säet, besonders auf sehr sandigem Boden, wo sie doch aber den besser vorberei- teten nicht gleich kommen. Mit der Einsaat muß man eilen, damit der Boden nicht austrockne.
§. 299.
Vegetation.Wenn die Rüben ihr Kraut entwickelt haben und fest genug eingewurzelt sind, werden sie scharf geegget. Man bekümmert sich nicht darum, ob einige schwächere Pflanzen ausgerissen werden; dies ist den übrigen wohlthätig. Man hält das Eggen, wo man es kennt, für eine Bedingung des guten Gerathens. Fleißige kleine Wirthe lassen das größere Unkraut ausziehen.
Das Gedeihen hängt vorzüglich davon ab, ob nach der Aussaat Regen er- folgt. In einem dürren Nachsommer wird nichts daraus, und die jungen Pflan- zen werden vom Erdfloh abgefressen. Der Verlust des Saamens ist unbedeu- tend, und die Arbeit kommt einer andern Frucht zu gute. Die Raupen sind die- sen Spätrüben so gefährlich nicht, als den früheren; auch kann man sie durch Eggen und Walzen zerstören.
§. 300.
Ernte.Wenn sie zu dicht stehen, werden schon um Michaelis die kleineren aufgezo- gen und vortheilhaft mit dem Kraute verfüttert. Die größeren läßt man stehen bis im November, weswegen sie auch November-Rüben genannt werden. Jetzt nimmt man sie gewöhnlich auf, verfüttert so viel man bedarf mit dem Krau- te; den übrigen schneidet man dieses ab und verwahrt sie in Kellern oder mit Stroh belegten Feimen.
Kann man mit dem Aufnehmen nicht fertig werden, so läßt man einen Theil im Lande stehen und zieht etwa nur die großen auf. Mehrentheils halten sie sich auch bei uns den Winter durch und sind im Frühjahr mit ihrem jung austreiben- den Kraute ein vorzügliches Futter für Rindvieh und Schaafe. Letzteren läßt man sie auch aus der Erde fressen, insbesondere wenn sie keine erhebliche Größe erreicht haben oder man mit der Arbeit nicht fertig werden kann. In Wintern aber, wo Frost und Thauwetter häufig abwechseln, werden sie zerstört, und deshalb sucht man einen Theil immer zu sichern.
Ein Ertrag von 20 bis 25 Centnern ist nichts ungewöhnliches, und ich habe sie, wenn wieder dazu gedüngt war, so gesehen, daß man sie auf 40 Centner schätzen konnte.
Futtergewaͤchſe.
ſaͤet, beſonders auf ſehr ſandigem Boden, wo ſie doch aber den beſſer vorberei- teten nicht gleich kommen. Mit der Einſaat muß man eilen, damit der Boden nicht austrockne.
§. 299.
Vegetation.Wenn die Ruͤben ihr Kraut entwickelt haben und feſt genug eingewurzelt ſind, werden ſie ſcharf geegget. Man bekuͤmmert ſich nicht darum, ob einige ſchwaͤchere Pflanzen ausgeriſſen werden; dies iſt den uͤbrigen wohlthaͤtig. Man haͤlt das Eggen, wo man es kennt, fuͤr eine Bedingung des guten Gerathens. Fleißige kleine Wirthe laſſen das groͤßere Unkraut ausziehen.
Das Gedeihen haͤngt vorzuͤglich davon ab, ob nach der Ausſaat Regen er- folgt. In einem duͤrren Nachſommer wird nichts daraus, und die jungen Pflan- zen werden vom Erdfloh abgefreſſen. Der Verluſt des Saamens iſt unbedeu- tend, und die Arbeit kommt einer andern Frucht zu gute. Die Raupen ſind die- ſen Spaͤtruͤben ſo gefaͤhrlich nicht, als den fruͤheren; auch kann man ſie durch Eggen und Walzen zerſtoͤren.
§. 300.
Ernte.Wenn ſie zu dicht ſtehen, werden ſchon um Michaelis die kleineren aufgezo- gen und vortheilhaft mit dem Kraute verfuͤttert. Die groͤßeren laͤßt man ſtehen bis im November, weswegen ſie auch November-Ruͤben genannt werden. Jetzt nimmt man ſie gewoͤhnlich auf, verfuͤttert ſo viel man bedarf mit dem Krau- te; den uͤbrigen ſchneidet man dieſes ab und verwahrt ſie in Kellern oder mit Stroh belegten Feimen.
