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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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ren, kupferbarbig und wie mit einem
weißlichen Staube bedeckt.
d) Der Stengel ist stärker, treibt nicht
unten, sondern mehr oberwärts seine
Aeste aus, welche nicht so sehr in die
Höhe stehn, sondern sich mehr hori-
zontal verbreiten.
d) Der Stengel ist schwächer, treibt
von unten Aeste aus, welche im
spitzen Winkel mit dem Stamme
stehen.
e) Die Blüte ist hellergelb. Er blü-
het und reift später.
e) Die Blüte ist dunkler gelb, blühet
und reift früher.
f) Die Schooten und Körner sind größer.
f) Sie sind kleiner.
g) Er muß, um sich gehörig zu be-
wurzeln, früher gesäet werden.
g) Man kann ihn später säen.
h) Er ist unter dieser Bedingung här-
ter und ausdauernder im Winter.
h) Er ist weichlicher und wintert leich-
ter aus.

Nicht selten findet man in Gegenden, wo beide Arten gebauet werden, daß
die Saamen beider untereinander gemengt sind, und daß, wie es mir geschienen
hat, sogar eine Mittelart dadurch entstanden sey. Dies taugt, besonders der un-
gleichen Reife wegen, auf keinem Fall, und man muß sich nothwendig reinen
Saamen von reiner Art zu verschaffen suchen.

In Gegenden, wo der Bau dieser Gewächse häufig betrieben wird, nennt
man beide auch Wintersaat, oder sogar Saat schlechthin; woraus oft Miß-
verständnisse zwischen einheimischen und fremden Landwirthen entstanden sind. Ge-
meiniglich wird jedoch Rübsen unter diesem Namen verstanden.

§. 193.

Boden.Beide Arten können vortheilhaft gebauet werden, auf jedem Boden, der für
Weizen und für Gerste geeignet ist, am besten jedoch auf solchem, der zwischen
50 und 60 Prozent Sand und auch etwas Kalk enthält.

Eine wesentliche Bedingung aber ist es, daß der Boden vollkommen abge-
wässert werden könne, weil Winterfeuchtigkeit dieser Saat durchaus tödlich wird.
Der Rapps hält sich unter dieser Bedingung auch auf dem loseren aber reichen
Niederungsboden, besonders wenn er recht früh gesäet wird, und sich also stark

ren, kupferbarbig und wie mit einem
weißlichen Staube bedeckt.
d) Der Stengel iſt ſtaͤrker, treibt nicht
unten, ſondern mehr oberwaͤrts ſeine
Aeſte aus, welche nicht ſo ſehr in die
Hoͤhe ſtehn, ſondern ſich mehr hori-
zontal verbreiten.
d) Der Stengel iſt ſchwaͤcher, treibt
von unten Aeſte aus, welche im
ſpitzen Winkel mit dem Stamme
ſtehen.
e) Die Bluͤte iſt hellergelb. Er bluͤ-
het und reift ſpaͤter.
e) Die Bluͤte iſt dunkler gelb, bluͤhet
und reift fruͤher.
f) Die Schooten und Koͤrner ſind groͤßer.
f) Sie ſind kleiner.
g) Er muß, um ſich gehoͤrig zu be-
wurzeln, fruͤher geſaͤet werden.
g) Man kann ihn ſpaͤter ſaͤen.
h) Er iſt unter dieſer Bedingung haͤr-
ter und ausdauernder im Winter.
h) Er iſt weichlicher und wintert leich-
ter aus.

Nicht ſelten findet man in Gegenden, wo beide Arten gebauet werden, daß
die Saamen beider untereinander gemengt ſind, und daß, wie es mir geſchienen
hat, ſogar eine Mittelart dadurch entſtanden ſey. Dies taugt, beſonders der un-
gleichen Reife wegen, auf keinem Fall, und man muß ſich nothwendig reinen
Saamen von reiner Art zu verſchaffen ſuchen.

In Gegenden, wo der Bau dieſer Gewaͤchſe haͤufig betrieben wird, nennt
man beide auch Winterſaat, oder ſogar Saat ſchlechthin; woraus oft Miß-
verſtaͤndniſſe zwiſchen einheimiſchen und fremden Landwirthen entſtanden ſind. Ge-
meiniglich wird jedoch Ruͤbſen unter dieſem Namen verſtanden.

§. 193.

Boden.Beide Arten koͤnnen vortheilhaft gebauet werden, auf jedem Boden, der fuͤr
Weizen und fuͤr Gerſte geeignet iſt, am beſten jedoch auf ſolchem, der zwiſchen
50 und 60 Prozent Sand und auch etwas Kalk enthaͤlt.

Eine weſentliche Bedingung aber iſt es, daß der Boden vollkommen abge-
waͤſſert werden koͤnne, weil Winterfeuchtigkeit dieſer Saat durchaus toͤdlich wird.
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[156/0180] Oelgewaͤchſe. ren, kupferbarbig und wie mit einem weißlichen Staube bedeckt. d) Der Stengel iſt ſtaͤrker, treibt nicht unten, ſondern mehr oberwaͤrts ſeine Aeſte aus, welche nicht ſo ſehr in die Hoͤhe ſtehn, ſondern ſich mehr hori- zontal verbreiten. d) Der Stengel iſt ſchwaͤcher, treibt von unten Aeſte aus, welche im ſpitzen Winkel mit dem Stamme ſtehen. e) Die Bluͤte iſt hellergelb. Er bluͤ- het und reift ſpaͤter. e) Die Bluͤte iſt dunkler gelb, bluͤhet und reift fruͤher. f) Die Schooten und Koͤrner ſind groͤßer. f) Sie ſind kleiner. g) Er muß, um ſich gehoͤrig zu be- wurzeln, fruͤher geſaͤet werden. g) Man kann ihn ſpaͤter ſaͤen. h) Er iſt unter dieſer Bedingung haͤr- ter und ausdauernder im Winter. h) Er iſt weichlicher und wintert leich- ter aus. Nicht ſelten findet man in Gegenden, wo beide Arten gebauet werden, daß die Saamen beider untereinander gemengt ſind, und daß, wie es mir geſchienen hat, ſogar eine Mittelart dadurch entſtanden ſey. Dies taugt, beſonders der un- gleichen Reife wegen, auf keinem Fall, und man muß ſich nothwendig reinen Saamen von reiner Art zu verſchaffen ſuchen. In Gegenden, wo der Bau dieſer Gewaͤchſe haͤufig betrieben wird, nennt man beide auch Winterſaat, oder ſogar Saat ſchlechthin; woraus oft Miß- verſtaͤndniſſe zwiſchen einheimiſchen und fremden Landwirthen entſtanden ſind. Ge- meiniglich wird jedoch Ruͤbſen unter dieſem Namen verſtanden. §. 193. Beide Arten koͤnnen vortheilhaft gebauet werden, auf jedem Boden, der fuͤr Weizen und fuͤr Gerſte geeignet iſt, am beſten jedoch auf ſolchem, der zwiſchen 50 und 60 Prozent Sand und auch etwas Kalk enthaͤlt. Boden. Eine weſentliche Bedingung aber iſt es, daß der Boden vollkommen abge- waͤſſert werden koͤnne, weil Winterfeuchtigkeit dieſer Saat durchaus toͤdlich wird. Der Rapps haͤlt ſich unter dieſer Bedingung auch auf dem loſeren aber reichen Niederungsboden, beſonders wenn er recht fruͤh geſaͤet wird, und ſich alſo ſtark

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/180>, abgerufen am 21.11.2024.