lichen Ertrag geben. Danach ist dann aber der Boden auch merklich erschöpft -- denn daß die Kartoffeln den Boden überall nicht aussaugen, ist mir zu behaupten nie eingefallen, vielmehr habe ich das Gegentheil gesagt (englische Landwirthschaft Bd. III. S. 237.). Aber sie saugen die Wirthschaft nicht aus, sondern bereichern sie vielmehr beträchtlich an Düngkraft, wenn sie verfüttert werden. --
Auf allem strengeren Boden ist frischer, langer, strohiger Mist, und zwar je unmittelbarer er in Berührung mit den Kartoffeln kommt, folglich kurz vor der Saatfurche aufgefahren, um so zuträglicher. Auf milderem Boden aber mehr zergangener Mist oder der einige Male mit durchgepflügt worden ist.
Andre kräftige Düngungsmittel, z. B. Hornspäne in die Saatfurche ge- streuet, wollene Lappen eben so, Lohgärberabfall u. s. w., bringen üppige Kar- toffeln hervor. Hürdenschlag, nachdem die Kartoffeln eingelegt sind, wirkt mächtig; aber die Bollen bekommen danach einen Beischmack. Allein es fin- det auch bei der Düngung der Kartoffeln ein Maximum statt, über welches hinaus sie ungeheures Kraut treiben, welches sich platt auf den Boden legt, und worunter sich höchst wenige Bollen finden.
§. 277.
Zur Pflanzung müssen möglichst gesunde und kräftige Kartoffeln ausge-Setzlinge. wählt werden; nicht solche, denen die Sprossen schon mehrere Male abge- brochen worden, weil sie ihre kräftigsten Keime schon verkoren haben; insbe- sondere aber keine im Winter sehr erkältete, wenn gleich vom Froste nicht ge- störte Kartoffeln. Alle Kartoffeln aus Gruben, Feimen oder Kellern, in welche der Frost eingedrungen ist, und einen Theil zerstört hat, sind, wie mich über- zeugende Erfahrung gelehrt hat, höchst mißlich zu pflanzen. Sie bleiben ganz zurück, oder machen schwache Pflanzen, und man muß daher die zum Einle- gen bestimmten Kartoffeln vor allen sorgfältig aufbewahren.
Ob ich gleich weiß, daß manche von kleinen Kartoffeln sehr guten Ertrag an großen Kartoffeln erhalten haben, so ziehe ich doch die mittleren und gro- ßen, besonders bei gewissen Arten, vor; die kleinen haben nicht die lebhafte Keimkraft und bleiben oft zurück. Jene lassen sich indessen unbedenklich in zwei Stücke schneiden.
D d 2
Die Kartoffeln.
lichen Ertrag geben. Danach iſt dann aber der Boden auch merklich erſchoͤpft — denn daß die Kartoffeln den Boden uͤberall nicht ausſaugen, iſt mir zu behaupten nie eingefallen, vielmehr habe ich das Gegentheil geſagt (engliſche Landwirthſchaft Bd. III. S. 237.). Aber ſie ſaugen die Wirthſchaft nicht aus, ſondern bereichern ſie vielmehr betraͤchtlich an Duͤngkraft, wenn ſie verfuͤttert werden. —
Auf allem ſtrengeren Boden iſt friſcher, langer, ſtrohiger Miſt, und zwar je unmittelbarer er in Beruͤhrung mit den Kartoffeln kommt, folglich kurz vor der Saatfurche aufgefahren, um ſo zutraͤglicher. Auf milderem Boden aber mehr zergangener Miſt oder der einige Male mit durchgepfluͤgt worden iſt.
Andre kraͤftige Duͤngungsmittel, z. B. Hornſpaͤne in die Saatfurche ge- ſtreuet, wollene Lappen eben ſo, Lohgaͤrberabfall u. ſ. w., bringen uͤppige Kar- toffeln hervor. Huͤrdenſchlag, nachdem die Kartoffeln eingelegt ſind, wirkt maͤchtig; aber die Bollen bekommen danach einen Beiſchmack. Allein es fin- det auch bei der Duͤngung der Kartoffeln ein Maximum ſtatt, uͤber welches hinaus ſie ungeheures Kraut treiben, welches ſich platt auf den Boden legt, und worunter ſich hoͤchſt wenige Bollen finden.
§. 277.
