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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Hülsenfrüchte.
Blüte stehen und schon mehr oder weniger Schooten angesetzt haben. Wir wol-
len hier ihren Anbau zu beiden Zwecken zugleich betrachten, damit wir uns bei dem
Futterkräuterbau nur an selbige zu erinnern nöthig haben.

§. 150.

Aussaat.Ihr Anbau unterscheidet sich von dem der Erbsen nicht; da der Saame
kleiner ist, so reichen 12 Metzen auf den Morgen zu. Die große Wicke muß An-
fangs Aprils, um sicher zur Reife zu kommen, gesäet werden; die kleine kann
bis Ausgang Mais gesäet, noch dazu gelangen. Die meisten empfehlen eine
frühe Aussaat auch für diese gewöhnliche Art, ich habe aber seit einer Reihe von
Jahren immer gefunden, daß die spätere Aussaat gegen die Mitte und selbst Ende
Mais besser gerieth. Bei kalter Witterung stockt sie im Wachsthum, und es
findet sich dann häufig eine Made ein, die sich in ihre Knospen einfrißt und sie
völlig zerstört, so daß sie auf schwächerem Boden gar nicht zur Blüte kommt. Auf
starkem Boden überwindet sie das Uebel manchmal, und treibt wieder aus, wenn
die Zeit der Made vorüber ist. Die später hervorkommenden Wicken wurden
aber von dieser Made, deren Zeit früher vorübergeht, gar nicht angegriffen.

Will man die Wicken zur grünen Fütterung oder zum Heu vor ihrer Rei-
fung benutzen, so kann man sie zu jeder Jahrszeit bis Anfangs Julius säen. Um
grüne Stallfütterung mit der Wicke allein zu betreiben, muß man jedesmal ei-
nen angemessenen Theil säen, wenn die vorige Saat gelaufen ist. Sie wird
zu diesem Zwecke aber mehrentheils gemischt mit Sommerrocken, Gerste oder
Hafer und die späteste mit Buchweizen gesäet, damit das Gemenge um so dich-
ter stehe. Zum Heumachen ist es aber doch gerathener, sie allein zu säen, weil
sie sich dann gleichmäßiger trocknen läßt.

Sie wird auf gleiche Weise wie Klee und Luzerne zu Heu gemacht, und
ich verweise auf die dort anzugebenden verschiedenen Methoden. Es dauert da-
mit etwas länger wie mit dem Klee, aber das Heu verdirbt dennoch nicht leicht,
wenn man nur irgend zweckmäßig damit verfährt.

§. 151.

Ernte.Hat man sie grün oder im Heu für das Rindvieh bestimmt, so werden sie
gemähet, wenn sie in voller Blüte stehen. Sind sie aber für Pferde bestimmt,

so

Huͤlſenfruͤchte.
Bluͤte ſtehen und ſchon mehr oder weniger Schooten angeſetzt haben. Wir wol-
len hier ihren Anbau zu beiden Zwecken zugleich betrachten, damit wir uns bei dem
Futterkraͤuterbau nur an ſelbige zu erinnern noͤthig haben.

§. 150.

Ausſaat.Ihr Anbau unterſcheidet ſich von dem der Erbſen nicht; da der Saame
kleiner iſt, ſo reichen 12 Metzen auf den Morgen zu. Die große Wicke muß An-
fangs Aprils, um ſicher zur Reife zu kommen, geſaͤet werden; die kleine kann
bis Ausgang Mais geſaͤet, noch dazu gelangen. Die meiſten empfehlen eine
fruͤhe Ausſaat auch fuͤr dieſe gewoͤhnliche Art, ich habe aber ſeit einer Reihe von
Jahren immer gefunden, daß die ſpaͤtere Ausſaat gegen die Mitte und ſelbſt Ende
Mais beſſer gerieth. Bei kalter Witterung ſtockt ſie im Wachsthum, und es
findet ſich dann haͤufig eine Made ein, die ſich in ihre Knospen einfrißt und ſie
voͤllig zerſtoͤrt, ſo daß ſie auf ſchwaͤcherem Boden gar nicht zur Bluͤte kommt. Auf
ſtarkem Boden uͤberwindet ſie das Uebel manchmal, und treibt wieder aus, wenn
die Zeit der Made voruͤber iſt. Die ſpaͤter hervorkommenden Wicken wurden
aber von dieſer Made, deren Zeit fruͤher voruͤbergeht, gar nicht angegriffen.

