Andere Vor- richtungen.Man hat an dem Pfluge ohne Vorgestell zuweilen noch andere Hülfen ange- bracht: eine Stelze, worauf er vorne ruht, oder statt derselben ein kleines Rad, auch wohl ein Rad dicht vor dem Pflugkörper an der Stelle des Messers, oder gar ein Paar Räder hinten am Pflugkörper.
Der Pflug mit der Stelze ist in Belgien allgemein eingeführt, und von Schwerz in seiner Beschreibung der belgischen Wirthschaft vor allen andern ge- rühmt. Dieser Pflug ist in Ansehung des Pflugkörpers von vortrefflicher Konstruk- tion, -- die man jedoch aus der daselbst gegebenen Abbildung nicht erkennet, wovon aber die Annalen des Ackerbaues nächstens eine vollständige liefern werden -- aber die Stelze, worauf er in der Gestalt eines Fußes vorne ruht, und welche auf den Erdboden herschleift, muß nothwendig die Friktion vermehren, kann zur Stätigkeit des Pfluges unbedeutend wenig beitragen, und muß den Führer einen Theil seiner Gewalt über den Pflug benehmen. Sie hilft wohl durchaus zu nichts weiter, als daß sie einen falschen Druck oder Hebung des Führers unschädlicher macht. Deshalb hat man wohl seine Zuflucht dazu genommen, wenn man besorgte, es den Leuten nicht begreiflich machen zu können, wie sie einen solchen Pflug handhaben müßten. Auf unebenem Boden ist sie nun ganz unanwendbar. Denn, wenn sie auf einen Höcker oder Stein kommt, so muß sich die Spitze des Schaars aus dem Boden herausheben.
Besser ist es noch immer, statt einer solchen Stelze ein kleines Rad anzubrin- gen, etwa wie das an dem Schaufelpfluge im dritten Hefte meiner Ackerwerkzeugsbe- schreibungen, Tafel 5 und 7, abgebildete. Dies giebt doch weniger Friktion. Man hat sich auch wohl eines solchen Rades dicht vor dem Pflugkörper statt des Messers bedient, indem man dies Rad scharfschneidend an den Kanten gemacht hat. Man glaubte nämlich dadurch das Durchschneiden, besonders des rasigen Bodens, zu be- fördern. Allein es muß natürlich schwer seyn, das Eindringen dieses Rades zu be- wirken, und dieses könnte nur durch eine sehr starke Tendenz, die man dem Pfluge mittelst des Schaars in dem Erdboden gäbe, oder durch ein Vorgestell, welches den Baum herunterzöge, bewirkt werden, und konnte also nur die Friktion und Kraftverschwendung vermehren, ohne irgend einen erheblichern Nutzen als das Messer zu stiften.
Die Ackerwerkzeuge.
§. 120.
Andere Vor- richtungen.Man hat an dem Pfluge ohne Vorgeſtell zuweilen noch andere Huͤlfen ange- bracht: eine Stelze, worauf er vorne ruht, oder ſtatt derſelben ein kleines Rad, auch wohl ein Rad dicht vor dem Pflugkoͤrper an der Stelle des Meſſers, oder gar ein Paar Raͤder hinten am Pflugkoͤrper.
Der Pflug mit der Stelze iſt in Belgien allgemein eingefuͤhrt, und von Schwerz in ſeiner Beſchreibung der belgiſchen Wirthſchaft vor allen andern ge- ruͤhmt. Dieſer Pflug iſt in Anſehung des Pflugkoͤrpers von vortrefflicher Konſtruk- tion, — die man jedoch aus der daſelbſt gegebenen Abbildung nicht erkennet, wovon aber die Annalen des Ackerbaues naͤchſtens eine vollſtaͤndige liefern werden — aber die Stelze, worauf er in der Geſtalt eines Fußes vorne ruht, und welche auf den Erdboden herſchleift, muß nothwendig die Friktion vermehren, kann zur Staͤtigkeit des Pfluges unbedeutend wenig beitragen, und muß den Fuͤhrer einen Theil ſeiner Gewalt uͤber den Pflug benehmen. Sie hilft wohl durchaus zu nichts weiter, als daß ſie einen falſchen Druck oder Hebung des Fuͤhrers unſchaͤdlicher macht. Deshalb hat man wohl ſeine Zuflucht dazu genommen, wenn man beſorgte, es den Leuten nicht begreiflich machen zu koͤnnen, wie ſie einen ſolchen Pflug handhaben muͤßten. Auf unebenem Boden iſt ſie nun ganz unanwendbar. Denn, wenn ſie auf einen Hoͤcker oder Stein kommt, ſo muß ſich die Spitze des Schaars aus dem Boden herausheben.
