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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Mineralische Düngungsmittel.

Bei einer scharf betriebenen Mergelung in beträchtlicher Entfernung vom Hofe,
säete man Wicken auf das schon bemergelte Land, tüderte auf solchem die Mergel-
pferde, und ließ sie Tag und Nacht an der Stelle.

§. 76.

Erfolg der
Mergelung.
Man hat von dem Mergel, besonders vom lehmigen auf Sandboden immer eine
merkliche Wirkung verspürt, wenn dieser Boden auch ganz ausgesogen und so un-
fruchtbar war, daß er selbst nach mehrjähriger Ruhe die Bestellung nicht bezahlte;
allein diese Wirkung wird nur relativ, aber nicht absolut auffallend seyn. Der Er-
trag wird sich von 21/2 Scheffel vom Morgen auf 5 Scheffel mehrere Ernten hindurch,
besonders bei der dritten erheben, hernach aber, wenn man dem Lande nicht lange
Ruhe oder Mist giebt, wieder sinken, Auf einem Boden aber, welcher noch Kraft
und Humus in sich hat, welcher zuweilen eine Düngung erhielt, und dann nicht ganz
ausgesogen zur Dreeschweide niedergelegt wurde, sieht man von einer Mergelung un-
gleich höheren Effekt, und man hat häufig 10 Scheffel von einem Morgen geerntet,
von dem man ohne Düngung etwa 4 Scheffel hätte erwarten dürfen.

Noch größer und nachhaltiger wird aber diese Wirkung, wenn man eine, auch
nur schwache Mistdüngung damit verbindet. Ist der Boden in geringer Kraft, so
ist es rathsam diese Mistdüngung zu höchstens 4 Fudern per Morgen zugleich mit dem
Mergel oder im folgenden Jahre zu geben. Hätte er aber noch Kraft, so wäre La-
gerkorn davon zu besorgen, und man kann zwei bis drei Ernten von dem bloßen Mer-
gel nehmen, bis eine Mistdüngung unbedenklich scheint. Sobald man dies verspürt,
darf man durchaus nicht länger damit säumen, indem die Kraft des Bodens sonst
stärker erschöpft wird, als ohne Mergelung geschehen wäre, und dann sehr schwer
wieder herzustellen ist.

Auch wird mit der Mergelung sehr zweckmäßig eine Modderung verbunden, und
diese Verbindung thut großen und schleunigen Effekt, selbst auf ausgesogenem Boden.

Vom Unterpflügen einer grüner Saat von Buchweizen auf gemergelten Lande
hat man in England große Wirkung gesehen. Der Spörgel würde sich nicht minder
dazu passen.

Komparative Versuche über diese Mischungen werden auf einem ausgesogenen
Boden im Jahre 1810 hoffentlich von mir angestellt werden, da es die Kriegeslasten
nicht früher erlauben wollen.


Mineraliſche Duͤngungsmittel.

Bei einer ſcharf betriebenen Mergelung in betraͤchtlicher Entfernung vom Hofe,
ſaͤete man Wicken auf das ſchon bemergelte Land, tuͤderte auf ſolchem die Mergel-
pferde, und ließ ſie Tag und Nacht an der Stelle.

§. 76.

Erfolg der
Mergelung.
Man hat von dem Mergel, beſonders vom lehmigen auf Sandboden immer eine
merkliche Wirkung verſpuͤrt, wenn dieſer Boden auch ganz ausgeſogen und ſo un-
fruchtbar war, daß er ſelbſt nach mehrjaͤhriger Ruhe die Beſtellung nicht bezahlte;
allein dieſe Wirkung wird nur relativ, aber nicht abſolut auffallend ſeyn. Der Er-
trag wird ſich von 2½ Scheffel vom Morgen auf 5 Scheffel mehrere Ernten hindurch,
beſonders bei der dritten erheben, hernach aber, wenn man dem Lande nicht lange
Ruhe oder Miſt giebt, wieder ſinken, Auf einem Boden aber, welcher noch Kraft
und Humus in ſich hat, welcher zuweilen eine Duͤngung erhielt, und dann nicht ganz
ausgeſogen zur Dreeſchweide niedergelegt wurde, ſieht man von einer Mergelung un-
gleich hoͤheren Effekt, und man hat haͤufig 10 Scheffel von einem Morgen geerntet,
von dem man ohne Duͤngung etwa 4 Scheffel haͤtte erwarten duͤrfen.

