Hält der Regen sehr lange ununterbrochen an, so muß man die Heuhaufen öf- terer luften, und dabei nachsehen, ob das Heu sich erhitze. Erfolgt unter solchen Umständen dennoch bei warmer Luft eine wirkliche Erhitzung, so ist nichts besseres zu thun, als daß man auch das halbtrockene Heu noch nach der beim Kleebau zu be- schreibenden Klapmeierschen Methode behandle, es durch Zusammenbringung in große Mieten völlig und gleichmäßig erhitzen lasse, dann ausstreue, und es, wenn es nun lufttrocken geworden ist, wieder zusammenbringe. Ist es einmal in Hitze ge- kommen, so wird es solches nicht zum zweiten Mal thun, zwar seine Farbe und sei- nen Geruch verändern, aber nicht schimmlich und dumpfig werden, und brauchbar bleiben. Es versteht sich jedoch, daß diese Methode beim Wiesenheu nur im Noth- falle anzuwenden sey.
§. 352.
Eine andere, zwar nicht sehr gebräuchliche, jedoch von vielen empfohlene Me-Andere Me- thode. thode, grünes Heu mit vieler Ersparung der Arbeit zu machen, ist folgende:
Man setzt das noch grüne Gras, aber nur wenn es völlig lufttrocken ist, sogleich in schmale aber möglichst hohe Haufen auf, zu deren Befestigung man eine kleine Stange in die Erde steckt, und es um selbige mit der Hand herumlegt. Einiges Gras, wozu man das längere und stärkere auswählt, nimmt man aus den Schwa- den zusammen, und legt solches auf die Spitze des Haufens, so daß die Aehren ab- wärts hängen. In diesem pyramidalischen Haufen läßt man es dann ruhig stehen, bis es völlig trocken geworden, was manchmal in acht, zuweilen in vierzehn Tagen ge- schieht, und wobei sich das Heu innerlich völlig grün erhält.
Bei einer trocknen etwas windigen Witterung habe ich Gras in stärkeren Hau- sen, ohne es anzurühren, ziemlich schnell trocken werden, und dabei völlig grün blei- bend gesehen. Um so leichter muß es in solchen schmalen Haufen gehen. Ein ein- fallender Regen wird ihm auch nicht schaden, und nur das äußere verbleichen. Bei anhaltendem Regen aber möchten sich diese Haufen doch zu fest sacken, und man würde sie auseinander nehmen und umsetzen müssen, wenn das Heu nicht dum- pfig werden soll.
§. 353.
Es giebt einige Wiesen, deren Hauptgräser es verlangen, daß man sie eine ge-Heuart, wel- che das Be- regnen ver- langt. raume Zeit der Luft und dem Regen aussetze, damit sie dem Viehe unschädlich,
Die Heuernte.
Haͤlt der Regen ſehr lange ununterbrochen an, ſo muß man die Heuhaufen oͤf- terer luften, und dabei nachſehen, ob das Heu ſich erhitze. Erfolgt unter ſolchen Umſtaͤnden dennoch bei warmer Luft eine wirkliche Erhitzung, ſo iſt nichts beſſeres zu thun, als daß man auch das halbtrockene Heu noch nach der beim Kleebau zu be- ſchreibenden Klapmeierſchen Methode behandle, es durch Zuſammenbringung in große Mieten voͤllig und gleichmaͤßig erhitzen laſſe, dann ausſtreue, und es, wenn es nun lufttrocken geworden iſt, wieder zuſammenbringe. Iſt es einmal in Hitze ge- kommen, ſo wird es ſolches nicht zum zweiten Mal thun, zwar ſeine Farbe und ſei- nen Geruch veraͤndern, aber nicht ſchimmlich und dumpfig werden, und brauchbar bleiben. Es verſteht ſich jedoch, daß dieſe Methode beim Wieſenheu nur im Noth- falle anzuwenden ſey.
§. 352.
