Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.Hülsenfrüchte. zu säen, als bis alle Gefahr der Nachtfröste vorüber zu seyn scheint. Jedoch habeich gesehn, daß es noch um Johannis erfror. Man säet es also nie vor der Mitte des Mays, und dann bis zur Mitte des Junius. Später gesäet können ihm wieder die frühen Reife vor seiner Zeitigung nachtheilig werden, und über- haupt setzt er dann wenig Körner an. Es wird halb so stark wie das Getreide eingesäet, und eine dichtere Saat wird ihm nachtheilig. In den Buchweizen- gegenden läßt man dieses Korn sprechen "gieb mir Platz, so komme ich." §. 157. Vegetations- Das Gedeihen des Buchweizens ist daher nicht nur in verschiedenen Jah- Der Saamen darf nur untergeegget werden, das Unterpflügen erträgt er §. 158. Ernte.Die Reifung der Körner ist sehr verschieden, da der Buchweizen fast immer Huͤlſenfruͤchte. zu ſaͤen, als bis alle Gefahr der Nachtfroͤſte voruͤber zu ſeyn ſcheint. Jedoch habeich geſehn, daß es noch um Johannis erfror. Man ſaͤet es alſo nie vor der Mitte des Mays, und dann bis zur Mitte des Junius. Spaͤter geſaͤet koͤnnen ihm wieder die fruͤhen Reife vor ſeiner Zeitigung nachtheilig werden, und uͤber- haupt ſetzt er dann wenig Koͤrner an. Es wird halb ſo ſtark wie das Getreide eingeſaͤet, und eine dichtere Saat wird ihm nachtheilig. In den Buchweizen- gegenden laͤßt man dieſes Korn ſprechen „gieb mir Platz, ſo komme ich.” §. 157. Vegetations- Das Gedeihen des Buchweizens iſt daher nicht nur in verſchiedenen Jah- Der Saamen darf nur untergeegget werden, das Unterpfluͤgen ertraͤgt er §. 158. Ernte.Die Reifung der Koͤrner iſt ſehr verſchieden, da der Buchweizen faſt immer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0156" n="132"/><fw place="top" type="header">Huͤlſenfruͤchte.</fw><lb/> zu ſaͤen, als bis alle Gefahr der Nachtfroͤſte voruͤber zu ſeyn ſcheint. Jedoch habe<lb/> ich geſehn, daß es noch um Johannis erfror. Man ſaͤet es alſo nie vor der<lb/> Mitte des Mays, und dann bis zur Mitte des Junius. Spaͤter geſaͤet koͤnnen<lb/> ihm wieder die fruͤhen Reife vor ſeiner Zeitigung nachtheilig werden, und uͤber-<lb/> haupt ſetzt er dann wenig Koͤrner an. Es wird halb ſo ſtark wie das Getreide<lb/> eingeſaͤet, und eine dichtere Saat wird ihm nachtheilig. In den Buchweizen-<lb/> gegenden laͤßt man dieſes Korn ſprechen „gieb mir Platz, ſo komme ich.”</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 157.</head><lb/> <p><note place="left">Vegetations-<lb/> periode.</note>Die Witterung, welche dieſes Gewaͤchs in den verſchiedenen Perioden ſei-<lb/> ner Vegetation trifft, hat auf ſein Gedeihen einen groͤßern Einfluß, wie auf<lb/> irgend eins. Es will trockne warme Witterung, unmittelbar nach der Saat<lb/> haben, und koͤmmt bei der groͤßten Duͤrre hervor; ſo wie es aber ſein drittes<lb/> Blatt bekoͤmmt, verlangt es Regen, damit es ſeine Blaͤtter entwickele, bevor die<lb/> Bluͤte austreibt, welches jedoch ſehr ſchnell geſchieht. In ſeiner lange dauern-<lb/> den Bluͤtezeit muß es wechſelnden Regen und Sonnenſchein haben, wenn es<lb/> emporwachſen und zugleich anſetzen ſoll. Es bluͤhet taub, wenn es wetterleuch-<lb/> tet oder wenn elektriſche Phaͤnomene in der Luft ſich ereignen, ohne daß es zum<lb/> Regen kommt. Auch ſcharfe Oſtwinde ertraͤgt ſeine Bluͤte nicht, ſie welkt da-<lb/> bei ab, ohne anzuſetzen. Nach der Bluͤte muß es wieder trockne Witterung<lb/> haben, damit ſeine Koͤrner zugleich reifen, und die Ernte gut von ſtatten gehe.</p><lb/> <p>Das Gedeihen des Buchweizens iſt daher nicht nur in verſchiedenen Jah-<lb/> ren ſehr verſchieden, ſondern es kommt auch ſehr auf den Zeitpunkt an, den<lb/> man zufaͤllig bei der Ausſaat getroffen hat. Acht Tage fruͤher oder ſpaͤter ge-<lb/> ſaͤet, macht oft einen gar großen Unterſchied und diejenigen, welche ſicher gehen<lb/> wollen, machen daher ihre Ausſaat zu drei oder vier verſchiedenen Zeiten.</p><lb/> <p>Der Saamen darf nur untergeegget werden, das Unterpfluͤgen ertraͤgt er<lb/> nicht; auch habe ich gefunden, daß ihm das Walzen nicht gut bekommt.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 158.</head><lb/> <p><note place="left">Ernte.</note>Die Reifung der Koͤrner iſt ſehr verſchieden, da der Buchweizen faſt immer<lb/> fortbluͤht und anſetzt. Bei der Ernte muß man ſich alſo nach der Mehrheit der<lb/> Koͤrner richten. Zuweilen haben die erſten Bluͤten gar keine, oder taube, mehl-<lb/> loſe Koͤrner angeſetzt, die ſpaͤtern dagegen beſſere. Er reift aber ſeine Koͤrner<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132/0156]
Huͤlſenfruͤchte.
