Je tiefer der Boden, um desto besser, und auf flachem Boden wird sie, auf aufgepflügte Beete gepflanzt oder gesäet, stärkern Ertrag geben.
§. 289.
Saat.Der Saamen kann auf die Stelle gelegt werden, wo die Pflanze stehen blei- ben soll. Man legt ein einzelnes Korn in einzelne Löcher oder man legt den Saamen in Rillen, wenigstens ums doppelte dichter, als die Pflanzen stehen blei- ben sollen. Diese Methode ist aber nur auf warmem, mürben und von Unkraut ziemlich reinen Boden zu empfehlen. Denn der Keim durchbricht die harte Schaale schwer, es dauert lange, ehe das Pflänzchen mit seinen schwachen Saamenblät- tern zum Vorschein kommt, und der Acker ist dann schon hoch mit Unkraut be- wachsen. Oft wird auch das Keimen unterdrückt, wenn entweder das zu hoch liegende Korn nicht zureichende Feuchtigkeit hat, oder das zu tief liegende von der Erde eingeballt wird. Gegen das Unkraut kann man sich allein dadurch retten, daß man die Reihen bezeichnet, worin die Körner liegen, um es, noch ehe die Pflanzen sichtbar werden, durch Schaufeln vertilgen zu können, was aber doch immer große Aufmerksamkeit erfordert. Man hat sie auch wohl breitwürfig aus- gesäet, und dann durch Jäten und Behacken so verdünnet, daß die Rüben einzeln zu stehen kommen; dies ist aber unter allen die beschwerlichste und kostspieligste Methode.
Auf gewöhnlichem Ackerboden ist die Verpflanzung in der Regel vorzuziehen, welche auch Zeit gewährt, den Acker mehr vorzubereiten. Weil aber durch das Versetzen die Pflanze in ihrem Wachsthume allerdings gestört wird, so ist es von Wichtigkeit sich frühe Pflanzen zu verschaffen, und der Saamen muß daher früh und in einem recht warmen Orte in lockeren Gartenboden gesäet werden. Man kann ihn auch im Spätherbst legen, so daß er bei der niedrigen Temperatur schlafend an der Erde liege und nur seine Kapsel sich erweiche. Aber der geringe Vorsprung, den diese Pflanzen erhalten, ersetzt die Gefahr nicht, denen der Saa- men in der Erde von Mäusen und Insekten ausgesetzt ist; weswegen man diese Methode fast allgemein wieder aufgegeben hat.
Ueber die Verpflanzung vergl. §. 180--183.
§. 290.
Vegetation.Die heranwachsenden Pflanzen erfordern eine fleißige Bearbeitung, und ihr Gedeihen hängt besonders davon ab. Es geschiehet durch den Schaufelpflug;
Futtergewaͤchſe.
Je tiefer der Boden, um deſto beſſer, und auf flachem Boden wird ſie, auf aufgepfluͤgte Beete gepflanzt oder geſaͤet, ſtaͤrkern Ertrag geben.
§. 289.
Saat.Der Saamen kann auf die Stelle gelegt werden, wo die Pflanze ſtehen blei- ben ſoll. Man legt ein einzelnes Korn in einzelne Loͤcher oder man legt den Saamen in Rillen, wenigſtens ums doppelte dichter, als die Pflanzen ſtehen blei- ben ſollen. Dieſe Methode iſt aber nur auf warmem, muͤrben und von Unkraut ziemlich reinen Boden zu empfehlen. Denn der Keim durchbricht die harte Schaale ſchwer, es dauert lange, ehe das Pflaͤnzchen mit ſeinen ſchwachen Saamenblaͤt- tern zum Vorſchein kommt, und der Acker iſt dann ſchon hoch mit Unkraut be- wachſen. Oft wird auch das Keimen unterdruͤckt, wenn entweder das zu hoch liegende Korn nicht zureichende Feuchtigkeit hat, oder das zu tief liegende von der Erde eingeballt wird. Gegen das Unkraut kann man ſich allein dadurch retten, daß man die Reihen bezeichnet, worin die Koͤrner liegen, um es, noch ehe die Pflanzen ſichtbar werden, durch Schaufeln vertilgen zu koͤnnen, was aber doch immer große Aufmerkſamkeit erfordert. Man hat ſie auch wohl breitwuͤrfig aus- geſaͤet, und dann durch Jaͤten und Behacken ſo verduͤnnet, daß die Ruͤben einzeln zu ſtehen kommen; dies iſt aber unter allen die beſchwerlichſte und koſtſpieligſte Methode.