Eine andere, zwar nicht ſehr gebraͤuchliche, jedoch von vielen empfohlene Me-Andere Me- thode. thode, gruͤnes Heu mit vieler Erſparung der Arbeit zu machen, iſt folgende:
Man ſetzt das noch gruͤne Gras, aber nur wenn es voͤllig lufttrocken iſt, ſogleich in ſchmale aber moͤglichſt hohe Haufen auf, zu deren Befeſtigung man eine kleine Stange in die Erde ſteckt, und es um ſelbige mit der Hand herumlegt. Einiges Gras, wozu man das laͤngere und ſtaͤrkere auswaͤhlt, nimmt man aus den Schwa- den zuſammen, und legt ſolches auf die Spitze des Haufens, ſo daß die Aehren ab- waͤrts haͤngen. In dieſem pyramidaliſchen Haufen laͤßt man es dann ruhig ſtehen, bis es voͤllig trocken geworden, was manchmal in acht, zuweilen in vierzehn Tagen ge- ſchieht, und wobei ſich das Heu innerlich voͤllig gruͤn erhaͤlt.
Bei einer trocknen etwas windigen Witterung habe ich Gras in ſtaͤrkeren Hau- ſen, ohne es anzuruͤhren, ziemlich ſchnell trocken werden, und dabei voͤllig gruͤn blei- bend geſehen. Um ſo leichter muß es in ſolchen ſchmalen Haufen gehen. Ein ein- fallender Regen wird ihm auch nicht ſchaden, und nur das aͤußere verbleichen. Bei anhaltendem Regen aber moͤchten ſich dieſe Haufen doch zu feſt ſacken, und man wuͤrde ſie auseinander nehmen und umſetzen muͤſſen, wenn das Heu nicht dum- pfig werden ſoll.
§. 353.
Es giebt einige Wieſen, deren Hauptgraͤſer es verlangen, daß man ſie eine ge-Heuart, wel- che das Be- regnen ver- langt. raume Zeit der Luft und dem Regen ausſetze, damit ſie dem Viehe unſchaͤdlich,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0285"n="263"/><fwplace="top"type="header">Die Heuernte.</fw><lb/><p>Haͤlt der Regen ſehr lange ununterbrochen an, ſo muß man die Heuhaufen oͤf-<lb/>
terer luften, und dabei nachſehen, ob das Heu ſich erhitze. Erfolgt unter ſolchen<lb/>
Umſtaͤnden dennoch bei warmer Luft eine wirkliche Erhitzung, ſo iſt nichts beſſeres zu<lb/>
thun, als daß man auch das halbtrockene Heu noch nach der beim Kleebau zu be-<lb/>ſchreibenden Klapmeierſchen Methode behandle, es durch Zuſammenbringung in<lb/>
große Mieten voͤllig und gleichmaͤßig erhitzen laſſe, dann ausſtreue, und es, wenn<lb/>
es nun lufttrocken geworden iſt, wieder zuſammenbringe. Iſt es einmal in Hitze ge-<lb/>
kommen, ſo wird es ſolches nicht zum zweiten Mal thun, zwar ſeine Farbe und ſei-<lb/>
nen Geruch veraͤndern, aber nicht ſchimmlich und dumpfig werden, und brauchbar<lb/>
bleiben. Es verſteht ſich jedoch, daß dieſe Methode beim Wieſenheu nur im Noth-<lb/>
falle anzuwenden ſey.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 352.</head><lb/><p>Eine andere, zwar nicht ſehr gebraͤuchliche, jedoch von vielen empfohlene Me-<noteplace="right">Andere Me-<lb/>
thode.</note><lb/>
thode, gruͤnes Heu mit vieler Erſparung der Arbeit zu machen, iſt folgende:</p><lb/><p>Man ſetzt das noch gruͤne Gras, aber nur wenn es voͤllig lufttrocken iſt, ſogleich<lb/>
in ſchmale aber moͤglichſt hohe Haufen auf, zu deren Befeſtigung man eine kleine<lb/>
Stange in die Erde ſteckt, und es um ſelbige mit der Hand herumlegt. Einiges<lb/>
Gras, wozu man das laͤngere und ſtaͤrkere auswaͤhlt, nimmt man aus den Schwa-<lb/>
den zuſammen, und legt ſolches auf die Spitze des Haufens, ſo daß die Aehren ab-<lb/>
waͤrts haͤngen. In dieſem pyramidaliſchen Haufen laͤßt man es dann ruhig ſtehen,<lb/>
bis es voͤllig trocken geworden, was manchmal in acht, zuweilen in vierzehn Tagen ge-<lb/>ſchieht, und wobei ſich das Heu innerlich voͤllig gruͤn erhaͤlt.</p><lb/><p>Bei einer trocknen etwas windigen Witterung habe ich Gras in ſtaͤrkeren Hau-<lb/>ſen, ohne es anzuruͤhren, ziemlich ſchnell trocken werden, und dabei voͤllig gruͤn blei-<lb/>
bend geſehen. Um ſo leichter muß es in ſolchen ſchmalen Haufen gehen. Ein ein-<lb/>
fallender Regen wird ihm auch nicht ſchaden, und nur das aͤußere verbleichen. Bei<lb/>
anhaltendem Regen aber moͤchten ſich dieſe Haufen doch zu feſt ſacken, und man<lb/>
wuͤrde ſie auseinander nehmen und umſetzen muͤſſen, wenn das Heu nicht dum-<lb/>
pfig werden ſoll.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 353.</head><lb/><p>Es giebt einige Wieſen, deren Hauptgraͤſer es verlangen, daß man ſie eine ge-<noteplace="right">Heuart, wel-<lb/>
che das Be-<lb/>
regnen ver-<lb/>
langt.</note><lb/>
raume Zeit der Luft und dem Regen ausſetze, damit ſie dem Viehe unſchaͤdlich,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[263/0285]
Die Heuernte.
