ter sehr wenig davon reif. Wenn er, wie einige mit Erfolg versucht haben, im Herbste ausgesäet werden kann, und den Winter aushält, so wird man wahr- scheinlich sicherer damit gehen. Aber zum Anbau auf ganzen Feldern scheint er sich doch nicht zu sch[ic]ken.
Sein Ertrag ist scheinbar außerordentlich stark, und wenn man die einzelnen Pflanzen in Betracht zieht, stärker, wie von irgend einem andern Oelgewächse. Er kann vielleicht das zehntausendste Korn geben, und ist deshalb eine herrliche Pflanze für die, welche nach der Saatvermehrung rechnen. Aber die einzelne Pflanze breitet sich so aus, daß es dennoch zu bezweifeln ist, ob er von einer gewissen Fläche so viel Saamen wie andre Oelgewächse gebe. Der Saamen liefert reich- liches und rein schmeckendes Oel, wie man versichert Funfzig vom Hundert.
Der Leindotter (Myagrum sativum).
§. 215.
Diese Pflanze wächst auch wild, und ist unter dem Flachse zuweilen ein lästi- ges Unkraut. Er hat einen 1 bis 2 Fuß hohen, eckigen, haarigen, ästigen Sten- gel, lanzettförmig sitzende Blätter. Die gelben Blüten stehen in langen Trauben an der Spitze der Stengel. Die Schooten sind aufgeblasen, eiförmig, platt, an dem obern Theile mit einer Spitze versehen.
Er nimmt mit einem sandigen Boden vorlieb, wenn dieser in guter Dung- kraft stehet, und wird deshalb auf solchem angebauet. Er saugt aber diesen Boden sehr aus.
Man säet ihn im April; zu Ende des Juli oder Anfangs August geschiehet die Ernte. Er ist weniger wie andre Oelgewächse den Insekten ausgesetzt, und mißräth überhaupt nicht leicht völlig. Sein Ertrag ist aber selten über 5 Schfl. vom Morgen, und 1 Schfl. soll 20 bis 24 Pfo. Oel geben, welches von einem etwas bitterlichen Geschmacke ist, und in der Kälte nicht gerinnt.
Der Mohn (Papaver somniferum).
§. 216.
Abarten.Man bauet mehrere Abarten dieser Pflanze, welche sich durch die Farbe der Blüte, des Saamens und der Konstruktion der Kapseln unterscheiden.
Oelgewaͤchſe.
ter ſehr wenig davon reif. Wenn er, wie einige mit Erfolg verſucht haben, im Herbſte ausgeſaͤet werden kann, und den Winter aushaͤlt, ſo wird man wahr- ſcheinlich ſicherer damit gehen. Aber zum Anbau auf ganzen Feldern ſcheint er ſich doch nicht zu ſch[ic]ken.
Sein Ertrag iſt ſcheinbar außerordentlich ſtark, und wenn man die einzelnen Pflanzen in Betracht zieht, ſtaͤrker, wie von irgend einem andern Oelgewaͤchſe. Er kann vielleicht das zehntauſendſte Korn geben, und iſt deshalb eine herrliche Pflanze fuͤr die, welche nach der Saatvermehrung rechnen. Aber die einzelne Pflanze breitet ſich ſo aus, daß es dennoch zu bezweifeln iſt, ob er von einer gewiſſen Flaͤche ſo viel Saamen wie andre Oelgewaͤchſe gebe. Der Saamen liefert reich- liches und rein ſchmeckendes Oel, wie man verſichert Funfzig vom Hundert.
Der Leindotter (Myagrum sativum).
§. 215.
Dieſe Pflanze waͤchſt auch wild, und iſt unter dem Flachſe zuweilen ein laͤſti- ges Unkraut. Er hat einen 1 bis 2 Fuß hohen, eckigen, haarigen, aͤſtigen Sten- gel, lanzettfoͤrmig ſitzende Blaͤtter. Die gelben Bluͤten ſtehen in langen Trauben an der Spitze der Stengel. Die Schooten ſind aufgeblaſen, eifoͤrmig, platt, an dem obern Theile mit einer Spitze verſehen.
