Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Abwässerung.

Wenn man das Ausfüllungsmaterial bei der Hand hat, so sind die Kosten dieser
wichtigen und das Uebel der Nässe gründlich heilenden Verbesserung unbedeutend.
Es unternehmen sie in England Pächter, die nur wenige Jahre ihres Bleibens sicher
sind, und oft bezahlt sie sich im ersten Jahre. Einem Freunde, der sie auf meinen
Rath anlegen ließ, kostete der Morgen 1 Thlr. 16 Gr., und er gewann darauf im
nächsten Jahre 21/2 Scheffel Weizen mehr.

Eine Vorsicht, welche man bei so entwässerten Feldern oder Wiesen beobachten
muß, ist die, daß man sie nicht mit schwer beladenen Wagen gerade in der Richtung
der Züge befahren lasse.

Die Verfertigung ausgemauerter Kanäle unter der Erde, um eine große Was-
sermasse abzuleiten, ist ein Gegenstand der Baukunst.

§. 247.

B. Herabzie-
hendes Tage-
wasser.
B) Die zweite Ursache der Nässe findet hauptsächlich in Thälern statt, die rings-
umher mit Anhöhen umgeben sind, von welchen sich das Wasser auf der Oberfläche
herabzieht, oder in Regenbächen herabfließt, und nun nirgends einen weitern Ausweg
findet, sondern hier einziehen und verdunsten muß. Wenndiese Thäler keinen sehr durch-
lassenden Boden oder natürliche unterirdische Wasserableiter haben, so werden sie dadurch
oft völlig zu Sümpfen oder gar zu Teichen und Seen. Die Hülfe ist hier mehren-
theils sehr schwierig; jedoch kann sie es mehr oder minder seyn, und sich zuweilen be-
zahlen, wenn man die umgebende Anhöhe da, wo sie am niedrigsten ist, oder wo sich
etwa eine Schlucht findet, mit einem hinreichend tiefen Graben durchsticht, und da-
durch das Wasser zu einer noch niedern Gegend, und endlich zu einem Fluße oder
See hinleitet. Man muß hier die Kosten des Grabens mit der Größe und der Güte
der Fläche, welche man dadurch gewinnen würde, vergleichen und berechnen, wie sich
der Werth der letztern zu erstern verhalte.

Manchmal kann es unausführbar seyn, das Wasser aus der niedrigsten Stelle
des Thales abzuleiten, weil man dem Graben von da ab nicht das nöthige Gefälle ge-
ben kann. Wenn man sicher ist, daß dies Wasser nur Ober- oder Tagewasser sey,
welches sich von den Anhöhen vielleicht in kleinen Regenbächen herabzieht, so kann es
rathsam seyn, am Abhange der Anhöhen so hoch, daß er noch Gefälle haben kann,
einen Auffangegraben zu ziehen, in welchem sich das herabkommende Wasser ergießen
muß, und es aus diesem dann an einer paßlichen Stelle über oder durch die Anhöhe

Abwaͤſſerung.

Wenn man das Ausfuͤllungsmaterial bei der Hand hat, ſo ſind die Koſten dieſer
wichtigen und das Uebel der Naͤſſe gruͤndlich heilenden Verbeſſerung unbedeutend.
Es unternehmen ſie in England Paͤchter, die nur wenige Jahre ihres Bleibens ſicher
ſind, und oft bezahlt ſie ſich im erſten Jahre. Einem Freunde, der ſie auf meinen
Rath anlegen ließ, koſtete der Morgen 1 Thlr. 16 Gr., und er gewann darauf im
naͤchſten Jahre 2½ Scheffel Weizen mehr.

Eine Vorſicht, welche man bei ſo entwaͤſſerten Feldern oder Wieſen beobachten
muß, iſt die, daß man ſie nicht mit ſchwer beladenen Wagen gerade in der Richtung
der Zuͤge befahren laſſe.

Die Verfertigung ausgemauerter Kanaͤle unter der Erde, um eine große Waſ-
ſermaſſe abzuleiten, iſt ein Gegenſtand der Baukunſt.

§. 247.

B. Herabzie-
hendes Tage-
waſſer.
B) Die zweite Urſache der Naͤſſe findet hauptſaͤchlich in Thaͤlern ſtatt, die rings-
umher mit Anhoͤhen umgeben ſind, von welchen ſich das Waſſer auf der Oberflaͤche
herabzieht, oder in Regenbaͤchen herabfließt, und nun nirgends einen weitern Ausweg
findet, ſondern hier einziehen und verdunſten muß. Wenndieſe Thaͤler keinen ſehr durch-
laſſenden Boden oder natuͤrliche unterirdiſche Waſſerableiter haben, ſo werden ſie dadurch
oft voͤllig zu Suͤmpfen oder gar zu Teichen und Seen. Die Huͤlfe iſt hier mehren-
theils ſehr ſchwierig; jedoch kann ſie es mehr oder minder ſeyn, und ſich zuweilen be-
zahlen, wenn man die umgebende Anhoͤhe da, wo ſie am niedrigſten iſt, oder wo ſich
etwa eine Schlucht findet, mit einem hinreichend tiefen Graben durchſticht, und da-
durch das Waſſer zu einer noch niedern Gegend, und endlich zu einem Fluße oder
See hinleitet. Man muß hier die Koſten des Grabens mit der Groͤße und der Guͤte
der Flaͤche, welche man dadurch gewinnen wuͤrde, vergleichen und berechnen, wie ſich
der Werth der letztern zu erſtern verhalte.

