wenn aber die Pflanzen herangewachsen sind, ist ihnen ein gelindes Anhäufen ge- gen die Meinung einiger sehr nützlich, und selbst der aus der Erde hervorwach- senden Spielart.
Sie breiten dann im August ihre großen fleischigen aber wäßrigen Blätter sehr aus, und manche rechnen viel auf den Futterertrag, den diese Blätter ge- ben. Wenn man sie früh und häufig abblattet, so überwiegt nach ungefähren Berechnungen der Blätterertrag zuweilen den der Wurzeln, aber auch auf Kosten der letztern, und wenn man sie geizig und früh abzublatten anfängt, so bleiben die Wurzeln ganz schmächtig. Das Vieh frißt diese Blätter, hat aber keine beson- dere Neigung dazu, und sie scheinen sehr wenig nahrhaftes in einer sehr großen Masse zu enthalten. Man verliert daher ohne Zweifel an den Wurzeln, was man am wahren Werthe in den Blättern gewinnt; das Abblatten ist mühsam, und ich glaube, daß nur der Futtermangel um diese Zeit es ökonomisch rechtferti- gen könne. Erst im Herbst, wenn die Vegetation aufzuhören scheint und man bald zum Aufnehmen der Wurzeln schreiten will, schneidet man das Kraut rein weg und verfüttert es.
Das Aufnehmen dieser Rüben ist leicht, aber das Abputzen der Faserwurzeln, welches doch, wenn sie aufbewahret werden sollen, geschehen muß, ist nicht ohne Beschwerde. Rüben auf thonigem Boden gewachsen, haben weniger Wurzelfasern.
§. 291.
Die Aufbewahrung dieser Rüben, bis spät in den Winter, ist schwierig,Aufbewah. rung. weil sie vom Froste so sehr leicht angegriffen und schnell zerstört werden. In wär- meren Kellern faulen sie ebenfalls leicht, und man muß sie mit Stroh oder mit Sand aufschichten. In nicht zu großen, mit Stroh belegten Mieten gleich den Kartoffelmieten, werden sie sich am besten halten.
§. 292.
Ihr Ertrag vom Morgen, kann, wie ich aus Erfahrung weiß, auf 300 Ctr.Ertrag. gebracht werden; indessen ist dies etwas außerordentliches, und man kann selbst auf angemessenem Boden nur 180 Ctr. per Morgen annehmen. Im Magdeburgi- schen rechnet man, daß jeder Quadratfuß 1 Pfund Rüben gebe. Dies betrüge auf 1 Morgen 235 Centner. Man muß aber davon auf zufälliges Mißrathen der Rüben 1/4 abziehen. Man kann aber nur etwa 10 Prozent wirklich nahrhaf-
Die Runkelruͤbe.
wenn aber die Pflanzen herangewachſen ſind, iſt ihnen ein gelindes Anhaͤufen ge- gen die Meinung einiger ſehr nuͤtzlich, und ſelbſt der aus der Erde hervorwach- ſenden Spielart.
Sie breiten dann im Auguſt ihre großen fleiſchigen aber waͤßrigen Blaͤtter ſehr aus, und manche rechnen viel auf den Futterertrag, den dieſe Blaͤtter ge- ben. Wenn man ſie fruͤh und haͤufig abblattet, ſo uͤberwiegt nach ungefaͤhren Berechnungen der Blaͤtterertrag zuweilen den der Wurzeln, aber auch auf Koſten der letztern, und wenn man ſie geizig und fruͤh abzublatten anfaͤngt, ſo bleiben die Wurzeln ganz ſchmaͤchtig. Das Vieh frißt dieſe Blaͤtter, hat aber keine beſon- dere Neigung dazu, und ſie ſcheinen ſehr wenig nahrhaftes in einer ſehr großen Maſſe zu enthalten. Man verliert daher ohne Zweifel an den Wurzeln, was man am wahren Werthe in den Blaͤttern gewinnt; das Abblatten iſt muͤhſam, und ich glaube, daß nur der Futtermangel um dieſe Zeit es oͤkonomiſch rechtferti- gen koͤnne. Erſt im Herbſt, wenn die Vegetation aufzuhoͤren ſcheint und man bald zum Aufnehmen der Wurzeln ſchreiten will, ſchneidet man das Kraut rein weg und verfuͤttert es.
Das Aufnehmen dieſer Ruͤben iſt leicht, aber das Abputzen der Faſerwurzeln, welches doch, wenn ſie aufbewahret werden ſollen, geſchehen muß, iſt nicht ohne Beſchwerde. Ruͤben auf thonigem Boden gewachſen, haben weniger Wurzelfaſern.
