Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Mineralische Düngungsmittel.
man aber Ackerpferde, so ist ein zweispänniger Wagen vorzuziehen. Zu vierspänni-
gen Zügen rathe ich nicht, wenn der Weg nicht sehr weit und schwierig ist. Auf
kurzen Wegen ziehen zwei Pferde fast eben so viel als vier. Mit diesen habe ich höch-
stens Ladungen von 25 Kubikfuß erreicht, mit jenen 18 bis 19 in der Regel fahren
lassen. Der Kubikfuß wiegt in seinem gewöhnlichen Feuchtigkeitszustande 100 bis
103 Pfund Berliner Gewicht.

§. 68.

Ungleichheit
des Mergels
in einer
Grube.
Selten bleibt sich der Mergel, insbesondere der thonige in einer Grube ganz
gleich. Es kommen Schichten und Sätze, wo er beträchtlich mehr, andere wo er
weniger Kalk hat. Wenn man noch nicht geübt genug ist, dies ziemlich sicher nach
dem Ansehen unterscheiden zu können, so muß man öfterer eine oberflächliche Unter-
suchung anstellen. Je tiefer man kommt, desto gleichartiger pflegt er zu werden.
Oft findet sich eine Sandschicht oder Sandader dazwischen. Dieser Sand ist manch-
mal sehr kalkreich, und dann ist er vortrefflich auf thonigem Boden, oder um ihn
zwischen Modder oder Torf zu bringen. Kann man aber den Sand oder den kalkar-
men Lehm nicht gebrauchen, so muß man ihn doch aus dem Wege schaffen, und stößt
ihn dann in die ausgestochenen Tiefen, wo man nicht weiter gehen will, hinein.

§. 69.

Bearbeitung
der Grube.
Ob man mit dem Ausstechen des Mergels tiefer eindringen solle ader nicht, ent-
scheidet der Umfang der Mergellage und die Art des Mergels, der immer kalkhaltiger
zu werden pflegt, je tiefer man kommt. Aber die Arbeit wird mühsamer und kost-
spieliger, und auch ohne große Vorsicht gefährlicher. Es muß der Mergel dann aus
der Tiefe in Absätzen heraufgeworfen werden, ehe er geladen werden kann, und dieses
kostet oft das Doppelte. Sehr aufmerksam muß man darauf seyn, daß die Leute die
Wände gerade erhalten, und nicht über die perpendikuläre Linie hineinarbeiten, weil
sonst sehr leicht durch das Einstürzen einer Wand ein Unglück entstehet.

Bei dem tieferen Eindringen hat man dann auch mehrentheils mit dem Wasser
zu kämpfen, welches sich theils von oben herab in die Grube zieht, theils aus den
Sandadern hervordringt. Man muß es durch eine Schnecke oder Plumpe heraus-
schöpfen. Zuweilen wird aber der Zufluß des Wassers aus einer Quelle so stark, daß
man die Grube verlassen muß, es sey denn, daß der Grund derselben noch hoch ge-
nug läge, um sich dessen durch einen Stollen entledigen zu können.


Mineraliſche Duͤngungsmittel.
man aber Ackerpferde, ſo iſt ein zweiſpaͤnniger Wagen vorzuziehen. Zu vierſpaͤnni-
gen Zuͤgen rathe ich nicht, wenn der Weg nicht ſehr weit und ſchwierig iſt. Auf
kurzen Wegen ziehen zwei Pferde faſt eben ſo viel als vier. Mit dieſen habe ich hoͤch-
ſtens Ladungen von 25 Kubikfuß erreicht, mit jenen 18 bis 19 in der Regel fahren
laſſen. Der Kubikfuß wiegt in ſeinem gewoͤhnlichen Feuchtigkeitszuſtande 100 bis
103 Pfund Berliner Gewicht.

§. 68.

Ungleichheit
des Mergels
in einer
Grube.
Selten bleibt ſich der Mergel, insbeſondere der thonige in einer Grube ganz
gleich. Es kommen Schichten und Saͤtze, wo er betraͤchtlich mehr, andere wo er
weniger Kalk hat. Wenn man noch nicht geuͤbt genug iſt, dies ziemlich ſicher nach
dem Anſehen unterſcheiden zu koͤnnen, ſo muß man oͤfterer eine oberflaͤchliche Unter-
ſuchung anſtellen. Je tiefer man kommt, deſto gleichartiger pflegt er zu werden.
Oft findet ſich eine Sandſchicht oder Sandader dazwiſchen. Dieſer Sand iſt manch-
mal ſehr kalkreich, und dann iſt er vortrefflich auf thonigem Boden, oder um ihn
zwiſchen Modder oder Torf zu bringen. Kann man aber den Sand oder den kalkar-
men Lehm nicht gebrauchen, ſo muß man ihn doch aus dem Wege ſchaffen, und ſtoͤßt
ihn dann in die ausgeſtochenen Tiefen, wo man nicht weiter gehen will, hinein.

