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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der Spörgel.
gel, grün oder getrocknet, angenscheinlich. Auch giebt er fast unter allen Fut-
tergewächsen die schmackhafteste Milch und Butter.

§. 392.

Er ist leicht zu Heu zu machen, wenn er, nachdem er etwas abgewelktHeu.
ist, in kleine Haufen zusammengebracht wird. Bei guter Witterung trocknet er
darin von selbst, bei nasser muß man die Haufen zuweilen aufstochern oder um-
wenden. Er kann lange dem Regen ausgesetzt liegen, ohne zu verderben oder
kraftlos zu werden. Je jünger er gemähet war, desto kräftiger ist freilich das
Heu, aber auch sogar sein Stroh, was nemlich Saamen gereift hatte, scheint
mir noch nahrhafter, wie jedes andere Heu zu seyn. Es ist bei dem Abmähen
noch grün; denn überreif darf man den Saamen nicht werden lassen, weil er
sonst ausfällt.

§. 393.

Der Saamen ist, wenn man ihn in größerer Quantität, als zur AussaatBenutzung des
Saamens.

benutzt werden kann, gewonnen hat, sehr brauchbar. Man kann Oel daraus
pressen, aber er giebt nicht so viel, daß dies vortheilhaft wäre, und benutzt ihn
lieber zur Viehfütterung, wo er sich als eine sehr nahrungsreiche Fütterung be-
währt hat. Er wird zu dem Ende mit heißem Wasser angebrüht, damit er
seine Keimkraft verliere, aufquelle und verdaulich werde. Ohne das geht er un-
zerstört und keimfähig durch die Leiber der Thiere durch. So zubereitet wird er
dann dem Viehe, entweder im Getränke oder auf das Häcksel geschüttet, gege-
ben. Bei den Kühen ist die Vermehrung des Milchertrages danach augenschein-
lich, und Milch und Butter sollen nicht den üblen Geschmack, wie nach andren
ölhaltigen Fütterungen, bekommen. In Belgien ist diese Benutzung, wie uns
Schwerz erzählt, allgemein.

Ueber die vorzügliche Anwendbarkeit dieses Gewächses zur grünen Düngung
vergl. Bd. II. S. 228.

§. 394.

Verschiedene andre Futterkräuter, wie die Pimpinelle, die Cichorie,
und mancherlei Gräser passen sich mehr zur Besaamung des zur Weide nieder-
gelegten Ackers, wovon Bd. III. §. 365. geredet worden.


Vierter Theil. O o

Der Spoͤrgel.
gel, gruͤn oder getrocknet, angenſcheinlich. Auch giebt er faſt unter allen Fut-
tergewaͤchſen die ſchmackhafteſte Milch und Butter.

§. 392.

Er iſt leicht zu Heu zu machen, wenn er, nachdem er etwas abgewelktHeu.
iſt, in kleine Haufen zuſammengebracht wird. Bei guter Witterung trocknet er
darin von ſelbſt, bei naſſer muß man die Haufen zuweilen aufſtochern oder um-
wenden. Er kann lange dem Regen ausgeſetzt liegen, ohne zu verderben oder
kraftlos zu werden. Je juͤnger er gemaͤhet war, deſto kraͤftiger iſt freilich das
Heu, aber auch ſogar ſein Stroh, was nemlich Saamen gereift hatte, ſcheint
mir noch nahrhafter, wie jedes andere Heu zu ſeyn. Es iſt bei dem Abmaͤhen
noch gruͤn; denn uͤberreif darf man den Saamen nicht werden laſſen, weil er
ſonſt ausfaͤllt.

§. 393.

