Rocken, weswegen ich besonders davon reden werde. Indessen ist es zu bewun- dern, wie sehr kräftiges Getreide auch dieser Wiederwärtigkeit gegen schwächeres widerstehe.
In und nach der Blütezeit tritt die Gefahr des Lagerns ein. Wenn sich Getreide früher lagert ohne von stürmischen Platzregen oder Schlossen niedergewor- fen zu seyn, so rührt es von übertriebener Geilheit des Bodens her, die der ver- ständige Landwirth vermeidet. Ist es gewaltsam niedergeschlagen, so hat es vor der Blüte wenig zu bedeuten; es richtet sich wieder auf, indem es ein Knie macht.
§. 26.
Das Lagern.Das Lagern, welches von gewöhnlichem Regen erfolgt, ist um so schlimmer je früher es geschiehet. Es ist nicht immer der dichte Stand der Halme sondern auch eine Schwäche und Kränklichkeit der Pflanze daran Schuld. Denn man findet oft ein schwächer besetztes Feld gelagert, wenn ein dichter besetztes dane- ben aufrecht stehet. Starke Düngung mit mangelhafter und flacher Beackerung, sehr dichte Saat giebt am häufigsten Lagergetreide; wogegen ein recht gut und tief bearbeiteter Acker und mehr bestaudete, als in der Jugend gedrängte Pflan- zen dagegen schützen. Hier hat der Stamm des Halmes unten mehrere Stärke, dort ist er zu schnell in die Höhe getrieben und hat seine Länge und vielleicht die Stärke seiner Blätter auf Kosten seiner Stärke am Stamme bekommen; alles geile Getreide zeigt ein Ueberverhältniß des Wasserstoffs gegen den Kohlen- stoff und folglich Schwäche an.
Bei dem vorgesagten ist zwar hauptsächlich Rücksicht auf das Winterge- treide genommen worden, es findet aber ebenfalls in den meisten Punkten seine Anwendung auf das Sommergetreide. Das besondere wird bei jeder Getreide- art bemerkt werden.
§. 27.
Krankheiten.Unter den verschiedenen Krankheiten, welche das Getreide, so wie manche andere Pflanzen, doch in verschiedener Form, während ihrer Vegetation treffen, sind folgende die gewöhnlichsten und die merkwürdigsten.
Das Verscheinen und Verbleichen der Saat, wo die Pflanzen plötzlich eine weiße oder gelbe Farbe, wie bei ihrer völligen Reifung annehmen, und bald ganz dürre werden.
Getreidearten.
Rocken, weswegen ich beſonders davon reden werde. Indeſſen iſt es zu bewun- dern, wie ſehr kraͤftiges Getreide auch dieſer Wiederwaͤrtigkeit gegen ſchwaͤcheres widerſtehe.
In und nach der Bluͤtezeit tritt die Gefahr des Lagerns ein. Wenn ſich Getreide fruͤher lagert ohne von ſtuͤrmiſchen Platzregen oder Schloſſen niedergewor- fen zu ſeyn, ſo ruͤhrt es von uͤbertriebener Geilheit des Bodens her, die der ver- ſtaͤndige Landwirth vermeidet. Iſt es gewaltſam niedergeſchlagen, ſo hat es vor der Bluͤte wenig zu bedeuten; es richtet ſich wieder auf, indem es ein Knie macht.
§. 26.
Das Lagern.Das Lagern, welches von gewoͤhnlichem Regen erfolgt, iſt um ſo ſchlimmer je fruͤher es geſchiehet. Es iſt nicht immer der dichte Stand der Halme ſondern auch eine Schwaͤche und Kraͤnklichkeit der Pflanze daran Schuld. Denn man findet oft ein ſchwaͤcher beſetztes Feld gelagert, wenn ein dichter beſetztes dane- ben aufrecht ſtehet. Starke Duͤngung mit mangelhafter und flacher Beackerung, ſehr dichte Saat giebt am haͤufigſten Lagergetreide; wogegen ein recht gut und tief bearbeiteter Acker und mehr beſtaudete, als in der Jugend gedraͤngte Pflan- zen dagegen ſchuͤtzen. Hier hat der Stamm des Halmes unten mehrere Staͤrke, dort iſt er zu ſchnell in die Hoͤhe getrieben und hat ſeine Laͤnge und vielleicht die Staͤrke ſeiner Blaͤtter auf Koſten ſeiner Staͤrke am Stamme bekommen; alles geile Getreide zeigt ein Ueberverhaͤltniß des Waſſerſtoffs gegen den Kohlen- ſtoff und folglich Schwaͤche an.
