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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Ernährung des Rindviehes.
kam. Jedoch hat es keinen Zweifel, daß es ihm besser sey, wenn es täglich
zweimal zum Ausmisten, Tränken, und wo möglich zum Schwemmen ausge-
lassen wird.

Die Viehstände müssen übrigens so angelegt werden, daß sie nach Ver-
hältniß der Größe einen geräumigen Stand haben, und dieser wo möglich
eine hinlängliche Tiefe, damit der Mist unter dem Vieh weggenommen, und
hinter solches an die Wand angehäuft werden könne, und daß dennoch ein freier
Gang hinter dem Viehe bleibe. Er muß gleich hinter dem Viehe mit einem
Abzugskanale versehen seyn, damit die große Menge von Jauche, die bei der
reichlichen grünen Fütterung sich erzeugt, von selbst abfließe oder ausgespühlt
und ausgefegt werden könne. Je nachdem man stärker oder schwächer einstreuet,
wird sich die Menge des flüssigen Mistes vermindern oder vermehren; doch wird
man selten im Stande seyn, so stark einzustreuen, daß das Stroh sie sämmtlich
aufnehme. Hierzu würden täglich 15 und mehr Pfund Stroh auf den Kopf
erforderlich seyn.

Daß man bei gut eingerichteten, gediehlten, mit hinlänglichen Abzügen
versehenen, und durch Fegen rein gehaltenen Ständen, auch ohne alles Stren
bestehen könne, lehrt das Beispiel der Niederländer, Rheinländer und Schwei-
zer, und selbst verschiedener Kolonien bei uns, die aus jenen Gegenden hierher
verpflanzt sind. Das Vieh wird dabei am allerreinlichsten erhalten, wo aber
kein Strohmangel ist, wird das Einstreuen, der Mistgewinnung wegen, doch
immer den Vorzug verdienen.

Der Stall muß hinlänglich mit Fenster- oder Ladenöffnungen versehen
seyn, die zur Einlassung des Lichts und der Luft geöffnet oder geschlossen werden.

§. 38.

Man hält den Klee mehrentheils für das einzige Sommerfütterungsmit-Kleefütterung
und andre
grüne Fütte-
rung

tel. Dies ist er aber keinesweges, und darf es nicht seyn, wenn man näm-
lich die Stallfütterung nicht auf wenige Monate beschränken, sondern bestän-
dig durchführen will. Es ist Sommerstallfütterung betrieben worden, ehe man
den Klee einmal kannte. Daß er indessen in der Jahreszeit, wo man ihn
haben kann, das beste und wohlfeilste Futterkraut sey, hat keinen Zweifel. Er
kömmt nur später, als man mit der grünen Fütterung anfangen soll, fehlt

Vierter Theil. U u

Ernaͤhrung des Rindviehes.
kam. Jedoch hat es keinen Zweifel, daß es ihm beſſer ſey, wenn es taͤglich
zweimal zum Ausmiſten, Traͤnken, und wo moͤglich zum Schwemmen ausge-
laſſen wird.

Die Viehſtaͤnde muͤſſen uͤbrigens ſo angelegt werden, daß ſie nach Ver-
haͤltniß der Groͤße einen geraͤumigen Stand haben, und dieſer wo moͤglich
eine hinlaͤngliche Tiefe, damit der Miſt unter dem Vieh weggenommen, und
hinter ſolches an die Wand angehaͤuft werden koͤnne, und daß dennoch ein freier
Gang hinter dem Viehe bleibe. Er muß gleich hinter dem Viehe mit einem
Abzugskanale verſehen ſeyn, damit die große Menge von Jauche, die bei der
reichlichen gruͤnen Fuͤtterung ſich erzeugt, von ſelbſt abfließe oder ausgeſpuͤhlt
und ausgefegt werden koͤnne. Je nachdem man ſtaͤrker oder ſchwaͤcher einſtreuet,
wird ſich die Menge des fluͤſſigen Miſtes vermindern oder vermehren; doch wird
man ſelten im Stande ſeyn, ſo ſtark einzuſtreuen, daß das Stroh ſie ſaͤmmtlich
aufnehme. Hierzu wuͤrden taͤglich 15 und mehr Pfund Stroh auf den Kopf
erforderlich ſeyn.

Daß man bei gut eingerichteten, gediehlten, mit hinlaͤnglichen Abzuͤgen
verſehenen, und durch Fegen rein gehaltenen Staͤnden, auch ohne alles Stren
beſtehen koͤnne, lehrt das Beiſpiel der Niederlaͤnder, Rheinlaͤnder und Schwei-
zer, und ſelbſt verſchiedener Kolonien bei uns, die aus jenen Gegenden hierher
verpflanzt ſind. Das Vieh wird dabei am allerreinlichſten erhalten, wo aber
kein Strohmangel iſt, wird das Einſtreuen, der Miſtgewinnung wegen, doch
immer den Vorzug verdienen.

