Sobald man bemerkt, daß er nicht gerathen werde, wird ein vorsichtiger Landwirth sich sogleich zum Unterpflügen entschließen, weil sonst der Acker durch das überhand nehmende Unkraut verwildert.
Auf einen Ertrag von mehr als 5 Scheffeln darf man nicht wohl rechnen. Nur in abgelassenen Teichen hat er zuweilen einen hohen, dem Winterraps gleich kommenden Ertrag gegeben, und er ist wegen seiner schnellen Vegetation eine sehr zweckmäßige Frucht für solche Fälle.
Der Saamen ist auch von geringerem Werthe, weil er weniger Oel giebt. Er muß schon zur Vollkommenheit gelangt seyn, um aus dem Scheffel 18 bis 20 Pfd. Oel zu geben. Dennoch ziehen manche den Anbau dieses Gewächses der Winter Oelsaat vor, weil es den Acker nur einen Sommer einnimmt.
Eine sonderbare Methode, die sich im Paderbornschen nicht selten finden soll, ist die: Sommerrübsen und Winterrübsen untereinander zu säen, da man dann ersteren im ersten, den andren im zweiten Jahre erntet.
Der Senf
§. 212.
ist neuerlich statt des Sommerrübsens, auch um des Oels willen, anzubauen, sehr empfohlen worden.
Man hat zwei Arten, die nach der Farbe unterschieden werden, aber sich auch durch andere charakteristische Merkmale von einander auszeichnen.
Der weiße Senf hat rauhe Schooten, an welchen ein langer Schnabel sitzt. Die Farbe des Saamens ist gelblich, fällt aber auch ins bräunliche. Was man englischen Senf nennt, ist höchstens eine durch Kultur entstandene Abart.
Der schwarze hat eine glatte Schoote, die dicht an den Stengel angedrückt ist. Diesen bauet man bei uns mehr um des Mostrichs willen, weil er dazu ge- bräuchlicher ist; obgleich der weiße auch in dieser Hinsicht den Vorzug verdient. Seine Schooten springen leichter auf als die des weißen.
Beide geben ein zum Brennen, und wenn es sorgfältig gereinigt wird, auch zur Speise sehr brauchbares Oel; vom Centner etwa 36 bis 38 Pfo.
Oelgewaͤchſe.
Sobald man bemerkt, daß er nicht gerathen werde, wird ein vorſichtiger Landwirth ſich ſogleich zum Unterpfluͤgen entſchließen, weil ſonſt der Acker durch das uͤberhand nehmende Unkraut verwildert.
Auf einen Ertrag von mehr als 5 Scheffeln darf man nicht wohl rechnen. Nur in abgelaſſenen Teichen hat er zuweilen einen hohen, dem Winterraps gleich kommenden Ertrag gegeben, und er iſt wegen ſeiner ſchnellen Vegetation eine ſehr zweckmaͤßige Frucht fuͤr ſolche Faͤlle.
Der Saamen iſt auch von geringerem Werthe, weil er weniger Oel giebt. Er muß ſchon zur Vollkommenheit gelangt ſeyn, um aus dem Scheffel 18 bis 20 Pfd. Oel zu geben. Dennoch ziehen manche den Anbau dieſes Gewaͤchſes der Winter Oelſaat vor, weil es den Acker nur einen Sommer einnimmt.
Eine ſonderbare Methode, die ſich im Paderbornſchen nicht ſelten finden ſoll, iſt die: Sommerruͤbſen und Winterruͤbſen untereinander zu ſaͤen, da man dann erſteren im erſten, den andren im zweiten Jahre erntet.
Der Senf
§. 212.
iſt neuerlich ſtatt des Sommerruͤbſens, auch um des Oels willen, anzubauen, ſehr empfohlen worden.
Man hat zwei Arten, die nach der Farbe unterſchieden werden, aber ſich auch durch andere charakteriſtiſche Merkmale von einander auszeichnen.
Der weiße Senf hat rauhe Schooten, an welchen ein langer Schnabel ſitzt. Die Farbe des Saamens iſt gelblich, faͤllt aber auch ins braͤunliche. Was man engliſchen Senf nennt, iſt hoͤchſtens eine durch Kultur entſtandene Abart.
Der ſchwarze hat eine glatte Schoote, die dicht an den Stengel angedruͤckt iſt. Dieſen bauet man bei uns mehr um des Moſtrichs willen, weil er dazu ge- braͤuchlicher iſt; obgleich der weiße auch in dieſer Hinſicht den Vorzug verdient. Seine Schooten ſpringen leichter auf als die des weißen.