Manchmal kann es unausfuͤhrbar ſeyn, das Waſſer aus der niedrigſten Stelle
des Thales abzuleiten, weil man dem Graben von da ab nicht das noͤthige Gefaͤlle ge-
ben kann. Wenn man ſicher iſt, daß dies Waſſer nur Ober- oder Tagewaſſer ſey,
welches ſich von den Anhoͤhen vielleicht in kleinen Regenbaͤchen herabzieht, ſo kann es
rathſam ſeyn, am Abhange der Anhoͤhen ſo hoch, daß er noch Gefaͤlle haben kann,
einen Auffangegraben zu ziehen, in welchem ſich das herabkommende Waſſer ergießen
muß, und es aus dieſem dann an einer paßlichen Stelle uͤber oder durch die Anhoͤhe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0180" n="158"/>
              <fw place="top" type="header">Abwa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung.</fw><lb/>
              <p>Wenn man das Ausfu&#x0364;llungsmaterial bei der Hand hat, &#x017F;o &#x017F;ind die Ko&#x017F;ten die&#x017F;er<lb/>
wichtigen und das Uebel der Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gru&#x0364;ndlich heilenden Verbe&#x017F;&#x017F;erung unbedeutend.<lb/>
Es unternehmen &#x017F;ie in England Pa&#x0364;chter, die nur wenige Jahre ihres Bleibens &#x017F;icher<lb/>
&#x017F;ind, und oft bezahlt &#x017F;ie &#x017F;ich im er&#x017F;ten Jahre. Einem Freunde, der &#x017F;ie auf meinen<lb/>
Rath anlegen ließ, ko&#x017F;tete der Morgen 1 Thlr. 16 Gr., und er gewann darauf im<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;ten Jahre 2½ Scheffel Weizen mehr.</p><lb/>
              <p>Eine Vor&#x017F;icht, welche man bei &#x017F;o entwa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erten Feldern oder Wie&#x017F;en beobachten<lb/>
muß, i&#x017F;t die, daß man &#x017F;ie nicht mit &#x017F;chwer beladenen Wagen gerade in der Richtung<lb/>
der Zu&#x0364;ge befahren la&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
              <p>Die Verfertigung ausgemauerter Kana&#x0364;le unter der Erde, um eine große Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erma&#x017F;&#x017F;e abzuleiten, i&#x017F;t ein Gegen&#x017F;tand der Baukun&#x017F;t.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 247.</head><lb/>
              <p><note place="left"><hi rendition="#aq">B.</hi> Herabzie-<lb/>
hendes Tage-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er.</note><hi rendition="#aq">B</hi>) Die zweite Ur&#x017F;ache der Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e findet haupt&#x017F;a&#x0364;chlich in Tha&#x0364;lern &#x017F;tatt, die rings-<lb/>
umher mit Anho&#x0364;hen umgeben &#x017F;ind, von welchen &#x017F;ich das Wa&#x017F;&#x017F;er auf der Oberfla&#x0364;che<lb/>
herabzieht, oder in Regenba&#x0364;chen herabfließt, und nun nirgends einen weitern Ausweg<lb/>
findet, &#x017F;ondern hier einziehen und verdun&#x017F;ten muß. Wenndie&#x017F;e Tha&#x0364;ler keinen &#x017F;ehr durch-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;enden Boden oder natu&#x0364;rliche unterirdi&#x017F;che Wa&#x017F;&#x017F;erableiter haben, &#x017F;o werden &#x017F;ie dadurch<lb/>
oft vo&#x0364;llig zu Su&#x0364;mpfen oder gar zu Teichen und Seen. Die Hu&#x0364;lfe i&#x017F;t hier mehren-<lb/>
theils &#x017F;ehr &#x017F;chwierig; jedoch kann &#x017F;ie es mehr oder minder &#x017F;eyn, und &#x017F;ich zuweilen be-<lb/>
zahlen, wenn man die umgebende Anho&#x0364;he da, wo &#x017F;ie am niedrig&#x017F;ten i&#x017F;t, oder wo &#x017F;ich<lb/>
etwa eine Schlucht findet, mit einem hinreichend tiefen Graben durch&#x017F;ticht, und da-<lb/>
durch das Wa&#x017F;&#x017F;er zu einer noch niedern Gegend, und endlich zu einem Fluße oder<lb/>
See hinleitet. Man muß hier die Ko&#x017F;ten des Grabens mit der Gro&#x0364;ße und der Gu&#x0364;te<lb/>