Kann man mit dem Aufnehmen nicht fertig werden, ſo laͤßt man einen Theil im Lande ſtehen und zieht etwa nur die großen auf. Mehrentheils halten ſie ſich auch bei uns den Winter durch und ſind im Fruͤhjahr mit ihrem jung austreiben- den Kraute ein vorzuͤgliches Futter fuͤr Rindvieh und Schaafe. Letzteren laͤßt man ſie auch aus der Erde freſſen, insbeſondere wenn ſie keine erhebliche Groͤße erreicht haben oder man mit der Arbeit nicht fertig werden kann. In Wintern aber, wo Froſt und Thauwetter haͤufig abwechſeln, werden ſie zerſtoͤrt, und deshalb ſucht man einen Theil immer zu ſichern.
Ein Ertrag von 20 bis 25 Centnern iſt nichts ungewoͤhnliches, und ich habe ſie, wenn wieder dazu geduͤngt war, ſo geſehen, daß man ſie auf 40 Centner ſchaͤtzen konnte.
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Futtergewaͤchſe.
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teten nicht gleich kommen. Mit der Einſaat muß man eilen, damit der Boden
nicht austrockne.
§. 299.
Wenn die Ruͤben ihr Kraut entwickelt haben und feſt genug eingewurzelt
ſind, werden ſie ſcharf geegget. Man bekuͤmmert ſich nicht darum, ob einige
ſchwaͤchere Pflanzen ausgeriſſen werden; dies iſt den uͤbrigen wohlthaͤtig. Man
haͤlt das Eggen, wo man es kennt, fuͤr eine Bedingung des guten Gerathens.
Fleißige kleine Wirthe laſſen das groͤßere Unkraut ausziehen.
Vegetation.
Das Gedeihen haͤngt vorzuͤglich davon ab, ob nach der Ausſaat Regen er-
folgt. In einem duͤrren Nachſommer wird nichts daraus, und die jungen Pflan-
zen werden vom Erdfloh abgefreſſen. Der Verluſt des Saamens iſt unbedeu-
tend, und die Arbeit kommt einer andern Frucht zu gute. Die Raupen ſind die-
ſen Spaͤtruͤben ſo gefaͤhrlich nicht, als den fruͤheren; auch kann man ſie durch
Eggen und Walzen zerſtoͤren.
§. 300.
Wenn ſie zu dicht ſtehen, werden ſchon um Michaelis die kleineren aufgezo-
gen und vortheilhaft mit dem Kraute verfuͤttert. Die groͤßeren laͤßt man ſtehen
bis im November, weswegen ſie auch November-Ruͤben genannt werden.
Jetzt nimmt man ſie gewoͤhnlich auf, verfuͤttert ſo viel man bedarf mit dem Krau-
te; den uͤbrigen ſchneidet man dieſes ab und verwahrt ſie in Kellern oder mit Stroh
belegten Feimen.
Ernte.
Kann man mit dem Aufnehmen nicht fertig werden, ſo laͤßt man einen Theil
im Lande ſtehen und zieht etwa nur die großen auf. Mehrentheils halten ſie ſich
auch bei uns den Winter durch und ſind im Fruͤhjahr mit ihrem jung austreiben-
den Kraute ein vorzuͤgliches Futter fuͤr Rindvieh und Schaafe. Letzteren laͤßt man
ſie auch aus der Erde freſſen, insbeſondere wenn ſie keine erhebliche Groͤße erreicht
haben oder man mit der Arbeit nicht fertig werden kann. In Wintern aber, wo
Froſt und Thauwetter haͤufig abwechſeln, werden ſie zerſtoͤrt, und deshalb ſucht
man einen Theil immer zu ſichern.
Ein Ertrag von 20 bis 25 Centnern iſt nichts ungewoͤhnliches, und ich habe
ſie, wenn wieder dazu geduͤngt war, ſo geſehen, daß man ſie auf 40 Centner
ſchaͤtzen konnte.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/258>, abgerufen am 22.02.2025.
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