Sie wird im Mai gleich nach der zuletzt gegebenen und mit der Egge eben gemachten Furche ausgesäet, etwa zu 3 Metzen per Morgen, und dann mit ei- ner leichten Egge überzogen und bei trocknem Boden gewalzt. Der Saamen muß reif und gut aufbewahrt seyn.
§. 106.
Sobald sich unter der aufgelaufenen Hirse das Unkraut zeigt, muß sie ge- jätet werden. Dies ist unerläßlich, wann sie gerathen soll, und nur auf Neu- bruch, der wenig oder gar kein Unkraut hervortreibt, kann man dessen überho- ben seyn. Deshalb ist der Hirsebau im Großen selten ausführbar, zumal in Wirthschaften, wo fast gleichzeitig der Lein gejätet werden muß. Selten ist ein einmaliges Jäten genug, es muß, wenn der Boden krautig ist, nach 2 oder 3 Wochen, und bevor die Hirse aufschießt, wiederholt werden.
Wirksamer aber und leichter, wie das eigentliche Jäten oder Ausziehen des Unkrauts, ist das Bekratzen derselben, welches mit dazu geeigneten Kratzmessern geschiehet. Hiermit wird nicht nur das Unkraut sondern auch jede zu dicht ste- hende Pflanze unter der Oberfläche weggeschnitten und diese zugleich gelockert. Die Pflanzen werden in einer Entfernung von 5--6 Zoll vereinzelt. Die Wir- kung, welche dies auf das Gedeihen und den Ertrag der Hirse hat, ist erstaun- lich, und sie erhebt sich danach so schnell, daß zum zweitenmale selten Unkraut aufkommen kann. Geschiehet es dennoch, so ist es so wenig, daß es leicht auf- gezogen werden kann.
§. 107.
Reife.Den gerechten Zeitpunkt zur Ernte zu treffen, erfordert große Aufmerksam- keit, besonders bei der Rispenhirse. Sie reift ungleich und fällt, wenn sie reif ist, leicht aus; jedoch ist jenes viel weniger der Fall, wenn sie auf die vorbeschrie- bene Art behandelt und vereinzelt ist. Kleine, fleißige Hirsenbauer schneiden die reifen Rispen einzeln ab, und bringen sie in Säcken nach Hause. Da dies aber im Großen nicht geht, so muß man sich nach der Reife des Haupttheils richten, sie dann mähen, oder besser, vorsichtig mit der Sichel schneiden lassen.
Sie darf nicht in Schwaden liegen bleiben, weil sie zu sehr ausfallen würde, wenn sie Regen bekäme und dann wieder trocken würde. Man bringt sie gleich auf die Scheuntennen, drischt sie sobald als möglich ab, und macht sie rein. Der
Saamen
Der Hafer.
Sie wird im Mai gleich nach der zuletzt gegebenen und mit der Egge eben gemachten Furche ausgeſaͤet, etwa zu 3 Metzen per Morgen, und dann mit ei- ner leichten Egge uͤberzogen und bei trocknem Boden gewalzt. Der Saamen muß reif und gut aufbewahrt ſeyn.
§. 106.
Sobald ſich unter der aufgelaufenen Hirſe das Unkraut zeigt, muß ſie ge- jaͤtet werden. Dies iſt unerlaͤßlich, wann ſie gerathen ſoll, und nur auf Neu- bruch, der wenig oder gar kein Unkraut hervortreibt, kann man deſſen uͤberho- ben ſeyn. Deshalb iſt der Hirſebau im Großen ſelten ausfuͤhrbar, zumal in Wirthſchaften, wo faſt gleichzeitig der Lein gejaͤtet werden muß. Selten iſt ein einmaliges Jaͤten genug, es muß, wenn der Boden krautig iſt, nach 2 oder 3 Wochen, und bevor die Hirſe aufſchießt, wiederholt werden.
Wirkſamer aber und leichter, wie das eigentliche Jaͤten oder Ausziehen des Unkrauts, iſt das Bekratzen derſelben, welches mit dazu geeigneten Kratzmeſſern geſchiehet. Hiermit wird nicht nur das Unkraut ſondern auch jede zu dicht ſte- hende Pflanze unter der Oberflaͤche weggeſchnitten und dieſe zugleich gelockert. Die Pflanzen werden in einer Entfernung von 5—6 Zoll vereinzelt. Die Wir- kung, welche dies auf das Gedeihen und den Ertrag der Hirſe hat, iſt erſtaun- lich, und ſie erhebt ſich danach ſo ſchnell, daß zum zweitenmale ſelten Unkraut aufkommen kann. Geſchiehet es dennoch, ſo iſt es ſo wenig, daß es leicht auf- gezogen werden kann.
