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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Schweinezucht.
mem Wasser in einem Zober zum Teig angerührt, dann Sauerteig hinzugethan,
etwas warm erhalten, wo es dann in zwölf Stunden sauer ist. Von diesem
Sauerteig wird eine Portion mit Wasser zu einem dicken Tranke angerührt und
so gegeben. Geht der Sauerteig zu Ende, so wird zu dem Reste wieder frisches
Schrotmehl mit Wasser hinzugethan und angerührt. Dieser Sauerteigstrank ist
den Schweinen ungemein angenehm, gesund und kühlend. Allein gegeben soll er
sie aber nur stark aufschlemmen, vieles, aber lockeres, leichtes Fleisch, wenig Speck
und Flomen geben. Man müsse daher täglich einmal schweres Korn, vorzüglich
Erbsen dabei geben.

Auch wollen es einige vortheilhaft gesunden haben, die Schweine mit Brod
zu mästen. Das Brod wird von grobem Gersten- oder Roggenmehle gebacken,
dann in Stücke geschnitten und im Ofen gedörrt, hernach im Wasser geweicht,
und als dickes Getränk gegeben. Wenn es noch statt des Wassers in saure
Milch oder Molken geweicht wird, so soll es jede andere Mast an Kraft und
Geschwindigkeit der Wirkung übertreffen; wie mir ein sehr glaubwürdiger, erfahr-
ner Landwirth versichert hat.

Alle andre Getreidearten scheint mir der Mais als Mastfutter zu übertref-
fen. Er giebt besonders festes Fleisch, derben Speck, und wird von den Schwei-
nen vorzüglich geliebt. Bei uns braucht man ihn gewöhnlich nur als ein vollen-
dendes Mastfutter, indem man auf jedes Schwein Abends und Morgens eine oder
zwei Hände voll Maiskörner giebt, wodurch die Mast augenscheinlich erhöht wird.
Man kann auch den Schweinen die ganzen Kolben vorwerfen, da sie dann die
Körner selbst auslösen. Dies geschieht besonders in Ungarn, wo eine große Menge
Moldauischer Schweine damit zur höchsten Mast getrieben, und nach Wien ge-
bracht wird.

§. 97.

Noch sind bei der Schweinemast folgende Regeln zu beobachten.Allgemeine
Regeln bei der
Mast.

Schweine überfressen sich leichter wie jedes andre Thier, und dieses setzt sie
ungemein zurück. Es ist daher, wenn eins seyn soll, immer besser, ihnen etwas
zu wenig als zu viel zu geben. Haben sie sich überfressen, so muß man ihnen in
24 Stunden gar kein Futter, und dann 6 Stunden vor dem neuen Futter etliche
Hände voll harte Körner mit etwas Salz geben.


Die Schweinezucht.
mem Waſſer in einem Zober zum Teig angeruͤhrt, dann Sauerteig hinzugethan,
etwas warm erhalten, wo es dann in zwoͤlf Stunden ſauer iſt. Von dieſem
Sauerteig wird eine Portion mit Waſſer zu einem dicken Tranke angeruͤhrt und
ſo gegeben. Geht der Sauerteig zu Ende, ſo wird zu dem Reſte wieder friſches
Schrotmehl mit Waſſer hinzugethan und angeruͤhrt. Dieſer Sauerteigstrank iſt
den Schweinen ungemein angenehm, geſund und kuͤhlend. Allein gegeben ſoll er
ſie aber nur ſtark aufſchlemmen, vieles, aber lockeres, leichtes Fleiſch, wenig Speck
und Flomen geben. Man muͤſſe daher taͤglich einmal ſchweres Korn, vorzuͤglich
Erbſen dabei geben.

Auch wollen es einige vortheilhaft geſunden haben, die Schweine mit Brod
zu maͤſten. Das Brod wird von grobem Gerſten- oder Roggenmehle gebacken,
dann in Stuͤcke geſchnitten und im Ofen gedoͤrrt, hernach im Waſſer geweicht,
und als dickes Getraͤnk gegeben. Wenn es noch ſtatt des Waſſers in ſaure
Milch oder Molken geweicht wird, ſo ſoll es jede andere Maſt an Kraft und
Geſchwindigkeit der Wirkung uͤbertreffen; wie mir ein ſehr glaubwuͤrdiger, erfahr-
ner Landwirth verſichert hat.

