Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.Bestandtheile des Erdbodens. Gewächserde, Modererde, vegetabilisch-animalische Erde genannthat, die von den wirklichen Erden aber so gänzlich verschieden ist, daß sie durch- aus nicht damit verwechselt werden darf; weswegen es uns nöthig schien, eine be- sondere Benennung, nämlich das lateinische Wort humus, für dieselbe einzu- führen, und nachdem es von vielen angenommen worden, nun beizubehalten. §. 4. Jene eigentlichen Erden unterscheiden sich von dem Humus am wesentlichstenUnterschied §. 5. Wir werden erst von jenen beständigen und bleibenden Erden, welche den un- Nach der Lage, worin wir diese verschiedentlich gemengten Erden auf derEntstehung Beſtandtheile des Erdbodens. Gewaͤchserde, Modererde, vegetabiliſch-animaliſche Erde genannthat, die von den wirklichen Erden aber ſo gaͤnzlich verſchieden iſt, daß ſie durch- aus nicht damit verwechſelt werden darf; weswegen es uns noͤthig ſchien, eine be- ſondere Benennung, naͤmlich das lateiniſche Wort humus, fuͤr dieſelbe einzu- fuͤhren, und nachdem es von vielen angenommen worden, nun beizubehalten. §. 4. Jene eigentlichen Erden unterſcheiden ſich von dem Humus am weſentlichſtenUnterſchied §. 5. Wir werden erſt von jenen beſtaͤndigen und bleibenden Erden, welche den un- Nach der Lage, worin wir dieſe verſchiedentlich gemengten Erden auf derEntſtehung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0089" n="45"/><fw place="top" type="header">Beſtandtheile des Erdbodens.</fw><lb/><hi rendition="#g">Gewaͤchserde, Modererde, vegetabiliſch-animaliſche Erde</hi> genannt<lb/> hat, die von den wirklichen Erden aber ſo gaͤnzlich verſchieden iſt, daß ſie durch-<lb/> aus nicht damit verwechſelt werden darf; weswegen es uns noͤthig ſchien, eine be-<lb/> ſondere Benennung, naͤmlich das lateiniſche Wort <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">humus</hi>,</hi> fuͤr dieſelbe einzu-<lb/> fuͤhren, und nachdem es von vielen angenommen worden, nun beizubehalten.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 4.</head><lb/> <p>Jene eigentlichen Erden unterſcheiden ſich von dem Humus am weſentlichſten<note place="right">Unterſchied<lb/> der Erde und<lb/> des Humus.</note><lb/> dadurch, daß ſie bisher unzerlegte Koͤrper ſind, und ohne die Einwirkung uns bis<lb/> jetzt unbekannter Potenzen auch wohl nicht zerlegt werden koͤnnen. Deshalb<lb/> ſind ſie beſtaͤndig und bleibend, koͤnnen durch keine bekannten Kraͤfte der anorgiſchen<lb/> Natur zerſtoͤret, oder in ihrem Weſen veraͤndert werden. Dagegen aber iſt der<lb/><hi rendition="#g">Humus</hi> ein ſehr zerſetzbares nur durch die Kraft des vegetabiliſchen und thieri-<lb/> ſchen Lebens hervorgebrachtes Gebilde, welches ſich in und durch ſich ſelbſt, noch<lb/> mehr aber durch aͤußere Einwirkung veraͤndert und zerſtoͤrt, und ſich aufs neue auf<lb/> der Oberflaͤche unſers Erdbodens durch organiſche Kraft wieder erzeugt, folglich<lb/> auf derſelben Stelle nicht nur in verſchiedener Quantitaͤt, ſondern auch veraͤnder-<lb/> ter Qualitaͤt zu verſchiedenen Zeiten vorhanden iſt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 5.</head><lb/> <p>Wir werden erſt von jenen beſtaͤndigen und bleibenden Erden, welche den un-<lb/> veraͤnderlichen Grundbeſtand des Bodens ausmachen und deshalb auch Grunderden<lb/> heißen, reden, und ſie erſt im Allgemeinen, nachher jede beſonders in ihrer voll-<lb/> kommenen Reinheit, und endlich in ihren gewoͤhnlichen Miſchungen und Mengun-<lb/> gen betrachten.</p><lb/> <p>Nach der Lage, worin wir dieſe verſchiedentlich gemengten Erden auf der<note place="right">Entſtehung<lb/> der Erdlager</note><lb/> Oberflaͤche unſers Planeten antreffen, ſcheint es wahrſcheinlich, daß ſie ſich uran-<lb/> faͤnglich nicht in dieſem pulverigten Zuſtande befanden, ſondern daß dieſe Ober-<lb/> flaͤche aus einer Felſenmaſſe von ungeheuren Gebirgen und von Abgruͤnden be-<lb/> ſtand; wahrſcheinlich von der Art, wie wir noch jetzt die Oberflaͤche des Mondes<lb/> mit ſtark bewaffneten Augen erblicken. Die Felſenmaſſe verwitterte durch die Ge-<lb/> walt der Luft, des Feuers und Waſſers. Das auf den Hoͤhen, von dem daſelbſt<lb/> ſtarken Niederſchlage aus der Luft, groͤßtentheils in Eisgeſtalt geſammelte Waſſer<lb/> ſchmolz, durchbrach entweder ploͤtzlich ſeine Schranken, oder zog ſich fortſtroͤmend<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0089]
Beſtandtheile des Erdbodens.
