legen und zusammen zu schlagen. Jedes Bund wird mit dünnem Bindfaden zu- sammen geschnürt, oder es wird die Wolle ungebunden in die Säcke gestopft.
Bei edlen Schäfereien achtet man auf das Wollgewicht jedes Thiers, um darnach seinen Werth zu bestimmen, und es vor andern zur Zuzucht auszuwäh- len, da es wahrscheinlich ist, daß auch die Reichhaltigkeit an Wolle sich verer- ben werde. In sofern das stärkere Gewicht von der Dichtigkeit der Wolle her- rührt, trifft dieses auch zu; die längere dagegen hängt von der Fütterung und Gesundheit ab, und daher auch das Gewicht.
Die Merinowolle wiegt ihrem Volumen nach schwerer wie die Landwolle. Wenn aber ein Landschaaf im Gewichte weniger wie ein Merinoschaaf giebt, so rührt dies ohne Zweifel von seiner schlechteren Haltung her. Würden sie gleich gehalten, so scheinen gute Landschaafe immer mehrere Wolle zu tragen.
In Ansehung der besonderen Behandlung und Beurtheilung der Merinos und ihrer Wolle, muß ich auf oben erwähnte Schriften verweisen.
Die Pferde.
§. 130.
Die Lehre von der Pferdezucht ist von so vielen erfahrnen und einsichtsvol- len Männern, welche sich ganz diesem Fache gewidmet hatten, bearbeitet worden. Indessen fehlt es uns noch an einer gründlichen und wissenschaftlichen Darstel- lung dieser Lehre, welche eine klare Uebersicht derselben geben und das Wahre, das Naturgemäße von dem, was sich auf Vorurtheil -- welches sich auch hier zu tief eingewurzelt und verbreitet hat -- begründet, sonderte. Ich darf mir nicht anmaßen, eine solche Uebersicht zu unternehmen, und es würde am wenig- sten hier der Ort seyn, eine so ausführliche Abhandlung darüber zu liefern, als erforderlich wäre. Ich beschränke mich vielmehr bloß auf das, was dem Acker- bauer als solchem von der Anzucht und Haltung der Pferde zu wissen nöthig ist.
Das vorzüglichste Werk welches wir bisjetzt haben, ist ohne Zweifel Naumann über die vorzüglichsten Theile der Pferdewissenschaft. 3 Theile. Berlin 1800--1802.
Deshalb kann ich mich auch hier nicht auf Darstellung der mancherlei Racen, die aus verschiedenen Ländern abstammen, aber auch durch Auswahl der Indivi- duen und mittelst der Durchkreuzung entstanden sind, einlassen.
Die Schaafzucht.
legen und zuſammen zu ſchlagen. Jedes Bund wird mit duͤnnem Bindfaden zu- ſammen geſchnuͤrt, oder es wird die Wolle ungebunden in die Saͤcke geſtopft.
Bei edlen Schaͤfereien achtet man auf das Wollgewicht jedes Thiers, um darnach ſeinen Werth zu beſtimmen, und es vor andern zur Zuzucht auszuwaͤh- len, da es wahrſcheinlich iſt, daß auch die Reichhaltigkeit an Wolle ſich verer- ben werde. In ſofern das ſtaͤrkere Gewicht von der Dichtigkeit der Wolle her- ruͤhrt, trifft dieſes auch zu; die laͤngere dagegen haͤngt von der Fuͤtterung und Geſundheit ab, und daher auch das Gewicht.
Die Merinowolle wiegt ihrem Volumen nach ſchwerer wie die Landwolle. Wenn aber ein Landſchaaf im Gewichte weniger wie ein Merinoſchaaf giebt, ſo ruͤhrt dies ohne Zweifel von ſeiner ſchlechteren Haltung her. Wuͤrden ſie gleich gehalten, ſo ſcheinen gute Landſchaafe immer mehrere Wolle zu tragen.
In Anſehung der beſonderen Behandlung und Beurtheilung der Merinos und ihrer Wolle, muß ich auf oben erwaͤhnte Schriften verweiſen.
Die Pferde.
§. 130.
