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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Urbarmachung unangebauter Ländereien.
man sich der Handkarren, bei einer noch weiteren der Pferdekarren bedienen, wenn
man nicht das zu dieser Arbeit so zweckmäßige Mollbrett der Frießländer hat.

Ein Uebel, welches bei der Planirung oft gar nicht oder doch nur durch viele
Arbeit zu vermeiden ist, besteht darin, daß man den Anhöhen ihre fruchtbare
Erde nimmt und die Sinken damit überhäuft. Wenn es nicht durch Zurückwer-
fung der oberen Erde zu verhüten ist, so muß man es dadurch wieder gut zu ma-
chen suchen, daß man die Anhöhen durch stärkere Düngung und sorgfältige Bear-
beitung entschädigt.

§. 205.

Ausrahdung
der Steine
und Versen-
kung dersel-
ben.
Die Herausbringung der großen Steine erschwert die Urbarmachung des
wüsten Bodens häufig, und dennoch ist es eine unbedingte Forderung an eine gute
Kultur, daß man sich dieser Steine im Acker wenigstens bis zur vollen Pflugtiefe
zu entledigen suche, weil sie bei der Beackerung vielen Aufenthalt, Ungleichheiten,
sogenannte Rennbalken veranlassen, und die Werkzeuge oft dadurch zertrüm-
mert werden.

Wo man diese Feldsteine zum Wegebau, zur Befriedigung und Begrenzung
der Felder, zu Mauern und zu Gebäuden gebraucht, da bezahlt sich die Ausroh-
dung und Abbringung derselben zuweilen hinreichend durch ihren Werth. Wo
dies nicht der Fall ist, da sucht man sich die Arbeit dadurch zu erleichtern, daß man
sie nicht abfährt, sondern tief genug versenket. Es wird nämlich neben dem los-
gegrabenen Steine eine tiefere Grube gemacht, und der Stein in selbige hinein-
gewälzt. Diese Grube muß überflüssig tief, der Form des Steines und der Lage,
welche er bei seiner Umwälzung bekommen wird, angemessen seyn, damit keine
Kante oder Spitze desselben zu weit hervorrage. Man will bemerkt haben, daß vor-
mals tief genug versenkte Steine der Oberfläche wieder so nahe gekommen seyen,
daß die Arbeit zum zweiten Male vorgenommen werden mußte.

Das Factum ist richtig, es läßt sich aber wohl nicht durch eine wirkliche Em-
porhebung der Steine, sondern nur dadurch erklären, daß die obere Erde durch
Abschwemmung oder Verwehrung sich vermindert habe, oder aber, wie ich auf
meinem Acker empfinde, die Steine nur so flach versenkt waren, daß sie zwar bei
dem höchst seichten Pflügen nicht berührt wurden, bei der tiefern Beackerung nun
aber im Wege stehen. Deshalb muß die Versenkung beträchtlich tiefer vorgenom-

men

Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
man ſich der Handkarren, bei einer noch weiteren der Pferdekarren bedienen, wenn
man nicht das zu dieſer Arbeit ſo zweckmaͤßige Mollbrett der Frießlaͤnder hat.

Ein Uebel, welches bei der Planirung oft gar nicht oder doch nur durch viele
Arbeit zu vermeiden iſt, beſteht darin, daß man den Anhoͤhen ihre fruchtbare
Erde nimmt und die Sinken damit uͤberhaͤuft. Wenn es nicht durch Zuruͤckwer-
fung der oberen Erde zu verhuͤten iſt, ſo muß man es dadurch wieder gut zu ma-
chen ſuchen, daß man die Anhoͤhen durch ſtaͤrkere Duͤngung und ſorgfaͤltige Bear-
beitung entſchaͤdigt.

§. 205.

Ausrahdung
der Steine
und Verſen-
kung derſel-
ben.
Die Herausbringung der großen Steine erſchwert die Urbarmachung des
wuͤſten Bodens haͤufig, und dennoch iſt es eine unbedingte Forderung an eine gute
Kultur, daß man ſich dieſer Steine im Acker wenigſtens bis zur vollen Pflugtiefe
zu entledigen ſuche, weil ſie bei der Beackerung vielen Aufenthalt, Ungleichheiten,
ſogenannte Rennbalken veranlaſſen, und die Werkzeuge oft dadurch zertruͤm-
mert werden.

