In dem Geschlechte der Vicia giebt es viele Arten, welche vielleicht nützlichAbarten. seyn könnten. Bis jetzt hat man indessen nur diese Art und die Vicia narbonensis (französische Futterwicke) im Großen angebauet. Der Anbau der letztern unter- scheidet sich von der der erstern nicht, und da sie nur in dem Falle einen Vorzug vor den gewöhnlichen zu haben scheint, wo man Wicken in sehr kräftigem Boden bauen will, so hat sich ihr Anbau wenig verbreitet. Die Vicia serratifolia habe ich nach gemachten Versuchen wieder aufgegeben, da sie meinen Erwartungen nicht entsprach.
Abarten der gewöhnlichen Wicke giebt es aber mehrere. Wir haben eine kleinere, früher reifende, und eine auch im Kraute größere, spät reifende Art, die durchaus früh gesäet werden muß, wenn sie zur völligen Reife kommen soll.
Die Winterwicke der Engländer ist wahrscheinlich dieselbe größere Art, und nur daran gewöhnt, den Winter auszuhalten. Nach denen damit in unserem Klima gemachten Versuchen, hält sie bei uns den Winter selten aus, und wird nicht sowohl durch den strengen Winterfrost als durch die späten Frühjahrsfröste, nachdem sie schon zu vegetiren angefangen hat, zerstört. Allein auch in England erfriert sie nicht selten, und der Gewinn wäre wenigstens nicht groß, wenn wir sie bei uns einheimisch machen könnten, indem sie nur um 10 Tage früher wie die früh gesäete Sommerwicke zu kommen pflegt.
§. 149.
Die Wicken verlangen einen lehmigen Boden. Wenn er über 60 ProzentBoden. Sand hat und nicht sehr feucht liegt, so können sie zwar in feuchten Sommern bei genugsamer Düngkraft gut gerathen, in trocknen Sommern wird aber selten etwas daraus.
Sie verlangen gerade nicht nothwendig einen in starker Düngkraft stehenden Boden, sie werden aber um so besser, besonders im Kraute, je reicher er an Dünger ist, und deshalb düngt man, wo es möglich ist, dazu.
Man bauet sie jetzt beinahe häufiger um des Krautes als um der Körner willen, und jenes wird grün verfüttert oder zu Heu gemacht, wenn sie in voller
Wicken.
Die Wicken, Vicia sativa.
§. 148.
In dem Geſchlechte der Vicia giebt es viele Arten, welche vielleicht nuͤtzlichAbarten. ſeyn koͤnnten. Bis jetzt hat man indeſſen nur dieſe Art und die Vicia narbonensis (franzoͤſiſche Futterwicke) im Großen angebauet. Der Anbau der letztern unter- ſcheidet ſich von der der erſtern nicht, und da ſie nur in dem Falle einen Vorzug vor den gewoͤhnlichen zu haben ſcheint, wo man Wicken in ſehr kraͤftigem Boden bauen will, ſo hat ſich ihr Anbau wenig verbreitet. Die Vicia serratifolia habe ich nach gemachten Verſuchen wieder aufgegeben, da ſie meinen Erwartungen nicht entſprach.
Abarten der gewoͤhnlichen Wicke giebt es aber mehrere. Wir haben eine kleinere, fruͤher reifende, und eine auch im Kraute groͤßere, ſpaͤt reifende Art, die durchaus fruͤh geſaͤet werden muß, wenn ſie zur voͤlligen Reife kommen ſoll.
Die Winterwicke der Englaͤnder iſt wahrſcheinlich dieſelbe groͤßere Art, und nur daran gewoͤhnt, den Winter auszuhalten. Nach denen damit in unſerem Klima gemachten Verſuchen, haͤlt ſie bei uns den Winter ſelten aus, und wird nicht ſowohl durch den ſtrengen Winterfroſt als durch die ſpaͤten Fruͤhjahrsfroͤſte, nachdem ſie ſchon zu vegetiren angefangen hat, zerſtoͤrt. Allein auch in England erfriert ſie nicht ſelten, und der Gewinn waͤre wenigſtens nicht groß, wenn wir ſie bei uns einheimiſch machen koͤnnten, indem ſie nur um 10 Tage fruͤher wie die fruͤh geſaͤete Sommerwicke zu kommen pflegt.