Alle andre Getreidearten ſcheint mir der Mais als Maſtfutter zu uͤbertref-
fen. Er giebt beſonders feſtes Fleiſch, derben Speck, und wird von den Schwei-
nen vorzuͤglich geliebt. Bei uns braucht man ihn gewoͤhnlich nur als ein vollen-
dendes Maſtfutter, indem man auf jedes Schwein Abends und Morgens eine oder
zwei Haͤnde voll Maiskoͤrner giebt, wodurch die Maſt augenſcheinlich erhoͤht wird.
Man kann auch den Schweinen die ganzen Kolben vorwerfen, da ſie dann die
Koͤrner ſelbſt ausloͤſen. Dies geſchieht beſonders in Ungarn, wo eine große Menge
Moldauiſcher Schweine damit zur hoͤchſten Maſt getrieben, und nach Wien ge-
bracht wird.

§. 97.

Noch ſind bei der Schweinemaſt folgende Regeln zu beobachten.Allgemeine
Regeln bei der
Maſt.

Schweine uͤberfreſſen ſich leichter wie jedes andre Thier, und dieſes ſetzt ſie
ungemein zuruͤck. Es iſt daher, wenn eins ſeyn ſoll, immer beſſer, ihnen etwas
zu wenig als zu viel zu geben. Haben ſie ſich uͤberfreſſen, ſo muß man ihnen in
24 Stunden gar kein Futter, und dann 6 Stunden vor dem neuen Futter etliche
Haͤnde voll harte Koͤrner mit etwas Salz geben.


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[389/0413] Die Schweinezucht. mem Waſſer in einem Zober zum Teig angeruͤhrt, dann Sauerteig hinzugethan, etwas warm erhalten, wo es dann in zwoͤlf Stunden ſauer iſt. Von dieſem Sauerteig wird eine Portion mit Waſſer zu einem dicken Tranke angeruͤhrt und ſo gegeben. Geht der Sauerteig zu Ende, ſo wird zu dem Reſte wieder friſches Schrotmehl mit Waſſer hinzugethan und angeruͤhrt. Dieſer Sauerteigstrank iſt den Schweinen ungemein angenehm, geſund und kuͤhlend. Allein gegeben ſoll er ſie aber nur ſtark aufſchlemmen, vieles, aber lockeres, leichtes Fleiſch, wenig Speck und Flomen geben. Man muͤſſe daher taͤglich einmal ſchweres Korn, vorzuͤglich Erbſen dabei geben. Auch wollen es einige vortheilhaft geſunden haben, die Schweine mit Brod zu maͤſten. Das Brod wird von grobem Gerſten- oder Roggenmehle gebacken, dann in Stuͤcke geſchnitten und im Ofen gedoͤrrt, hernach im Waſſer geweicht, und als dickes Getraͤnk gegeben. Wenn es noch ſtatt des Waſſers in ſaure Milch oder Molken geweicht wird, ſo ſoll es jede andere Maſt an Kraft und Geſchwindigkeit der Wirkung uͤbertreffen; wie mir ein ſehr glaubwuͤrdiger, erfahr- ner Landwirth verſichert hat. Alle andre Getreidearten ſcheint mir der Mais als Maſtfutter zu uͤbertref- fen. Er giebt beſonders feſtes Fleiſch, derben Speck, und wird von den Schwei- nen vorzuͤglich geliebt. Bei uns braucht man ihn gewoͤhnlich nur als ein vollen- dendes Maſtfutter, indem man auf jedes Schwein Abends und Morgens eine oder zwei Haͤnde voll Maiskoͤrner giebt, wodurch die Maſt augenſcheinlich erhoͤht wird. Man kann auch den Schweinen die ganzen Kolben vorwerfen, da ſie dann die Koͤrner ſelbſt ausloͤſen. Dies geſchieht beſonders in Ungarn, wo eine große Menge Moldauiſcher Schweine damit zur hoͤchſten Maſt getrieben, und nach Wien ge- bracht wird. §. 97. Noch ſind bei der Schweinemaſt folgende Regeln zu beobachten. Allgemeine Regeln bei der Maſt. Schweine uͤberfreſſen ſich leichter wie jedes andre Thier, und dieſes ſetzt ſie ungemein zuruͤck. Es iſt daher, wenn eins ſeyn ſoll, immer beſſer, ihnen etwas zu wenig als zu viel zu geben. Haben ſie ſich uͤberfreſſen, ſo muß man ihnen in 24 Stunden gar kein Futter, und dann 6 Stunden vor dem neuen Futter etliche Haͤnde voll harte Koͤrner mit etwas Salz geben.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/413>, abgerufen am 21.11.2024.