Der Saamen iſt, wenn man ihn in groͤßerer Quantitaͤt, als zur AusſaatBenutzung des
Saamens.

benutzt werden kann, gewonnen hat, ſehr brauchbar. Man kann Oel daraus
preſſen, aber er giebt nicht ſo viel, daß dies vortheilhaft waͤre, und benutzt ihn
lieber zur Viehfuͤtterung, wo er ſich als eine ſehr nahrungsreiche Fuͤtterung be-
waͤhrt hat. Er wird zu dem Ende mit heißem Waſſer angebruͤht, damit er
ſeine Keimkraft verliere, aufquelle und verdaulich werde. Ohne das geht er un-
zerſtoͤrt und keimfaͤhig durch die Leiber der Thiere durch. So zubereitet wird er
dann dem Viehe, entweder im Getraͤnke oder auf das Haͤckſel geſchuͤttet, gege-
ben. Bei den Kuͤhen iſt die Vermehrung des Milchertrages danach augenſchein-
lich, und Milch und Butter ſollen nicht den uͤblen Geſchmack, wie nach andren
oͤlhaltigen Fuͤtterungen, bekommen. In Belgien iſt dieſe Benutzung, wie uns
Schwerz erzaͤhlt, allgemein.

Ueber die vorzuͤgliche Anwendbarkeit dieſes Gewaͤchſes zur gruͤnen Duͤngung
vergl. Bd. II. S. 228.

§. 394.

Verſchiedene andre Futterkraͤuter, wie die Pimpinelle, die Cichorie,
und mancherlei Graͤſer paſſen ſich mehr zur Beſaamung des zur Weide nieder-
gelegten Ackers, wovon Bd. III. §. 365. geredet worden.


Vierter Theil. O o
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[289/0313] Der Spoͤrgel. gel, gruͤn oder getrocknet, angenſcheinlich. Auch giebt er faſt unter allen Fut- tergewaͤchſen die ſchmackhafteſte Milch und Butter. §. 392. Er iſt leicht zu Heu zu machen, wenn er, nachdem er etwas abgewelkt iſt, in kleine Haufen zuſammengebracht wird. Bei guter Witterung trocknet er darin von ſelbſt, bei naſſer muß man die Haufen zuweilen aufſtochern oder um- wenden. Er kann lange dem Regen ausgeſetzt liegen, ohne zu verderben oder kraftlos zu werden. Je juͤnger er gemaͤhet war, deſto kraͤftiger iſt freilich das Heu, aber auch ſogar ſein Stroh, was nemlich Saamen gereift hatte, ſcheint mir noch nahrhafter, wie jedes andere Heu zu ſeyn. Es iſt bei dem Abmaͤhen noch gruͤn; denn uͤberreif darf man den Saamen nicht werden laſſen, weil er ſonſt ausfaͤllt. Heu. §. 393. Der Saamen iſt, wenn man ihn in groͤßerer Quantitaͤt, als zur Ausſaat benutzt werden kann, gewonnen hat, ſehr brauchbar. Man kann Oel daraus preſſen, aber er giebt nicht ſo viel, daß dies vortheilhaft waͤre, und benutzt ihn lieber zur Viehfuͤtterung, wo er ſich als eine ſehr nahrungsreiche Fuͤtterung be- waͤhrt hat. Er wird zu dem Ende mit heißem Waſſer angebruͤht, damit er ſeine Keimkraft verliere, aufquelle und verdaulich werde. Ohne das geht er un- zerſtoͤrt und keimfaͤhig durch die Leiber der Thiere durch. So zubereitet wird er dann dem Viehe, entweder im Getraͤnke oder auf das Haͤckſel geſchuͤttet, gege- ben. Bei den Kuͤhen iſt die Vermehrung des Milchertrages danach augenſchein- lich, und Milch und Butter ſollen nicht den uͤblen Geſchmack, wie nach andren oͤlhaltigen Fuͤtterungen, bekommen. In Belgien iſt dieſe Benutzung, wie uns Schwerz erzaͤhlt, allgemein. Benutzung des Saamens. Ueber die vorzuͤgliche Anwendbarkeit dieſes Gewaͤchſes zur gruͤnen Duͤngung vergl. Bd. II. S. 228. §. 394. Verſchiedene andre Futterkraͤuter, wie die Pimpinelle, die Cichorie, und mancherlei Graͤſer paſſen ſich mehr zur Beſaamung des zur Weide nieder- gelegten Ackers, wovon Bd. III. §. 365. geredet worden. Vierter Theil. O o

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/313>, abgerufen am 21.11.2024.