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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen.
und wenn nun der Grund ziemlich trocken geworden, wird die Anlassung des Fluth-
wassers wiederholt, und so einen oder auch wohl zwei Sommer hindurch damit
fortgefahren. Man hat auf die Weise in einem Sommer 18 Zoll der fruchtbar-
sten Schlammerde auf unfruchtbarem, sandigem oder moorigem Boden aufgebracht,
alle Erhöhungen und Vertiefungen ausgeglichen, und den fruchtbarsten Boden
geschaffen. So ward neuerlich eine Haidmoor in Lincoldshire von 212 engli-
schen Acres nach Verschiedenheit seiner Höhe zu 18 Zoll bis 31/2 Fuß auf-
geschlammt.

Hiermit ist dann auch die Aufschlammung zu vergleichen, welche, wie oben
angeführt worden, im Toskanischen statt findet.

§. 309.

Zur Erläuterung der Lehre von der Schwemmwiesenanlage habe ich auf der Ta-Beschreibung
eines beson-
dern Falles.

fel XIII. und Tafel XIV. ein Beispiel dargestellt, welches mir am meisten geeignet
scheint, eine klare Vorstellung von einer größern Anlage dieser Art zu erwecken.

Die Tafel XIII. stellt den Grundriß der Gegend in dem Zustande vor, worin
sie sich vor der Schwemmung befand; die Tafel XIV. die vollführte Abschwemmung.
Ich muß bemerken, daß auf diesen Grundrissen, so wie überhaupt wohl bei den
sämmtlichen Figuren, die Gewässer, besonders die Gräben, nicht nach ihrem richti-
gen Verhältnisse zu den Erdflächen, sondern letztere in ihrer Breite nach einem grö-
ßeren Maaßstabe gezeichnet sind, damit sie als der Hauptgegenstand, worauf es hier
ankommt, deutlicher in die Augen fallen mögen. Auf der Tafel XIV. sind die Ver-
wallungen, die Einlässe und die kleineren Stauschütze in den Gräben, so wie auch
die Wässerungsgrippen, die das Wasser auf den neuen Wiesenflächen verbreiten, und
welche hier der ebnen abhängigen Fläche wegen mehrentheils parallel mit den Wässe-
rungsgräben laufen, nicht angedeutet, indem hier nur die Abschwemmungsoperation
selbst versinnlicht werden sollte.

§. 310.

Die Tafel XIII. stellt also die Gegend in ihrem natürlichen Zustande vor. a ist
ein großer quellreicher See, aus welchem der Bach b hervorkommt, und sich durch
eine Niederung, die er sumpfig macht, zwischen zwei Anhöhen hindurchschlängelt.
d ist ein kleiner sumpfiger See, welcher sich an dieser Stelle gebildet hatte. Jener
Bach vereinigt sich mit einem andern c, welcher sich ebenfalls durch eine von Anhö-

Die Abſchwemmung oder Anlage der Schwemmwieſen.
und wenn nun der Grund ziemlich trocken geworden, wird die Anlaſſung des Fluth-
waſſers wiederholt, und ſo einen oder auch wohl zwei Sommer hindurch damit
fortgefahren. Man hat auf die Weiſe in einem Sommer 18 Zoll der fruchtbar-
ſten Schlammerde auf unfruchtbarem, ſandigem oder moorigem Boden aufgebracht,
alle Erhoͤhungen und Vertiefungen ausgeglichen, und den fruchtbarſten Boden
geſchaffen. So ward neuerlich eine Haidmoor in Lincoldſhire von 212 engli-
ſchen Acres nach Verſchiedenheit ſeiner Hoͤhe zu 18 Zoll bis 3½ Fuß auf-
geſchlammt.

Hiermit iſt dann auch die Aufſchlammung zu vergleichen, welche, wie oben
angefuͤhrt worden, im Toskaniſchen ſtatt findet.

§. 309.

Zur Erlaͤuterung der Lehre von der Schwemmwieſenanlage habe ich auf der Ta-Beſchreibung
eines beſon-
dern Falles.

fel XIII. und Tafel XIV. ein Beiſpiel dargeſtellt, welches mir am meiſten geeignet
ſcheint, eine klare Vorſtellung von einer groͤßern Anlage dieſer Art zu erwecken.

