Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Bewässerung.
Die Bewässerung.

Verbindung
der Lehre von
der Bewässe-
rung mit der
von der Ent-
wässerung.
Die Lehre von der Bewässerung wird in den meisten landwirthschaftlichen Schrif-
ten in dem Kapitel vom Wiesenbau behandelt. Es finden aber Bewässerungen aller-
dings auch zu anderen Zwecken, als zur Befruchtung der Wiesen statt, und sind in
den wärmeren Klimaten seit uralten Zeiten zur Kultur der Getreidefelder und mannig-
faltiger Früchte benutzt worden. Wir werden also hier zuvor von Bewässerungsanla-
gen im Allgemeinen reden; und das, was bei der Bewässerung der Wiesen, nachdem
die Anlage einmal gemacht worden, zu beobachten ist, bei der Lehre von der Wiesen-
kultur vortragen. Auch steht die Bewässerung mit der eben vorgetragenen Lehre von
der Entwässerung in einer sehr nahen Verbindung; theils weil dieselben Untersuchun-
gen über die Horizontalfläche und den Fall des Wassers vorhergehen müssen, und die
Regeln, welche bei der Ziehung der Gräben zu beobachten, hier auf gleiche Weise
eintreten; theils weil die Entwässerung der Bewässerung in den meisten Fällen vorher-
gehen, und immer mit derselben verbunden seyn muß. Denn eine Hauptforderung
ist die, daß jeder zu bewässernde Grund, wenn er an einer in der Tiefe stockenden
Feuchtigkeit leidet, zuvor durchaus entwässert und von unten völlig trocken gelegt wer-
den müsse. Ohne dies kann man sich von den Bewässerungen nie wohlthätige Folgen
versprechen, vielmehr das Uebel oft dadurch verschlimmern. Es giebt aber auch der
Fälle viele, wo man das unter der Oberfläche stockende oder sich herabziehende Wasser
abfangen, vom Untergrunde abschneiden, und nun so erheben kann, daß dasselbe
Wasser die Oberfläche höchst wohlthätig bewässert, die es vorher in der Tiefe zu einem
sauren, ungesunden, binsigen und moorigen Luch machte. Endlich muß dann auch
die Möglichkeit einer schnellen Entwässerung und augenblicklichen Trockenlegung bei
jeder Bewässerung bewirkt werden, weil man ohne selbige von der Bewässerung nie
die wohlthätigsten Folgen erwarten kann.

§. 273.

Wichtige
Vortheile der
Bewässerung.
Die Bewässerung ist ohne Zweifel eine der allerwichtigsten und nützlichsten Ops-
rationen, die in dem ganzen Umfange der Agrikultur vorgenommen werden können.
Daß die Feuchtigkeit eine nothwendige Bedingung der Vegetation sey, daß das Was-
ser als solches und durch seine Zersetzung einen beträchtlichen Antheil an der Ernäh-

Die Bewaͤſſerung.
Die Bewaͤſſerung.

Verbindung
der Lehre von
der Bewaͤſſe-
rung mit der
von der Ent-
waͤſſerung.
Die Lehre von der Bewaͤſſerung wird in den meiſten landwirthſchaftlichen Schrif-
ten in dem Kapitel vom Wieſenbau behandelt. Es finden aber Bewaͤſſerungen aller-
dings auch zu anderen Zwecken, als zur Befruchtung der Wieſen ſtatt, und ſind in
den waͤrmeren Klimaten ſeit uralten Zeiten zur Kultur der Getreidefelder und mannig-
faltiger Fruͤchte benutzt worden. Wir werden alſo hier zuvor von Bewaͤſſerungsanla-
gen im Allgemeinen reden; und das, was bei der Bewaͤſſerung der Wieſen, nachdem
die Anlage einmal gemacht worden, zu beobachten iſt, bei der Lehre von der Wieſen-
kultur vortragen. Auch ſteht die Bewaͤſſerung mit der eben vorgetragenen Lehre von
der Entwaͤſſerung in einer ſehr nahen Verbindung; theils weil dieſelben Unterſuchun-
gen uͤber die Horizontalflaͤche und den Fall des Waſſers vorhergehen muͤſſen, und die
Regeln, welche bei der Ziehung der Graͤben zu beobachten, hier auf gleiche Weiſe
eintreten; theils weil die Entwaͤſſerung der Bewaͤſſerung in den meiſten Faͤllen vorher-
gehen, und immer mit derſelben verbunden ſeyn muß. Denn eine Hauptforderung
iſt die, daß jeder zu bewaͤſſernde Grund, wenn er an einer in der Tiefe ſtockenden
Feuchtigkeit leidet, zuvor durchaus entwaͤſſert und von unten voͤllig trocken gelegt wer-
den muͤſſe. Ohne dies kann man ſich von den Bewaͤſſerungen nie wohlthaͤtige Folgen
verſprechen, vielmehr das Uebel oft dadurch verſchlimmern. Es giebt aber auch der
Faͤlle viele, wo man das unter der Oberflaͤche ſtockende oder ſich herabziehende Waſſer
abfangen, vom Untergrunde abſchneiden, und nun ſo erheben kann, daß daſſelbe
Waſſer die Oberflaͤche hoͤchſt wohlthaͤtig bewaͤſſert, die es vorher in der Tiefe zu einem
ſauren, ungeſunden, binſigen und moorigen Luch machte. Endlich muß dann auch
die Moͤglichkeit einer ſchnellen Entwaͤſſerung und augenblicklichen Trockenlegung bei
jeder Bewaͤſſerung bewirkt werden, weil man ohne ſelbige von der Bewaͤſſerung nie
die wohlthaͤtigſten Folgen erwarten kann.