Haͤlt der Regen ſehr lange ununterbrochen an, ſo muß man die Heuhaufen oͤf-
terer luften, und dabei nachſehen, ob das Heu ſich erhitze. Erfolgt unter ſolchen
Umſtaͤnden dennoch bei warmer Luft eine wirkliche Erhitzung, ſo iſt nichts beſſeres zu
thun, als daß man auch das halbtrockene Heu noch nach der beim Kleebau zu be-
ſchreibenden Klapmeierſchen Methode behandle, es durch Zuſammenbringung in
große Mieten voͤllig und gleichmaͤßig erhitzen laſſe, dann ausſtreue, und es, wenn
es nun lufttrocken geworden iſt, wieder zuſammenbringe. Iſt es einmal in Hitze ge-
kommen, ſo wird es ſolches nicht zum zweiten Mal thun, zwar ſeine Farbe und ſei-
nen Geruch veraͤndern, aber nicht ſchimmlich und dumpfig werden, und brauchbar
bleiben. Es verſteht ſich jedoch, daß dieſe Methode beim Wieſenheu nur im Noth-
falle anzuwenden ſey.
§. 352.
Eine andere, zwar nicht ſehr gebraͤuchliche, jedoch von vielen empfohlene Me-
thode, gruͤnes Heu mit vieler Erſparung der Arbeit zu machen, iſt folgende:
Andere Me-
thode.
Man ſetzt das noch gruͤne Gras, aber nur wenn es voͤllig lufttrocken iſt, ſogleich
in ſchmale aber moͤglichſt hohe Haufen auf, zu deren Befeſtigung man eine kleine
Stange in die Erde ſteckt, und es um ſelbige mit der Hand herumlegt. Einiges
Gras, wozu man das laͤngere und ſtaͤrkere auswaͤhlt, nimmt man aus den Schwa-
den zuſammen, und legt ſolches auf die Spitze des Haufens, ſo daß die Aehren ab-
waͤrts haͤngen. In dieſem pyramidaliſchen Haufen laͤßt man es dann ruhig ſtehen,
bis es voͤllig trocken geworden, was manchmal in acht, zuweilen in vierzehn Tagen ge-
ſchieht, und wobei ſich das Heu innerlich voͤllig gruͤn erhaͤlt.
Bei einer trocknen etwas windigen Witterung habe ich Gras in ſtaͤrkeren Hau-
ſen, ohne es anzuruͤhren, ziemlich ſchnell trocken werden, und dabei voͤllig gruͤn blei-
bend geſehen. Um ſo leichter muß es in ſolchen ſchmalen Haufen gehen. Ein ein-
fallender Regen wird ihm auch nicht ſchaden, und nur das aͤußere verbleichen. Bei
anhaltendem Regen aber moͤchten ſich dieſe Haufen doch zu feſt ſacken, und man
wuͤrde ſie auseinander nehmen und umſetzen muͤſſen, wenn das Heu nicht dum-
pfig werden ſoll.
§. 353.
Es giebt einige Wieſen, deren Hauptgraͤſer es verlangen, daß man ſie eine ge-
raume Zeit der Luft und dem Regen ausſetze, damit ſie dem Viehe unſchaͤdlich,
Heuart, wel-
che das Be-
regnen ver-
langt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/285>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.