Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Ackerwerkzeuge.
geht er zur Furche herab, so faßt er zu tief. Mit einem räderlosen Pfluge kann ein
aufmerksamer Pflugführer mittelst der langen Sterzen, ohne erhebliche Kraftanstren-
gung, dies völlig vermeiden, und eine völlig gleiche Furche auspflügen.

Jeder Ackerbauer kennt die große Schwierigkeit, den Räderpflug in zähem Bo-
den, der trocken geworden ist, in die Erde zu bringen. Alle dabei anzuwendenden
Hülfen, die jedesmalige Umstellung beim Einsetzen, der Druck auf den Baum, in-
dem sich ein Führer darauf legt, das tiefere Einkeilen der Grießsäule, alles ist ver-
geblich und die Pflugarbeit wird unterbrochen. Der räderlose, vielleicht mit einem
etwas spitzeren Schaar versehene Pflug muß, wenn er hinten gehoben wird, in eine
Dreschtenne eindringen, und in sofern nur die Kraft des Zugviehes zureicht, durchaus
die härteste Erde durchbrechen. Will man also nur Zugkraft genug anwenden, so
kann keine Ausdörrung und Zähigkeit des Bodens die Pflugarbeit verhindern.

Die größere Einfachheit des räderlosen Pfluges und seine mehrere Haltbarkeit
fällt in die Augen. Vermittelst der letztern wird der viele Zeitverlust erspart, der bei
der Arbeit durch die häufigen Reparationen verschwendet wird.

§. 119.

Konstruktion
der Räder.
Bei dem Räderpfluge ist die Konstruktion der Räder verschieden. Daß die hö-
heren und besser abgerundeten Räder einen Vorzug vor den kleinen, höckrigen, schlecht
gearbeiteten, haben, hat wohl keinen Zweifel. Er ist aber nicht so groß und zur
Verminderung der Last nicht so wichtig, wie manche ihn angegeben haben.

Die Räder sind entweder auf einer feststehenden Axe beweglich, oder sie sind auf
derselben fest, und die Axe selbst oder die eiserne Spindel läuft im Rumpfe des Pflu-
ges mit den Rädern um. Man giebt letzterem mehrentheils den Vorzug, besonders
bei niedrigen Rädern, weil sich theils die Axe leichter wegschleifen würde, theils aber,
weil es dann nicht wohl zu verhindern ist, daß sich Erde zwischen der Axe und dem
niedrigen Rade setze. Es hat dieses aber auch wiederum Nachtheile.

Die Räder sind entweder von gleicher Höhe, oder das rechte Rad, welches in
der ausgeschnittenen Furche geht, ist fast um so vieles höher, als die Furche tief ist.
Bei gleich hohen Rädern muß das Pfluggestell nothwendig schief gehen. Dies ver-
mehrt die Friktion so sehr, und bieget die Spitze des Pflugbaums nach der rechten
Seite so hinüber, daß man nur bei äußerst flachen Furchen, höchstens von 3 Zoll,
mit solchen Rädern auskommen kann. Sobald man tiefer pflügen will, muß das

Die Ackerwerkzeuge.
geht er zur Furche herab, ſo faßt er zu tief. Mit einem raͤderloſen Pfluge kann ein
aufmerkſamer Pflugfuͤhrer mittelſt der langen Sterzen, ohne erhebliche Kraftanſtren-
gung, dies voͤllig vermeiden, und eine voͤllig gleiche Furche auspfluͤgen.

Jeder Ackerbauer kennt die große Schwierigkeit, den Raͤderpflug in zaͤhem Bo-
den, der trocken geworden iſt, in die Erde zu bringen. Alle dabei anzuwendenden
Huͤlfen, die jedesmalige Umſtellung beim Einſetzen, der Druck auf den Baum, in-
dem ſich ein Fuͤhrer darauf legt, das tiefere Einkeilen der Grießſaͤule, alles iſt ver-
geblich und die Pflugarbeit wird unterbrochen. Der raͤderloſe, vielleicht mit einem
etwas ſpitzeren Schaar verſehene Pflug muß, wenn er hinten gehoben wird, in eine
Dreſchtenne eindringen, und in ſofern nur die Kraft des Zugviehes zureicht, durchaus
die haͤrteſte Erde durchbrechen. Will man alſo nur Zugkraft genug anwenden, ſo
kann keine Ausdoͤrrung und Zaͤhigkeit des Bodens die Pflugarbeit verhindern.

Die groͤßere Einfachheit des raͤderloſen Pfluges und ſeine mehrere Haltbarkeit
faͤllt in die Augen. Vermittelſt der letztern wird der viele Zeitverluſt erſpart, der bei
der Arbeit durch die haͤufigen Reparationen verſchwendet wird.

§. 119.

Konſtruktion
der Raͤder.
Bei dem Raͤderpfluge iſt die Konſtruktion der Raͤder verſchieden. Daß die hoͤ-
heren und beſſer abgerundeten Raͤder einen Vorzug vor den kleinen, hoͤckrigen, ſchlecht
gearbeiteten, haben, hat wohl keinen Zweifel. Er iſt aber nicht ſo groß und zur
Verminderung der Laſt nicht ſo wichtig, wie manche ihn angegeben haben.