§. 273.

Wichtige
Vortheile der
Bewaͤſſerung.
Die Bewaͤſſerung iſt ohne Zweifel eine der allerwichtigſten und nuͤtzlichſten Ops-
rationen, die in dem ganzen Umfange der Agrikultur vorgenommen werden koͤnnen.
Daß die Feuchtigkeit eine nothwendige Bedingung der Vegetation ſey, daß das Waſ-
ſer als ſolches und durch ſeine Zerſetzung einen betraͤchtlichen Antheil an der Ernaͤh-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0202" n="180"/>
          <fw place="top" type="header">Die Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Die Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p><note place="left">Verbindung<lb/>
der Lehre von<lb/>
der Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
rung mit der<lb/>
von der Ent-<lb/>
wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung.</note>Die Lehre von der Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung wird in den mei&#x017F;ten landwirth&#x017F;chaftlichen Schrif-<lb/>
ten in dem Kapitel vom Wie&#x017F;enbau behandelt. Es finden aber Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungen aller-<lb/>
dings auch zu anderen Zwecken, als zur Befruchtung der Wie&#x017F;en &#x017F;tatt, und &#x017F;ind in<lb/>
den wa&#x0364;rmeren Klimaten &#x017F;eit uralten Zeiten zur Kultur der Getreidefelder und mannig-<lb/>
faltiger Fru&#x0364;chte benutzt worden. Wir werden al&#x017F;o hier zuvor von Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungsanla-<lb/>
gen im Allgemeinen reden; und das, was bei der Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung der Wie&#x017F;en, nachdem<lb/>
die Anlage einmal gemacht worden, zu beobachten i&#x017F;t, bei der Lehre von der Wie&#x017F;en-<lb/>
kultur vortragen. Auch &#x017F;teht die Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung mit der eben vorgetragenen Lehre von<lb/>
der Entwa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung in einer &#x017F;ehr nahen Verbindung; theils weil die&#x017F;elben Unter&#x017F;uchun-<lb/>
gen u&#x0364;ber die Horizontalfla&#x0364;che und den Fall des Wa&#x017F;&#x017F;ers vorhergehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und die<lb/>
Regeln, welche bei der Ziehung der Gra&#x0364;ben zu beobachten, hier auf gleiche Wei&#x017F;e<lb/>
eintreten; theils weil die Entwa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung der Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung in den mei&#x017F;ten Fa&#x0364;llen vorher-<lb/>
gehen, und immer mit der&#x017F;elben verbunden &#x017F;eyn muß. Denn eine Hauptforderung<lb/>
i&#x017F;t die, daß jeder zu bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ernde Grund, wenn er an einer in der Tiefe &#x017F;tockenden<lb/>
Feuchtigkeit leidet, zuvor durchaus entwa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert und von unten vo&#x0364;llig trocken gelegt wer-<lb/>
den mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Ohne dies kann man &#x017F;ich von den Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungen nie wohltha&#x0364;tige Folgen<lb/>
ver&#x017F;prechen, vielmehr das Uebel oft dadurch ver&#x017F;chlimmern. Es giebt aber auch der<lb/>
Fa&#x0364;lle viele, wo man das unter der Oberfla&#x0364;che &#x017F;tockende oder &#x017F;ich herabziehende Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
abfangen, vom Untergrunde ab&#x017F;chneiden, und nun &#x017F;o erheben kann, daß da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er die Oberfla&#x0364;che ho&#x0364;ch&#x017F;t wohltha&#x0364;tig bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert, die es vorher in der Tiefe zu einem<lb/>
&#x017F;auren, unge&#x017F;unden, bin&#x017F;igen und moorigen Luch machte. Endlich muß dann auch<lb/>