§. 107.
Reife.Den gerechten Zeitpunkt zur Ernte zu treffen, erfordert große Aufmerkſam- keit, beſonders bei der Rispenhirſe. Sie reift ungleich und faͤllt, wenn ſie reif iſt, leicht aus; jedoch iſt jenes viel weniger der Fall, wenn ſie auf die vorbeſchrie- bene Art behandelt und vereinzelt iſt. Kleine, fleißige Hirſenbauer ſchneiden die reifen Rispen einzeln ab, und bringen ſie in Saͤcken nach Hauſe. Da dies aber im Großen nicht geht, ſo muß man ſich nach der Reife des Haupttheils richten, ſie dann maͤhen, oder beſſer, vorſichtig mit der Sichel ſchneiden laſſen.
Sie darf nicht in Schwaden liegen bleiben, weil ſie zu ſehr ausfallen wuͤrde, wenn ſie Regen bekaͤme und dann wieder trocken wuͤrde. Man bringt ſie gleich auf die Scheuntennen, driſcht ſie ſobald als moͤglich ab, und macht ſie rein. Der
Saamen
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Der Hafer.
Sie wird im Mai gleich nach der zuletzt gegebenen und mit der Egge eben
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ner leichten Egge uͤberzogen und bei trocknem Boden gewalzt. Der Saamen
muß reif und gut aufbewahrt ſeyn.
§. 106.
Sobald ſich unter der aufgelaufenen Hirſe das Unkraut zeigt, muß ſie ge-
jaͤtet werden. Dies iſt unerlaͤßlich, wann ſie gerathen ſoll, und nur auf Neu-
bruch, der wenig oder gar kein Unkraut hervortreibt, kann man deſſen uͤberho-
ben ſeyn. Deshalb iſt der Hirſebau im Großen ſelten ausfuͤhrbar, zumal in
Wirthſchaften, wo faſt gleichzeitig der Lein gejaͤtet werden muß. Selten iſt ein
einmaliges Jaͤten genug, es muß, wenn der Boden krautig iſt, nach 2 oder
3 Wochen, und bevor die Hirſe aufſchießt, wiederholt werden.
Wirkſamer aber und leichter, wie das eigentliche Jaͤten oder Ausziehen des
Unkrauts, iſt das Bekratzen derſelben, welches mit dazu geeigneten Kratzmeſſern
geſchiehet. Hiermit wird nicht nur das Unkraut ſondern auch jede zu dicht ſte-
hende Pflanze unter der Oberflaͤche weggeſchnitten und dieſe zugleich gelockert.
Die Pflanzen werden in einer Entfernung von 5—6 Zoll vereinzelt. Die Wir-
kung, welche dies auf das Gedeihen und den Ertrag der Hirſe hat, iſt erſtaun-
lich, und ſie erhebt ſich danach ſo ſchnell, daß zum zweitenmale ſelten Unkraut
aufkommen kann. Geſchiehet es dennoch, ſo iſt es ſo wenig, daß es leicht auf-
gezogen werden kann.
§. 107.
Den gerechten Zeitpunkt zur Ernte zu treffen, erfordert große Aufmerkſam-
keit, beſonders bei der Rispenhirſe. Sie reift ungleich und faͤllt, wenn ſie reif
iſt, leicht aus; jedoch iſt jenes viel weniger der Fall, wenn ſie auf die vorbeſchrie-
bene Art behandelt und vereinzelt iſt. Kleine, fleißige Hirſenbauer ſchneiden die
reifen Rispen einzeln ab, und bringen ſie in Saͤcken nach Hauſe. Da dies aber
im Großen nicht geht, ſo muß man ſich nach der Reife des Haupttheils richten,
ſie dann maͤhen, oder beſſer, vorſichtig mit der Sichel ſchneiden laſſen.
Reife.
Sie darf nicht in Schwaden liegen bleiben, weil ſie zu ſehr ausfallen wuͤrde,
wenn ſie Regen bekaͤme und dann wieder trocken wuͤrde. Man bringt ſie gleich
auf die Scheuntennen, driſcht ſie ſobald als moͤglich ab, und macht ſie rein. Der
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/120>, abgerufen am 22.12.2024.
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