Beide geben ein zum Brennen, und wenn es ſorgfaͤltig gereinigt wird, auch zur Speiſe ſehr brauchbares Oel; vom Centner etwa 36 bis 38 Pfo.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0194"n="170"/><fwplace="top"type="header">Oelgewaͤchſe.</fw><lb/><p>Sobald man bemerkt, daß er nicht gerathen werde, wird ein vorſichtiger<lb/>
Landwirth ſich ſogleich zum Unterpfluͤgen entſchließen, weil ſonſt der Acker durch<lb/>
das uͤberhand nehmende Unkraut verwildert.</p><lb/><p>Auf einen Ertrag von mehr als 5 Scheffeln darf man nicht wohl rechnen.<lb/>
Nur in abgelaſſenen Teichen hat er zuweilen einen hohen, dem Winterraps gleich<lb/>
kommenden Ertrag gegeben, und er iſt wegen ſeiner ſchnellen Vegetation eine ſehr<lb/>
zweckmaͤßige Frucht fuͤr ſolche Faͤlle.</p><lb/><p>Der Saamen iſt auch von geringerem Werthe, weil er weniger Oel giebt.<lb/>
Er muß ſchon zur Vollkommenheit gelangt ſeyn, um aus dem Scheffel 18 bis<lb/>
20 Pfd. Oel zu geben. Dennoch ziehen manche den Anbau dieſes Gewaͤchſes<lb/>
der Winter Oelſaat vor, weil es den Acker nur einen Sommer einnimmt.</p><lb/><p>Eine ſonderbare Methode, die ſich im Paderbornſchen nicht ſelten finden<lb/>ſoll, iſt die: Sommerruͤbſen und Winterruͤbſen untereinander zu ſaͤen, da man<lb/>
dann erſteren im erſten, den andren im zweiten Jahre erntet.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Der Senf</hi></hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 212.</head><lb/><p>iſt neuerlich ſtatt des Sommerruͤbſens, auch um des Oels willen, anzubauen,<lb/>ſehr empfohlen worden.</p><lb/><p>Man hat zwei Arten, die nach der Farbe unterſchieden werden, aber ſich<lb/>
auch durch andere charakteriſtiſche Merkmale von einander auszeichnen.</p><lb/><p>Der weiße Senf hat rauhe Schooten, an welchen ein langer Schnabel ſitzt.<lb/>
Die Farbe des Saamens iſt gelblich, faͤllt aber auch ins braͤunliche. Was man<lb/>
engliſchen Senf nennt, iſt hoͤchſtens eine durch Kultur entſtandene Abart.</p><lb/><p>Der ſchwarze hat eine glatte Schoote, die dicht an den Stengel angedruͤckt<lb/>
iſt. Dieſen bauet man bei uns mehr um des Moſtrichs willen, weil er dazu ge-<lb/>
braͤuchlicher iſt; obgleich der weiße auch in dieſer Hinſicht den Vorzug verdient.<lb/>
Seine Schooten ſpringen leichter auf als die des weißen.</p><lb/><p>Beide geben ein zum Brennen, und wenn es ſorgfaͤltig gereinigt wird, auch<lb/>
zur Speiſe ſehr brauchbares Oel; vom Centner etwa 36 bis 38 Pfo.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[170/0194]
Oelgewaͤchſe.
Sobald man bemerkt, daß er nicht gerathen werde, wird ein vorſichtiger
Landwirth ſich ſogleich zum Unterpfluͤgen entſchließen, weil ſonſt der Acker durch
das uͤberhand nehmende Unkraut verwildert.
Auf einen Ertrag von mehr als 5 Scheffeln darf man nicht wohl rechnen.
Nur in abgelaſſenen Teichen hat er zuweilen einen hohen, dem Winterraps gleich
kommenden Ertrag gegeben, und er iſt wegen ſeiner ſchnellen Vegetation eine ſehr
zweckmaͤßige Frucht fuͤr ſolche Faͤlle.
Der Saamen iſt auch von geringerem Werthe, weil er weniger Oel giebt.
Er muß ſchon zur Vollkommenheit gelangt ſeyn, um aus dem Scheffel 18 bis
20 Pfd. Oel zu geben. Dennoch ziehen manche den Anbau dieſes Gewaͤchſes
der Winter Oelſaat vor, weil es den Acker nur einen Sommer einnimmt.
Eine ſonderbare Methode, die ſich im Paderbornſchen nicht ſelten finden
ſoll, iſt die: Sommerruͤbſen und Winterruͤbſen untereinander zu ſaͤen, da man
dann erſteren im erſten, den andren im zweiten Jahre erntet.
Der Senf
§. 212.
iſt neuerlich ſtatt des Sommerruͤbſens, auch um des Oels willen, anzubauen,
ſehr empfohlen worden.
Man hat zwei Arten, die nach der Farbe unterſchieden werden, aber ſich
auch durch andere charakteriſtiſche Merkmale von einander auszeichnen.
Der weiße Senf hat rauhe Schooten, an welchen ein langer Schnabel ſitzt.
Die Farbe des Saamens iſt gelblich, faͤllt aber auch ins braͤunliche. Was man
engliſchen Senf nennt, iſt hoͤchſtens eine durch Kultur entſtandene Abart.
Der ſchwarze hat eine glatte Schoote, die dicht an den Stengel angedruͤckt
iſt. Dieſen bauet man bei uns mehr um des Moſtrichs willen, weil er dazu ge-
braͤuchlicher iſt; obgleich der weiße auch in dieſer Hinſicht den Vorzug verdient.
Seine Schooten ſpringen leichter auf als die des weißen.
Beide geben ein zum Brennen, und wenn es ſorgfaͤltig gereinigt wird, auch
zur Speiſe ſehr brauchbares Oel; vom Centner etwa 36 bis 38 Pfo.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/194>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.