man nehme ein oder zwei Ochsen, die man zum Herbste fett haben will, dazu. Sie werden stark dabei fressen, wenn sie nach dem Futterfelde hin, und von da nach dem Stalle wieder zurückkommen, aber die Mastung wird das Futter bezahlen. Die dazu täglich gebrauchten Ochsen gewähren den Vortheil, daß sie der Sache bald so gewohnt werden, um allein mit dem Futterwagen nach dem Felde hin und wieder zurückgehen zu können.
Wenn die Arbeit des Futtermähens und Einholens in eine gute Ordnung gebracht worden, so macht sie bei einem Viehstande von ungefähr 40 Stücken nicht mehrere Menschen als die Weide nöthig. Denn das Mähen und Ein- holen des Futters kann ein Mann, der sonst den Kühen auf der Weide fol- gen müßte, sehr gut verrichten. Die Milchmägde helfen beim Vorlegen des Futters, und diese sehr kleine Arbeit wird durch die Ersparung des Weges nach der Weidekoppel und des mühsameren Melkens sehr reichlich ersetzt. Die Ausräumung des Mistes wird man sehr gern auf Rechnung der Düngerpro- duktion setzen.
§. 41.
Schneiden des Grünfutters.Manche halten das Schneiden des Klees für unumgänglich nöthig, wodurch die Arbeit beträchtlich vermehrt wird. Meines Ermessens ist dieses aber, außer in den ersten acht Tagen, wo das Vieh von der dürren Fütterung zur grünen übergehet und diese nur sparsam aber kräftig ist, ganz überflüssig. Man will damit Futter ersparen; thut man das aber, so geschieht es auf Kosten des Milch- ertrages. Man glaubt dadurch zu verhindern, daß das Vieh das lange grüne Futter nicht herumschleudere, wie es gewöhnlich in der Fliegenzeit geschiehet; aber das wenige, was so verworfen wird, ist wirklich unbedeutend, und wird nach meiner Beobachtung überwogen durch das, was als Häcksel umkommt, und von dem Viehe in den Krippen zurückgelassen wird. Das zu Häcksel ge- schnittene Futter erhitzt sich sehr schnell, und wird dadurch gänzlich verderben. Das vom langen Klee besorgte Aufblähen hat nicht die geringste Gefahr, wenn das Vieh ordentlich gefüttert wird, und man es nicht bald hungern läßt, bald ihm überflüssig vorwirft. Seit 26 Jahren, daß ich Stallfütterung betreibe, ist mir noch nicht ein einziges Mal ein Stück Vieh bei der Kleefütterung aufgeblähet. Wahr ist es, daß der lange Klee zuweilen das Vieh zu sehr zum
Ernaͤhrung des Rindviehes.
man nehme ein oder zwei Ochſen, die man zum Herbſte fett haben will, dazu. Sie werden ſtark dabei freſſen, wenn ſie nach dem Futterfelde hin, und von da nach dem Stalle wieder zuruͤckkommen, aber die Maſtung wird das Futter bezahlen. Die dazu taͤglich gebrauchten Ochſen gewaͤhren den Vortheil, daß ſie der Sache bald ſo gewohnt werden, um allein mit dem Futterwagen nach dem Felde hin und wieder zuruͤckgehen zu koͤnnen.
Wenn die Arbeit des Futtermaͤhens und Einholens in eine gute Ordnung gebracht worden, ſo macht ſie bei einem Viehſtande von ungefaͤhr 40 Stuͤcken nicht mehrere Menſchen als die Weide noͤthig. Denn das Maͤhen und Ein- holen des Futters kann ein Mann, der ſonſt den Kuͤhen auf der Weide fol- gen muͤßte, ſehr gut verrichten. Die Milchmaͤgde helfen beim Vorlegen des Futters, und dieſe ſehr kleine Arbeit wird durch die Erſparung des Weges nach der Weidekoppel und des muͤhſameren Melkens ſehr reichlich erſetzt. Die Ausraͤumung des Miſtes wird man ſehr gern auf Rechnung der Duͤngerpro- duktion ſetzen.
§. 41.
