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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Mineralische Düngungsmittel.
terial, Holz, Steinkohle und Torf, wohlfeil ist, und man ihn also leicht an Ort
und Stelle brennen kann, ohne ihn weit anfahren zu lassen. Bei einer weiteren
Anfuhr des rohen Kalksteins muß man wohl erwägen, daß er beinahe doppelt so
schwer ist, als der gebrannte, und daß man also bei der Fuhre leicht so viel verlie-
ret, wie man durch das Selbstbrennen gewinnt. Wenn gleich der reine Kalk auch
zur Düngung immer besser ist, als der unreine, so kann man doch auch letztern
dazu gebrauchen. Wenn er nur nicht über 15 Prozent Thonerde hat, so ist er
zum Brennen noch zu brauchen, und an Sand kann er noch mehr halten. Man-
cher Kalkstein ist mit vielen metallischen Oxyden vermengt, die ihn wegen der
schmutzigen Farbe zum Mörtel verwerflich machen; zum Dünger bleibt er aber
dennoch gut. Nur gegen den bittererdigen Kalk hat Tennant und nach ihm
mehrere Engländer gewarnt, und wollen von der kohlensäurefreien Bittererde eine
höchst nachtheilige Wirkung auf die Vegetation bemerkt haben.

§. 60.

Ueber die Wirkung des gebrannten Kalks auf Wiesen gestreut sind die Mei-Wirkung des
Kalks auf,
Wiesen.

nungen ebenfalls getheilt. Ich kenne darüber keine genau angestellte und verschie-
dentlich modifizirte Versuche, aber so viel scheint mir aus den zerstreuten Erfah-
rungen zu erhellen, daß man vorsichtig damit verfahren müsse, und daß ein starkes
Aufbringen des ätzenden Kalks leicht gefährlich werden könne. Ein schwaches
Ueberstrenen soll dagegen auf trockenen Wiesen sehr gute Wirkung, auf nassen aber
gar keine gethan haben, und man hat besonders bemerkt, daß die Kleearten und
Wicken stärker dadurch hervorgelockt sind.

Sehr kalkhaltige Gewässer thun durch Ueberstauung und Ueberrieselung den
Wiesen vorzügliche Dienste, aber hier wird kohlensaurer und dennoch fein zertheil-
ter Kalk niedergeschlagen.

§. 61.

Der ungebrannte Kalk ist allerdings auch wirksam; aber theils ist seine Wir-Ungebrannter
Kalk.

kung nicht so groß, wie die vom gebrannten, und er muß in größerer Menge auf-
gebracht werden, wenn er etwas leisten soll; theils ist es sehr schwer, ihn so fein:
zu pülvern, als nöthig ist. Er kömmt deshalb fast nur zufällig und als Abfall in
Gebrauch. Der Abkehrigt von Kalkstein-Chausseen wird mit sehr großem Nutzen
auf die anliegenden Aecker gebracht, der dann freilich auch andere düngende Theile

Mineraliſche Duͤngungsmittel.
terial, Holz, Steinkohle und Torf, wohlfeil iſt, und man ihn alſo leicht an Ort
und Stelle brennen kann, ohne ihn weit anfahren zu laſſen. Bei einer weiteren
Anfuhr des rohen Kalkſteins muß man wohl erwaͤgen, daß er beinahe doppelt ſo
ſchwer iſt, als der gebrannte, und daß man alſo bei der Fuhre leicht ſo viel verlie-
ret, wie man durch das Selbſtbrennen gewinnt. Wenn gleich der reine Kalk auch
zur Duͤngung immer beſſer iſt, als der unreine, ſo kann man doch auch letztern
dazu gebrauchen. Wenn er nur nicht uͤber 15 Prozent Thonerde hat, ſo iſt er
zum Brennen noch zu brauchen, und an Sand kann er noch mehr halten. Man-
cher Kalkſtein iſt mit vielen metalliſchen Oxyden vermengt, die ihn wegen der
ſchmutzigen Farbe zum Moͤrtel verwerflich machen; zum Duͤnger bleibt er aber
dennoch gut. Nur gegen den bittererdigen Kalk hat Tennant und nach ihm
mehrere Englaͤnder gewarnt, und wollen von der kohlenſaͤurefreien Bittererde eine
hoͤchſt nachtheilige Wirkung auf die Vegetation bemerkt haben.

§. 60.

