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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Rindviehzucht.

Zum Zugvieh scheint diese Race nicht geeignet; denn obwohl sie eine
große Kraft und Stärke erhält, so ist sie doch nicht hart und ausdauernd ge-
nug dazu; auch zu kostbar in ihrer Unterhaltung. Nur mittelst der Durch-
kreuzung kann man von ihr starkes und zugleich hartes Zugvieh erhalten, wenn
man einmal den rechten Punkt getroffen hat.

Durch Mastung kann sie zu einem großen Gewicht und Fettigkeit gebracht
werden; sie erfordert aber dazu ein sehr starkes und nahrhaftes Futter, und es
gehört erstaunlich viel dazu, um ein einmal abgemagertes Thier dieser Art zur
Feistigkeit zu bringen.

§. 5.

Die gewöhnlichen Landracen auf ebnem und hüglichten Boden sindDie Land-
racen.

sehr verschieden. Unsre teutsche, ursprünglich rothbraune, stark gehörnte Art
ist, nach Verschiedenheit ihrer Behandlung, mehr oder minder groß und kräf-
tig geblieben. Am vorzüglichsten und reinsten soll man sie im Voigtlande noch
finden. Mehrentheils aber ist sie wegen ihrer beschränkten Weide und kärglichen
Behandlung sehr heruntergekommen. Durch eine bessere Nahrung, Behand-
lung und Auswahl der Individuen zur Aufzucht, kann sie in sich selbst wieder
veredelt werden.

Sie giebt nie so viele Milch wie jene Niederungsracen, aber im Durch-
schnitt eine fettere und im Verhältniß zu ihrer Fütterung und Weide oft einen
nicht geringeren reinen Ertrag.

Zum Zugvieh ist sie aber ihrer Härte wegen sehr geeignet. Weil man auf
die Zucht der Ochsen, von dieser Race, in manchen Gegenden besondere Auf-
merksamkeit wendet, so werden große und starke Thiere davon erzogen, die man
mit dem mehrentheils winzigen und verkröppelten Kühen kaum eines Ursprungs
zu seyn, glauben sollte.

In anderen Gegenden zeichnet sich die einheimische Landrace sehr von an-Die Jütlän-
dische Race.

deren aus. Eine für das nördliche Deutschland interessante Art ist das Jüt-
ländische
Vieh, als Milchvieh sowohl, wie als Mastvieh. Es hat ein be-
sonderes mause- oder rehfarbenes Haar, oft mit weiß gescheckt; doch findet man
es auch schwarz und grau, aber nur selten rothbraun, und wo ich letztere Farbe

Die Rindviehzucht.

Zum Zugvieh ſcheint dieſe Raçe nicht geeignet; denn obwohl ſie eine
große Kraft und Staͤrke erhaͤlt, ſo iſt ſie doch nicht hart und ausdauernd ge-
nug dazu; auch zu koſtbar in ihrer Unterhaltung. Nur mittelſt der Durch-
kreuzung kann man von ihr ſtarkes und zugleich hartes Zugvieh erhalten, wenn
man einmal den rechten Punkt getroffen hat.

Durch Maſtung kann ſie zu einem großen Gewicht und Fettigkeit gebracht
werden; ſie erfordert aber dazu ein ſehr ſtarkes und nahrhaftes Futter, und es
gehoͤrt erſtaunlich viel dazu, um ein einmal abgemagertes Thier dieſer Art zur
Feiſtigkeit zu bringen.

§. 5.

Die gewoͤhnlichen Landraçen auf ebnem und huͤglichten Boden ſindDie Land-
raçen.

ſehr verſchieden. Unſre teutſche, urſpruͤnglich rothbraune, ſtark gehoͤrnte Art
iſt, nach Verſchiedenheit ihrer Behandlung, mehr oder minder groß und kraͤf-
tig geblieben. Am vorzuͤglichſten und reinſten ſoll man ſie im Voigtlande noch
finden. Mehrentheils aber iſt ſie wegen ihrer beſchraͤnkten Weide und kaͤrglichen
Behandlung ſehr heruntergekommen. Durch eine beſſere Nahrung, Behand-
lung und Auswahl der Individuen zur Aufzucht, kann ſie in ſich ſelbſt wieder
veredelt werden.