Die Lehre von der Pferdezucht iſt von ſo vielen erfahrnen und einſichtsvol- len Maͤnnern, welche ſich ganz dieſem Fache gewidmet hatten, bearbeitet worden. Indeſſen fehlt es uns noch an einer gruͤndlichen und wiſſenſchaftlichen Darſtel- lung dieſer Lehre, welche eine klare Ueberſicht derſelben geben und das Wahre, das Naturgemaͤße von dem, was ſich auf Vorurtheil — welches ſich auch hier zu tief eingewurzelt und verbreitet hat — begruͤndet, ſonderte. Ich darf mir nicht anmaßen, eine ſolche Ueberſicht zu unternehmen, und es wuͤrde am wenig- ſten hier der Ort ſeyn, eine ſo ausfuͤhrliche Abhandlung daruͤber zu liefern, als erforderlich waͤre. Ich beſchraͤnke mich vielmehr bloß auf das, was dem Acker- bauer als ſolchem von der Anzucht und Haltung der Pferde zu wiſſen noͤthig iſt.
Das vorzuͤglichſte Werk welches wir bisjetzt haben, iſt ohne Zweifel Naumann uͤber die vorzuͤglichſten Theile der Pferdewiſſenſchaft. 3 Theile. Berlin 1800—1802.
Deshalb kann ich mich auch hier nicht auf Darſtellung der mancherlei Raçen, die aus verſchiedenen Laͤndern abſtammen, aber auch durch Auswahl der Indivi- duen und mittelſt der Durchkreuzung entſtanden ſind, einlaſſen.
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Die Schaafzucht.
legen und zuſammen zu ſchlagen. Jedes Bund wird mit duͤnnem Bindfaden zu-
ſammen geſchnuͤrt, oder es wird die Wolle ungebunden in die Saͤcke geſtopft.
Bei edlen Schaͤfereien achtet man auf das Wollgewicht jedes Thiers, um
darnach ſeinen Werth zu beſtimmen, und es vor andern zur Zuzucht auszuwaͤh-
len, da es wahrſcheinlich iſt, daß auch die Reichhaltigkeit an Wolle ſich verer-
ben werde. In ſofern das ſtaͤrkere Gewicht von der Dichtigkeit der Wolle her-
ruͤhrt, trifft dieſes auch zu; die laͤngere dagegen haͤngt von der Fuͤtterung und
Geſundheit ab, und daher auch das Gewicht.
Die Merinowolle wiegt ihrem Volumen nach ſchwerer wie die Landwolle.
Wenn aber ein Landſchaaf im Gewichte weniger wie ein Merinoſchaaf giebt, ſo
ruͤhrt dies ohne Zweifel von ſeiner ſchlechteren Haltung her. Wuͤrden ſie gleich
gehalten, ſo ſcheinen gute Landſchaafe immer mehrere Wolle zu tragen.
In Anſehung der beſonderen Behandlung und Beurtheilung der Merinos
und ihrer Wolle, muß ich auf oben erwaͤhnte Schriften verweiſen.
Die Pferde.
§. 130.
Die Lehre von der Pferdezucht iſt von ſo vielen erfahrnen und einſichtsvol-
len Maͤnnern, welche ſich ganz dieſem Fache gewidmet hatten, bearbeitet worden.
Indeſſen fehlt es uns noch an einer gruͤndlichen und wiſſenſchaftlichen Darſtel-
lung dieſer Lehre, welche eine klare Ueberſicht derſelben geben und das Wahre,
das Naturgemaͤße von dem, was ſich auf Vorurtheil — welches ſich auch hier
zu tief eingewurzelt und verbreitet hat — begruͤndet, ſonderte. Ich darf mir
nicht anmaßen, eine ſolche Ueberſicht zu unternehmen, und es wuͤrde am wenig-
ſten hier der Ort ſeyn, eine ſo ausfuͤhrliche Abhandlung daruͤber zu liefern, als
erforderlich waͤre. Ich beſchraͤnke mich vielmehr bloß auf das, was dem Acker-
bauer als ſolchem von der Anzucht und Haltung der Pferde zu wiſſen noͤthig iſt.
Das vorzuͤglichſte Werk welches wir bisjetzt haben, iſt ohne Zweifel Naumann uͤber
die vorzuͤglichſten Theile der Pferdewiſſenſchaft. 3 Theile. Berlin 1800—1802.
Deshalb kann ich mich auch hier nicht auf Darſtellung der mancherlei Raçen,
die aus verſchiedenen Laͤndern abſtammen, aber auch durch Auswahl der Indivi-
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/454>, abgerufen am 22.02.2025.
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