Von der natürlichen Düngung aber, welche das Seewasser gewiß auch vermit- telst seines Salzes giebt, verspürt man an dem Meerufer eine beträchtliche Wirkung, und die salzigen Marschen werden besonders als Viehweide vor andern geschätzt. Das darauf gewachsene Gras wird sowohl als Weide, wie als Heu, von allem Vieh begierig gefressen, und ist ihm besonders gedeihlich. Das Salz wird übrigens, selbst am Gestade des Meeres, schnell wieder aus dem Boden herausgewaschen, indem man bei der Untersuchung eines solchen Bodens kaum eine Spur von Salz ange- troffen hat.
Bei den mit Salpeter angestellten Versuchen hat man in sehr kleinen Quanti- täten eine weit größere Wirkung, wie vom Kuchensalze verspürt. Diese Düngung ist aber in der Praxis durchaus unanwendbar, und wir erwähnen ihrer nur hier, weil sie die Fruchtbarkeit des von selbst Kalksalpeter erzeugenden Bodens bestätigt. Doch muß bei dieser Gelegenheit bemerkt werden, daß man häufig Salpeter im Acker ent- halten wähne, worin keiner ist. Manche sehen den weißlichen Anflug, der sich auf modderreicher Erde ansetzt, für Salpeter an. Es ist dies aber nichts als eine Art Flechte (Lichen humosus), welche dieser Boden schnell erzeugt, und die aller- dings ein Beweis von hoher Fruchtbarkeit ist. Der im Boden erzeugte Salpeter wird schnell wieder ausgewaschen, und man entdeckt ihn selten bei Zerlegungen. Mehr findet man ihn in den auf Salpeter erzeugenden Boden gewachsenen Pflanzen, in welchen er jedoch nur einen zufälligen fremden, keinesweges wesentlichen Bestandtheil, z. B. bei den Runkelrüben, ausmacht.
Andere Neutralsalze kommen wohl in gar keinen Betracht.
Da man jetzt einen so bestimmten Begriff von Salzen hat, und diese Salze nur höchst selten in ganz unbedeutenden Quantitäten und nur zufällig im Boden angetrof- fen werden, so sollte man doch endlich von den Salzen des Bodens und des Düngers, so wie von dem Oel derselben, welches sich eben so wenig darin befindet, zu reden, und verständigere Begriffe dadurch zu verwirren, aufhören!
§. 88.
Neuerlich sind die metallischen Salze, und namentlich der Vitriol oder dasMetallische Salze, insbe- sondere Eisen- vitriol. schwefelsaure Eisen als Düngungsmittel in Ruf gekommen. Man hielt sonst den Vitriol der Vegetation für sehr nachtheilig, und einen unfruchtbaren Thonboden nannte man -- manchmal auch wohl mit Recht -- einen vitriolischen Boden.
Zweiter Theil. L l
Mineraliſche Duͤngungsmittel.
Von der natuͤrlichen Duͤngung aber, welche das Seewaſſer gewiß auch vermit- telſt ſeines Salzes giebt, verſpuͤrt man an dem Meerufer eine betraͤchtliche Wirkung, und die ſalzigen Marſchen werden beſonders als Viehweide vor andern geſchaͤtzt. Das darauf gewachſene Gras wird ſowohl als Weide, wie als Heu, von allem Vieh begierig gefreſſen, und iſt ihm beſonders gedeihlich. Das Salz wird uͤbrigens, ſelbſt am Geſtade des Meeres, ſchnell wieder aus dem Boden herausgewaſchen, indem man bei der Unterſuchung eines ſolchen Bodens kaum eine Spur von Salz ange- troffen hat.
Bei den mit Salpeter angeſtellten Verſuchen hat man in ſehr kleinen Quanti- taͤten eine weit groͤßere Wirkung, wie vom Kuchenſalze verſpuͤrt. Dieſe Duͤngung iſt aber in der Praxis durchaus unanwendbar, und wir erwaͤhnen ihrer nur hier, weil ſie die Fruchtbarkeit des von ſelbſt Kalkſalpeter erzeugenden Bodens beſtaͤtigt. Doch muß bei dieſer Gelegenheit bemerkt werden, daß man haͤufig Salpeter im Acker ent- halten waͤhne, worin keiner iſt. Manche ſehen den weißlichen Anflug, der ſich auf modderreicher Erde anſetzt, fuͤr Salpeter an. Es iſt dies aber nichts als eine Art Flechte (Lichen humosus), welche dieſer Boden ſchnell erzeugt, und die aller- dings ein Beweis von hoher Fruchtbarkeit iſt. Der im Boden erzeugte Salpeter wird ſchnell wieder ausgewaſchen, und man entdeckt ihn ſelten bei Zerlegungen. Mehr findet man ihn in den auf Salpeter erzeugenden Boden gewachſenen Pflanzen, in welchen er jedoch nur einen zufaͤlligen fremden, keinesweges weſentlichen Beſtandtheil, z. B. bei den Runkelruͤben, ausmacht.
