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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der Rocken.
§. 86.

Sommerrok-
ken.
Der Sommerrocken ist eine bloße Abart des Winterrockens, und kann,
wie ich mehrmals gesehen habe, leicht in diesen umgewandelt werden.

Er ist mehrentheils nur eine Nothhülfe für die, welche ihre Winterbestel-
lung nicht vollenden und doch auf ihrem Boden kein andres Getreide wie Rocken
bauen können, und insbesondere den im Winter gemachten Mist gleich in Wir-
kung setzen wollen. Jedoch ist er auch sehr angemessen auf Boden, der für
Gerste und Hafer zu sandig und zu dürre ist; nach Kartoffeln, wo der Winter-
rocken nicht geräth, der Sommerrocken, auf dem vorbereiteten Lande möglichst
früh gesäet, aber vorzüglich einschlägt.

Er giebt sonst, sehr seltne Fälle, und vielleicht letzteren ausgenommen, nie
einen gleichen Ertrag mit dem Winterrocken und mißräth oft völlig. Seine
Körner sind klein aber feinhülsig, enthalten ein sehr gutes Mehl, und er wird
deshalb zuweilen etwas theurer wie Winterrocken bezahlt.

Er muß früh gesäet werden, zu Ende des März -- zu Anfange desselben
säet man noch wohl Winterrocken -- oder Anfangs Aprils. Später wird nichts
daraus.

Da er gewöhnlich in die Stoppel des Winterrockens auf frischem Dün-
ger gesäet und der Acker nur in der kalten und nassen Jahreszeit dazu vor-
bereitet wird, so wuchern Quecken und verschiedene Agrostisarten ungemein
unter selbigem ein, und man findet die Aecker fast nirgends so damit verun-
reinigt, wie da, wo er häufig in dieser Ordnung gebauet wird. Man giebt
die Neigung, sich zu verquecken, dann unrichtig dem Boden Schuld.

Die Gerste.
§. 87.

Arten.Es giebt deren 5 oder wenn man will 6 gegenwärtig bei uns bekannte
und verbreitete Arten.

1) Hordeum vulgare, kleine vierzeilige Gerste,
2) -- distichon, große zweizeilige Gerste,
3) -- coeleste, Himmelsgerste,

2) Hor-
Der Rocken.
§. 86.

Sommerrok-
ken.
Der Sommerrocken iſt eine bloße Abart des Winterrockens, und kann,
wie ich mehrmals geſehen habe, leicht in dieſen umgewandelt werden.

Er iſt mehrentheils nur eine Nothhuͤlfe fuͤr die, welche ihre Winterbeſtel-
lung nicht vollenden und doch auf ihrem Boden kein andres Getreide wie Rocken
bauen koͤnnen, und insbeſondere den im Winter gemachten Miſt gleich in Wir-
kung ſetzen wollen. Jedoch iſt er auch ſehr angemeſſen auf Boden, der fuͤr
Gerſte und Hafer zu ſandig und zu duͤrre iſt; nach Kartoffeln, wo der Winter-
rocken nicht geraͤth, der Sommerrocken, auf dem vorbereiteten Lande moͤglichſt
fruͤh geſaͤet, aber vorzuͤglich einſchlaͤgt.

Er giebt ſonſt, ſehr ſeltne Faͤlle, und vielleicht letzteren ausgenommen, nie
einen gleichen Ertrag mit dem Winterrocken und mißraͤth oft voͤllig. Seine
Koͤrner ſind klein aber feinhuͤlſig, enthalten ein ſehr gutes Mehl, und er wird
deshalb zuweilen etwas theurer wie Winterrocken bezahlt.

Er muß fruͤh geſaͤet werden, zu Ende des Maͤrz — zu Anfange deſſelben
ſaͤet man noch wohl Winterrocken — oder Anfangs Aprils. Spaͤter wird nichts
daraus.

Da er gewoͤhnlich in die Stoppel des Winterrockens auf friſchem Duͤn-
ger geſaͤet und der Acker nur in der kalten und naſſen Jahreszeit dazu vor-
bereitet wird, ſo wuchern Quecken und verſchiedene Agroſtisarten ungemein
unter ſelbigem ein, und man findet die Aecker faſt nirgends ſo damit verun-
reinigt, wie da, wo er haͤufig in dieſer Ordnung gebauet wird. Man giebt
die Neigung, ſich zu verquecken, dann unrichtig dem Boden Schuld.

Die Gerſte.
§. 87.

Arten.Es giebt deren 5 oder wenn man will 6 gegenwaͤrtig bei uns bekannte
und verbreitete Arten.

1) Hordeum vulgare, kleine vierzeilige Gerſte,
2) — distichon, große zweizeilige Gerſte,
3) — coeleste, Himmelsgerſte,

2) Hor-
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[80/0104] Der Rocken. §. 86. Der Sommerrocken iſt eine bloße Abart des Winterrockens, und kann, wie ich mehrmals geſehen habe, leicht in dieſen umgewandelt werden. Sommerrok- ken. Er iſt mehrentheils nur eine Nothhuͤlfe fuͤr die, welche ihre Winterbeſtel- lung nicht vollenden und doch auf ihrem Boden kein andres Getreide wie Rocken bauen koͤnnen, und insbeſondere den im Winter gemachten Miſt gleich in Wir- kung ſetzen wollen. Jedoch iſt er auch ſehr angemeſſen auf Boden, der fuͤr Gerſte und Hafer zu ſandig und zu duͤrre iſt; nach Kartoffeln, wo der Winter- rocken nicht geraͤth, der Sommerrocken, auf dem vorbereiteten Lande moͤglichſt fruͤh geſaͤet, aber vorzuͤglich einſchlaͤgt. Er giebt ſonſt, ſehr ſeltne Faͤlle, und vielleicht letzteren ausgenommen, nie einen gleichen Ertrag mit dem Winterrocken und mißraͤth oft voͤllig. Seine Koͤrner ſind klein aber feinhuͤlſig, enthalten ein ſehr gutes Mehl, und er wird deshalb zuweilen etwas theurer wie Winterrocken bezahlt. Er muß fruͤh geſaͤet werden, zu Ende des Maͤrz — zu Anfange deſſelben ſaͤet man noch wohl Winterrocken — oder Anfangs Aprils. Spaͤter wird nichts daraus. Da er gewoͤhnlich in die Stoppel des Winterrockens auf friſchem Duͤn- ger geſaͤet und der Acker nur in der kalten und naſſen Jahreszeit dazu vor- bereitet wird, ſo wuchern Quecken und verſchiedene Agroſtisarten ungemein unter ſelbigem ein, und man findet die Aecker faſt nirgends ſo damit verun- reinigt, wie da, wo er haͤufig in dieſer Ordnung gebauet wird. Man giebt die Neigung, ſich zu verquecken, dann unrichtig dem Boden Schuld. Die Gerſte. §. 87. Es giebt deren 5 oder wenn man will 6 gegenwaͤrtig bei uns bekannte und verbreitete Arten. Arten. 1) Hordeum vulgare, kleine vierzeilige Gerſte, 2) — distichon, große zweizeilige Gerſte, 3) — coeleste, Himmelsgerſte, 2) Hor-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/104>, abgerufen am 22.12.2024.