§. 69.

Bearbeitung
der Grube.
Ob man mit dem Ausſtechen des Mergels tiefer eindringen ſolle ader nicht, ent-
ſcheidet der Umfang der Mergellage und die Art des Mergels, der immer kalkhaltiger
zu werden pflegt, je tiefer man kommt. Aber die Arbeit wird muͤhſamer und koſt-
ſpieliger, und auch ohne große Vorſicht gefaͤhrlicher. Es muß der Mergel dann aus
der Tiefe in Abſaͤtzen heraufgeworfen werden, ehe er geladen werden kann, und dieſes
koſtet oft das Doppelte. Sehr aufmerkſam muß man darauf ſeyn, daß die Leute die
Waͤnde gerade erhalten, und nicht uͤber die perpendikulaͤre Linie hineinarbeiten, weil
ſonſt ſehr leicht durch das Einſtuͤrzen einer Wand ein Ungluͤck entſtehet.

Bei dem tieferen Eindringen hat man dann auch mehrentheils mit dem Waſſer
zu kaͤmpfen, welches ſich theils von oben herab in die Grube zieht, theils aus den
Sandadern hervordringt. Man muß es durch eine Schnecke oder Plumpe heraus-
ſchoͤpfen. Zuweilen wird aber der Zufluß des Waſſers aus einer Quelle ſo ſtark, daß
man die Grube verlaſſen muß, es ſey denn, daß der Grund derſelben noch hoch ge-
nug laͤge, um ſich deſſen durch einen Stollen entledigen zu koͤnnen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0300" n="252"/><fw place="top" type="header">Minerali&#x017F;che Du&#x0364;ngungsmittel.</fw><lb/>
man aber Ackerpferde, &#x017F;o i&#x017F;t ein zwei&#x017F;pa&#x0364;nniger Wagen vorzuziehen. Zu vier&#x017F;pa&#x0364;nni-<lb/>
gen Zu&#x0364;gen rathe ich nicht, wenn der Weg nicht &#x017F;ehr weit und &#x017F;chwierig i&#x017F;t. Auf<lb/>
kurzen Wegen ziehen zwei Pferde fa&#x017F;t eben &#x017F;o viel als vier. Mit die&#x017F;en habe ich ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;tens Ladungen von 25 Kubikfuß erreicht, mit jenen 18 bis 19 in der Regel fahren<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Der Kubikfuß wiegt in &#x017F;einem gewo&#x0364;hnlichen Feuchtigkeitszu&#x017F;tande 100 bis<lb/>
103 Pfund Berliner Gewicht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 68.</head><lb/>
            <p><note place="left">Ungleichheit<lb/>
des Mergels<lb/>
in einer<lb/>
Grube.</note>Selten bleibt &#x017F;ich der Mergel, insbe&#x017F;ondere der thonige in einer Grube ganz<lb/>
gleich. Es kommen Schichten und Sa&#x0364;tze, wo er betra&#x0364;chtlich mehr, andere wo er<lb/>
weniger Kalk hat. Wenn man noch nicht geu&#x0364;bt genug i&#x017F;t, dies ziemlich &#x017F;icher nach<lb/>
dem An&#x017F;ehen unter&#x017F;cheiden zu ko&#x0364;nnen, &#x017F;o muß man o&#x0364;fterer eine oberfla&#x0364;chliche Unter-<lb/>
&#x017F;uchung an&#x017F;tellen. Je tiefer man kommt, de&#x017F;to gleichartiger pflegt er zu werden.<lb/>
Oft findet &#x017F;ich eine Sand&#x017F;chicht oder Sandader dazwi&#x017F;chen. Die&#x017F;er Sand i&#x017F;t manch-<lb/>
mal &#x017F;ehr kalkreich, und dann i&#x017F;t er vortrefflich auf thonigem Boden, oder um ihn<lb/>
zwi&#x017F;chen Modder oder Torf zu bringen. Kann man aber den Sand oder den kalkar-<lb/>
men Lehm nicht gebrauchen, &#x017F;o muß man ihn doch aus dem Wege &#x017F;chaffen, und &#x017F;to&#x0364;ßt<lb/>
ihn dann in die ausge&#x017F;tochenen Tiefen, wo man nicht weiter gehen will, hinein.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 69.</head><lb/>
            <p><note place="left">Bearbeitung<lb/>
der Grube.</note>Ob man mit dem Aus&#x017F;techen des Mergels tiefer eindringen &#x017F;olle ader nicht, ent-<lb/>
&#x017F;cheidet der Umfang der Mergellage und die Art des Mergels, der immer kalkhaltiger<lb/>
zu werden pflegt, je tiefer man kommt. Aber die Arbeit wird mu&#x0364;h&#x017F;amer und ko&#x017F;t-<lb/>
&#x017F;pieliger, und auch ohne große Vor&#x017F;icht gefa&#x0364;hrlicher. Es muß der Mergel dann aus<lb/>
der Tiefe in Ab&#x017F;a&#x0364;tzen heraufgeworfen werden, ehe er geladen werden kann, und die&#x017F;es<lb/>