Die Tafel XIII. ſtellt den Grundriß der Gegend in dem Zuſtande vor, worin
ſie ſich vor der Schwemmung befand; die Tafel XIV. die vollfuͤhrte Abſchwemmung.
Ich muß bemerken, daß auf dieſen Grundriſſen, ſo wie uͤberhaupt wohl bei den
ſaͤmmtlichen Figuren, die Gewaͤſſer, beſonders die Graͤben, nicht nach ihrem richti-
gen Verhaͤltniſſe zu den Erdflaͤchen, ſondern letztere in ihrer Breite nach einem groͤ-
ßeren Maaßſtabe gezeichnet ſind, damit ſie als der Hauptgegenſtand, worauf es hier
ankommt, deutlicher in die Augen fallen moͤgen. Auf der Tafel XIV. ſind die Ver-
wallungen, die Einlaͤſſe und die kleineren Stauſchuͤtze in den Graͤben, ſo wie auch
die Waͤſſerungsgrippen, die das Waſſer auf den neuen Wieſenflaͤchen verbreiten, und
welche hier der ebnen abhaͤngigen Flaͤche wegen mehrentheils parallel mit den Waͤſſe-
rungsgraͤben laufen, nicht angedeutet, indem hier nur die Abſchwemmungsoperation
ſelbſt verſinnlicht werden ſollte.

§. 310.

Die Tafel XIII. ſtellt alſo die Gegend in ihrem natuͤrlichen Zuſtande vor. a iſt
ein großer quellreicher See, aus welchem der Bach b hervorkommt, und ſich durch
eine Niederung, die er ſumpfig macht, zwiſchen zwei Anhoͤhen hindurchſchlaͤngelt.
d iſt ein kleiner ſumpfiger See, welcher ſich an dieſer Stelle gebildet hatte. Jener
Bach vereinigt ſich mit einem andern c, welcher ſich ebenfalls durch eine von Anhoͤ-

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[221/0243] Die Abſchwemmung oder Anlage der Schwemmwieſen. und wenn nun der Grund ziemlich trocken geworden, wird die Anlaſſung des Fluth- waſſers wiederholt, und ſo einen oder auch wohl zwei Sommer hindurch damit fortgefahren. Man hat auf die Weiſe in einem Sommer 18 Zoll der fruchtbar- ſten Schlammerde auf unfruchtbarem, ſandigem oder moorigem Boden aufgebracht, alle Erhoͤhungen und Vertiefungen ausgeglichen, und den fruchtbarſten Boden geſchaffen. So ward neuerlich eine Haidmoor in Lincoldſhire von 212 engli- ſchen Acres nach Verſchiedenheit ſeiner Hoͤhe zu 18 Zoll bis 3½ Fuß auf- geſchlammt. Hiermit iſt dann auch die Aufſchlammung zu vergleichen, welche, wie oben angefuͤhrt worden, im Toskaniſchen ſtatt findet. §. 309. Zur Erlaͤuterung der Lehre von der Schwemmwieſenanlage habe ich auf der Ta- fel XIII. und Tafel XIV. ein Beiſpiel dargeſtellt, welches mir am meiſten geeignet ſcheint, eine klare Vorſtellung von einer groͤßern Anlage dieſer Art zu erwecken. Beſchreibung eines beſon- dern Falles. Die Tafel XIII. ſtellt den Grundriß der Gegend in dem Zuſtande vor, worin ſie ſich vor der Schwemmung befand; die Tafel XIV. die vollfuͤhrte Abſchwemmung. Ich muß bemerken, daß auf dieſen Grundriſſen, ſo wie uͤberhaupt wohl bei den ſaͤmmtlichen Figuren, die Gewaͤſſer, beſonders die Graͤben, nicht nach ihrem richti- gen Verhaͤltniſſe zu den Erdflaͤchen, ſondern letztere in ihrer Breite nach einem groͤ- ßeren Maaßſtabe gezeichnet ſind, damit ſie als der Hauptgegenſtand, worauf es hier ankommt, deutlicher in die Augen fallen moͤgen. Auf der Tafel XIV. ſind die Ver- wallungen, die Einlaͤſſe und die kleineren Stauſchuͤtze in den Graͤben, ſo wie auch die Waͤſſerungsgrippen, die das Waſſer auf den neuen Wieſenflaͤchen verbreiten, und welche hier der ebnen abhaͤngigen Flaͤche wegen mehrentheils parallel mit den Waͤſſe- rungsgraͤben laufen, nicht angedeutet, indem hier nur die Abſchwemmungsoperation ſelbſt verſinnlicht werden ſollte. §. 310. Die Tafel XIII. ſtellt alſo die Gegend in ihrem natuͤrlichen Zuſtande vor. a iſt ein großer quellreicher See, aus welchem der Bach b hervorkommt, und ſich durch eine Niederung, die er ſumpfig macht, zwiſchen zwei Anhoͤhen hindurchſchlaͤngelt. d iſt ein kleiner ſumpfiger See, welcher ſich an dieſer Stelle gebildet hatte. Jener Bach vereinigt ſich mit einem andern c, welcher ſich ebenfalls durch eine von Anhoͤ-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/243>, abgerufen am 21.11.2024.