Die Raͤder ſind entweder auf einer feſtſtehenden Axe beweglich, oder ſie ſind auf
derſelben feſt, und die Axe ſelbſt oder die eiſerne Spindel laͤuft im Rumpfe des Pflu-
ges mit den Raͤdern um. Man giebt letzterem mehrentheils den Vorzug, beſonders
bei niedrigen Raͤdern, weil ſich theils die Axe leichter wegſchleifen wuͤrde, theils aber,
weil es dann nicht wohl zu verhindern iſt, daß ſich Erde zwiſchen der Axe und dem
niedrigen Rade ſetze. Es hat dieſes aber auch wiederum Nachtheile.

Die Raͤder ſind entweder von gleicher Hoͤhe, oder das rechte Rad, welches in
der ausgeſchnittenen Furche geht, iſt faſt um ſo vieles hoͤher, als die Furche tief iſt.
Bei gleich hohen Raͤdern muß das Pfluggeſtell nothwendig ſchief gehen. Dies ver-
mehrt die Friktion ſo ſehr, und bieget die Spitze des Pflugbaums nach der rechten
Seite ſo hinuͤber, daß man nur bei aͤußerſt flachen Furchen, hoͤchſtens von 3 Zoll,
mit ſolchen Raͤdern auskommen kann. Sobald man tiefer pfluͤgen will, muß das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0056" n="34"/><fw place="top" type="header">Die Ackerwerkzeuge.</fw><lb/>
geht er zur Furche herab, &#x017F;o faßt er zu tief. Mit einem ra&#x0364;derlo&#x017F;en Pfluge kann ein<lb/>
aufmerk&#x017F;amer Pflugfu&#x0364;hrer mittel&#x017F;t der langen Sterzen, ohne erhebliche Kraftan&#x017F;tren-<lb/>
gung, dies vo&#x0364;llig vermeiden, und eine vo&#x0364;llig gleiche Furche auspflu&#x0364;gen.</p><lb/>
              <p>Jeder Ackerbauer kennt die große Schwierigkeit, den Ra&#x0364;derpflug in za&#x0364;hem Bo-<lb/>
den, der trocken geworden i&#x017F;t, in die Erde zu bringen. Alle dabei anzuwendenden<lb/>
Hu&#x0364;lfen, die jedesmalige Um&#x017F;tellung beim Ein&#x017F;etzen, der Druck auf den Baum, in-<lb/>
dem &#x017F;ich ein Fu&#x0364;hrer darauf legt, das tiefere Einkeilen der Grieß&#x017F;a&#x0364;ule, alles i&#x017F;t ver-<lb/>
geblich und die Pflugarbeit wird unterbrochen. Der ra&#x0364;derlo&#x017F;e, vielleicht mit einem<lb/>
etwas &#x017F;pitzeren Schaar ver&#x017F;ehene Pflug muß, wenn er hinten gehoben wird, in eine<lb/>
Dre&#x017F;chtenne eindringen, und in &#x017F;ofern nur die Kraft des Zugviehes zureicht, durchaus<lb/>
die ha&#x0364;rte&#x017F;te Erde durchbrechen. Will man al&#x017F;o nur Zugkraft genug anwenden, &#x017F;o<lb/>
kann keine Ausdo&#x0364;rrung und Za&#x0364;higkeit des Bodens die Pflugarbeit verhindern.</p><lb/>
              <p>Die gro&#x0364;ßere Einfachheit des ra&#x0364;derlo&#x017F;en Pfluges und &#x017F;eine mehrere Haltbarkeit<lb/>
fa&#x0364;llt in die Augen. Vermittel&#x017F;t der letztern wird der viele Zeitverlu&#x017F;t er&#x017F;part, der bei<lb/>
der Arbeit durch die ha&#x0364;ufigen Reparationen ver&#x017F;chwendet wird.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 119.</head><lb/>
              <p><note place="left">Kon&#x017F;truktion<lb/>
der Ra&#x0364;der.</note>Bei dem Ra&#x0364;derpfluge i&#x017F;t die Kon&#x017F;truktion der Ra&#x0364;der ver&#x017F;chieden. Daß die ho&#x0364;-<lb/>
heren und be&#x017F;&#x017F;er abgerundeten Ra&#x0364;der einen Vorzug vor den kleinen, ho&#x0364;ckrigen, &#x017F;chlecht<lb/>
gearbeiteten, haben, hat wohl keinen Zweifel. Er i&#x017F;t aber nicht &#x017F;o groß und zur<lb/>
Verminderung der La&#x017F;t nicht &#x017F;o wichtig, wie manche ihn angegeben haben.</p><lb/>
              <p>Die Ra&#x0364;der &#x017F;ind entweder auf einer fe&#x017F;t&#x017F;tehenden Axe beweglich, oder &#x017F;ie &#x017F;ind auf<lb/>
der&#x017F;elben fe&#x017F;t, und die Axe &#x017F;elb&#x017F;t oder die ei&#x017F;erne Spindel la&#x0364;uft im Rumpfe des Pflu-<lb/>
ges mit den Ra&#x0364;dern um. Man giebt letzterem mehrentheils den Vorzug, be&#x017F;onders<lb/>
