Abarten.Wir haben zwei Abarten des Waids: den in Deutschland gebräuchlichen und einen der in Languedoc erbaut wird. Der letztere soll beträchtliche Vorzüge vor dem erstern haben, und doch auch in Deutschland fortkommen.
Entdeckung der in Deutschland noch unbekannten ächten, zahmen Waid- pflanze, nebst Nachricht über den Unterschied dieser und der thüringschen (von Otto). Frankfurt 1794.
§. 247.
Die Stengel des Waids werden 3 bis 31/2 Fuß hoch, sind fingersdick, und in mehrere mit Blättern besetzte Aeste getheilt. Die Blätter des Stengels umfassen diesen, sind pfeilförmig, spitzig, schwach eingezackt und blau angelaufen; die Blumen sind gelb, und bilden an der Spitze der Stengel Rispen.
Boden und Anbau.Er erfordert einen guten, in kräftigem Dünger stehenden, sorgfältig und rein bearbeiteten Acker. Er wird entweder im Frühjahre, oder was besser ist, Ende Augusts und Anfangs Septembers per Morgen etwa zu 4 bis 5 Metzen ausgesäet. Die Herbstaussaat leidet wohl zuweilen, aber selten, im Winter, giebt aber einen bei weitem stärkeren Ertrag, wie die Frühjahrsaussaat. Wenn die Pflanzen im Herbste stark heranwachsen sollten, so mähet man sie ab, und be- dient sich dieser Schröpfe in der Regel nur zur Viehfütterung. Im Frühjahr muß er durch das Hacken nicht nur vom Unkraute gereinigt, sondern auch so ver- einzelt werden, daß alle Fuß höchstens nur eine Pflanze stehen bleibe. Es würde die Arbeit ohne Zweifel sehr erleichtern und Saamen ersparen, wenn man ihn in Reihen säete, und mit der Pferdeschaufel bearbeitete.
§. 248.
Ernte und Behandlung.Wenn die Blätter eine Spanne lang sind, und die Blüten ausbrechen wol- len, so stößt man den Stengel über der Wurzel ab, und nimmt die größern Blätter weg. Es treiben nach einigen Wochen neue Blätter, welche man eben- falls sammlet. Dies wiederholt man so lange, als der Wachsthum der Pflan- zen dauert und nimmt von dem Winterwaid zuweilen vier Ernten. Andre begnügen sich mit drei Ernten, um die Blätter so viel größer werden zu lassen. Auf gutem Boden erntet man im Durchschnitt 150 Centner frische Blätter.
Farbepflanzen.
§. 246.
Abarten.Wir haben zwei Abarten des Waids: den in Deutſchland gebraͤuchlichen und einen der in Languedoc erbaut wird. Der letztere ſoll betraͤchtliche Vorzuͤge vor dem erſtern haben, und doch auch in Deutſchland fortkommen.
Entdeckung der in Deutſchland noch unbekannten aͤchten, zahmen Waid- pflanze, nebſt Nachricht uͤber den Unterſchied dieſer und der thuͤringſchen (von Otto). Frankfurt 1794.
§. 247.
Die Stengel des Waids werden 3 bis 3½ Fuß hoch, ſind fingersdick, und in mehrere mit Blaͤttern beſetzte Aeſte getheilt. Die Blaͤtter des Stengels umfaſſen dieſen, ſind pfeilfoͤrmig, ſpitzig, ſchwach eingezackt und blau angelaufen; die Blumen ſind gelb, und bilden an der Spitze der Stengel Rispen.
Boden und Anbau.Er erfordert einen guten, in kraͤftigem Duͤnger ſtehenden, ſorgfaͤltig und rein bearbeiteten Acker. Er wird entweder im Fruͤhjahre, oder was beſſer iſt, Ende Auguſts und Anfangs Septembers per Morgen etwa zu 4 bis 5 Metzen ausgeſaͤet. Die Herbſtausſaat leidet wohl zuweilen, aber ſelten, im Winter, giebt aber einen bei weitem ſtaͤrkeren Ertrag, wie die Fruͤhjahrsausſaat. Wenn die Pflanzen im Herbſte ſtark heranwachſen ſollten, ſo maͤhet man ſie ab, und be- dient ſich dieſer Schroͤpfe in der Regel nur zur Viehfuͤtterung. Im Fruͤhjahr muß er durch das Hacken nicht nur vom Unkraute gereinigt, ſondern auch ſo ver- einzelt werden, daß alle Fuß hoͤchſtens nur eine Pflanze ſtehen bleibe. Es wuͤrde die Arbeit ohne Zweifel ſehr erleichtern und Saamen erſparen, wenn man ihn in Reihen ſaͤete, und mit der Pferdeſchaufel bearbeitete.