ko&#x017F;tet oft das Doppelte. Sehr aufmerk&#x017F;am muß man darauf &#x017F;eyn, daß die Leute die<lb/>
Wa&#x0364;nde gerade erhalten, und nicht u&#x0364;ber die perpendikula&#x0364;re Linie hineinarbeiten, weil<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ehr leicht durch das Ein&#x017F;tu&#x0364;rzen einer Wand ein Unglu&#x0364;ck ent&#x017F;tehet.</p><lb/>
            <p>Bei dem tieferen Eindringen hat man dann auch mehrentheils mit dem Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
zu ka&#x0364;mpfen, welches &#x017F;ich theils von oben herab in die Grube zieht, theils aus den<lb/>
Sandadern hervordringt. Man muß es durch eine Schnecke oder Plumpe heraus-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pfen. Zuweilen wird aber der Zufluß des Wa&#x017F;&#x017F;ers aus einer Quelle &#x017F;o &#x017F;tark, daß<lb/>
man die Grube verla&#x017F;&#x017F;en muß, es &#x017F;ey denn, daß der Grund der&#x017F;elben noch hoch ge-<lb/>
nug la&#x0364;ge, um &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en durch einen Stollen entledigen zu ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0300] Mineraliſche Duͤngungsmittel. man aber Ackerpferde, ſo iſt ein zweiſpaͤnniger Wagen vorzuziehen. Zu vierſpaͤnni- gen Zuͤgen rathe ich nicht, wenn der Weg nicht ſehr weit und ſchwierig iſt. Auf kurzen Wegen ziehen zwei Pferde faſt eben ſo viel als vier. Mit dieſen habe ich hoͤch- ſtens Ladungen von 25 Kubikfuß erreicht, mit jenen 18 bis 19 in der Regel fahren laſſen. Der Kubikfuß wiegt in ſeinem gewoͤhnlichen Feuchtigkeitszuſtande 100 bis 103 Pfund Berliner Gewicht. §. 68. Selten bleibt ſich der Mergel, insbeſondere der thonige in einer Grube ganz gleich. Es kommen Schichten und Saͤtze, wo er betraͤchtlich mehr, andere wo er weniger Kalk hat. Wenn man noch nicht geuͤbt genug iſt, dies ziemlich ſicher nach dem Anſehen unterſcheiden zu koͤnnen, ſo muß man oͤfterer eine oberflaͤchliche Unter- ſuchung anſtellen. Je tiefer man kommt, deſto gleichartiger pflegt er zu werden. Oft findet ſich eine Sandſchicht oder Sandader dazwiſchen. Dieſer Sand iſt manch- mal ſehr kalkreich, und dann iſt er vortrefflich auf thonigem Boden, oder um ihn zwiſchen Modder oder Torf zu bringen. Kann man aber den Sand oder den kalkar- men Lehm nicht gebrauchen, ſo muß man ihn doch aus dem Wege ſchaffen, und ſtoͤßt ihn dann in die ausgeſtochenen Tiefen, wo man nicht weiter gehen will, hinein. Ungleichheit des Mergels in einer Grube. §. 69. Ob man mit dem Ausſtechen des Mergels tiefer eindringen ſolle ader nicht, ent- ſcheidet der Umfang der Mergellage und die Art des Mergels, der immer kalkhaltiger zu werden pflegt, je tiefer man kommt. Aber die Arbeit wird muͤhſamer und koſt- ſpieliger, und auch ohne große Vorſicht gefaͤhrlicher. Es muß der Mergel dann aus der Tiefe in Abſaͤtzen heraufgeworfen werden, ehe er geladen werden kann, und dieſes koſtet oft das Doppelte. Sehr aufmerkſam muß man darauf ſeyn, daß die Leute die Waͤnde gerade erhalten, und nicht uͤber die perpendikulaͤre Linie hineinarbeiten, weil ſonſt ſehr leicht durch das Einſtuͤrzen einer Wand ein Ungluͤck entſtehet. Bearbeitung der Grube. Bei dem tieferen Eindringen hat man dann auch mehrentheils mit dem Waſſer zu kaͤmpfen, welches ſich theils von oben herab in die Grube zieht, theils aus den Sandadern hervordringt. Man muß es durch eine Schnecke oder Plumpe heraus- ſchoͤpfen. Zuweilen wird aber der Zufluß des Waſſers aus einer Quelle ſo ſtark, daß man die Grube verlaſſen muß, es ſey denn, daß der Grund derſelben noch hoch ge- nug laͤge, um ſich deſſen durch einen Stollen entledigen zu koͤnnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/300
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/300>, abgerufen am 21.11.2024.