zu ſaͤen, als bis alle Gefahr der Nachtfroͤſte voruͤber zu ſeyn ſcheint. Jedoch habe
ich geſehn, daß es noch um Johannis erfror. Man ſaͤet es alſo nie vor der
Mitte des Mays, und dann bis zur Mitte des Junius. Spaͤter geſaͤet koͤnnen
ihm wieder die fruͤhen Reife vor ſeiner Zeitigung nachtheilig werden, und uͤber-
haupt ſetzt er dann wenig Koͤrner an. Es wird halb ſo ſtark wie das Getreide
eingeſaͤet, und eine dichtere Saat wird ihm nachtheilig. In den Buchweizen-
gegenden laͤßt man dieſes Korn ſprechen „gieb mir Platz, ſo komme ich.”
§. 157.
Die Witterung, welche dieſes Gewaͤchs in den verſchiedenen Perioden ſei-
ner Vegetation trifft, hat auf ſein Gedeihen einen groͤßern Einfluß, wie auf
irgend eins. Es will trockne warme Witterung, unmittelbar nach der Saat
haben, und koͤmmt bei der groͤßten Duͤrre hervor; ſo wie es aber ſein drittes
Blatt bekoͤmmt, verlangt es Regen, damit es ſeine Blaͤtter entwickele, bevor die
Bluͤte austreibt, welches jedoch ſehr ſchnell geſchieht. In ſeiner lange dauern-
den Bluͤtezeit muß es wechſelnden Regen und Sonnenſchein haben, wenn es
emporwachſen und zugleich anſetzen ſoll. Es bluͤhet taub, wenn es wetterleuch-
tet oder wenn elektriſche Phaͤnomene in der Luft ſich ereignen, ohne daß es zum
Regen kommt. Auch ſcharfe Oſtwinde ertraͤgt ſeine Bluͤte nicht, ſie welkt da-
bei ab, ohne anzuſetzen. Nach der Bluͤte muß es wieder trockne Witterung
haben, damit ſeine Koͤrner zugleich reifen, und die Ernte gut von ſtatten gehe.
Vegetations-
periode.
Das Gedeihen des Buchweizens iſt daher nicht nur in verſchiedenen Jah-
ren ſehr verſchieden, ſondern es kommt auch ſehr auf den Zeitpunkt an, den
man zufaͤllig bei der Ausſaat getroffen hat. Acht Tage fruͤher oder ſpaͤter ge-
ſaͤet, macht oft einen gar großen Unterſchied und diejenigen, welche ſicher gehen
wollen, machen daher ihre Ausſaat zu drei oder vier verſchiedenen Zeiten.
Der Saamen darf nur untergeegget werden, das Unterpfluͤgen ertraͤgt er
nicht; auch habe ich gefunden, daß ihm das Walzen nicht gut bekommt.
§. 158.
Die Reifung der Koͤrner iſt ſehr verſchieden, da der Buchweizen faſt immer
fortbluͤht und anſetzt. Bei der Ernte muß man ſich alſo nach der Mehrheit der
Koͤrner richten. Zuweilen haben die erſten Bluͤten gar keine, oder taube, mehl-
loſe Koͤrner angeſetzt, die ſpaͤtern dagegen beſſere. Er reift aber ſeine Koͤrner
Ernte.
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