ist, als welcher Dreesch- oder Dreischhafer heißt, sondern den, der nach einer Fahre in die Stoppel eines andern Getreides gesäet wird.
§. 173.
Die Brach- furche.Die erste oder Brachfahre -- denn hier sagt man Furche, dort Fahre -- wird nach der Meinung der meisten jetzt sehr flach gegeben. Vormals hatte man bei der Dreifelderwirthschaft ein anderes Prinzip, und Münchhausens Hausvater lehrte noch, sie zur vollen Tiefe zu geben. In der Koppelwirthschaft, wo die Gras- narbe damit umgebrochen wird, muß sie nothwendig sehr flach gegeben werden, und nur in einem Abstreifen und Umlegen des Rasens bestehn, weil dieser in einer größe- ren Tiefe nicht mürbe wird und nicht vermodert, auch durch die zweite Furche, nicht mit Erde bedeckt, wieder herumkommen würde. Da man in der Dreifelderwirthschaft das Umbrechen der Brache immer weiter hinausgesetzt hat, so ist der Boden mehrentheils auch schon beraset, und deshalb der flache Umbruch rathsam. Giebt man aber die Brachfahre schon vor Winter auf Stoppelland, so hat die alte Regel des tiefen Um- brechens wohl ihre Richtigkeit, indem dadurch der zu unterst gelegene Theil der Erde die Einwirkung der Atmosphäre, deren er am meisten entbehrte, nun am längsten er- hält. Will man seinen Boden vertiefen und neue Erde hervorbringen, so ist es noth- wendig, dieses mit der ersten Furche zu thun.
Man läßt diese erste Furche -- ich rede jetzt von der vollkommnern Brachbear- beitung, die schon im Herbste anhebt -- mehrentheils im Winter rauh liegen, um sie der Luft in größerer Oberfläche auszusetzen. Es ist besonders rathsam dieses zu thun, wenn viele Unkrautswurzeln im Boden stecken, welche durch diese Luftaussetzung eher getödtet werden, als wenn sie mit der Egge gleichsam wieder eingepflanzt und mit Erde bedeckt werden. Ist aber viel Unkrautssaamen im Boden, so kommt dieser oft noch vor Winter zum Keimen, wenn man früh umgebrochen und dann geegget hat. Die Einwirkung der Atmosphäre wird durch dieses Eggen gerade nicht verhindert, in- dem sie die gelockerte Erde genug durchdringen kann, und auf die zertrümmerten Klöße besser einwirkt, als wenn diese noch zusammengeballt da lagen. Die Gras- narbe aber modert, wenn die Oberfläche geebnet ist, und die Luft keinen Zutritt zu ihr hat, weit besser, indem sonst der Rasen noch grün bleibt, und manchmal zwischen den Pflugstreifen hervorkeimt. Man befördert daher das Zergehen und das Mürbe- werden eines zähen flach abgestreiften Rasens dadurch, daß man ihn nicht nur egget
und
Die Arbeit der Beackerung.
iſt, als welcher Dreeſch- oder Dreiſchhafer heißt, ſondern den, der nach einer Fahre in die Stoppel eines andern Getreides geſaͤet wird.
§. 173.
Die Brach- furche.Die erſte oder Brachfahre — denn hier ſagt man Furche, dort Fahre — wird nach der Meinung der meiſten jetzt ſehr flach gegeben. Vormals hatte man bei der Dreifelderwirthſchaft ein anderes Prinzip, und Muͤnchhauſens Hausvater lehrte noch, ſie zur vollen Tiefe zu geben. In der Koppelwirthſchaft, wo die Gras- narbe damit umgebrochen wird, muß ſie nothwendig ſehr flach gegeben werden, und nur in einem Abſtreifen und Umlegen des Raſens beſtehn, weil dieſer in einer groͤße- ren Tiefe nicht muͤrbe wird und nicht vermodert, auch durch die zweite Furche, nicht mit Erde bedeckt, wieder herumkommen wuͤrde. Da man in der Dreifelderwirthſchaft das Umbrechen der Brache immer weiter hinausgeſetzt hat, ſo iſt der Boden mehrentheils auch ſchon beraſet, und deshalb der flache Umbruch rathſam. Giebt man aber die Brachfahre ſchon vor Winter auf Stoppelland, ſo hat die alte Regel des tiefen Um- brechens wohl ihre Richtigkeit, indem dadurch der zu unterſt gelegene Theil der Erde die Einwirkung der Atmoſphaͤre, deren er am meiſten entbehrte, nun am laͤngſten er- haͤlt. Will man ſeinen Boden vertiefen und neue Erde hervorbringen, ſo iſt es noth- wendig, dieſes mit der erſten Furche zu thun.
