Nebenfrucht.Der Klee wird jetzt wohl nie mehr allein gesäet, sondern immer unter einer andern Frucht, weil er im Jahre seiner Aussaat selten einen erheblichen Ertrag giebt, und weil ihm auch Anfangs der Schutz einer andern, nachher aber das Feld räumenden Pflanze sehr wohlthätig ist. Je früher die mit ausgesäete Frucht ausgehet oder abgemähet wird, desto schneller erstarkt freilich der Klee. Gewöhn- lich wird er unter Getreide ausgesäet, vormals immer unter der Sömmerung, jetzt auch häufig unter der Winterung, und mehrentheils mit eben so gutem, zu- weilen noch besserem Erfolge, wenn es mit der gehörigen, unten näher zu erör- ternden Vorsicht geschiehet. Die Aussaat geschiehet aber nie mit dem Winterge- treide zugleich, sondern so, daß der Klee nach dem Winter erst keime. Zuwei- len säet man ihn unter Erbsen, und es ist wahr, daß er dann in der Erbs- stoppel sehr kräftig hervortreibt. Wenn sich aber die Erbsen früh lagern, und dann nicht schnell reifen, so kann er auch davon ganz unterdrückt werden; er stehet dann ungleich, und es giebt große Fehlstellen. Wir haben indessen zwei Früchte kennen gelernt, die so, wie den mit ihm verwandten Gewächsen, dem Klee ganz vorzüglich günstig sind, wenn er darunter ausgesäet wird: den Lein und den Buchweizen. Sie locken ihn hervor, und befördern seinen dichten, gleichmäßigen Stand weit mehr, wie das Getreide.
Lein säet man nun freilich nur auf gut vorbereiteten und kräftigen Boden, und jätet ihn, was dem Klee mit zu Nutzen kommt. Das Ausraufen des Leins schadet dem Klee nicht, wenn es mit einiger Vorsicht geschieht. Aber unter dem Buchweizen habe ich den Klee dicht hervorkommen sehen, auch auf Boden, der keinesweges für ihn geeignet war; und da daran stoßend, fast auf besserem Bo- den, Hafer und unter selbigem auch Klee gesäet war, so konnte ich mich von dem großen Unterschiede, der auch im ganzen folgenden Jahre blieb, deutlich überzeugen. Wem daher an einem dichten Kleefelde, besonders auf Boden, den man für Klee nicht ganz sicher hält, gelegen ist, dem rathe ich, ihn unter Buch- weizen zu säen. Es scheint gleichgültig, ob man diesen reifen lasse, oder zur grünen Fütterung abmähe. Auch unter Rapps scheint er gut zu gedeihen.
§. 346.
Futterkraͤuter.
§. 345.
Nebenfrucht.Der Klee wird jetzt wohl nie mehr allein geſaͤet, ſondern immer unter einer andern Frucht, weil er im Jahre ſeiner Ausſaat ſelten einen erheblichen Ertrag giebt, und weil ihm auch Anfangs der Schutz einer andern, nachher aber das Feld raͤumenden Pflanze ſehr wohlthaͤtig iſt. Je fruͤher die mit ausgeſaͤete Frucht ausgehet oder abgemaͤhet wird, deſto ſchneller erſtarkt freilich der Klee. Gewoͤhn- lich wird er unter Getreide ausgeſaͤet, vormals immer unter der Soͤmmerung, jetzt auch haͤufig unter der Winterung, und mehrentheils mit eben ſo gutem, zu- weilen noch beſſerem Erfolge, wenn es mit der gehoͤrigen, unten naͤher zu eroͤr- ternden Vorſicht geſchiehet. Die Ausſaat geſchiehet aber nie mit dem Winterge- treide zugleich, ſondern ſo, daß der Klee nach dem Winter erſt keime. Zuwei- len ſaͤet man ihn unter Erbſen, und es iſt wahr, daß er dann in der Erbs- ſtoppel ſehr kraͤftig hervortreibt. Wenn ſich aber die Erbſen fruͤh lagern, und dann nicht ſchnell reifen, ſo kann er auch davon ganz unterdruͤckt werden; er ſtehet dann ungleich, und es giebt große Fehlſtellen. Wir haben indeſſen zwei Fruͤchte kennen gelernt, die ſo, wie den mit ihm verwandten Gewaͤchſen, dem Klee ganz vorzuͤglich guͤnſtig ſind, wenn er darunter ausgeſaͤet wird: den Lein und den Buchweizen. Sie locken ihn hervor, und befoͤrdern ſeinen dichten, gleichmaͤßigen Stand weit mehr, wie das Getreide.