Gewaͤchserde, Modererde, vegetabiliſch-animaliſche Erde genannt
hat, die von den wirklichen Erden aber ſo gaͤnzlich verſchieden iſt, daß ſie durch-
aus nicht damit verwechſelt werden darf; weswegen es uns noͤthig ſchien, eine be-
ſondere Benennung, naͤmlich das lateiniſche Wort humus, fuͤr dieſelbe einzu-
fuͤhren, und nachdem es von vielen angenommen worden, nun beizubehalten.
§. 4.
Jene eigentlichen Erden unterſcheiden ſich von dem Humus am weſentlichſten
dadurch, daß ſie bisher unzerlegte Koͤrper ſind, und ohne die Einwirkung uns bis
jetzt unbekannter Potenzen auch wohl nicht zerlegt werden koͤnnen. Deshalb
ſind ſie beſtaͤndig und bleibend, koͤnnen durch keine bekannten Kraͤfte der anorgiſchen
Natur zerſtoͤret, oder in ihrem Weſen veraͤndert werden. Dagegen aber iſt der
Humus ein ſehr zerſetzbares nur durch die Kraft des vegetabiliſchen und thieri-
ſchen Lebens hervorgebrachtes Gebilde, welches ſich in und durch ſich ſelbſt, noch
mehr aber durch aͤußere Einwirkung veraͤndert und zerſtoͤrt, und ſich aufs neue auf
der Oberflaͤche unſers Erdbodens durch organiſche Kraft wieder erzeugt, folglich
auf derſelben Stelle nicht nur in verſchiedener Quantitaͤt, ſondern auch veraͤnder-
ter Qualitaͤt zu verſchiedenen Zeiten vorhanden iſt.
Unterſchied
der Erde und
des Humus.
§. 5.
Wir werden erſt von jenen beſtaͤndigen und bleibenden Erden, welche den un-
veraͤnderlichen Grundbeſtand des Bodens ausmachen und deshalb auch Grunderden
heißen, reden, und ſie erſt im Allgemeinen, nachher jede beſonders in ihrer voll-
kommenen Reinheit, und endlich in ihren gewoͤhnlichen Miſchungen und Mengun-
gen betrachten.
Nach der Lage, worin wir dieſe verſchiedentlich gemengten Erden auf der
Oberflaͤche unſers Planeten antreffen, ſcheint es wahrſcheinlich, daß ſie ſich uran-
faͤnglich nicht in dieſem pulverigten Zuſtande befanden, ſondern daß dieſe Ober-
flaͤche aus einer Felſenmaſſe von ungeheuren Gebirgen und von Abgruͤnden be-
ſtand; wahrſcheinlich von der Art, wie wir noch jetzt die Oberflaͤche des Mondes
mit ſtark bewaffneten Augen erblicken. Die Felſenmaſſe verwitterte durch die Ge-
walt der Luft, des Feuers und Waſſers. Das auf den Hoͤhen, von dem daſelbſt
ſtarken Niederſchlage aus der Luft, groͤßtentheils in Eisgeſtalt geſammelte Waſſer
ſchmolz, durchbrach entweder ploͤtzlich ſeine Schranken, oder zog ſich fortſtroͤmend
Entſtehung
der Erdlager
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