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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Oelgewächse.
§. 204.

Völlig sichere Früchte sind Rapps und Rübsen nicht; ersterer, früh gesäet, jedoch
mehr wie letzterer. Gegen die Auswinterung sichert, meinen Versuchen nach, die
Drillmethode völlig, und nur die Gefahr von den Insekten bleibt.

Ertrag.Der Ertrag beim gewöhnlichen Anbau schwankt zwischen 5 und 12 Scheffel
vom Morgen; auf kräftigem Boden ist er vom Rapse stärker wie vom Rübsen.
Bei der Drillmethode hat es Schwerz über 14 Scheffel gebracht, und auch mei-
nen Versuchen nach kann dieses nichts ungewöhnliches seyn; nur in jedem Jahre
darf man nicht darauf rechnen. Der Preis dieser Saat ist schwankend. Er ist
schon über 6 rthlr. per Schfl. gestiegen, und meines Wissens nie unter 21/2 rthlr.
gefallen; 4 rthlr. kann man als den gewöhnlichen annehmen. Selbst bei ge-
sperrter Seehandlung ist seine Konsumtion zum Oel im Einlande stark genug,
weil es dann auch am Fischthran fehlt, um ihn in diesem Preise zu erhalten.
Nur bei einer sehr starken Ausbeute des Wallfisch- und Heringsfanges pflegt
sein Preis beträchtlich herabzusinken. Der Rapps steht immer in höherem Preise
wie der Rübsen, indem er 10 Prozent am Oele mehr giebt.

Wer diesen Bau im Großen treibt, geht indessen am sichersten, wenn er
selbst eine Oelmühle anlegt, weil er dadurch nicht nur unabhängig von den Kaus-
leuten und Oelschlägern wird, sondern auch die zur Viehfütterung so nutzbaren
Oelkuchen behält, die sonst mehrentheils von den Oelschlägern zurück behalten
werden. Eine eigene Oelpresse rentirt bei einem einigermaaßen erheblichen An-
bau sehr hoch.

§. 205.

Das Stroh.Das Stroh dieser Gewächse ist freilich von keinem sehr großen Belange;
indessen verdient es, wenn es gut eingekommen ist, nicht so verächtlich behandelt
zu werden, wie es gewöhnlich geschieht, da man sich desselben nur durch das Ver-
brennen zu entledigen sucht, und die Asche dann freilich nützlich ausstreuet. Die
Schaafe fressen die Hülsen und Spitzen der Aeste sehr gern, und das übrige thut
im Miste recht gute Dienste.

§. 206.

Aussaugung
des Bodens.
Daß diese Gewächse die Dungkraft des Bodens sehr konsumiren, und auf
keinen Fall der Wirthschaft die Düngerkonsumtion wieder ersetzen, hat wohl kei-

Oelgewaͤchſe.
§. 204.

Voͤllig ſichere Fruͤchte ſind Rapps und Ruͤbſen nicht; erſterer, fruͤh geſaͤet, jedoch
mehr wie letzterer. Gegen die Auswinterung ſichert, meinen Verſuchen nach, die
Drillmethode voͤllig, und nur die Gefahr von den Inſekten bleibt.

Ertrag.Der Ertrag beim gewoͤhnlichen Anbau ſchwankt zwiſchen 5 und 12 Scheffel
vom Morgen; auf kraͤftigem Boden iſt er vom Rapſe ſtaͤrker wie vom Ruͤbſen.
Bei der Drillmethode hat es Schwerz uͤber 14 Scheffel gebracht, und auch mei-
nen Verſuchen nach kann dieſes nichts ungewoͤhnliches ſeyn; nur in jedem Jahre
darf man nicht darauf rechnen. Der Preis dieſer Saat iſt ſchwankend. Er iſt
ſchon uͤber 6 rthlr. per Schfl. geſtiegen, und meines Wiſſens nie unter 2½ rthlr.
gefallen; 4 rthlr. kann man als den gewoͤhnlichen annehmen. Selbſt bei ge-
ſperrter Seehandlung iſt ſeine Konſumtion zum Oel im Einlande ſtark genug,
weil es dann auch am Fiſchthran fehlt, um ihn in dieſem Preiſe zu erhalten.
Nur bei einer ſehr ſtarken Ausbeute des Wallfiſch- und Heringsfanges pflegt
ſein Preis betraͤchtlich herabzuſinken. Der Rapps ſteht immer in hoͤherem Preiſe
wie der Ruͤbſen, indem er 10 Prozent am Oele mehr giebt.

