. Der Verlu&#x017F;t des er&#x017F;ten<lb/>
Stammes beta&#x0364;ubte mich wirklich, und weil da-<lb/>
mals die Sicherung durch Inokulation noch nicht<lb/>
&#x017F;o anerkannt ent&#x017F;chieden war, &#x017F;o konnte ich mich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0030] Bald nach meiner Abreiſe, wie ich eben zum Ankauf einiger der edelſten Boͤcke Auftrag gege- ben hatte, erhielt ich die Nachricht, daß die Pok- ken unter die halb veredelte Heerde gekommen ſeyen, und kurz darauf, daß ſie, ohnerachtet man die Inokulation — zu ſpaͤt — unternommen, ſo boͤsartig waͤren, daß wenige durchkommen wuͤr- den. Ich beſtellte den Boͤckekauf mit einigem Verluſte ab. Wie ich hier ankam, fand ich nur einen kleinen Reſt lahmer und kahler Thiere. Ich bekenne hier abermals, daß dieſer Ungluͤcksfall mich zu einem Fehlgriff verleitete. Haͤtte ich die Schaͤferei nicht verloren, ſo wuͤrde ich ihre Ver- edlung ſogleich ernſtlich betrieben und einen klei- nen voͤllig reinen Stamm zugekauft haben. Ich wuͤrde die Eintheilung der Feldmark anders ge- macht, nur das beſſere, nahegelegene und minder erſchoͤpfte Land, etwa 350 Morgen, in die Haupt- ſchlaͤge genommen und in volle Kraft geſetzt, das uͤbrige aber in einer Art von Koppelwirthſchaft, nur wenig geduͤnget, und nach einer, hoͤchſtens zwei Trachten mit weißem Klee, zur Schafweide niedergelegt haben. Der Verluſt des erſten Stammes betaͤubte mich wirklich, und weil da- mals die Sicherung durch Inokulation noch nicht ſo anerkannt entſchieden war, ſo konnte ich mich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/30
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/30>, abgerufen am 21.12.2024.