Sie giebt nie ſo viele Milch wie jene Niederungsraçen, aber im Durch-
ſchnitt eine fettere und im Verhaͤltniß zu ihrer Fuͤtterung und Weide oft einen
nicht geringeren reinen Ertrag.

Zum Zugvieh iſt ſie aber ihrer Haͤrte wegen ſehr geeignet. Weil man auf
die Zucht der Ochſen, von dieſer Raçe, in manchen Gegenden beſondere Auf-
merkſamkeit wendet, ſo werden große und ſtarke Thiere davon erzogen, die man
mit dem mehrentheils winzigen und verkroͤppelten Kuͤhen kaum eines Urſprungs
zu ſeyn, glauben ſollte.

In anderen Gegenden zeichnet ſich die einheimiſche Landraçe ſehr von an-Die Juͤtlaͤn-
diſche Raçe.

deren aus. Eine fuͤr das noͤrdliche Deutſchland intereſſante Art iſt das Juͤt-
laͤndiſche
Vieh, als Milchvieh ſowohl, wie als Maſtvieh. Es hat ein be-
ſonderes mauſe- oder rehfarbenes Haar, oft mit weiß geſcheckt; doch findet man
es auch ſchwarz und grau, aber nur ſelten rothbraun, und wo ich letztere Farbe

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[301/0325] Die Rindviehzucht. Zum Zugvieh ſcheint dieſe Raçe nicht geeignet; denn obwohl ſie eine große Kraft und Staͤrke erhaͤlt, ſo iſt ſie doch nicht hart und ausdauernd ge- nug dazu; auch zu koſtbar in ihrer Unterhaltung. Nur mittelſt der Durch- kreuzung kann man von ihr ſtarkes und zugleich hartes Zugvieh erhalten, wenn man einmal den rechten Punkt getroffen hat. Durch Maſtung kann ſie zu einem großen Gewicht und Fettigkeit gebracht werden; ſie erfordert aber dazu ein ſehr ſtarkes und nahrhaftes Futter, und es gehoͤrt erſtaunlich viel dazu, um ein einmal abgemagertes Thier dieſer Art zur Feiſtigkeit zu bringen. §. 5. Die gewoͤhnlichen Landraçen auf ebnem und huͤglichten Boden ſind ſehr verſchieden. Unſre teutſche, urſpruͤnglich rothbraune, ſtark gehoͤrnte Art iſt, nach Verſchiedenheit ihrer Behandlung, mehr oder minder groß und kraͤf- tig geblieben. Am vorzuͤglichſten und reinſten ſoll man ſie im Voigtlande noch finden. Mehrentheils aber iſt ſie wegen ihrer beſchraͤnkten Weide und kaͤrglichen Behandlung ſehr heruntergekommen. Durch eine beſſere Nahrung, Behand- lung und Auswahl der Individuen zur Aufzucht, kann ſie in ſich ſelbſt wieder veredelt werden. Die Land- raçen. Sie giebt nie ſo viele Milch wie jene Niederungsraçen, aber im Durch- ſchnitt eine fettere und im Verhaͤltniß zu ihrer Fuͤtterung und Weide oft einen nicht geringeren reinen Ertrag. Zum Zugvieh iſt ſie aber ihrer Haͤrte wegen ſehr geeignet. Weil man auf die Zucht der Ochſen, von dieſer Raçe, in manchen Gegenden beſondere Auf- merkſamkeit wendet, ſo werden große und ſtarke Thiere davon erzogen, die man mit dem mehrentheils winzigen und verkroͤppelten Kuͤhen kaum eines Urſprungs zu ſeyn, glauben ſollte. In anderen Gegenden zeichnet ſich die einheimiſche Landraçe ſehr von an- deren aus. Eine fuͤr das noͤrdliche Deutſchland intereſſante Art iſt das Juͤt- laͤndiſche Vieh, als Milchvieh ſowohl, wie als Maſtvieh. Es hat ein be- ſonderes mauſe- oder rehfarbenes Haar, oft mit weiß geſcheckt; doch findet man es auch ſchwarz und grau, aber nur ſelten rothbraun, und wo ich letztere Farbe Die Juͤtlaͤn- diſche Raçe.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/325>, abgerufen am 21.11.2024.