Noch groͤßer und nachhaltiger wird aber dieſe Wirkung, wenn man eine, auch
nur ſchwache Miſtduͤngung damit verbindet. Iſt der Boden in geringer Kraft, ſo
iſt es rathſam dieſe Miſtduͤngung zu hoͤchſtens 4 Fudern per Morgen zugleich mit dem
Mergel oder im folgenden Jahre zu geben. Haͤtte er aber noch Kraft, ſo waͤre La-
gerkorn davon zu beſorgen, und man kann zwei bis drei Ernten von dem bloßen Mer-
gel nehmen, bis eine Miſtduͤngung unbedenklich ſcheint. Sobald man dies verſpuͤrt,
darf man durchaus nicht laͤnger damit ſaͤumen, indem die Kraft des Bodens ſonſt
ſtaͤrker erſchoͤpft wird, als ohne Mergelung geſchehen waͤre, und dann ſehr ſchwer
wieder herzuſtellen iſt.

Auch wird mit der Mergelung ſehr zweckmaͤßig eine Modderung verbunden, und
dieſe Verbindung thut großen und ſchleunigen Effekt, ſelbſt auf ausgeſogenem Boden.

Vom Unterpfluͤgen einer gruͤner Saat von Buchweizen auf gemergelten Lande
hat man in England große Wirkung geſehen. Der Spoͤrgel wuͤrde ſich nicht minder
dazu paſſen.

Komparative Verſuche uͤber dieſe Miſchungen werden auf einem ausgeſogenen
Boden im Jahre 1810 hoffentlich von mir angeſtellt werden, da es die Kriegeslaſten
nicht fruͤher erlauben wollen.


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[258/0306] Mineraliſche Duͤngungsmittel. Bei einer ſcharf betriebenen Mergelung in betraͤchtlicher Entfernung vom Hofe, ſaͤete man Wicken auf das ſchon bemergelte Land, tuͤderte auf ſolchem die Mergel- pferde, und ließ ſie Tag und Nacht an der Stelle. §. 76. Man hat von dem Mergel, beſonders vom lehmigen auf Sandboden immer eine merkliche Wirkung verſpuͤrt, wenn dieſer Boden auch ganz ausgeſogen und ſo un- fruchtbar war, daß er ſelbſt nach mehrjaͤhriger Ruhe die Beſtellung nicht bezahlte; allein dieſe Wirkung wird nur relativ, aber nicht abſolut auffallend ſeyn. Der Er- trag wird ſich von 2½ Scheffel vom Morgen auf 5 Scheffel mehrere Ernten hindurch, beſonders bei der dritten erheben, hernach aber, wenn man dem Lande nicht lange Ruhe oder Miſt giebt, wieder ſinken, Auf einem Boden aber, welcher noch Kraft und Humus in ſich hat, welcher zuweilen eine Duͤngung erhielt, und dann nicht ganz ausgeſogen zur Dreeſchweide niedergelegt wurde, ſieht man von einer Mergelung un- gleich hoͤheren Effekt, und man hat haͤufig 10 Scheffel von einem Morgen geerntet, von dem man ohne Duͤngung etwa 4 Scheffel haͤtte erwarten duͤrfen. Erfolg der Mergelung. Noch groͤßer und nachhaltiger wird aber dieſe Wirkung, wenn man eine, auch nur ſchwache Miſtduͤngung damit verbindet. Iſt der Boden in geringer Kraft, ſo iſt es rathſam dieſe Miſtduͤngung zu hoͤchſtens 4 Fudern per Morgen zugleich mit dem Mergel oder im folgenden Jahre zu geben. Haͤtte er aber noch Kraft, ſo waͤre La- gerkorn davon zu beſorgen, und man kann zwei bis drei Ernten von dem bloßen Mer- gel nehmen, bis eine Miſtduͤngung unbedenklich ſcheint. Sobald man dies verſpuͤrt, darf man durchaus nicht laͤnger damit ſaͤumen, indem die Kraft des Bodens ſonſt ſtaͤrker erſchoͤpft wird, als ohne Mergelung geſchehen waͤre, und dann ſehr ſchwer wieder herzuſtellen iſt. Auch wird mit der Mergelung ſehr zweckmaͤßig eine Modderung verbunden, und dieſe Verbindung thut großen und ſchleunigen Effekt, ſelbſt auf ausgeſogenem Boden. Vom Unterpfluͤgen einer gruͤner Saat von Buchweizen auf gemergelten Lande hat man in England große Wirkung geſehen. Der Spoͤrgel wuͤrde ſich nicht minder dazu paſſen. Komparative Verſuche uͤber dieſe Miſchungen werden auf einem ausgeſogenen Boden im Jahre 1810 hoffentlich von mir angeſtellt werden, da es die Kriegeslaſten nicht fruͤher erlauben wollen.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/306>, abgerufen am 21.11.2024.