Beſſer iſt es noch immer, ſtatt einer ſolchen Stelze ein kleines Rad anzubrin- gen, etwa wie das an dem Schaufelpfluge im dritten Hefte meiner Ackerwerkzeugsbe- ſchreibungen, Tafel 5 und 7, abgebildete. Dies giebt doch weniger Friktion. Man hat ſich auch wohl eines ſolchen Rades dicht vor dem Pflugkoͤrper ſtatt des Meſſers bedient, indem man dies Rad ſcharfſchneidend an den Kanten gemacht hat. Man glaubte naͤmlich dadurch das Durchſchneiden, beſonders des raſigen Bodens, zu be- foͤrdern. Allein es muß natuͤrlich ſchwer ſeyn, das Eindringen dieſes Rades zu be- wirken, und dieſes koͤnnte nur durch eine ſehr ſtarke Tendenz, die man dem Pfluge mittelſt des Schaars in dem Erdboden gaͤbe, oder durch ein Vorgeſtell, welches den Baum herunterzoͤge, bewirkt werden, und konnte alſo nur die Friktion und Kraftverſchwendung vermehren, ohne irgend einen erheblichern Nutzen als das Meſſer zu ſtiften.
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Die Ackerwerkzeuge.
§. 120.
Man hat an dem Pfluge ohne Vorgeſtell zuweilen noch andere Huͤlfen ange-
bracht: eine Stelze, worauf er vorne ruht, oder ſtatt derſelben ein kleines Rad,
auch wohl ein Rad dicht vor dem Pflugkoͤrper an der Stelle des Meſſers, oder gar
ein Paar Raͤder hinten am Pflugkoͤrper.
Andere Vor-
richtungen.
Der Pflug mit der Stelze iſt in Belgien allgemein eingefuͤhrt, und von
Schwerz in ſeiner Beſchreibung der belgiſchen Wirthſchaft vor allen andern ge-
ruͤhmt. Dieſer Pflug iſt in Anſehung des Pflugkoͤrpers von vortrefflicher Konſtruk-
tion, — die man jedoch aus der daſelbſt gegebenen Abbildung nicht erkennet, wovon
aber die Annalen des Ackerbaues naͤchſtens eine vollſtaͤndige liefern werden — aber
die Stelze, worauf er in der Geſtalt eines Fußes vorne ruht, und welche auf den
Erdboden herſchleift, muß nothwendig die Friktion vermehren, kann zur Staͤtigkeit
des Pfluges unbedeutend wenig beitragen, und muß den Fuͤhrer einen Theil ſeiner
Gewalt uͤber den Pflug benehmen. Sie hilft wohl durchaus zu nichts weiter, als
daß ſie einen falſchen Druck oder Hebung des Fuͤhrers unſchaͤdlicher macht. Deshalb
hat man wohl ſeine Zuflucht dazu genommen, wenn man beſorgte, es den Leuten
nicht begreiflich machen zu koͤnnen, wie ſie einen ſolchen Pflug handhaben muͤßten.
Auf unebenem Boden iſt ſie nun ganz unanwendbar. Denn, wenn ſie auf einen
Hoͤcker oder Stein kommt, ſo muß ſich die Spitze des Schaars aus dem Boden
herausheben.
Beſſer iſt es noch immer, ſtatt einer ſolchen Stelze ein kleines Rad anzubrin-
gen, etwa wie das an dem Schaufelpfluge im dritten Hefte meiner Ackerwerkzeugsbe-
ſchreibungen, Tafel 5 und 7, abgebildete. Dies giebt doch weniger Friktion. Man
hat ſich auch wohl eines ſolchen Rades dicht vor dem Pflugkoͤrper ſtatt des Meſſers
bedient, indem man dies Rad ſcharfſchneidend an den Kanten gemacht hat. Man
glaubte naͤmlich dadurch das Durchſchneiden, beſonders des raſigen Bodens, zu be-
foͤrdern. Allein es muß natuͤrlich ſchwer ſeyn, das Eindringen dieſes Rades zu be-
wirken, und dieſes koͤnnte nur durch eine ſehr ſtarke Tendenz, die man dem Pfluge
mittelſt des Schaars in dem Erdboden gaͤbe, oder durch ein Vorgeſtell, welches
den Baum herunterzoͤge, bewirkt werden, und konnte alſo nur die Friktion und
Kraftverſchwendung vermehren, ohne irgend einen erheblichern Nutzen als das
Meſſer zu ſtiften.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/58>, abgerufen am 03.03.2025.
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