Des Bruchvorwerks Königshof erwähne ich nur, in so fern es mit der hiesigen Wirthschaft in Verbingung stehet; sonst giebt seine Bewirth- schaftung keine Resultate, welche irgend ein In- teresse für meine Leser haben könnten. Die Na- tur hat da alles, die Kunst bisher sehr wenig gethan. Um die große Triebkraft dieses Bodens zu benutzen, wie sie benutzt werden könnte, er- forderte er eine sehr genaue Aufmerksamkeit. Der Boden ist überreich an Humus, der aber zum Theil noch faserigt, zum Theil verkohlet ist, und zu seiner Auflösung des thierischen Düngers sehr stark bedarf. Er ist deshalb zu lose und für die flachwurzelnden Gewächse der Ausdürrung der Oberfläche zu sehr ausgesetzt, besonders bevor er beschattet ist. Die Sonnenstralen wirken, seiner Schwärze wegen, brennend auf ihn ein. Einige Zoll unter der Oberfläche hält er die Feuchtig- keit gut; denn Sand hat er, einige Hügel aus- genommen, wenig; er besteht fast nur aus Thon und Humus, was man bei seiner Losigkeit kaum glauben sollte. Bei anhaltender feuchter Wit- terung wird er sehr schlammigt. Er ist zum Un- kraut sehr geneigt und mit dessen Keimen über- füllt. Sobald die Witterung diesem mehr zu- sagt, als den Früchten, überwächst es sie; bei
trok-
Des Bruchvorwerks Koͤnigshof erwaͤhne ich nur, in ſo fern es mit der hieſigen Wirthſchaft in Verbingung ſtehet; ſonſt giebt ſeine Bewirth- ſchaftung keine Reſultate, welche irgend ein In- tereſſe fuͤr meine Leſer haben koͤnnten. Die Na- tur hat da alles, die Kunſt bisher ſehr wenig gethan. Um die große Triebkraft dieſes Bodens zu benutzen, wie ſie benutzt werden koͤnnte, er- forderte er eine ſehr genaue Aufmerkſamkeit. Der Boden iſt uͤberreich an Humus, der aber zum Theil noch faſerigt, zum Theil verkohlet iſt, und zu ſeiner Aufloͤſung des thieriſchen Duͤngers ſehr ſtark bedarf. Er iſt deshalb zu loſe und fuͤr die flachwurzelnden Gewaͤchſe der Ausduͤrrung der Oberflaͤche zu ſehr ausgeſetzt, beſonders bevor er beſchattet iſt. Die Sonnenſtralen wirken, ſeiner Schwaͤrze wegen, brennend auf ihn ein. Einige Zoll unter der Oberflaͤche haͤlt er die Feuchtig- keit gut; denn Sand hat er, einige Huͤgel aus- genommen, wenig; er beſteht faſt nur aus Thon und Humus, was man bei ſeiner Loſigkeit kaum glauben ſollte. Bei anhaltender feuchter Wit- terung wird er ſehr ſchlammigt. Er iſt zum Un- kraut ſehr geneigt und mit deſſen Keimen uͤber- fuͤllt. Sobald die Witterung dieſem mehr zu- ſagt, als den Fruͤchten, uͤberwaͤchſt es ſie; bei
trok-
<TEI><text><body><pbfacs="#f0209"n="192"/><divn="1"><head/><p>Des Bruchvorwerks Koͤnigshof erwaͤhne ich<lb/>
nur, in ſo fern es mit der hieſigen Wirthſchaft<lb/>
in Verbingung ſtehet; ſonſt giebt ſeine Bewirth-<lb/>ſchaftung keine Reſultate, welche irgend ein In-<lb/>
tereſſe fuͤr meine Leſer haben koͤnnten. Die Na-<lb/>
tur hat da alles, die Kunſt bisher ſehr wenig<lb/>
gethan. Um die große Triebkraft dieſes Bodens<lb/>
zu benutzen, wie ſie benutzt werden koͤnnte, er-<lb/>
forderte er eine ſehr genaue Aufmerkſamkeit. Der<lb/>
Boden iſt uͤberreich an Humus, der aber zum<lb/>
Theil noch faſerigt, zum Theil verkohlet iſt, und<lb/>
zu ſeiner Aufloͤſung des thieriſchen Duͤngers ſehr<lb/>ſtark bedarf. Er iſt deshalb zu loſe und fuͤr die<lb/>
flachwurzelnden Gewaͤchſe der Ausduͤrrung der<lb/>
Oberflaͤche zu ſehr ausgeſetzt, beſonders bevor er<lb/>
beſchattet iſt. Die Sonnenſtralen wirken, ſeiner<lb/>
Schwaͤrze wegen, brennend auf ihn ein. Einige<lb/>
Zoll unter der Oberflaͤche haͤlt er die Feuchtig-<lb/>
keit gut; denn Sand hat er, einige Huͤgel aus-<lb/>
genommen, wenig; er beſteht faſt nur aus Thon<lb/>
und Humus, was man bei ſeiner Loſigkeit kaum<lb/>
glauben ſollte. Bei anhaltender feuchter Wit-<lb/>
terung wird er ſehr ſchlammigt. Er iſt zum Un-<lb/>
kraut ſehr geneigt und mit deſſen Keimen uͤber-<lb/>
fuͤllt. Sobald die Witterung dieſem mehr zu-<lb/>ſagt, als den Fruͤchten, uͤberwaͤchſt es ſie; bei<lb/><fwplace="bottom"type="catch">trok-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[192/0209]
Des Bruchvorwerks Koͤnigshof erwaͤhne ich
nur, in ſo fern es mit der hieſigen Wirthſchaft
in Verbingung ſtehet; ſonſt giebt ſeine Bewirth-
ſchaftung keine Reſultate, welche irgend ein In-
tereſſe fuͤr meine Leſer haben koͤnnten. Die Na-
tur hat da alles, die Kunſt bisher ſehr wenig
gethan. Um die große Triebkraft dieſes Bodens
zu benutzen, wie ſie benutzt werden koͤnnte, er-
forderte er eine ſehr genaue Aufmerkſamkeit. Der
Boden iſt uͤberreich an Humus, der aber zum
Theil noch faſerigt, zum Theil verkohlet iſt, und
zu ſeiner Aufloͤſung des thieriſchen Duͤngers ſehr
ſtark bedarf. Er iſt deshalb zu loſe und fuͤr die
flachwurzelnden Gewaͤchſe der Ausduͤrrung der
Oberflaͤche zu ſehr ausgeſetzt, beſonders bevor er
beſchattet iſt. Die Sonnenſtralen wirken, ſeiner
Schwaͤrze wegen, brennend auf ihn ein. Einige
Zoll unter der Oberflaͤche haͤlt er die Feuchtig-
keit gut; denn Sand hat er, einige Huͤgel aus-
genommen, wenig; er beſteht faſt nur aus Thon
und Humus, was man bei ſeiner Loſigkeit kaum
glauben ſollte. Bei anhaltender feuchter Wit-
terung wird er ſehr ſchlammigt. Er iſt zum Un-
kraut ſehr geneigt und mit deſſen Keimen uͤber-
fuͤllt. Sobald die Witterung dieſem mehr zu-
ſagt, als den Fruͤchten, uͤberwaͤchſt es ſie; bei
trok-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/209>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.