§. 149.
Die Wicken verlangen einen lehmigen Boden. Wenn er uͤber 60 ProzentBoden. Sand hat und nicht ſehr feucht liegt, ſo koͤnnen ſie zwar in feuchten Sommern bei genugſamer Duͤngkraft gut gerathen, in trocknen Sommern wird aber ſelten etwas daraus.
Sie verlangen gerade nicht nothwendig einen in ſtarker Duͤngkraft ſtehenden Boden, ſie werden aber um ſo beſſer, beſonders im Kraute, je reicher er an Duͤnger iſt, und deshalb duͤngt man, wo es moͤglich iſt, dazu.
Man bauet ſie jetzt beinahe haͤufiger um des Krautes als um der Koͤrner willen, und jenes wird gruͤn verfuͤttert oder zu Heu gemacht, wenn ſie in voller
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Wicken.
Die Wicken, Vicia sativa.
§. 148.
In dem Geſchlechte der Vicia giebt es viele Arten, welche vielleicht nuͤtzlich
ſeyn koͤnnten. Bis jetzt hat man indeſſen nur dieſe Art und die Vicia narbonensis
(franzoͤſiſche Futterwicke) im Großen angebauet. Der Anbau der letztern unter-
ſcheidet ſich von der der erſtern nicht, und da ſie nur in dem Falle einen Vorzug
vor den gewoͤhnlichen zu haben ſcheint, wo man Wicken in ſehr kraͤftigem Boden
bauen will, ſo hat ſich ihr Anbau wenig verbreitet. Die Vicia serratifolia habe
ich nach gemachten Verſuchen wieder aufgegeben, da ſie meinen Erwartungen nicht
entſprach.
Abarten.
Abarten der gewoͤhnlichen Wicke giebt es aber mehrere. Wir haben eine
kleinere, fruͤher reifende, und eine auch im Kraute groͤßere, ſpaͤt reifende Art,
die durchaus fruͤh geſaͤet werden muß, wenn ſie zur voͤlligen Reife kommen ſoll.
Die Winterwicke der Englaͤnder iſt wahrſcheinlich dieſelbe groͤßere Art,
und nur daran gewoͤhnt, den Winter auszuhalten. Nach denen damit in unſerem
Klima gemachten Verſuchen, haͤlt ſie bei uns den Winter ſelten aus, und wird
nicht ſowohl durch den ſtrengen Winterfroſt als durch die ſpaͤten Fruͤhjahrsfroͤſte,
nachdem ſie ſchon zu vegetiren angefangen hat, zerſtoͤrt. Allein auch in England
erfriert ſie nicht ſelten, und der Gewinn waͤre wenigſtens nicht groß, wenn wir
ſie bei uns einheimiſch machen koͤnnten, indem ſie nur um 10 Tage fruͤher wie die
fruͤh geſaͤete Sommerwicke zu kommen pflegt.
§. 149.
Die Wicken verlangen einen lehmigen Boden. Wenn er uͤber 60 Prozent
Sand hat und nicht ſehr feucht liegt, ſo koͤnnen ſie zwar in feuchten Sommern
bei genugſamer Duͤngkraft gut gerathen, in trocknen Sommern wird aber ſelten
etwas daraus.
Boden.
Sie verlangen gerade nicht nothwendig einen in ſtarker Duͤngkraft ſtehenden
Boden, ſie werden aber um ſo beſſer, beſonders im Kraute, je reicher er an
Duͤnger iſt, und deshalb duͤngt man, wo es moͤglich iſt, dazu.
Man bauet ſie jetzt beinahe haͤufiger um des Krautes als um der Koͤrner
willen, und jenes wird gruͤn verfuͤttert oder zu Heu gemacht, wenn ſie in voller
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/151>, abgerufen am 22.02.2025.
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