§. 248.
Ernte und Behandlung.Wenn die Blaͤtter eine Spanne lang ſind, und die Bluͤten ausbrechen wol- len, ſo ſtoͤßt man den Stengel uͤber der Wurzel ab, und nimmt die groͤßern Blaͤtter weg. Es treiben nach einigen Wochen neue Blaͤtter, welche man eben- falls ſammlet. Dies wiederholt man ſo lange, als der Wachsthum der Pflan- zen dauert und nimmt von dem Winterwaid zuweilen vier Ernten. Andre begnuͤgen ſich mit drei Ernten, um die Blaͤtter ſo viel groͤßer werden zu laſſen. Auf gutem Boden erntet man im Durchſchnitt 150 Centner friſche Blaͤtter.
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[290[190]/0214]
Farbepflanzen.
§. 246.
Wir haben zwei Abarten des Waids: den in Deutſchland gebraͤuchlichen
und einen der in Languedoc erbaut wird. Der letztere ſoll betraͤchtliche Vorzuͤge
vor dem erſtern haben, und doch auch in Deutſchland fortkommen.
Abarten.
Entdeckung der in Deutſchland noch unbekannten aͤchten, zahmen Waid-
pflanze, nebſt Nachricht uͤber den Unterſchied dieſer und der thuͤringſchen (von
Otto). Frankfurt 1794.
§. 247.
Die Stengel des Waids werden 3 bis 3½ Fuß hoch, ſind fingersdick, und
in mehrere mit Blaͤttern beſetzte Aeſte getheilt. Die Blaͤtter des Stengels
umfaſſen dieſen, ſind pfeilfoͤrmig, ſpitzig, ſchwach eingezackt und blau angelaufen;
die Blumen ſind gelb, und bilden an der Spitze der Stengel Rispen.
Er erfordert einen guten, in kraͤftigem Duͤnger ſtehenden, ſorgfaͤltig und
rein bearbeiteten Acker. Er wird entweder im Fruͤhjahre, oder was beſſer iſt,
Ende Auguſts und Anfangs Septembers per Morgen etwa zu 4 bis 5 Metzen
ausgeſaͤet. Die Herbſtausſaat leidet wohl zuweilen, aber ſelten, im Winter, giebt
aber einen bei weitem ſtaͤrkeren Ertrag, wie die Fruͤhjahrsausſaat. Wenn die
Pflanzen im Herbſte ſtark heranwachſen ſollten, ſo maͤhet man ſie ab, und be-
dient ſich dieſer Schroͤpfe in der Regel nur zur Viehfuͤtterung. Im Fruͤhjahr
muß er durch das Hacken nicht nur vom Unkraute gereinigt, ſondern auch ſo ver-
einzelt werden, daß alle Fuß hoͤchſtens nur eine Pflanze ſtehen bleibe. Es
wuͤrde die Arbeit ohne Zweifel ſehr erleichtern und Saamen erſparen, wenn
man ihn in Reihen ſaͤete, und mit der Pferdeſchaufel bearbeitete.
Boden und
Anbau.
§. 248.
Wenn die Blaͤtter eine Spanne lang ſind, und die Bluͤten ausbrechen wol-
len, ſo ſtoͤßt man den Stengel uͤber der Wurzel ab, und nimmt die groͤßern
Blaͤtter weg. Es treiben nach einigen Wochen neue Blaͤtter, welche man eben-
falls ſammlet. Dies wiederholt man ſo lange, als der Wachsthum der Pflan-
zen dauert und nimmt von dem Winterwaid zuweilen vier Ernten. Andre
begnuͤgen ſich mit drei Ernten, um die Blaͤtter ſo viel groͤßer werden zu
laſſen. Auf gutem Boden erntet man im Durchſchnitt 150 Centner friſche
Blaͤtter.
Ernte und
Behandlung.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 290[190]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/214>, abgerufen am 21.11.2024.
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