Man laͤßt dieſe erſte Furche — ich rede jetzt von der vollkommnern Brachbear- beitung, die ſchon im Herbſte anhebt — mehrentheils im Winter rauh liegen, um ſie der Luft in groͤßerer Oberflaͤche auszuſetzen. Es iſt beſonders rathſam dieſes zu thun, wenn viele Unkrautswurzeln im Boden ſtecken, welche durch dieſe Luftausſetzung eher getoͤdtet werden, als wenn ſie mit der Egge gleichſam wieder eingepflanzt und mit Erde bedeckt werden. Iſt aber viel Unkrautsſaamen im Boden, ſo kommt dieſer oft noch vor Winter zum Keimen, wenn man fruͤh umgebrochen und dann geegget hat. Die Einwirkung der Atmoſphaͤre wird durch dieſes Eggen gerade nicht verhindert, in- dem ſie die gelockerte Erde genug durchdringen kann, und auf die zertruͤmmerten Kloͤße beſſer einwirkt, als wenn dieſe noch zuſammengeballt da lagen. Die Gras- narbe aber modert, wenn die Oberflaͤche geebnet iſt, und die Luft keinen Zutritt zu ihr hat, weit beſſer, indem ſonſt der Raſen noch gruͤn bleibt, und manchmal zwiſchen den Pflugſtreifen hervorkeimt. Man befoͤrdert daher das Zergehen und das Muͤrbe- werden eines zaͤhen flach abgeſtreiften Raſens dadurch, daß man ihn nicht nur egget
und
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Die Arbeit der Beackerung.
iſt, als welcher Dreeſch- oder Dreiſchhafer heißt, ſondern den, der nach
einer Fahre in die Stoppel eines andern Getreides geſaͤet wird.
§. 173.
Die erſte oder Brachfahre — denn hier ſagt man Furche, dort Fahre —
wird nach der Meinung der meiſten jetzt ſehr flach gegeben. Vormals hatte man bei
der Dreifelderwirthſchaft ein anderes Prinzip, und Muͤnchhauſens Hausvater
lehrte noch, ſie zur vollen Tiefe zu geben. In der Koppelwirthſchaft, wo die Gras-
narbe damit umgebrochen wird, muß ſie nothwendig ſehr flach gegeben werden, und
nur in einem Abſtreifen und Umlegen des Raſens beſtehn, weil dieſer in einer groͤße-
ren Tiefe nicht muͤrbe wird und nicht vermodert, auch durch die zweite Furche, nicht
mit Erde bedeckt, wieder herumkommen wuͤrde. Da man in der Dreifelderwirthſchaft
das Umbrechen der Brache immer weiter hinausgeſetzt hat, ſo iſt der Boden mehrentheils
auch ſchon beraſet, und deshalb der flache Umbruch rathſam. Giebt man aber die
Brachfahre ſchon vor Winter auf Stoppelland, ſo hat die alte Regel des tiefen Um-
brechens wohl ihre Richtigkeit, indem dadurch der zu unterſt gelegene Theil der Erde
die Einwirkung der Atmoſphaͤre, deren er am meiſten entbehrte, nun am laͤngſten er-
haͤlt. Will man ſeinen Boden vertiefen und neue Erde hervorbringen, ſo iſt es noth-
wendig, dieſes mit der erſten Furche zu thun.
Die Brach-
furche.
Man laͤßt dieſe erſte Furche — ich rede jetzt von der vollkommnern Brachbear-
beitung, die ſchon im Herbſte anhebt — mehrentheils im Winter rauh liegen, um ſie
der Luft in groͤßerer Oberflaͤche auszuſetzen. Es iſt beſonders rathſam dieſes zu thun,
wenn viele Unkrautswurzeln im Boden ſtecken, welche durch dieſe Luftausſetzung eher
getoͤdtet werden, als wenn ſie mit der Egge gleichſam wieder eingepflanzt und mit
Erde bedeckt werden. Iſt aber viel Unkrautsſaamen im Boden, ſo kommt dieſer oft
noch vor Winter zum Keimen, wenn man fruͤh umgebrochen und dann geegget hat.
Die Einwirkung der Atmoſphaͤre wird durch dieſes Eggen gerade nicht verhindert, in-
dem ſie die gelockerte Erde genug durchdringen kann, und auf die zertruͤmmerten
Kloͤße beſſer einwirkt, als wenn dieſe noch zuſammengeballt da lagen. Die Gras-
narbe aber modert, wenn die Oberflaͤche geebnet iſt, und die Luft keinen Zutritt zu ihr
hat, weit beſſer, indem ſonſt der Raſen noch gruͤn bleibt, und manchmal zwiſchen
den Pflugſtreifen hervorkeimt. Man befoͤrdert daher das Zergehen und das Muͤrbe-
werden eines zaͤhen flach abgeſtreiften Raſens dadurch, daß man ihn nicht nur egget
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/118>, abgerufen am 03.03.2025.
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