§. 291.
Die Aufbewahrung dieſer Ruͤben, bis ſpaͤt in den Winter, iſt ſchwierig,Aufbewah. rung. weil ſie vom Froſte ſo ſehr leicht angegriffen und ſchnell zerſtoͤrt werden. In waͤr- meren Kellern faulen ſie ebenfalls leicht, und man muß ſie mit Stroh oder mit Sand aufſchichten. In nicht zu großen, mit Stroh belegten Mieten gleich den Kartoffelmieten, werden ſie ſich am beſten halten.
§. 292.
Ihr Ertrag vom Morgen, kann, wie ich aus Erfahrung weiß, auf 300 Ctr.Ertrag. gebracht werden; indeſſen iſt dies etwas außerordentliches, und man kann ſelbſt auf angemeſſenem Boden nur 180 Ctr. per Morgen annehmen. Im Magdeburgi- ſchen rechnet man, daß jeder Quadratfuß 1 Pfund Ruͤben gebe. Dies betruͤge auf 1 Morgen 235 Centner. Man muß aber davon auf zufaͤlliges Mißrathen der Ruͤben ¼ abziehen. Man kann aber nur etwa 10 Prozent wirklich nahrhaf-
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Die Runkelruͤbe.
wenn aber die Pflanzen herangewachſen ſind, iſt ihnen ein gelindes Anhaͤufen ge-
gen die Meinung einiger ſehr nuͤtzlich, und ſelbſt der aus der Erde hervorwach-
ſenden Spielart.
Sie breiten dann im Auguſt ihre großen fleiſchigen aber waͤßrigen Blaͤtter
ſehr aus, und manche rechnen viel auf den Futterertrag, den dieſe Blaͤtter ge-
ben. Wenn man ſie fruͤh und haͤufig abblattet, ſo uͤberwiegt nach ungefaͤhren
Berechnungen der Blaͤtterertrag zuweilen den der Wurzeln, aber auch auf Koſten
der letztern, und wenn man ſie geizig und fruͤh abzublatten anfaͤngt, ſo bleiben die
Wurzeln ganz ſchmaͤchtig. Das Vieh frißt dieſe Blaͤtter, hat aber keine beſon-
dere Neigung dazu, und ſie ſcheinen ſehr wenig nahrhaftes in einer ſehr großen
Maſſe zu enthalten. Man verliert daher ohne Zweifel an den Wurzeln, was
man am wahren Werthe in den Blaͤttern gewinnt; das Abblatten iſt muͤhſam,
und ich glaube, daß nur der Futtermangel um dieſe Zeit es oͤkonomiſch rechtferti-
gen koͤnne. Erſt im Herbſt, wenn die Vegetation aufzuhoͤren ſcheint und man
bald zum Aufnehmen der Wurzeln ſchreiten will, ſchneidet man das Kraut rein
weg und verfuͤttert es.
Das Aufnehmen dieſer Ruͤben iſt leicht, aber das Abputzen der Faſerwurzeln,
welches doch, wenn ſie aufbewahret werden ſollen, geſchehen muß, iſt nicht ohne
Beſchwerde. Ruͤben auf thonigem Boden gewachſen, haben weniger Wurzelfaſern.
§. 291.
Die Aufbewahrung dieſer Ruͤben, bis ſpaͤt in den Winter, iſt ſchwierig,
weil ſie vom Froſte ſo ſehr leicht angegriffen und ſchnell zerſtoͤrt werden. In waͤr-
meren Kellern faulen ſie ebenfalls leicht, und man muß ſie mit Stroh oder mit
Sand aufſchichten. In nicht zu großen, mit Stroh belegten Mieten gleich den
Kartoffelmieten, werden ſie ſich am beſten halten.
Aufbewah.
rung.
§. 292.
Ihr Ertrag vom Morgen, kann, wie ich aus Erfahrung weiß, auf 300 Ctr.
gebracht werden; indeſſen iſt dies etwas außerordentliches, und man kann ſelbſt
auf angemeſſenem Boden nur 180 Ctr. per Morgen annehmen. Im Magdeburgi-
ſchen rechnet man, daß jeder Quadratfuß 1 Pfund Ruͤben gebe. Dies betruͤge
auf 1 Morgen 235 Centner. Man muß aber davon auf zufaͤlliges Mißrathen
der Ruͤben ¼ abziehen. Man kann aber nur etwa 10 Prozent wirklich nahrhaf-
Ertrag.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/253>, abgerufen am 22.02.2025.
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