Auf gewoͤhnlichem Ackerboden iſt die Verpflanzung in der Regel vorzuziehen, welche auch Zeit gewaͤhrt, den Acker mehr vorzubereiten. Weil aber durch das Verſetzen die Pflanze in ihrem Wachsthume allerdings geſtoͤrt wird, ſo iſt es von Wichtigkeit ſich fruͤhe Pflanzen zu verſchaffen, und der Saamen muß daher fruͤh und in einem recht warmen Orte in lockeren Gartenboden geſaͤet werden. Man kann ihn auch im Spaͤtherbſt legen, ſo daß er bei der niedrigen Temperatur ſchlafend an der Erde liege und nur ſeine Kapſel ſich erweiche. Aber der geringe Vorſprung, den dieſe Pflanzen erhalten, erſetzt die Gefahr nicht, denen der Saa- men in der Erde von Maͤuſen und Inſekten ausgeſetzt iſt; weswegen man dieſe Methode faſt allgemein wieder aufgegeben hat.
Ueber die Verpflanzung vergl. §. 180—183.
§. 290.
Vegetation.Die heranwachſenden Pflanzen erfordern eine fleißige Bearbeitung, und ihr Gedeihen haͤngt beſonders davon ab. Es geſchiehet durch den Schaufelpflug;
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0252"n="228"/><fwplace="top"type="header">Futtergewaͤchſe.</fw><lb/><p>Je tiefer der Boden, um deſto beſſer, und auf flachem Boden wird ſie,<lb/>
auf aufgepfluͤgte Beete gepflanzt oder geſaͤet, ſtaͤrkern Ertrag geben.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 289.</head><lb/><p><noteplace="left">Saat.</note>Der Saamen kann auf die Stelle gelegt werden, wo die Pflanze ſtehen blei-<lb/>
ben ſoll. Man legt ein einzelnes Korn in einzelne Loͤcher oder man legt den<lb/>
Saamen in Rillen, wenigſtens ums doppelte dichter, als die Pflanzen ſtehen blei-<lb/>
ben ſollen. Dieſe Methode iſt aber nur auf warmem, muͤrben und von Unkraut<lb/>
ziemlich reinen Boden zu empfehlen. Denn der Keim durchbricht die harte Schaale<lb/>ſchwer, es dauert lange, ehe das Pflaͤnzchen mit ſeinen ſchwachen Saamenblaͤt-<lb/>
tern zum Vorſchein kommt, und der Acker iſt dann ſchon hoch mit Unkraut be-<lb/>
wachſen. Oft wird auch das Keimen unterdruͤckt, wenn entweder das zu hoch<lb/>
liegende Korn nicht zureichende Feuchtigkeit hat, oder das zu tief liegende von der<lb/>
Erde eingeballt wird. Gegen das Unkraut kann man ſich allein dadurch retten,<lb/>
daß man die Reihen bezeichnet, worin die Koͤrner liegen, um es, noch ehe die<lb/>
Pflanzen ſichtbar werden, durch Schaufeln vertilgen zu koͤnnen, was aber doch<lb/>
immer große Aufmerkſamkeit erfordert. Man hat ſie auch wohl breitwuͤrfig aus-<lb/>
geſaͤet, und dann durch Jaͤten und Behacken ſo verduͤnnet, daß die Ruͤben einzeln zu<lb/>ſtehen kommen; dies iſt aber unter allen die beſchwerlichſte und koſtſpieligſte Methode.</p><lb/><p>Auf gewoͤhnlichem Ackerboden iſt die Verpflanzung in der Regel vorzuziehen,<lb/>
welche auch Zeit gewaͤhrt, den Acker mehr vorzubereiten. Weil aber durch das<lb/>
Verſetzen die Pflanze in ihrem Wachsthume allerdings geſtoͤrt wird, ſo iſt es von<lb/>
Wichtigkeit ſich fruͤhe Pflanzen zu verſchaffen, und der Saamen muß daher fruͤh<lb/>
und in einem recht warmen Orte in lockeren Gartenboden geſaͤet werden. Man<lb/>
kann ihn auch im Spaͤtherbſt legen, ſo daß er bei der niedrigen Temperatur<lb/>ſchlafend an der Erde liege und nur ſeine Kapſel ſich erweiche. Aber der geringe<lb/>
Vorſprung, den dieſe Pflanzen erhalten, erſetzt die Gefahr nicht, denen der Saa-<lb/>
men in der Erde von Maͤuſen und Inſekten ausgeſetzt iſt; weswegen man dieſe<lb/>
Methode faſt allgemein wieder aufgegeben hat.</p><lb/><p><hirendition="#et"><choice><sic>Ueder</sic><corr>Ueber</corr></choice> die Verpflanzung vergl. §. 180—183.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 290.</head><lb/><p><noteplace="left">Vegetation.</note>Die heranwachſenden Pflanzen erfordern eine fleißige Bearbeitung, und ihr<lb/>
Gedeihen haͤngt beſonders davon ab. Es geſchiehet durch den Schaufelpflug;<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[228/0252]
Futtergewaͤchſe.
