aber die Körner leiden nicht davon, wogegen das Umsetzen mit großem Verlust verbunden seyn würde.
Nach 5 oder 6 Tagen fährt man ihn gewöhnlich ein. Nothwendig aber muß der Erntewagen mit einem Segeltuche bespannt, dieses an den Leitern befestigt seyn, und wie ein Sack auf den Wagen herabhängen.
Ist der Saamen zum Ausfallen geneigt, so legt man auch ein Segeltuch je- desmal vor dem Haufen, der geladen wird, und läßt den Wagen von der einen Seite darauf fahren, damit man das Ausfallende sammeln könne. Das Aufla- den geschiehet mit großer Vorsicht und wenig über die Leitern hinaus, weswegen man nur 2 Pferde vorspannt, wo sonst 4 zum Gespann gehören.
Die Frucht wird nun auf der Scheuertenne abgeladen, wenn man nicht et- wa gedielte und völlig rein gemachte Tasse hat.
Man eilt dann gewöhnlich mit dem Abdreschen, um damit vor der Korn- ernte fertig zu seyn; auch weil der Saamen besser ausfällt, als wenn das Stroh schwitzet; endlich auch dieses sich dann gesunder erhält.
Der Saamen wird durch Abfegen von der Ueberkehr, und durch ein großes Sieb von den gröberen Hülfen gereinigt. Die feinere Spreu bleibt vorerst dar- unter, wenn man ihn auf den Boden bringt, und wird erst, nachdem er völlig trocken ist, durch eine Stäubemühle davon getrennt. Er wird nicht über 4 Zoll hoch aufgeschüttet, und anfangs häufig mit dem Rechen gerührt.
§. 204.
Addreschen auf dem Felde.Die andere Methode ist da, wo der Rappsbau seit langer Zeit im Großen betrieben worden, weit üblicher. Man findet in Marshalls Beschreibung der Landwirthschaft, in Yorkshire Bd. II. S. 103. ein sehr schönes Gemählde von dem öffentlichen Rappsdreschen, welches ich auf eben die Weise und mit eben den Gebräuchen, gleichsam als ein Volksfest, in der Preezer Probstey bei Kiel an- gesehen habe, und welches auch in den westlichen Niederungsgegenden an der Nordsee allgemein gebräuchlich ist. Wenn aber ein einzelner Landwirth diese Me- thode wählet, so hat ohne Zweifel das Ausreiten mit Pferden Vorzüge, und das beschreibt Kähler in seinem Handbuche für Landwirthe (Berlin in der Realschul- buchhandlung 1811) aus seinem Tagebuche, auf einer Reise in Hollstein so treffend,
Oelgewaͤchſe.
aber die Koͤrner leiden nicht davon, wogegen das Umſetzen mit großem Verluſt verbunden ſeyn wuͤrde.
Nach 5 oder 6 Tagen faͤhrt man ihn gewoͤhnlich ein. Nothwendig aber muß der Erntewagen mit einem Segeltuche beſpannt, dieſes an den Leitern befeſtigt ſeyn, und wie ein Sack auf den Wagen herabhaͤngen.
Iſt der Saamen zum Ausfallen geneigt, ſo legt man auch ein Segeltuch je- desmal vor dem Haufen, der geladen wird, und laͤßt den Wagen von der einen Seite darauf fahren, damit man das Ausfallende ſammeln koͤnne. Das Aufla- den geſchiehet mit großer Vorſicht und wenig uͤber die Leitern hinaus, weswegen man nur 2 Pferde vorſpannt, wo ſonſt 4 zum Geſpann gehoͤren.
Die Frucht wird nun auf der Scheuertenne abgeladen, wenn man nicht et- wa gedielte und voͤllig rein gemachte Taſſe hat.
Man eilt dann gewoͤhnlich mit dem Abdreſchen, um damit vor der Korn- ernte fertig zu ſeyn; auch weil der Saamen beſſer ausfaͤllt, als wenn das Stroh ſchwitzet; endlich auch dieſes ſich dann geſunder erhaͤlt.
Der Saamen wird durch Abfegen von der Ueberkehr, und durch ein großes Sieb von den groͤberen Huͤlfen gereinigt. Die feinere Spreu bleibt vorerſt dar- unter, wenn man ihn auf den Boden bringt, und wird erſt, nachdem er voͤllig trocken iſt, durch eine Staͤubemuͤhle davon getrennt. Er wird nicht uͤber 4 Zoll hoch aufgeſchuͤttet, und anfangs haͤufig mit dem Rechen geruͤhrt.
