Wenn etwa unter früh gesäetem Rapps im Nachsommer viel Unkraut, beson- ders Hederich, läuft, so ist es rathsam, ihn in der Blüte abzuhauen. Werden auch die Blätter des Rappses mitgefaßt, so schadet das durchaus nicht, und man kann auf die Weise oft ein beträchtliches Futter im Nachsommer von einem Rappsfelde gewinnen.
Bei einem gut in den Winter kommenden, weder zu vollem noch zu leerem Rappsfelde, mit stark stenglichten hochgrünen Pflanzen kann man sich, falls die Abwässerung nur gehörig vorgerichtet ist, zwar die größte Hoffnung machen, aber dennoch stehet der kritische Zeitpunkt zu Ende des Winters noch bevor. Ein wechselndes Aufthauen und Gefrieren holt die Pflanzen aus dem Boden heraus und tödtet sie. Das Zergehen des Schnees und Eises vor den Sonnenstrahlen bei Tage, und das Gefrieren bei Nacht ist jeder Winterung gefährlich, und um so gefährlicher, je mehr die obere Erde mit Wasser angefüllt ist, welches sich we- gen der darunter liegenden Eisschicht nicht niedersenken kann. Hier kann die beste Bestellung verunglücken.
§. 198.
Dit Feinde des Rappses sind außer dem Erdfloh auf der jungen Saat undFeinde. den Mäusen, demnächst in der Blütezeit der Pfeiffer oder der Rüsselkäfer, wel- cher seine Eier in die Blüte legt, woraus sodann Maden entstehen, welche die Schooten anfressen; und der Glanzkäfer (Nitidula aenea). Man will bemerkt haben, daß sie sich da vermehren, wo dieser Anbau seit längerer Zeit häufig ist betrieben worden.
§. 199.
Dies ist die gewöhnliche Kultur des Winterrappses und Rübsens -- dennVerpflan- zungs-Me- thode. beide unterscheiden sich nur in den bemerkten Punkten. -- In den Niederlan- den und Rheingegenden, auch in einigen Distrikten Englands hat aber schon längst die Verpflanzungsmethode, vorzüglich des Rappses, statt gefunden. Wo der Werth des fruchtbaren Ackers groß im Verhältnisse des Arbeitspreises ist, hat man sie wohl hauptsächlich aus der Ursache fast allgemein eingeführt, weil ein Theil des Ackers nun in dem Pflanzungsjahre vorher noch benutzt und dann in gehörigen Stand gesetzt werden kann. Wir haben zwar von dieser Methode schon mehrere Beschreibungen erhalten, unter andern von Frensdorf in Riems
Winterrapps und Ruͤbſen.
Wenn etwa unter fruͤh geſaͤetem Rapps im Nachſommer viel Unkraut, beſon- ders Hederich, laͤuft, ſo iſt es rathſam, ihn in der Bluͤte abzuhauen. Werden auch die Blaͤtter des Rappſes mitgefaßt, ſo ſchadet das durchaus nicht, und man kann auf die Weiſe oft ein betraͤchtliches Futter im Nachſommer von einem Rappsfelde gewinnen.
Bei einem gut in den Winter kommenden, weder zu vollem noch zu leerem Rappsfelde, mit ſtark ſtenglichten hochgruͤnen Pflanzen kann man ſich, falls die Abwaͤſſerung nur gehoͤrig vorgerichtet iſt, zwar die groͤßte Hoffnung machen, aber dennoch ſtehet der kritiſche Zeitpunkt zu Ende des Winters noch bevor. Ein wechſelndes Aufthauen und Gefrieren holt die Pflanzen aus dem Boden heraus und toͤdtet ſie. Das Zergehen des Schnees und Eiſes vor den Sonnenſtrahlen bei Tage, und das Gefrieren bei Nacht iſt jeder Winterung gefaͤhrlich, und um ſo gefaͤhrlicher, je mehr die obere Erde mit Waſſer angefuͤllt iſt, welches ſich we- gen der darunter liegenden Eisſchicht nicht niederſenken kann. Hier kann die beſte Beſtellung verungluͤcken.
§. 198.
Dit Feinde des Rappſes ſind außer dem Erdfloh auf der jungen Saat undFeinde. den Maͤuſen, demnaͤchſt in der Bluͤtezeit der Pfeiffer oder der Ruͤſſelkaͤfer, wel- cher ſeine Eier in die Bluͤte legt, woraus ſodann Maden entſtehen, welche die Schooten anfreſſen; und der Glanzkaͤfer (Nitidula aenea). Man will bemerkt haben, daß ſie ſich da vermehren, wo dieſer Anbau ſeit laͤngerer Zeit haͤufig iſt betrieben worden.
