feileren, als mit Stangen. Eben so wenig würde wohl das statt der Stangen vorgeschlagene Gatterwerk ökonomisch seyn.
§. 256.
Ernte.Wenn der Hopfen seine Reife erreicht hat, welches man an seiner bräun- lichen Farbe, seinem Hart- und Festwerden, und seinem lieblichen aromatischen Geruch abnimmt, so eilt man mit der Ernte, die gewöhnlich beim Augusthopfen zu Anfange, bei dem spätern zu Ende Septembers eintritt. Die Ranken wer- den unten an den Stangen abgeschnitten, und diese mit dem sie umschlingenden Hopfen herausgehoben. Der Hopfen wird nun entweder auf der Stelle ge- pflückt, oder unter Dach gebracht. Zu ersterem wird trocknes Wetter erfordert, und man muß, um dieses zu benutzen, so viele Menschen wie nur möglich, zu- sammen zu bringen suchen. Die Stangen werden zu zweien auf ein Gerüst ge- legt, woran man ein Tuch an Haken hängt, damit der gepflückte Hopfen darauf falle. Die Hopfenpflücker, größtentheils Weiber und Kinder, stehen um dieses Gestell herum, und andre Arbeiter tragen die Stangen zu, und nehmen sie wie- der ab. Wenn das Tuch voll ist, wird der Hopfen in einen großen Sack ge- schüttet und sogleich an seinen Trockenplatz gebracht; denn in dem Sacke würde er sich in kurzer Zeit erhitzen.
Will man ihn im Hause trocknen, so werden die Stangen aus den Ranken herausgezogen, diese locker zusammengebunden, und unter Dach gebracht, wo sie dann auch baldmöglichst gepflückt werden. Die erstere Methode ist ohne Zweifel, wenn man Leute genug hat, die bessere, weil der vor dem Pflücken unter Dach gebrachte Hopfen leicht dumpfig wird.
Der gepflückte Hopfen muß nun entweder auf einem luftigen Boden dünn ausgestreuet und täglich einmal umgewendet werden, bis er völlig trocken ist; oder aber -- was schneller und ohne allen Verlust, vielmehr zum Vortheil des Hopfens geschiehet -- das Trocknen desselben wird auf einer gut eingerichteten nicht rauchenden Darre verrichtet. Ueber die Darre wird ein Haartuch gebrei- tet, worauf der Hopfen 6 bis 12 Zoll hoch, je nachdem der Hopfen feuchter oder trockner, mehr oder minder reif ist, verbreitet wird. Die Hitze der Darre muß wohl abgemessen, nicht zu heftig seyn, und immer gleichmäßig erhalten werden. Wenn seine Stiele leicht brechen, und seine Blättchen abfallen, ist er trocken
Der Hopfen.
feileren, als mit Stangen. Eben ſo wenig wuͤrde wohl das ſtatt der Stangen vorgeſchlagene Gatterwerk oͤkonomiſch ſeyn.
§. 256.
Ernte.Wenn der Hopfen ſeine Reife erreicht hat, welches man an ſeiner braͤun- lichen Farbe, ſeinem Hart- und Feſtwerden, und ſeinem lieblichen aromatiſchen Geruch abnimmt, ſo eilt man mit der Ernte, die gewoͤhnlich beim Auguſthopfen zu Anfange, bei dem ſpaͤtern zu Ende Septembers eintritt. Die Ranken wer- den unten an den Stangen abgeſchnitten, und dieſe mit dem ſie umſchlingenden Hopfen herausgehoben. Der Hopfen wird nun entweder auf der Stelle ge- pfluͤckt, oder unter Dach gebracht. Zu erſterem wird trocknes Wetter erfordert, und man muß, um dieſes zu benutzen, ſo viele Menſchen wie nur moͤglich, zu- ſammen zu bringen ſuchen. Die Stangen werden zu zweien auf ein Geruͤſt ge- legt, woran man ein Tuch an Haken haͤngt, damit der gepfluͤckte Hopfen darauf falle. Die Hopfenpfluͤcker, groͤßtentheils Weiber und Kinder, ſtehen um dieſes Geſtell herum, und andre Arbeiter tragen die Stangen zu, und nehmen ſie wie- der ab. Wenn das Tuch voll iſt, wird der Hopfen in einen großen Sack ge- ſchuͤttet und ſogleich an ſeinen Trockenplatz gebracht; denn in dem Sacke wuͤrde er ſich in kurzer Zeit erhitzen.