§. 204.
Addreſchen auf dem Felde.Die andere Methode iſt da, wo der Rappsbau ſeit langer Zeit im Großen betrieben worden, weit uͤblicher. Man findet in Marshalls Beſchreibung der Landwirthſchaft, in Yorkſhire Bd. II. S. 103. ein ſehr ſchoͤnes Gemaͤhlde von dem oͤffentlichen Rappsdreſchen, welches ich auf eben die Weiſe und mit eben den Gebraͤuchen, gleichſam als ein Volksfeſt, in der Preezer Probſtey bei Kiel an- geſehen habe, und welches auch in den weſtlichen Niederungsgegenden an der Nordſee allgemein gebraͤuchlich iſt. Wenn aber ein einzelner Landwirth dieſe Me- thode waͤhlet, ſo hat ohne Zweifel das Ausreiten mit Pferden Vorzuͤge, und das beſchreibt Kaͤhler in ſeinem Handbuche fuͤr Landwirthe (Berlin in der Realſchul- buchhandlung 1811) aus ſeinem Tagebuche, auf einer Reiſe in Hollſtein ſo treffend,
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Oelgewaͤchſe.
aber die Koͤrner leiden nicht davon, wogegen das Umſetzen mit großem Verluſt
verbunden ſeyn wuͤrde.
Nach 5 oder 6 Tagen faͤhrt man ihn gewoͤhnlich ein. Nothwendig aber muß
der Erntewagen mit einem Segeltuche beſpannt, dieſes an den Leitern befeſtigt
ſeyn, und wie ein Sack auf den Wagen herabhaͤngen.
Iſt der Saamen zum Ausfallen geneigt, ſo legt man auch ein Segeltuch je-
desmal vor dem Haufen, der geladen wird, und laͤßt den Wagen von der einen
Seite darauf fahren, damit man das Ausfallende ſammeln koͤnne. Das Aufla-
den geſchiehet mit großer Vorſicht und wenig uͤber die Leitern hinaus, weswegen
man nur 2 Pferde vorſpannt, wo ſonſt 4 zum Geſpann gehoͤren.
Die Frucht wird nun auf der Scheuertenne abgeladen, wenn man nicht et-
wa gedielte und voͤllig rein gemachte Taſſe hat.
Man eilt dann gewoͤhnlich mit dem Abdreſchen, um damit vor der Korn-
ernte fertig zu ſeyn; auch weil der Saamen beſſer ausfaͤllt, als wenn das Stroh
ſchwitzet; endlich auch dieſes ſich dann geſunder erhaͤlt.
Der Saamen wird durch Abfegen von der Ueberkehr, und durch ein großes
Sieb von den groͤberen Huͤlfen gereinigt. Die feinere Spreu bleibt vorerſt dar-
unter, wenn man ihn auf den Boden bringt, und wird erſt, nachdem er voͤllig
trocken iſt, durch eine Staͤubemuͤhle davon getrennt. Er wird nicht uͤber 4 Zoll
hoch aufgeſchuͤttet, und anfangs haͤufig mit dem Rechen geruͤhrt.
§. 204.
Die andere Methode iſt da, wo der Rappsbau ſeit langer Zeit im Großen
betrieben worden, weit uͤblicher. Man findet in Marshalls Beſchreibung der
Landwirthſchaft, in Yorkſhire Bd. II. S. 103. ein ſehr ſchoͤnes Gemaͤhlde von
dem oͤffentlichen Rappsdreſchen, welches ich auf eben die Weiſe und mit eben den
Gebraͤuchen, gleichſam als ein Volksfeſt, in der Preezer Probſtey bei Kiel an-
geſehen habe, und welches auch in den weſtlichen Niederungsgegenden an der
Nordſee allgemein gebraͤuchlich iſt. Wenn aber ein einzelner Landwirth dieſe Me-
thode waͤhlet, ſo hat ohne Zweifel das Ausreiten mit Pferden Vorzuͤge, und das
beſchreibt Kaͤhler in ſeinem Handbuche fuͤr Landwirthe (Berlin in der Realſchul-
buchhandlung 1811) aus ſeinem Tagebuche, auf einer Reiſe in Hollſtein ſo treffend,
Addreſchen
auf dem Felde.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/186>, abgerufen am 22.12.2024.
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