Schneiden des Gruͤnfutters.Manche halten das Schneiden des Klees fuͤr unumgaͤnglich noͤthig, wodurch die Arbeit betraͤchtlich vermehrt wird. Meines Ermeſſens iſt dieſes aber, außer in den erſten acht Tagen, wo das Vieh von der duͤrren Fuͤtterung zur gruͤnen uͤbergehet und dieſe nur ſparſam aber kraͤftig iſt, ganz uͤberfluͤſſig. Man will damit Futter erſparen; thut man das aber, ſo geſchieht es auf Koſten des Milch- ertrages. Man glaubt dadurch zu verhindern, daß das Vieh das lange gruͤne Futter nicht herumſchleudere, wie es gewoͤhnlich in der Fliegenzeit geſchiehet; aber das wenige, was ſo verworfen wird, iſt wirklich unbedeutend, und wird nach meiner Beobachtung uͤberwogen durch das, was als Haͤckſel umkommt, und von dem Viehe in den Krippen zuruͤckgelaſſen wird. Das zu Haͤckſel ge- ſchnittene Futter erhitzt ſich ſehr ſchnell, und wird dadurch gaͤnzlich verderben. Das vom langen Klee beſorgte Aufblaͤhen hat nicht die geringſte Gefahr, wenn das Vieh ordentlich gefuͤttert wird, und man es nicht bald hungern laͤßt, bald ihm uͤberfluͤſſig vorwirft. Seit 26 Jahren, daß ich Stallfuͤtterung betreibe, iſt mir noch nicht ein einziges Mal ein Stuͤck Vieh bei der Kleefuͤtterung aufgeblaͤhet. Wahr iſt es, daß der lange Klee zuweilen das Vieh zu ſehr zum
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Ernaͤhrung des Rindviehes.
man nehme ein oder zwei Ochſen, die man zum Herbſte fett haben will, dazu.
Sie werden ſtark dabei freſſen, wenn ſie nach dem Futterfelde hin, und von
da nach dem Stalle wieder zuruͤckkommen, aber die Maſtung wird das Futter
bezahlen. Die dazu taͤglich gebrauchten Ochſen gewaͤhren den Vortheil, daß
ſie der Sache bald ſo gewohnt werden, um allein mit dem Futterwagen nach
dem Felde hin und wieder zuruͤckgehen zu koͤnnen.
Wenn die Arbeit des Futtermaͤhens und Einholens in eine gute Ordnung
gebracht worden, ſo macht ſie bei einem Viehſtande von ungefaͤhr 40 Stuͤcken
nicht mehrere Menſchen als die Weide noͤthig. Denn das Maͤhen und Ein-
holen des Futters kann ein Mann, der ſonſt den Kuͤhen auf der Weide fol-
gen muͤßte, ſehr gut verrichten. Die Milchmaͤgde helfen beim Vorlegen des
Futters, und dieſe ſehr kleine Arbeit wird durch die Erſparung des Weges
nach der Weidekoppel und des muͤhſameren Melkens ſehr reichlich erſetzt. Die
Ausraͤumung des Miſtes wird man ſehr gern auf Rechnung der Duͤngerpro-
duktion ſetzen.
§. 41.
Manche halten das Schneiden des Klees fuͤr unumgaͤnglich noͤthig, wodurch
die Arbeit betraͤchtlich vermehrt wird. Meines Ermeſſens iſt dieſes aber, außer
in den erſten acht Tagen, wo das Vieh von der duͤrren Fuͤtterung zur gruͤnen
uͤbergehet und dieſe nur ſparſam aber kraͤftig iſt, ganz uͤberfluͤſſig. Man will
damit Futter erſparen; thut man das aber, ſo geſchieht es auf Koſten des Milch-
ertrages. Man glaubt dadurch zu verhindern, daß das Vieh das lange gruͤne
Futter nicht herumſchleudere, wie es gewoͤhnlich in der Fliegenzeit geſchiehet;
aber das wenige, was ſo verworfen wird, iſt wirklich unbedeutend, und wird
nach meiner Beobachtung uͤberwogen durch das, was als Haͤckſel umkommt,
und von dem Viehe in den Krippen zuruͤckgelaſſen wird. Das zu Haͤckſel ge-
ſchnittene Futter erhitzt ſich ſehr ſchnell, und wird dadurch gaͤnzlich verderben.
Das vom langen Klee beſorgte Aufblaͤhen hat nicht die geringſte Gefahr, wenn
das Vieh ordentlich gefuͤttert wird, und man es nicht bald hungern laͤßt, bald
ihm uͤberfluͤſſig vorwirft. Seit 26 Jahren, daß ich Stallfuͤtterung betreibe, iſt
mir noch nicht ein einziges Mal ein Stuͤck Vieh bei der Kleefuͤtterung
aufgeblaͤhet. Wahr iſt es, daß der lange Klee zuweilen das Vieh zu ſehr zum
Schneiden des
Gruͤnfutters.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/364>, abgerufen am 22.02.2025.
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