Abarten.Man hat von den gewöhnlichen Linsen zwei Arten; eine kleine von dun- kelbrauner Farbe, und eine größere, die mehr gelblich zu seyn pflegt, und die man Pfenniglinse nennt. Die kleine hat einen mehr aromatischen und eigenthümlichen Linsengeschmack, und wird deshalb von einigen vorgezogen; die andere findet jedoch auf den Märkten besseren Absatz. Sie gehen in ein- ander über, und es entsteht eine Mittelart, welche wohl die gewöhnlichste ist. Auch hat ein mehr oder minder kräftiger Boden Einfluß auf die Größe der Linsen.
Man hat neuerlich unter dem Namen: Provencerlinse, eine andere Art empfohlen, die größer oder vielmehr dicker ist und ganz die Farbe der Erbsen hat. Sie ist weit einträglicher im Korn und im Stroh, selbst auf sandigem Boden. Allein sie hat den eigenthümlichen Geschmack der Linsen in sehr geringem Grade, und kommt mehr dem der Erbsen gleich, weswegen sie auf dem Tische keinen Beifall gefunden hat. Ich halte sie, da sie eine beträcht- liche Höhe erreicht, und fast besser wie Wicken auf sandigem Boden wächst, zum Futterkraute mehr geeignet wie zur Körnererzielung.
§. 134.
Boden.Die Linse verlangt einen mehr sandigen Boden, der aber in Kraft steht. Für ganz thonigen Boden ist sie nicht geeignet.
§. 135.
AussaatSie wird etwas später wie die Erbsen gesäet, da sie empfindlicher gegen den Nachtfrost ist. Man kann mit 12 Metzen per Morgen ausreichen, muß aber besonders auf reine Saat sehen und daß sich keine Wicken darunter men- gen, welche den Linsen beim Verkaufe Tadel zuziehen würden. Da die Linse ein schwaches niedriges Kraut hat, so wird sie vom Unkraute um so mehr über- wachsen, und das Jäten derselben ist unbedingt nöthig. Manche säen sie, um dieses zu erleichtern, mit der Hand in Reihen, zwischen denen dann geschau- felt werden kann. Sie schickt sich daher vortreflich zum Drillen und Pferdehacken mit der Maschine; wovon in der Folge.
§. 136.
Huͤlſenfruͤchte.
Die Linſen.
§. 133.
Abarten.Man hat von den gewoͤhnlichen Linſen zwei Arten; eine kleine von dun- kelbrauner Farbe, und eine groͤßere, die mehr gelblich zu ſeyn pflegt, und die man Pfenniglinſe nennt. Die kleine hat einen mehr aromatiſchen und eigenthuͤmlichen Linſengeſchmack, und wird deshalb von einigen vorgezogen; die andere findet jedoch auf den Maͤrkten beſſeren Abſatz. Sie gehen in ein- ander uͤber, und es entſteht eine Mittelart, welche wohl die gewoͤhnlichſte iſt. Auch hat ein mehr oder minder kraͤftiger Boden Einfluß auf die Groͤße der Linſen.
Man hat neuerlich unter dem Namen: Provencerlinſe, eine andere Art empfohlen, die groͤßer oder vielmehr dicker iſt und ganz die Farbe der Erbſen hat. Sie iſt weit eintraͤglicher im Korn und im Stroh, ſelbſt auf ſandigem Boden. Allein ſie hat den eigenthuͤmlichen Geſchmack der Linſen in ſehr geringem Grade, und kommt mehr dem der Erbſen gleich, weswegen ſie auf dem Tiſche keinen Beifall gefunden hat. Ich halte ſie, da ſie eine betraͤcht- liche Hoͤhe erreicht, und faſt beſſer wie Wicken auf ſandigem Boden waͤchſt, zum Futterkraute mehr geeignet wie zur Koͤrnererzielung.
§. 134.
Boden.Die Linſe verlangt einen mehr ſandigen Boden, der aber in Kraft ſteht. Fuͤr ganz thonigen Boden iſt ſie nicht geeignet.
§. 135.
AusſaatSie wird etwas ſpaͤter wie die Erbſen geſaͤet, da ſie empfindlicher gegen den Nachtfroſt iſt. Man kann mit 12 Metzen per Morgen ausreichen, muß aber beſonders auf reine Saat ſehen und daß ſich keine Wicken darunter men- gen, welche den Linſen beim Verkaufe Tadel zuziehen wuͤrden. Da die Linſe ein ſchwaches niedriges Kraut hat, ſo wird ſie vom Unkraute um ſo mehr uͤber- wachſen, und das Jaͤten derſelben iſt unbedingt noͤthig. Manche ſaͤen ſie, um dieſes zu erleichtern, mit der Hand in Reihen, zwiſchen denen dann geſchau- felt werden kann. Sie ſchickt ſich daher vortreflich zum Drillen und Pferdehacken mit der Maſchine; wovon in der Folge.
§. 136.
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Huͤlſenfruͤchte.
Die Linſen.
§. 133.
Man hat von den gewoͤhnlichen Linſen zwei Arten; eine kleine von dun-
kelbrauner Farbe, und eine groͤßere, die mehr gelblich zu ſeyn pflegt, und die
man Pfenniglinſe nennt. Die kleine hat einen mehr aromatiſchen und
eigenthuͤmlichen Linſengeſchmack, und wird deshalb von einigen vorgezogen;
die andere findet jedoch auf den Maͤrkten beſſeren Abſatz. Sie gehen in ein-
ander uͤber, und es entſteht eine Mittelart, welche wohl die gewoͤhnlichſte iſt.
Auch hat ein mehr oder minder kraͤftiger Boden Einfluß auf die Groͤße der Linſen.
Abarten.
Man hat neuerlich unter dem Namen: Provencerlinſe, eine andere
Art empfohlen, die groͤßer oder vielmehr dicker iſt und ganz die Farbe der
Erbſen hat. Sie iſt weit eintraͤglicher im Korn und im Stroh, ſelbſt auf
ſandigem Boden. Allein ſie hat den eigenthuͤmlichen Geſchmack der Linſen in
ſehr geringem Grade, und kommt mehr dem der Erbſen gleich, weswegen ſie
auf dem Tiſche keinen Beifall gefunden hat. Ich halte ſie, da ſie eine betraͤcht-
liche Hoͤhe erreicht, und faſt beſſer wie Wicken auf ſandigem Boden waͤchſt,
zum Futterkraute mehr geeignet wie zur Koͤrnererzielung.
§. 134.
Die Linſe verlangt einen mehr ſandigen Boden, der aber in Kraft ſteht.
Fuͤr ganz thonigen Boden iſt ſie nicht geeignet.
Boden.
§. 135.
Sie wird etwas ſpaͤter wie die Erbſen geſaͤet, da ſie empfindlicher gegen
den Nachtfroſt iſt. Man kann mit 12 Metzen per Morgen ausreichen, muß
aber beſonders auf reine Saat ſehen und daß ſich keine Wicken darunter men-
gen, welche den Linſen beim Verkaufe Tadel zuziehen wuͤrden. Da die Linſe
ein ſchwaches niedriges Kraut hat, ſo wird ſie vom Unkraute um ſo mehr uͤber-
wachſen, und das Jaͤten derſelben iſt unbedingt noͤthig. Manche ſaͤen ſie, um
dieſes zu erleichtern, mit der Hand in Reihen, zwiſchen denen dann geſchau-
felt werden kann. Sie ſchickt ſich daher vortreflich zum Drillen und Pferdehacken
mit der Maſchine; wovon in der Folge.
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§. 136.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/144>, abgerufen am 21.12.2024.
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