Wer dieſen Bau im Großen treibt, geht indeſſen am ſicherſten, wenn er
ſelbſt eine Oelmuͤhle anlegt, weil er dadurch nicht nur unabhaͤngig von den Kauſ-
leuten und Oelſchlaͤgern wird, ſondern auch die zur Viehfuͤtterung ſo nutzbaren
Oelkuchen behaͤlt, die ſonſt mehrentheils von den Oelſchlaͤgern zuruͤck behalten
werden. Eine eigene Oelpreſſe rentirt bei einem einigermaaßen erheblichen An-
bau ſehr hoch.

§. 205.

Das Stroh.Das Stroh dieſer Gewaͤchſe iſt freilich von keinem ſehr großen Belange;
indeſſen verdient es, wenn es gut eingekommen iſt, nicht ſo veraͤchtlich behandelt
zu werden, wie es gewoͤhnlich geſchieht, da man ſich deſſelben nur durch das Ver-
brennen zu entledigen ſucht, und die Aſche dann freilich nuͤtzlich ausſtreuet. Die
Schaafe freſſen die Huͤlſen und Spitzen der Aeſte ſehr gern, und das uͤbrige thut
im Miſte recht gute Dienſte.

§. 206.

Ausſaugung
des Bodens.
Daß dieſe Gewaͤchſe die Dungkraft des Bodens ſehr konſumiren, und auf
keinen Fall der Wirthſchaft die Duͤngerkonſumtion wieder erſetzen, hat wohl kei-

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[166/0190] Oelgewaͤchſe. §. 204. Voͤllig ſichere Fruͤchte ſind Rapps und Ruͤbſen nicht; erſterer, fruͤh geſaͤet, jedoch mehr wie letzterer. Gegen die Auswinterung ſichert, meinen Verſuchen nach, die Drillmethode voͤllig, und nur die Gefahr von den Inſekten bleibt. Der Ertrag beim gewoͤhnlichen Anbau ſchwankt zwiſchen 5 und 12 Scheffel vom Morgen; auf kraͤftigem Boden iſt er vom Rapſe ſtaͤrker wie vom Ruͤbſen. Bei der Drillmethode hat es Schwerz uͤber 14 Scheffel gebracht, und auch mei- nen Verſuchen nach kann dieſes nichts ungewoͤhnliches ſeyn; nur in jedem Jahre darf man nicht darauf rechnen. Der Preis dieſer Saat iſt ſchwankend. Er iſt ſchon uͤber 6 rthlr. per Schfl. geſtiegen, und meines Wiſſens nie unter 2½ rthlr. gefallen; 4 rthlr. kann man als den gewoͤhnlichen annehmen. Selbſt bei ge- ſperrter Seehandlung iſt ſeine Konſumtion zum Oel im Einlande ſtark genug, weil es dann auch am Fiſchthran fehlt, um ihn in dieſem Preiſe zu erhalten. Nur bei einer ſehr ſtarken Ausbeute des Wallfiſch- und Heringsfanges pflegt ſein Preis betraͤchtlich herabzuſinken. Der Rapps ſteht immer in hoͤherem Preiſe wie der Ruͤbſen, indem er 10 Prozent am Oele mehr giebt. Ertrag. Wer dieſen Bau im Großen treibt, geht indeſſen am ſicherſten, wenn er ſelbſt eine Oelmuͤhle anlegt, weil er dadurch nicht nur unabhaͤngig von den Kauſ- leuten und Oelſchlaͤgern wird, ſondern auch die zur Viehfuͤtterung ſo nutzbaren Oelkuchen behaͤlt, die ſonſt mehrentheils von den Oelſchlaͤgern zuruͤck behalten werden. Eine eigene Oelpreſſe rentirt bei einem einigermaaßen erheblichen An- bau ſehr hoch. §. 205. Das Stroh dieſer Gewaͤchſe iſt freilich von keinem ſehr großen Belange; indeſſen verdient es, wenn es gut eingekommen iſt, nicht ſo veraͤchtlich behandelt zu werden, wie es gewoͤhnlich geſchieht, da man ſich deſſelben nur durch das Ver- brennen zu entledigen ſucht, und die Aſche dann freilich nuͤtzlich ausſtreuet. Die Schaafe freſſen die Huͤlſen und Spitzen der Aeſte ſehr gern, und das uͤbrige thut im Miſte recht gute Dienſte. Das Stroh. §. 206. Daß dieſe Gewaͤchſe die Dungkraft des Bodens ſehr konſumiren, und auf keinen Fall der Wirthſchaft die Duͤngerkonſumtion wieder erſetzen, hat wohl kei- Ausſaugung des Bodens.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/190>, abgerufen am 22.12.2024.