Wo man dieſe Feldſteine zum Wegebau, zur Befriedigung und Begrenzung
der Felder, zu Mauern und zu Gebaͤuden gebraucht, da bezahlt ſich die Ausroh-
dung und Abbringung derſelben zuweilen hinreichend durch ihren Werth. Wo
dies nicht der Fall iſt, da ſucht man ſich die Arbeit dadurch zu erleichtern, daß man
ſie nicht abfaͤhrt, ſondern tief genug verſenket. Es wird naͤmlich neben dem los-
gegrabenen Steine eine tiefere Grube gemacht, und der Stein in ſelbige hinein-
gewaͤlzt. Dieſe Grube muß uͤberfluͤſſig tief, der Form des Steines und der Lage,
welche er bei ſeiner Umwaͤlzung bekommen wird, angemeſſen ſeyn, damit keine
Kante oder Spitze deſſelben zu weit hervorrage. Man will bemerkt haben, daß vor-
mals tief genug verſenkte Steine der Oberflaͤche wieder ſo nahe gekommen ſeyen,
daß die Arbeit zum zweiten Male vorgenommen werden mußte.

Das Factum iſt richtig, es laͤßt ſich aber wohl nicht durch eine wirkliche Em-
porhebung der Steine, ſondern nur dadurch erklaͤren, daß die obere Erde durch
Abſchwemmung oder Verwehrung ſich vermindert habe, oder aber, wie ich auf
meinem Acker empfinde, die Steine nur ſo flach verſenkt waren, daß ſie zwar bei
dem hoͤchſt ſeichten Pfluͤgen nicht beruͤhrt wurden, bei der tiefern Beackerung nun
aber im Wege ſtehen. Deshalb muß die Verſenkung betraͤchtlich tiefer vorgenom-

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[120/0142] Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. man ſich der Handkarren, bei einer noch weiteren der Pferdekarren bedienen, wenn man nicht das zu dieſer Arbeit ſo zweckmaͤßige Mollbrett der Frießlaͤnder hat. Ein Uebel, welches bei der Planirung oft gar nicht oder doch nur durch viele Arbeit zu vermeiden iſt, beſteht darin, daß man den Anhoͤhen ihre fruchtbare Erde nimmt und die Sinken damit uͤberhaͤuft. Wenn es nicht durch Zuruͤckwer- fung der oberen Erde zu verhuͤten iſt, ſo muß man es dadurch wieder gut zu ma- chen ſuchen, daß man die Anhoͤhen durch ſtaͤrkere Duͤngung und ſorgfaͤltige Bear- beitung entſchaͤdigt. §. 205. Die Herausbringung der großen Steine erſchwert die Urbarmachung des wuͤſten Bodens haͤufig, und dennoch iſt es eine unbedingte Forderung an eine gute Kultur, daß man ſich dieſer Steine im Acker wenigſtens bis zur vollen Pflugtiefe zu entledigen ſuche, weil ſie bei der Beackerung vielen Aufenthalt, Ungleichheiten, ſogenannte Rennbalken veranlaſſen, und die Werkzeuge oft dadurch zertruͤm- mert werden. Ausrahdung der Steine und Verſen- kung derſel- ben. Wo man dieſe Feldſteine zum Wegebau, zur Befriedigung und Begrenzung der Felder, zu Mauern und zu Gebaͤuden gebraucht, da bezahlt ſich die Ausroh- dung und Abbringung derſelben zuweilen hinreichend durch ihren Werth. Wo dies nicht der Fall iſt, da ſucht man ſich die Arbeit dadurch zu erleichtern, daß man ſie nicht abfaͤhrt, ſondern tief genug verſenket. Es wird naͤmlich neben dem los- gegrabenen Steine eine tiefere Grube gemacht, und der Stein in ſelbige hinein- gewaͤlzt. Dieſe Grube muß uͤberfluͤſſig tief, der Form des Steines und der Lage, welche er bei ſeiner Umwaͤlzung bekommen wird, angemeſſen ſeyn, damit keine Kante oder Spitze deſſelben zu weit hervorrage. Man will bemerkt haben, daß vor- mals tief genug verſenkte Steine der Oberflaͤche wieder ſo nahe gekommen ſeyen, daß die Arbeit zum zweiten Male vorgenommen werden mußte. Das Factum iſt richtig, es laͤßt ſich aber wohl nicht durch eine wirkliche Em- porhebung der Steine, ſondern nur dadurch erklaͤren, daß die obere Erde durch Abſchwemmung oder Verwehrung ſich vermindert habe, oder aber, wie ich auf meinem Acker empfinde, die Steine nur ſo flach verſenkt waren, daß ſie zwar bei dem hoͤchſt ſeichten Pfluͤgen nicht beruͤhrt wurden, bei der tiefern Beackerung nun aber im Wege ſtehen. Deshalb muß die Verſenkung betraͤchtlich tiefer vorgenom- men

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/142>, abgerufen am 21.11.2024.