Der Stall muß hinlaͤnglich mit Fenſter- oder Ladenoͤffnungen verſehen
ſeyn, die zur Einlaſſung des Lichts und der Luft geoͤffnet oder geſchloſſen werden.

§. 38.

Man haͤlt den Klee mehrentheils fuͤr das einzige Sommerfuͤtterungsmit-Kleefuͤtterung
und andre
gruͤne Fuͤtte-
rung

tel. Dies iſt er aber keinesweges, und darf es nicht ſeyn, wenn man naͤm-
lich die Stallfuͤtterung nicht auf wenige Monate beſchraͤnken, ſondern beſtaͤn-
dig durchfuͤhren will. Es iſt Sommerſtallfuͤtterung betrieben worden, ehe man
den Klee einmal kannte. Daß er indeſſen in der Jahreszeit, wo man ihn
haben kann, das beſte und wohlfeilſte Futterkraut ſey, hat keinen Zweifel. Er
koͤmmt nur ſpaͤter, als man mit der gruͤnen Fuͤtterung anfangen ſoll, fehlt

Vierter Theil. U u
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[337/0361] Ernaͤhrung des Rindviehes. kam. Jedoch hat es keinen Zweifel, daß es ihm beſſer ſey, wenn es taͤglich zweimal zum Ausmiſten, Traͤnken, und wo moͤglich zum Schwemmen ausge- laſſen wird. Die Viehſtaͤnde muͤſſen uͤbrigens ſo angelegt werden, daß ſie nach Ver- haͤltniß der Groͤße einen geraͤumigen Stand haben, und dieſer wo moͤglich eine hinlaͤngliche Tiefe, damit der Miſt unter dem Vieh weggenommen, und hinter ſolches an die Wand angehaͤuft werden koͤnne, und daß dennoch ein freier Gang hinter dem Viehe bleibe. Er muß gleich hinter dem Viehe mit einem Abzugskanale verſehen ſeyn, damit die große Menge von Jauche, die bei der reichlichen gruͤnen Fuͤtterung ſich erzeugt, von ſelbſt abfließe oder ausgeſpuͤhlt und ausgefegt werden koͤnne. Je nachdem man ſtaͤrker oder ſchwaͤcher einſtreuet, wird ſich die Menge des fluͤſſigen Miſtes vermindern oder vermehren; doch wird man ſelten im Stande ſeyn, ſo ſtark einzuſtreuen, daß das Stroh ſie ſaͤmmtlich aufnehme. Hierzu wuͤrden taͤglich 15 und mehr Pfund Stroh auf den Kopf erforderlich ſeyn. Daß man bei gut eingerichteten, gediehlten, mit hinlaͤnglichen Abzuͤgen verſehenen, und durch Fegen rein gehaltenen Staͤnden, auch ohne alles Stren beſtehen koͤnne, lehrt das Beiſpiel der Niederlaͤnder, Rheinlaͤnder und Schwei- zer, und ſelbſt verſchiedener Kolonien bei uns, die aus jenen Gegenden hierher verpflanzt ſind. Das Vieh wird dabei am allerreinlichſten erhalten, wo aber kein Strohmangel iſt, wird das Einſtreuen, der Miſtgewinnung wegen, doch immer den Vorzug verdienen. Der Stall muß hinlaͤnglich mit Fenſter- oder Ladenoͤffnungen verſehen ſeyn, die zur Einlaſſung des Lichts und der Luft geoͤffnet oder geſchloſſen werden. §. 38. Man haͤlt den Klee mehrentheils fuͤr das einzige Sommerfuͤtterungsmit- tel. Dies iſt er aber keinesweges, und darf es nicht ſeyn, wenn man naͤm- lich die Stallfuͤtterung nicht auf wenige Monate beſchraͤnken, ſondern beſtaͤn- dig durchfuͤhren will. Es iſt Sommerſtallfuͤtterung betrieben worden, ehe man den Klee einmal kannte. Daß er indeſſen in der Jahreszeit, wo man ihn haben kann, das beſte und wohlfeilſte Futterkraut ſey, hat keinen Zweifel. Er koͤmmt nur ſpaͤter, als man mit der gruͤnen Fuͤtterung anfangen ſoll, fehlt Kleefuͤtterung und andre gruͤne Fuͤtte- rung Vierter Theil. U u

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/361>, abgerufen am 21.11.2024.