Er nimmt mit einem ſandigen Boden vorlieb, wenn dieſer in guter Dung- kraft ſtehet, und wird deshalb auf ſolchem angebauet. Er ſaugt aber dieſen Boden ſehr aus.
Man ſaͤet ihn im April; zu Ende des Juli oder Anfangs Auguſt geſchiehet die Ernte. Er iſt weniger wie andre Oelgewaͤchſe den Inſekten ausgeſetzt, und mißraͤth uͤberhaupt nicht leicht voͤllig. Sein Ertrag iſt aber ſelten uͤber 5 Schfl. vom Morgen, und 1 Schfl. ſoll 20 bis 24 Pfo. Oel geben, welches von einem etwas bitterlichen Geſchmacke iſt, und in der Kaͤlte nicht gerinnt.
Der Mohn (Papaver somniferum).
§. 216.
Abarten.Man bauet mehrere Abarten dieſer Pflanze, welche ſich durch die Farbe der Bluͤte, des Saamens und der Konſtruktion der Kapſeln unterſcheiden.
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Oelgewaͤchſe.
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Herbſte ausgeſaͤet werden kann, und den Winter aushaͤlt, ſo wird man wahr-
ſcheinlich ſicherer damit gehen. Aber zum Anbau auf ganzen Feldern ſcheint er
ſich doch nicht zu ſchicken.
Sein Ertrag iſt ſcheinbar außerordentlich ſtark, und wenn man die einzelnen
Pflanzen in Betracht zieht, ſtaͤrker, wie von irgend einem andern Oelgewaͤchſe. Er
kann vielleicht das zehntauſendſte Korn geben, und iſt deshalb eine herrliche Pflanze
fuͤr die, welche nach der Saatvermehrung rechnen. Aber die einzelne Pflanze
breitet ſich ſo aus, daß es dennoch zu bezweifeln iſt, ob er von einer gewiſſen
Flaͤche ſo viel Saamen wie andre Oelgewaͤchſe gebe. Der Saamen liefert reich-
liches und rein ſchmeckendes Oel, wie man verſichert Funfzig vom Hundert.
Der Leindotter (Myagrum sativum).
§. 215.
Dieſe Pflanze waͤchſt auch wild, und iſt unter dem Flachſe zuweilen ein laͤſti-
ges Unkraut. Er hat einen 1 bis 2 Fuß hohen, eckigen, haarigen, aͤſtigen Sten-
gel, lanzettfoͤrmig ſitzende Blaͤtter. Die gelben Bluͤten ſtehen in langen Trauben
an der Spitze der Stengel. Die Schooten ſind aufgeblaſen, eifoͤrmig, platt, an
dem obern Theile mit einer Spitze verſehen.
Er nimmt mit einem ſandigen Boden vorlieb, wenn dieſer in guter Dung-
kraft ſtehet, und wird deshalb auf ſolchem angebauet. Er ſaugt aber dieſen
Boden ſehr aus.
Man ſaͤet ihn im April; zu Ende des Juli oder Anfangs Auguſt geſchiehet
die Ernte. Er iſt weniger wie andre Oelgewaͤchſe den Inſekten ausgeſetzt, und
mißraͤth uͤberhaupt nicht leicht voͤllig. Sein Ertrag iſt aber ſelten uͤber 5 Schfl.
vom Morgen, und 1 Schfl. ſoll 20 bis 24 Pfo. Oel geben, welches von einem
etwas bitterlichen Geſchmacke iſt, und in der Kaͤlte nicht gerinnt.
Der Mohn (Papaver somniferum).
§. 216.
Man bauet mehrere Abarten dieſer Pflanze, welche ſich durch die Farbe der
Bluͤte, des Saamens und der Konſtruktion der Kapſeln unterſcheiden.
Abarten.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/196>, abgerufen am 22.02.2025.
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