Will man die Wicken zur gruͤnen Fuͤtterung oder zum Heu vor ihrer Rei-
fung benutzen, ſo kann man ſie zu jeder Jahrszeit bis Anfangs Julius ſaͤen. Um
gruͤne Stallfuͤtterung mit der Wicke allein zu betreiben, muß man jedesmal ei-
nen angemeſſenen Theil ſaͤen, wenn die vorige Saat gelaufen iſt. Sie wird
zu dieſem Zwecke aber mehrentheils gemiſcht mit Sommerrocken, Gerſte oder
Hafer und die ſpaͤteſte mit Buchweizen geſaͤet, damit das Gemenge um ſo dich-
ter ſtehe. Zum Heumachen iſt es aber doch gerathener, ſie allein zu ſaͤen, weil
ſie ſich dann gleichmaͤßiger trocknen laͤßt.

Sie wird auf gleiche Weiſe wie Klee und Luzerne zu Heu gemacht, und
ich verweiſe auf die dort anzugebenden verſchiedenen Methoden. Es dauert da-
mit etwas laͤnger wie mit dem Klee, aber das Heu verdirbt dennoch nicht leicht,
wenn man nur irgend zweckmaͤßig damit verfaͤhrt.

§. 151.

Ernte.Hat man ſie gruͤn oder im Heu fuͤr das Rindvieh beſtimmt, ſo werden ſie
gemaͤhet, wenn ſie in voller Bluͤte ſtehen. Sind ſie aber fuͤr Pferde beſtimmt,

ſo
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[128/0152] Huͤlſenfruͤchte. Bluͤte ſtehen und ſchon mehr oder weniger Schooten angeſetzt haben. Wir wol- len hier ihren Anbau zu beiden Zwecken zugleich betrachten, damit wir uns bei dem Futterkraͤuterbau nur an ſelbige zu erinnern noͤthig haben. §. 150. Ihr Anbau unterſcheidet ſich von dem der Erbſen nicht; da der Saame kleiner iſt, ſo reichen 12 Metzen auf den Morgen zu. Die große Wicke muß An- fangs Aprils, um ſicher zur Reife zu kommen, geſaͤet werden; die kleine kann bis Ausgang Mais geſaͤet, noch dazu gelangen. Die meiſten empfehlen eine fruͤhe Ausſaat auch fuͤr dieſe gewoͤhnliche Art, ich habe aber ſeit einer Reihe von Jahren immer gefunden, daß die ſpaͤtere Ausſaat gegen die Mitte und ſelbſt Ende Mais beſſer gerieth. Bei kalter Witterung ſtockt ſie im Wachsthum, und es findet ſich dann haͤufig eine Made ein, die ſich in ihre Knospen einfrißt und ſie voͤllig zerſtoͤrt, ſo daß ſie auf ſchwaͤcherem Boden gar nicht zur Bluͤte kommt. Auf ſtarkem Boden uͤberwindet ſie das Uebel manchmal, und treibt wieder aus, wenn die Zeit der Made voruͤber iſt. Die ſpaͤter hervorkommenden Wicken wurden aber von dieſer Made, deren Zeit fruͤher voruͤbergeht, gar nicht angegriffen. Ausſaat. Will man die Wicken zur gruͤnen Fuͤtterung oder zum Heu vor ihrer Rei- fung benutzen, ſo kann man ſie zu jeder Jahrszeit bis Anfangs Julius ſaͤen. Um gruͤne Stallfuͤtterung mit der Wicke allein zu betreiben, muß man jedesmal ei- nen angemeſſenen Theil ſaͤen, wenn die vorige Saat gelaufen iſt. Sie wird zu dieſem Zwecke aber mehrentheils gemiſcht mit Sommerrocken, Gerſte oder Hafer und die ſpaͤteſte mit Buchweizen geſaͤet, damit das Gemenge um ſo dich- ter ſtehe. Zum Heumachen iſt es aber doch gerathener, ſie allein zu ſaͤen, weil ſie ſich dann gleichmaͤßiger trocknen laͤßt. Sie wird auf gleiche Weiſe wie Klee und Luzerne zu Heu gemacht, und ich verweiſe auf die dort anzugebenden verſchiedenen Methoden. Es dauert da- mit etwas laͤnger wie mit dem Klee, aber das Heu verdirbt dennoch nicht leicht, wenn man nur irgend zweckmaͤßig damit verfaͤhrt. §. 151. Hat man ſie gruͤn oder im Heu fuͤr das Rindvieh beſtimmt, ſo werden ſie gemaͤhet, wenn ſie in voller Bluͤte ſtehen. Sind ſie aber fuͤr Pferde beſtimmt, ſo Ernte.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/152>, abgerufen am 21.11.2024.