§. 199.
Dies iſt die gewoͤhnliche Kultur des Winterrappſes und Ruͤbſens — dennVerpflan- zungs-Me- thode. beide unterſcheiden ſich nur in den bemerkten Punkten. — In den Niederlan- den und Rheingegenden, auch in einigen Diſtrikten Englands hat aber ſchon laͤngſt die Verpflanzungsmethode, vorzuͤglich des Rappſes, ſtatt gefunden. Wo der Werth des fruchtbaren Ackers groß im Verhaͤltniſſe des Arbeitspreiſes iſt, hat man ſie wohl hauptſaͤchlich aus der Urſache faſt allgemein eingefuͤhrt, weil ein Theil des Ackers nun in dem Pflanzungsjahre vorher noch benutzt und dann in gehoͤrigen Stand geſetzt werden kann. Wir haben zwar von dieſer Methode ſchon mehrere Beſchreibungen erhalten, unter andern von Frensdorf in Riems
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Winterrapps und Ruͤbſen.
Wenn etwa unter fruͤh geſaͤetem Rapps im Nachſommer viel Unkraut, beſon-
ders Hederich, laͤuft, ſo iſt es rathſam, ihn in der Bluͤte abzuhauen. Werden
auch die Blaͤtter des Rappſes mitgefaßt, ſo ſchadet das durchaus nicht, und man
kann auf die Weiſe oft ein betraͤchtliches Futter im Nachſommer von einem
Rappsfelde gewinnen.
Bei einem gut in den Winter kommenden, weder zu vollem noch zu leerem
Rappsfelde, mit ſtark ſtenglichten hochgruͤnen Pflanzen kann man ſich, falls die
Abwaͤſſerung nur gehoͤrig vorgerichtet iſt, zwar die groͤßte Hoffnung machen, aber
dennoch ſtehet der kritiſche Zeitpunkt zu Ende des Winters noch bevor. Ein
wechſelndes Aufthauen und Gefrieren holt die Pflanzen aus dem Boden heraus
und toͤdtet ſie. Das Zergehen des Schnees und Eiſes vor den Sonnenſtrahlen
bei Tage, und das Gefrieren bei Nacht iſt jeder Winterung gefaͤhrlich, und um
ſo gefaͤhrlicher, je mehr die obere Erde mit Waſſer angefuͤllt iſt, welches ſich we-
gen der darunter liegenden Eisſchicht nicht niederſenken kann. Hier kann die beſte
Beſtellung verungluͤcken.
§. 198.
Dit Feinde des Rappſes ſind außer dem Erdfloh auf der jungen Saat und
den Maͤuſen, demnaͤchſt in der Bluͤtezeit der Pfeiffer oder der Ruͤſſelkaͤfer, wel-
cher ſeine Eier in die Bluͤte legt, woraus ſodann Maden entſtehen, welche die
Schooten anfreſſen; und der Glanzkaͤfer (Nitidula aenea). Man will bemerkt
haben, daß ſie ſich da vermehren, wo dieſer Anbau ſeit laͤngerer Zeit haͤufig iſt
betrieben worden.
Feinde.
§. 199.
Dies iſt die gewoͤhnliche Kultur des Winterrappſes und Ruͤbſens — denn
beide unterſcheiden ſich nur in den bemerkten Punkten. — In den Niederlan-
den und Rheingegenden, auch in einigen Diſtrikten Englands hat aber ſchon
laͤngſt die Verpflanzungsmethode, vorzuͤglich des Rappſes, ſtatt gefunden. Wo
der Werth des fruchtbaren Ackers groß im Verhaͤltniſſe des Arbeitspreiſes iſt,
hat man ſie wohl hauptſaͤchlich aus der Urſache faſt allgemein eingefuͤhrt, weil
ein Theil des Ackers nun in dem Pflanzungsjahre vorher noch benutzt und dann
in gehoͤrigen Stand geſetzt werden kann. Wir haben zwar von dieſer Methode
ſchon mehrere Beſchreibungen erhalten, unter andern von Frensdorf in Riems
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zungs-Me-
thode.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/183>, abgerufen am 22.12.2024.
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