Bei dem vorgeſagten iſt zwar hauptſaͤchlich Ruͤckſicht auf das Winterge- treide genommen worden, es findet aber ebenfalls in den meiſten Punkten ſeine Anwendung auf das Sommergetreide. Das beſondere wird bei jeder Getreide- art bemerkt werden.
§. 27.
Krankheiten.Unter den verſchiedenen Krankheiten, welche das Getreide, ſo wie manche andere Pflanzen, doch in verſchiedener Form, waͤhrend ihrer Vegetation treffen, ſind folgende die gewoͤhnlichſten und die merkwuͤrdigſten.
Das Verſcheinen und Verbleichen der Saat, wo die Pflanzen ploͤtzlich eine weiße oder gelbe Farbe, wie bei ihrer voͤlligen Reifung annehmen, und bald ganz duͤrre werden.
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Getreidearten.
Rocken, weswegen ich beſonders davon reden werde. Indeſſen iſt es zu bewun-
dern, wie ſehr kraͤftiges Getreide auch dieſer Wiederwaͤrtigkeit gegen ſchwaͤcheres
widerſtehe.
In und nach der Bluͤtezeit tritt die Gefahr des Lagerns ein. Wenn ſich
Getreide fruͤher lagert ohne von ſtuͤrmiſchen Platzregen oder Schloſſen niedergewor-
fen zu ſeyn, ſo ruͤhrt es von uͤbertriebener Geilheit des Bodens her, die der ver-
ſtaͤndige Landwirth vermeidet. Iſt es gewaltſam niedergeſchlagen, ſo hat es vor der
Bluͤte wenig zu bedeuten; es richtet ſich wieder auf, indem es ein Knie macht.
§. 26.
Das Lagern, welches von gewoͤhnlichem Regen erfolgt, iſt um ſo ſchlimmer
je fruͤher es geſchiehet. Es iſt nicht immer der dichte Stand der Halme ſondern
auch eine Schwaͤche und Kraͤnklichkeit der Pflanze daran Schuld. Denn man
findet oft ein ſchwaͤcher beſetztes Feld gelagert, wenn ein dichter beſetztes dane-
ben aufrecht ſtehet. Starke Duͤngung mit mangelhafter und flacher Beackerung,
ſehr dichte Saat giebt am haͤufigſten Lagergetreide; wogegen ein recht gut und
tief bearbeiteter Acker und mehr beſtaudete, als in der Jugend gedraͤngte Pflan-
zen dagegen ſchuͤtzen. Hier hat der Stamm des Halmes unten mehrere Staͤrke,
dort iſt er zu ſchnell in die Hoͤhe getrieben und hat ſeine Laͤnge und vielleicht
die Staͤrke ſeiner Blaͤtter auf Koſten ſeiner Staͤrke am Stamme bekommen;
alles geile Getreide zeigt ein Ueberverhaͤltniß des Waſſerſtoffs gegen den Kohlen-
ſtoff und folglich Schwaͤche an.
Das Lagern.
Bei dem vorgeſagten iſt zwar hauptſaͤchlich Ruͤckſicht auf das Winterge-
treide genommen worden, es findet aber ebenfalls in den meiſten Punkten ſeine
Anwendung auf das Sommergetreide. Das beſondere wird bei jeder Getreide-
art bemerkt werden.
§. 27.
Unter den verſchiedenen Krankheiten, welche das Getreide, ſo wie manche
andere Pflanzen, doch in verſchiedener Form, waͤhrend ihrer Vegetation treffen,
ſind folgende die gewoͤhnlichſten und die merkwuͤrdigſten.
Krankheiten.
Das Verſcheinen und Verbleichen der Saat, wo die Pflanzen ploͤtzlich
eine weiße oder gelbe Farbe, wie bei ihrer voͤlligen Reifung annehmen, und bald
ganz duͤrre werden.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/58>, abgerufen am 03.03.2025.
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