der Fla&#x0364;che, welche man dadurch gewinnen wu&#x0364;rde, vergleichen und berechnen, wie &#x017F;ich<lb/>
der Werth der letztern zu er&#x017F;tern verhalte.</p><lb/>
              <p>Manchmal kann es unausfu&#x0364;hrbar &#x017F;eyn, das Wa&#x017F;&#x017F;er aus der niedrig&#x017F;ten Stelle<lb/>
des Thales abzuleiten, weil man dem Graben von da ab nicht das no&#x0364;thige Gefa&#x0364;lle ge-<lb/>
ben kann. Wenn man &#x017F;icher i&#x017F;t, daß dies Wa&#x017F;&#x017F;er nur Ober- oder Tagewa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey,<lb/>
welches &#x017F;ich von den Anho&#x0364;hen vielleicht in kleinen Regenba&#x0364;chen herabzieht, &#x017F;o kann es<lb/>
rath&#x017F;am &#x017F;eyn, am Abhange der Anho&#x0364;hen &#x017F;o hoch, daß er noch Gefa&#x0364;lle haben kann,<lb/>
einen Auffangegraben zu ziehen, in welchem &#x017F;ich das herabkommende Wa&#x017F;&#x017F;er ergießen<lb/>
muß, und es aus die&#x017F;em dann an einer paßlichen Stelle u&#x0364;ber oder durch die Anho&#x0364;he<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0180] Abwaͤſſerung. Wenn man das Ausfuͤllungsmaterial bei der Hand hat, ſo ſind die Koſten dieſer wichtigen und das Uebel der Naͤſſe gruͤndlich heilenden Verbeſſerung unbedeutend. Es unternehmen ſie in England Paͤchter, die nur wenige Jahre ihres Bleibens ſicher ſind, und oft bezahlt ſie ſich im erſten Jahre. Einem Freunde, der ſie auf meinen Rath anlegen ließ, koſtete der Morgen 1 Thlr. 16 Gr., und er gewann darauf im naͤchſten Jahre 2½ Scheffel Weizen mehr. Eine Vorſicht, welche man bei ſo entwaͤſſerten Feldern oder Wieſen beobachten muß, iſt die, daß man ſie nicht mit ſchwer beladenen Wagen gerade in der Richtung der Zuͤge befahren laſſe. Die Verfertigung ausgemauerter Kanaͤle unter der Erde, um eine große Waſ- ſermaſſe abzuleiten, iſt ein Gegenſtand der Baukunſt. §. 247. B) Die zweite Urſache der Naͤſſe findet hauptſaͤchlich in Thaͤlern ſtatt, die rings- umher mit Anhoͤhen umgeben ſind, von welchen ſich das Waſſer auf der Oberflaͤche herabzieht, oder in Regenbaͤchen herabfließt, und nun nirgends einen weitern Ausweg findet, ſondern hier einziehen und verdunſten muß. Wenndieſe Thaͤler keinen ſehr durch- laſſenden Boden oder natuͤrliche unterirdiſche Waſſerableiter haben, ſo werden ſie dadurch oft voͤllig zu Suͤmpfen oder gar zu Teichen und Seen. Die Huͤlfe iſt hier mehren- theils ſehr ſchwierig; jedoch kann ſie es mehr oder minder ſeyn, und ſich zuweilen be- zahlen, wenn man die umgebende Anhoͤhe da, wo ſie am niedrigſten iſt, oder wo ſich etwa eine Schlucht findet, mit einem hinreichend tiefen Graben durchſticht, und da- durch das Waſſer zu einer noch niedern Gegend, und endlich zu einem Fluße oder See hinleitet. Man muß hier die Koſten des Grabens mit der Groͤße und der Guͤte der Flaͤche, welche man dadurch gewinnen wuͤrde, vergleichen und berechnen, wie ſich der Werth der letztern zu erſtern verhalte. B. Herabzie- hendes Tage- waſſer. Manchmal kann es unausfuͤhrbar ſeyn, das Waſſer aus der niedrigſten Stelle des Thales abzuleiten, weil man dem Graben von da ab nicht das noͤthige Gefaͤlle ge- ben kann. Wenn man ſicher iſt, daß dies Waſſer nur Ober- oder Tagewaſſer ſey, welches ſich von den Anhoͤhen vielleicht in kleinen Regenbaͤchen herabzieht, ſo kann es rathſam ſeyn, am Abhange der Anhoͤhen ſo hoch, daß er noch Gefaͤlle haben kann, einen Auffangegraben zu ziehen, in welchem ſich das herabkommende Waſſer ergießen muß, und es aus dieſem dann an einer paßlichen Stelle uͤber oder durch die Anhoͤhe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/180
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/180>, abgerufen am 21.11.2024.