Je tiefer der Boden, um deſto beſſer, und auf flachem Boden wird ſie,
auf aufgepfluͤgte Beete gepflanzt oder geſaͤet, ſtaͤrkern Ertrag geben.
§. 289.
Der Saamen kann auf die Stelle gelegt werden, wo die Pflanze ſtehen blei-
ben ſoll. Man legt ein einzelnes Korn in einzelne Loͤcher oder man legt den
Saamen in Rillen, wenigſtens ums doppelte dichter, als die Pflanzen ſtehen blei-
ben ſollen. Dieſe Methode iſt aber nur auf warmem, muͤrben und von Unkraut
ziemlich reinen Boden zu empfehlen. Denn der Keim durchbricht die harte Schaale
ſchwer, es dauert lange, ehe das Pflaͤnzchen mit ſeinen ſchwachen Saamenblaͤt-
tern zum Vorſchein kommt, und der Acker iſt dann ſchon hoch mit Unkraut be-
wachſen. Oft wird auch das Keimen unterdruͤckt, wenn entweder das zu hoch
liegende Korn nicht zureichende Feuchtigkeit hat, oder das zu tief liegende von der
Erde eingeballt wird. Gegen das Unkraut kann man ſich allein dadurch retten,
daß man die Reihen bezeichnet, worin die Koͤrner liegen, um es, noch ehe die
Pflanzen ſichtbar werden, durch Schaufeln vertilgen zu koͤnnen, was aber doch
immer große Aufmerkſamkeit erfordert. Man hat ſie auch wohl breitwuͤrfig aus-
geſaͤet, und dann durch Jaͤten und Behacken ſo verduͤnnet, daß die Ruͤben einzeln zu
ſtehen kommen; dies iſt aber unter allen die beſchwerlichſte und koſtſpieligſte Methode.
Saat.
Auf gewoͤhnlichem Ackerboden iſt die Verpflanzung in der Regel vorzuziehen,
welche auch Zeit gewaͤhrt, den Acker mehr vorzubereiten. Weil aber durch das
Verſetzen die Pflanze in ihrem Wachsthume allerdings geſtoͤrt wird, ſo iſt es von
Wichtigkeit ſich fruͤhe Pflanzen zu verſchaffen, und der Saamen muß daher fruͤh
und in einem recht warmen Orte in lockeren Gartenboden geſaͤet werden. Man
kann ihn auch im Spaͤtherbſt legen, ſo daß er bei der niedrigen Temperatur
ſchlafend an der Erde liege und nur ſeine Kapſel ſich erweiche. Aber der geringe
Vorſprung, den dieſe Pflanzen erhalten, erſetzt die Gefahr nicht, denen der Saa-
men in der Erde von Maͤuſen und Inſekten ausgeſetzt iſt; weswegen man dieſe
Methode faſt allgemein wieder aufgegeben hat.
Ueber die Verpflanzung vergl. §. 180—183.
§. 290.
Die heranwachſenden Pflanzen erfordern eine fleißige Bearbeitung, und ihr
Gedeihen haͤngt beſonders davon ab. Es geſchiehet durch den Schaufelpflug;
Vegetation.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/252>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.