Lein ſaͤet man nun freilich nur auf gut vorbereiteten und kraͤftigen Boden, und jaͤtet ihn, was dem Klee mit zu Nutzen kommt. Das Ausraufen des Leins ſchadet dem Klee nicht, wenn es mit einiger Vorſicht geſchieht. Aber unter dem Buchweizen habe ich den Klee dicht hervorkommen ſehen, auch auf Boden, der keinesweges fuͤr ihn geeignet war; und da daran ſtoßend, faſt auf beſſerem Bo- den, Hafer und unter ſelbigem auch Klee geſaͤet war, ſo konnte ich mich von dem großen Unterſchiede, der auch im ganzen folgenden Jahre blieb, deutlich uͤberzeugen. Wem daher an einem dichten Kleefelde, beſonders auf Boden, den man fuͤr Klee nicht ganz ſicher haͤlt, gelegen iſt, dem rathe ich, ihn unter Buch- weizen zu ſaͤen. Es ſcheint gleichguͤltig, ob man dieſen reifen laſſe, oder zur gruͤnen Fuͤtterung abmaͤhe. Auch unter Rapps ſcheint er gut zu gedeihen.
§. 346.
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Futterkraͤuter.
§. 345.
Der Klee wird jetzt wohl nie mehr allein geſaͤet, ſondern immer unter einer
andern Frucht, weil er im Jahre ſeiner Ausſaat ſelten einen erheblichen Ertrag
giebt, und weil ihm auch Anfangs der Schutz einer andern, nachher aber das
Feld raͤumenden Pflanze ſehr wohlthaͤtig iſt. Je fruͤher die mit ausgeſaͤete Frucht
ausgehet oder abgemaͤhet wird, deſto ſchneller erſtarkt freilich der Klee. Gewoͤhn-
lich wird er unter Getreide ausgeſaͤet, vormals immer unter der Soͤmmerung,
jetzt auch haͤufig unter der Winterung, und mehrentheils mit eben ſo gutem, zu-
weilen noch beſſerem Erfolge, wenn es mit der gehoͤrigen, unten naͤher zu eroͤr-
ternden Vorſicht geſchiehet. Die Ausſaat geſchiehet aber nie mit dem Winterge-
treide zugleich, ſondern ſo, daß der Klee nach dem Winter erſt keime. Zuwei-
len ſaͤet man ihn unter Erbſen, und es iſt wahr, daß er dann in der Erbs-
ſtoppel ſehr kraͤftig hervortreibt. Wenn ſich aber die Erbſen fruͤh lagern, und
dann nicht ſchnell reifen, ſo kann er auch davon ganz unterdruͤckt werden; er
ſtehet dann ungleich, und es giebt große Fehlſtellen. Wir haben indeſſen zwei
Fruͤchte kennen gelernt, die ſo, wie den mit ihm verwandten Gewaͤchſen, dem
Klee ganz vorzuͤglich guͤnſtig ſind, wenn er darunter ausgeſaͤet wird: den Lein
und den Buchweizen. Sie locken ihn hervor, und befoͤrdern ſeinen dichten,
gleichmaͤßigen Stand weit mehr, wie das Getreide.
Nebenfrucht.
Lein ſaͤet man nun freilich nur auf gut vorbereiteten und kraͤftigen Boden,
und jaͤtet ihn, was dem Klee mit zu Nutzen kommt. Das Ausraufen des Leins
ſchadet dem Klee nicht, wenn es mit einiger Vorſicht geſchieht. Aber unter dem
Buchweizen habe ich den Klee dicht hervorkommen ſehen, auch auf Boden, der
keinesweges fuͤr ihn geeignet war; und da daran ſtoßend, faſt auf beſſerem Bo-
den, Hafer und unter ſelbigem auch Klee geſaͤet war, ſo konnte ich mich von
dem großen Unterſchiede, der auch im ganzen folgenden Jahre blieb, deutlich
uͤberzeugen. Wem daher an einem dichten Kleefelde, beſonders auf Boden, den
man fuͤr Klee nicht ganz ſicher haͤlt, gelegen iſt, dem rathe ich, ihn unter Buch-
weizen zu ſaͤen. Es ſcheint gleichguͤltig, ob man dieſen reifen laſſe, oder zur
gruͤnen Fuͤtterung abmaͤhe. Auch unter Rapps ſcheint er gut zu gedeihen.
§. 346.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/280>, abgerufen am 22.12.2024.
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