Zur Pflanzung muͤſſen moͤglichſt geſunde und kraͤftige Kartoffeln ausge-Setzlinge. waͤhlt werden; nicht ſolche, denen die Sproſſen ſchon mehrere Male abge- brochen worden, weil ſie ihre kraͤftigſten Keime ſchon verkoren haben; insbe- ſondere aber keine im Winter ſehr erkaͤltete, wenn gleich vom Froſte nicht ge- ſtoͤrte Kartoffeln. Alle Kartoffeln aus Gruben, Feimen oder Kellern, in welche der Froſt eingedrungen iſt, und einen Theil zerſtoͤrt hat, ſind, wie mich uͤber- zeugende Erfahrung gelehrt hat, hoͤchſt mißlich zu pflanzen. Sie bleiben ganz zuruͤck, oder machen ſchwache Pflanzen, und man muß daher die zum Einle- gen beſtimmten Kartoffeln vor allen ſorgfaͤltig aufbewahren.
Ob ich gleich weiß, daß manche von kleinen Kartoffeln ſehr guten Ertrag an großen Kartoffeln erhalten haben, ſo ziehe ich doch die mittleren und gro- ßen, beſonders bei gewiſſen Arten, vor; die kleinen haben nicht die lebhafte Keimkraft und bleiben oft zuruͤck. Jene laſſen ſich indeſſen unbedenklich in zwei Stuͤcke ſchneiden.
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Die Kartoffeln.
lichen Ertrag geben. Danach iſt dann aber der Boden auch merklich erſchoͤpft
— denn daß die Kartoffeln den Boden uͤberall nicht ausſaugen, iſt mir zu
behaupten nie eingefallen, vielmehr habe ich das Gegentheil geſagt (engliſche
Landwirthſchaft Bd. III. S. 237.). Aber ſie ſaugen die Wirthſchaft nicht
aus, ſondern bereichern ſie vielmehr betraͤchtlich an Duͤngkraft, wenn ſie
verfuͤttert werden. —
Auf allem ſtrengeren Boden iſt friſcher, langer, ſtrohiger Miſt, und zwar
je unmittelbarer er in Beruͤhrung mit den Kartoffeln kommt, folglich kurz vor
der Saatfurche aufgefahren, um ſo zutraͤglicher. Auf milderem Boden aber
mehr zergangener Miſt oder der einige Male mit durchgepfluͤgt worden iſt.
Andre kraͤftige Duͤngungsmittel, z. B. Hornſpaͤne in die Saatfurche ge-
ſtreuet, wollene Lappen eben ſo, Lohgaͤrberabfall u. ſ. w., bringen uͤppige Kar-
toffeln hervor. Huͤrdenſchlag, nachdem die Kartoffeln eingelegt ſind, wirkt
maͤchtig; aber die Bollen bekommen danach einen Beiſchmack. Allein es fin-
det auch bei der Duͤngung der Kartoffeln ein Maximum ſtatt, uͤber welches
hinaus ſie ungeheures Kraut treiben, welches ſich platt auf den Boden legt,
und worunter ſich hoͤchſt wenige Bollen finden.
§. 277.
Zur Pflanzung muͤſſen moͤglichſt geſunde und kraͤftige Kartoffeln ausge-
waͤhlt werden; nicht ſolche, denen die Sproſſen ſchon mehrere Male abge-
brochen worden, weil ſie ihre kraͤftigſten Keime ſchon verkoren haben; insbe-
ſondere aber keine im Winter ſehr erkaͤltete, wenn gleich vom Froſte nicht ge-
ſtoͤrte Kartoffeln. Alle Kartoffeln aus Gruben, Feimen oder Kellern, in welche
der Froſt eingedrungen iſt, und einen Theil zerſtoͤrt hat, ſind, wie mich uͤber-
zeugende Erfahrung gelehrt hat, hoͤchſt mißlich zu pflanzen. Sie bleiben ganz
zuruͤck, oder machen ſchwache Pflanzen, und man muß daher die zum Einle-
gen beſtimmten Kartoffeln vor allen ſorgfaͤltig aufbewahren.
Setzlinge.
Ob ich gleich weiß, daß manche von kleinen Kartoffeln ſehr guten Ertrag
an großen Kartoffeln erhalten haben, ſo ziehe ich doch die mittleren und gro-
ßen, beſonders bei gewiſſen Arten, vor; die kleinen haben nicht die lebhafte
Keimkraft und bleiben oft zuruͤck. Jene laſſen ſich indeſſen unbedenklich in
zwei Stuͤcke ſchneiden.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/235>, abgerufen am 03.03.2025.
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