Andere Neutralſalze kommen wohl in gar keinen Betracht.
Da man jetzt einen ſo beſtimmten Begriff von Salzen hat, und dieſe Salze nur hoͤchſt ſelten in ganz unbedeutenden Quantitaͤten und nur zufaͤllig im Boden angetrof- fen werden, ſo ſollte man doch endlich von den Salzen des Bodens und des Duͤngers, ſo wie von dem Oel derſelben, welches ſich eben ſo wenig darin befindet, zu reden, und verſtaͤndigere Begriffe dadurch zu verwirren, aufhoͤren!
§. 88.
Neuerlich ſind die metalliſchen Salze, und namentlich der Vitriol oder dasMetalliſche Salze, insbe- ſondere Eiſen- vitriol. ſchwefelſaure Eiſen als Duͤngungsmittel in Ruf gekommen. Man hielt ſonſt den Vitriol der Vegetation fuͤr ſehr nachtheilig, und einen unfruchtbaren Thonboden nannte man — manchmal auch wohl mit Recht — einen vitrioliſchen Boden.
Zweiter Theil. L l
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Mineraliſche Duͤngungsmittel.
Von der natuͤrlichen Duͤngung aber, welche das Seewaſſer gewiß auch vermit-
telſt ſeines Salzes giebt, verſpuͤrt man an dem Meerufer eine betraͤchtliche Wirkung,
und die ſalzigen Marſchen werden beſonders als Viehweide vor andern geſchaͤtzt.
Das darauf gewachſene Gras wird ſowohl als Weide, wie als Heu, von allem Vieh
begierig gefreſſen, und iſt ihm beſonders gedeihlich. Das Salz wird uͤbrigens, ſelbſt
am Geſtade des Meeres, ſchnell wieder aus dem Boden herausgewaſchen, indem man
bei der Unterſuchung eines ſolchen Bodens kaum eine Spur von Salz ange-
troffen hat.
Bei den mit Salpeter angeſtellten Verſuchen hat man in ſehr kleinen Quanti-
taͤten eine weit groͤßere Wirkung, wie vom Kuchenſalze verſpuͤrt. Dieſe Duͤngung
iſt aber in der Praxis durchaus unanwendbar, und wir erwaͤhnen ihrer nur hier, weil
ſie die Fruchtbarkeit des von ſelbſt Kalkſalpeter erzeugenden Bodens beſtaͤtigt. Doch
muß bei dieſer Gelegenheit bemerkt werden, daß man haͤufig Salpeter im Acker ent-
halten waͤhne, worin keiner iſt. Manche ſehen den weißlichen Anflug, der ſich auf
modderreicher Erde anſetzt, fuͤr Salpeter an. Es iſt dies aber nichts als eine Art
Flechte (Lichen humosus), welche dieſer Boden ſchnell erzeugt, und die aller-
dings ein Beweis von hoher Fruchtbarkeit iſt. Der im Boden erzeugte Salpeter
wird ſchnell wieder ausgewaſchen, und man entdeckt ihn ſelten bei Zerlegungen. Mehr
findet man ihn in den auf Salpeter erzeugenden Boden gewachſenen Pflanzen, in
welchen er jedoch nur einen zufaͤlligen fremden, keinesweges weſentlichen Beſtandtheil,
z. B. bei den Runkelruͤben, ausmacht.
Andere Neutralſalze kommen wohl in gar keinen Betracht.
Da man jetzt einen ſo beſtimmten Begriff von Salzen hat, und dieſe Salze nur
hoͤchſt ſelten in ganz unbedeutenden Quantitaͤten und nur zufaͤllig im Boden angetrof-
fen werden, ſo ſollte man doch endlich von den Salzen des Bodens und des Duͤngers,
ſo wie von dem Oel derſelben, welches ſich eben ſo wenig darin befindet, zu reden,
und verſtaͤndigere Begriffe dadurch zu verwirren, aufhoͤren!
§. 88.
Neuerlich ſind die metalliſchen Salze, und namentlich der Vitriol oder das
ſchwefelſaure Eiſen als Duͤngungsmittel in Ruf gekommen. Man hielt ſonſt den
Vitriol der Vegetation fuͤr ſehr nachtheilig, und einen unfruchtbaren Thonboden
nannte man — manchmal auch wohl mit Recht — einen vitrioliſchen Boden.
Metalliſche
Salze, insbe-
ſondere Eiſen-
vitriol.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/313>, abgerufen am 22.02.2025.
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