Will man ihn im Hauſe trocknen, ſo werden die Stangen aus den Ranken herausgezogen, dieſe locker zuſammengebunden, und unter Dach gebracht, wo ſie dann auch baldmoͤglichſt gepfluͤckt werden. Die erſtere Methode iſt ohne Zweifel, wenn man Leute genug hat, die beſſere, weil der vor dem Pfluͤcken unter Dach gebrachte Hopfen leicht dumpfig wird.
Der gepfluͤckte Hopfen muß nun entweder auf einem luftigen Boden duͤnn ausgeſtreuet und taͤglich einmal umgewendet werden, bis er voͤllig trocken iſt; oder aber — was ſchneller und ohne allen Verluſt, vielmehr zum Vortheil des Hopfens geſchiehet — das Trocknen deſſelben wird auf einer gut eingerichteten nicht rauchenden Darre verrichtet. Ueber die Darre wird ein Haartuch gebrei- tet, worauf der Hopfen 6 bis 12 Zoll hoch, je nachdem der Hopfen feuchter oder trockner, mehr oder minder reif iſt, verbreitet wird. Die Hitze der Darre muß wohl abgemeſſen, nicht zu heftig ſeyn, und immer gleichmaͤßig erhalten werden. Wenn ſeine Stiele leicht brechen, und ſeine Blaͤttchen abfallen, iſt er trocken
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Der Hopfen.
feileren, als mit Stangen. Eben ſo wenig wuͤrde wohl das ſtatt der Stangen
vorgeſchlagene Gatterwerk oͤkonomiſch ſeyn.
§. 256.
Wenn der Hopfen ſeine Reife erreicht hat, welches man an ſeiner braͤun-
lichen Farbe, ſeinem Hart- und Feſtwerden, und ſeinem lieblichen aromatiſchen
Geruch abnimmt, ſo eilt man mit der Ernte, die gewoͤhnlich beim Auguſthopfen
zu Anfange, bei dem ſpaͤtern zu Ende Septembers eintritt. Die Ranken wer-
den unten an den Stangen abgeſchnitten, und dieſe mit dem ſie umſchlingenden
Hopfen herausgehoben. Der Hopfen wird nun entweder auf der Stelle ge-
pfluͤckt, oder unter Dach gebracht. Zu erſterem wird trocknes Wetter erfordert,
und man muß, um dieſes zu benutzen, ſo viele Menſchen wie nur moͤglich, zu-
ſammen zu bringen ſuchen. Die Stangen werden zu zweien auf ein Geruͤſt ge-
legt, woran man ein Tuch an Haken haͤngt, damit der gepfluͤckte Hopfen darauf
falle. Die Hopfenpfluͤcker, groͤßtentheils Weiber und Kinder, ſtehen um dieſes
Geſtell herum, und andre Arbeiter tragen die Stangen zu, und nehmen ſie wie-
der ab. Wenn das Tuch voll iſt, wird der Hopfen in einen großen Sack ge-
ſchuͤttet und ſogleich an ſeinen Trockenplatz gebracht; denn in dem Sacke wuͤrde
er ſich in kurzer Zeit erhitzen.
Ernte.
Will man ihn im Hauſe trocknen, ſo werden die Stangen aus den Ranken
herausgezogen, dieſe locker zuſammengebunden, und unter Dach gebracht, wo ſie
dann auch baldmoͤglichſt gepfluͤckt werden. Die erſtere Methode iſt ohne Zweifel,
wenn man Leute genug hat, die beſſere, weil der vor dem Pfluͤcken unter Dach
gebrachte Hopfen leicht dumpfig wird.
Der gepfluͤckte Hopfen muß nun entweder auf einem luftigen Boden duͤnn
ausgeſtreuet und taͤglich einmal umgewendet werden, bis er voͤllig trocken iſt;
oder aber — was ſchneller und ohne allen Verluſt, vielmehr zum Vortheil des
Hopfens geſchiehet — das Trocknen deſſelben wird auf einer gut eingerichteten
nicht rauchenden Darre verrichtet. Ueber die Darre wird ein Haartuch gebrei-
tet, worauf der Hopfen 6 bis 12 Zoll hoch, je nachdem der Hopfen feuchter oder
trockner, mehr oder minder reif iſt, verbreitet wird. Die Hitze der Darre muß
wohl abgemeſſen, nicht zu heftig ſeyn, und immer gleichmaͤßig erhalten werden.
Wenn ſeine Stiele leicht brechen, und ſeine Blaͤttchen abfallen, iſt er trocken
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/220>, abgerufen am 22.12.2024.
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