Ueber die Wirkung des gebrannten Kalks auf Wieſen geſtreut ſind die Mei-Wirkung des
Kalks auf,
Wieſen.

nungen ebenfalls getheilt. Ich kenne daruͤber keine genau angeſtellte und verſchie-
dentlich modifizirte Verſuche, aber ſo viel ſcheint mir aus den zerſtreuten Erfah-
rungen zu erhellen, daß man vorſichtig damit verfahren muͤſſe, und daß ein ſtarkes
Aufbringen des aͤtzenden Kalks leicht gefaͤhrlich werden koͤnne. Ein ſchwaches
Ueberſtrenen ſoll dagegen auf trockenen Wieſen ſehr gute Wirkung, auf naſſen aber
gar keine gethan haben, und man hat beſonders bemerkt, daß die Kleearten und
Wicken ſtaͤrker dadurch hervorgelockt ſind.

Sehr kalkhaltige Gewaͤſſer thun durch Ueberſtauung und Ueberrieſelung den
Wieſen vorzuͤgliche Dienſte, aber hier wird kohlenſaurer und dennoch fein zertheil-
ter Kalk niedergeſchlagen.

§. 61.

Der ungebrannte Kalk iſt allerdings auch wirkſam; aber theils iſt ſeine Wir-Ungebrannter
Kalk.

kung nicht ſo groß, wie die vom gebrannten, und er muß in groͤßerer Menge auf-
gebracht werden, wenn er etwas leiſten ſoll; theils iſt es ſehr ſchwer, ihn ſo fein:
zu puͤlvern, als noͤthig iſt. Er koͤmmt deshalb faſt nur zufaͤllig und als Abfall in
Gebrauch. Der Abkehrigt von Kalkſtein-Chauſſeen wird mit ſehr großem Nutzen
auf die anliegenden Aecker gebracht, der dann freilich auch andere duͤngende Theile

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[245/0293] Mineraliſche Duͤngungsmittel. terial, Holz, Steinkohle und Torf, wohlfeil iſt, und man ihn alſo leicht an Ort und Stelle brennen kann, ohne ihn weit anfahren zu laſſen. Bei einer weiteren Anfuhr des rohen Kalkſteins muß man wohl erwaͤgen, daß er beinahe doppelt ſo ſchwer iſt, als der gebrannte, und daß man alſo bei der Fuhre leicht ſo viel verlie- ret, wie man durch das Selbſtbrennen gewinnt. Wenn gleich der reine Kalk auch zur Duͤngung immer beſſer iſt, als der unreine, ſo kann man doch auch letztern dazu gebrauchen. Wenn er nur nicht uͤber 15 Prozent Thonerde hat, ſo iſt er zum Brennen noch zu brauchen, und an Sand kann er noch mehr halten. Man- cher Kalkſtein iſt mit vielen metalliſchen Oxyden vermengt, die ihn wegen der ſchmutzigen Farbe zum Moͤrtel verwerflich machen; zum Duͤnger bleibt er aber dennoch gut. Nur gegen den bittererdigen Kalk hat Tennant und nach ihm mehrere Englaͤnder gewarnt, und wollen von der kohlenſaͤurefreien Bittererde eine hoͤchſt nachtheilige Wirkung auf die Vegetation bemerkt haben. §. 60. Ueber die Wirkung des gebrannten Kalks auf Wieſen geſtreut ſind die Mei- nungen ebenfalls getheilt. Ich kenne daruͤber keine genau angeſtellte und verſchie- dentlich modifizirte Verſuche, aber ſo viel ſcheint mir aus den zerſtreuten Erfah- rungen zu erhellen, daß man vorſichtig damit verfahren muͤſſe, und daß ein ſtarkes Aufbringen des aͤtzenden Kalks leicht gefaͤhrlich werden koͤnne. Ein ſchwaches Ueberſtrenen ſoll dagegen auf trockenen Wieſen ſehr gute Wirkung, auf naſſen aber gar keine gethan haben, und man hat beſonders bemerkt, daß die Kleearten und Wicken ſtaͤrker dadurch hervorgelockt ſind. Wirkung des Kalks auf, Wieſen. Sehr kalkhaltige Gewaͤſſer thun durch Ueberſtauung und Ueberrieſelung den Wieſen vorzuͤgliche Dienſte, aber hier wird kohlenſaurer und dennoch fein zertheil- ter Kalk niedergeſchlagen. §. 61. Der ungebrannte Kalk iſt allerdings auch wirkſam; aber theils iſt ſeine Wir- kung nicht ſo groß, wie die vom gebrannten, und er muß in groͤßerer Menge auf- gebracht werden, wenn er etwas leiſten ſoll; theils iſt es ſehr ſchwer, ihn ſo fein: zu puͤlvern, als noͤthig iſt. Er koͤmmt deshalb faſt nur zufaͤllig und als Abfall in Gebrauch. Der Abkehrigt von Kalkſtein-Chauſſeen wird mit ſehr großem Nutzen auf die anliegenden Aecker gebracht, der dann freilich auch andere duͤngende Theile Ungebrannter Kalk.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/293>, abgerufen am 21.11.2024.