bei niedrigen Ra&#x0364;dern, weil &#x017F;ich theils die Axe leichter weg&#x017F;chleifen wu&#x0364;rde, theils aber,<lb/>
weil es dann nicht wohl zu verhindern i&#x017F;t, daß &#x017F;ich Erde zwi&#x017F;chen der Axe und dem<lb/>
niedrigen Rade &#x017F;etze. Es hat die&#x017F;es aber auch wiederum Nachtheile.</p><lb/>
              <p>Die Ra&#x0364;der &#x017F;ind entweder von gleicher Ho&#x0364;he, oder das rechte Rad, welches in<lb/>
der ausge&#x017F;chnittenen Furche geht, i&#x017F;t fa&#x017F;t um &#x017F;o vieles ho&#x0364;her, als die Furche tief i&#x017F;t.<lb/>
Bei gleich hohen Ra&#x0364;dern muß das Pflugge&#x017F;tell nothwendig &#x017F;chief gehen. Dies ver-<lb/>
mehrt die Friktion &#x017F;o &#x017F;ehr, und bieget die Spitze des Pflugbaums nach der rechten<lb/>
Seite &#x017F;o hinu&#x0364;ber, daß man nur bei a&#x0364;ußer&#x017F;t flachen Furchen, ho&#x0364;ch&#x017F;tens von 3 Zoll,<lb/>
mit &#x017F;olchen Ra&#x0364;dern auskommen kann. Sobald man tiefer pflu&#x0364;gen will, muß das<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0056] Die Ackerwerkzeuge. geht er zur Furche herab, ſo faßt er zu tief. Mit einem raͤderloſen Pfluge kann ein aufmerkſamer Pflugfuͤhrer mittelſt der langen Sterzen, ohne erhebliche Kraftanſtren- gung, dies voͤllig vermeiden, und eine voͤllig gleiche Furche auspfluͤgen. Jeder Ackerbauer kennt die große Schwierigkeit, den Raͤderpflug in zaͤhem Bo- den, der trocken geworden iſt, in die Erde zu bringen. Alle dabei anzuwendenden Huͤlfen, die jedesmalige Umſtellung beim Einſetzen, der Druck auf den Baum, in- dem ſich ein Fuͤhrer darauf legt, das tiefere Einkeilen der Grießſaͤule, alles iſt ver- geblich und die Pflugarbeit wird unterbrochen. Der raͤderloſe, vielleicht mit einem etwas ſpitzeren Schaar verſehene Pflug muß, wenn er hinten gehoben wird, in eine Dreſchtenne eindringen, und in ſofern nur die Kraft des Zugviehes zureicht, durchaus die haͤrteſte Erde durchbrechen. Will man alſo nur Zugkraft genug anwenden, ſo kann keine Ausdoͤrrung und Zaͤhigkeit des Bodens die Pflugarbeit verhindern. Die groͤßere Einfachheit des raͤderloſen Pfluges und ſeine mehrere Haltbarkeit faͤllt in die Augen. Vermittelſt der letztern wird der viele Zeitverluſt erſpart, der bei der Arbeit durch die haͤufigen Reparationen verſchwendet wird. §. 119. Bei dem Raͤderpfluge iſt die Konſtruktion der Raͤder verſchieden. Daß die hoͤ- heren und beſſer abgerundeten Raͤder einen Vorzug vor den kleinen, hoͤckrigen, ſchlecht gearbeiteten, haben, hat wohl keinen Zweifel. Er iſt aber nicht ſo groß und zur Verminderung der Laſt nicht ſo wichtig, wie manche ihn angegeben haben. Konſtruktion der Raͤder. Die Raͤder ſind entweder auf einer feſtſtehenden Axe beweglich, oder ſie ſind auf derſelben feſt, und die Axe ſelbſt oder die eiſerne Spindel laͤuft im Rumpfe des Pflu- ges mit den Raͤdern um. Man giebt letzterem mehrentheils den Vorzug, beſonders bei niedrigen Raͤdern, weil ſich theils die Axe leichter wegſchleifen wuͤrde, theils aber, weil es dann nicht wohl zu verhindern iſt, daß ſich Erde zwiſchen der Axe und dem niedrigen Rade ſetze. Es hat dieſes aber auch wiederum Nachtheile. Die Raͤder ſind entweder von gleicher Hoͤhe, oder das rechte Rad, welches in der ausgeſchnittenen Furche geht, iſt faſt um ſo vieles hoͤher, als die Furche tief iſt. Bei gleich hohen Raͤdern muß das Pfluggeſtell nothwendig ſchief gehen. Dies ver- mehrt die Friktion ſo ſehr, und bieget die Spitze des Pflugbaums nach der rechten Seite ſo hinuͤber, daß man nur bei aͤußerſt flachen Furchen, hoͤchſtens von 3 Zoll, mit ſolchen Raͤdern auskommen kann. Sobald man tiefer pfluͤgen will, muß das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/56
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/56>, abgerufen am 21.11.2024.