die Mo&#x0364;glichkeit einer &#x017F;chnellen Entwa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung und augenblicklichen Trockenlegung bei<lb/>
jeder Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung bewirkt werden, weil man ohne &#x017F;elbige von der Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung nie<lb/>
die wohltha&#x0364;tig&#x017F;ten Folgen erwarten kann.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 273.</head><lb/>
              <p><note place="left">Wichtige<lb/>
Vortheile der<lb/>
Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung.</note>Die Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung i&#x017F;t ohne Zweifel eine der allerwichtig&#x017F;ten und nu&#x0364;tzlich&#x017F;ten Ops-<lb/>
rationen, die in dem ganzen Umfange der Agrikultur vorgenommen werden ko&#x0364;nnen.<lb/>
Daß die Feuchtigkeit eine nothwendige Bedingung der Vegetation &#x017F;ey, daß das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er als &#x017F;olches und durch &#x017F;eine Zer&#x017F;etzung einen betra&#x0364;chtlichen Antheil an der Erna&#x0364;h-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0202] Die Bewaͤſſerung. Die Bewaͤſſerung. Die Lehre von der Bewaͤſſerung wird in den meiſten landwirthſchaftlichen Schrif- ten in dem Kapitel vom Wieſenbau behandelt. Es finden aber Bewaͤſſerungen aller- dings auch zu anderen Zwecken, als zur Befruchtung der Wieſen ſtatt, und ſind in den waͤrmeren Klimaten ſeit uralten Zeiten zur Kultur der Getreidefelder und mannig- faltiger Fruͤchte benutzt worden. Wir werden alſo hier zuvor von Bewaͤſſerungsanla- gen im Allgemeinen reden; und das, was bei der Bewaͤſſerung der Wieſen, nachdem die Anlage einmal gemacht worden, zu beobachten iſt, bei der Lehre von der Wieſen- kultur vortragen. Auch ſteht die Bewaͤſſerung mit der eben vorgetragenen Lehre von der Entwaͤſſerung in einer ſehr nahen Verbindung; theils weil dieſelben Unterſuchun- gen uͤber die Horizontalflaͤche und den Fall des Waſſers vorhergehen muͤſſen, und die Regeln, welche bei der Ziehung der Graͤben zu beobachten, hier auf gleiche Weiſe eintreten; theils weil die Entwaͤſſerung der Bewaͤſſerung in den meiſten Faͤllen vorher- gehen, und immer mit derſelben verbunden ſeyn muß. Denn eine Hauptforderung iſt die, daß jeder zu bewaͤſſernde Grund, wenn er an einer in der Tiefe ſtockenden Feuchtigkeit leidet, zuvor durchaus entwaͤſſert und von unten voͤllig trocken gelegt wer- den muͤſſe. Ohne dies kann man ſich von den Bewaͤſſerungen nie wohlthaͤtige Folgen verſprechen, vielmehr das Uebel oft dadurch verſchlimmern. Es giebt aber auch der Faͤlle viele, wo man das unter der Oberflaͤche ſtockende oder ſich herabziehende Waſſer abfangen, vom Untergrunde abſchneiden, und nun ſo erheben kann, daß daſſelbe Waſſer die Oberflaͤche hoͤchſt wohlthaͤtig bewaͤſſert, die es vorher in der Tiefe zu einem ſauren, ungeſunden, binſigen und moorigen Luch machte. Endlich muß dann auch die Moͤglichkeit einer ſchnellen Entwaͤſſerung und augenblicklichen Trockenlegung bei jeder Bewaͤſſerung bewirkt werden, weil man ohne ſelbige von der Bewaͤſſerung nie die wohlthaͤtigſten Folgen erwarten kann. Verbindung der Lehre von der Bewaͤſſe- rung mit der von der Ent- waͤſſerung. §. 273. Die Bewaͤſſerung iſt ohne Zweifel eine der allerwichtigſten und nuͤtzlichſten Ops- rationen, die in dem ganzen Umfange der Agrikultur vorgenommen werden koͤnnen. Daß die Feuchtigkeit eine nothwendige Bedingung der Vegetation ſey, daß das Waſ- ſer als ſolches und durch ſeine Zerſetzung einen betraͤchtlichen Antheil an der Ernaͤh- Wichtige Vortheile der Bewaͤſſerung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/202
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/202>, abgerufen am 30.12.2024.