Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Mistdüngung.

Auch bedient man sich des Hürdenschlages zuweilen zur Bedüngung hochgelege-
ner Wiesen oder künstlicher Futterfelder mit sehr gutem Erfolge, besonders wenn sie
zu abgelegen vom Hofe sind, um den Dünger auf der Achse hinzuschaffen.

Einige, die gegen den unmittelbaren Hürdenschlag Bedenklichkeiten und Stroh
zur Einstreuung im Ueberfluß haben, dennoch aber sehr entfernte oder an Bergen ge-
legene Felder mit dem Schafmiste bedüngen wollen, legen feststehende Horden in der
Nachbarschaft dieser Felder an, versehen sie mit hinlänglicher Streu, und bringen die
Schafe des Nachts, auch wohl wenn diese Plätze durch Bäume beschattet find, in
der heißesten Zeit des Mittags hinein, und erhalten so einen reichlichern Dünger mit
geringerer Arbeit -- denn das Anfahren des Strohs ist sehr viel leichter -- in der
Nähe dieser Felder. Man kann den Schafen in solchen festehenden ausgestreuten
Horden mehreren Spielraum geben, und die Einstreuung giebt ihnen ein gesunderes
Lager, als der feuchte Erdboden.

§. 42.

Da jede thierische Substanz ein kräftiges Düngungsmittel ist, so würde dieDünnung mit
thierischen
Abfällen.

Fruchtbarkeit des Bodens und die Produktion ungemein gewinnen, wenn außer den
Auswürfen der Thiere auch alle absterbende thierische Körper und die fonst unzubenu-
tzenden Abfälle des Schlachtviehes sorgfältiger als Düngungsmittel gebraucht würden,
und wenn man verhütete, daß nichts davon aus dem großen Kreislaufe der Natur ver-
schleudert werde.

Die Aeser der Thiere geben einen vorzüglich wirksamen Dünger. Wenn manAeser.
sie in Gruben oder ausgemauerten Behältern, besonders da, wo sie sich bei einer
Abdeckerei zusammenhäufen, brächte, sie mit ätzendem Kalk bestreute und mit Erde
bewürfe, und die Masse, nachdem sie ihren Gestank verloren, was vermittelst des Kal-
kes sehr schnell geschieht, durcharbeitete: so würde schnell ein Dünger von gewaltiger
Kraft daraus hervorgehen, und der Tod bald neues Leben und neuen Lebensgenuß
hervorbringen. Wenn dagegen diese Aeser an der Luft verwittern oder tief unter der
Oberfläche verscharrt oder ins Wasser geworfen werden, so werden sie aus jenem
Zirkel herausgestoßen, und die Lebensmaterie vergeudet.

Selbst die Knochen werden mürbe, wenn sie mit ätzendem Kalk vermischt wer-Knochen.
den, lassen sich dann leicht zermalmen, und thun, so bereitet, eine auffallend große
Wirkung. Man brennt sie sonst auch zuweilen, wo sie sich auf Schindangern ange-

Die Miſtduͤngung.

Auch bedient man ſich des Huͤrdenſchlages zuweilen zur Beduͤngung hochgelege-
ner Wieſen oder kuͤnſtlicher Futterfelder mit ſehr gutem Erfolge, beſonders wenn ſie
zu abgelegen vom Hofe ſind, um den Duͤnger auf der Achſe hinzuſchaffen.

Einige, die gegen den unmittelbaren Huͤrdenſchlag Bedenklichkeiten und Stroh
zur Einſtreuung im Ueberfluß haben, dennoch aber ſehr entfernte oder an Bergen ge-
legene Felder mit dem Schafmiſte beduͤngen wollen, legen feſtſtehende Horden in der
Nachbarſchaft dieſer Felder an, verſehen ſie mit hinlaͤnglicher Streu, und bringen die
Schafe des Nachts, auch wohl wenn dieſe Plaͤtze durch Baͤume beſchattet find, in
der heißeſten Zeit des Mittags hinein, und erhalten ſo einen reichlichern Duͤnger mit
geringerer Arbeit — denn das Anfahren des Strohs iſt ſehr viel leichter — in der
Naͤhe dieſer Felder. Man kann den Schafen in ſolchen feſtehenden ausgeſtreuten
Horden mehreren Spielraum geben, und die Einſtreuung giebt ihnen ein geſunderes
Lager, als der feuchte Erdboden.

§. 42.

Da jede thieriſche Subſtanz ein kraͤftiges Duͤngungsmittel iſt, ſo wuͤrde dieDuͤnnung mit
thieriſchen
Abfaͤllen.

Fruchtbarkeit des Bodens und die Produktion ungemein gewinnen, wenn außer den
Auswuͤrfen der Thiere auch alle abſterbende thieriſche Koͤrper und die fonſt unzubenu-
tzenden Abfaͤlle des Schlachtviehes ſorgfaͤltiger als Duͤngungsmittel gebraucht wuͤrden,
und wenn man verhuͤtete, daß nichts davon aus dem großen Kreislaufe der Natur ver-
ſchleudert werde.

Die Aeſer der Thiere geben einen vorzuͤglich wirkſamen Duͤnger. Wenn manAeſer.
ſie in Gruben oder ausgemauerten Behaͤltern, beſonders da, wo ſie ſich bei einer
Abdeckerei zuſammenhaͤufen, braͤchte, ſie mit aͤtzendem Kalk beſtreute und mit Erde
bewuͤrfe, und die Maſſe, nachdem ſie ihren Geſtank verloren, was vermittelſt des Kal-
kes ſehr ſchnell geſchieht, durcharbeitete: ſo wuͤrde ſchnell ein Duͤnger von gewaltiger
Kraft daraus hervorgehen, und der Tod bald neues Leben und neuen Lebensgenuß
hervorbringen. Wenn dagegen dieſe Aeſer an der Luft verwittern oder tief unter der
Oberflaͤche verſcharrt oder ins Waſſer geworfen werden, ſo werden ſie aus jenem
Zirkel herausgeſtoßen, und die Lebensmaterie vergeudet.

Selbſt die Knochen werden muͤrbe, wenn ſie mit aͤtzendem Kalk vermiſcht wer-Knochen.
den, laſſen ſich dann leicht zermalmen, und thun, ſo bereitet, eine auffallend große
Wirkung. Man brennt ſie ſonſt auch zuweilen, wo ſie ſich auf Schindangern ange-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0269" n="221"/>
            <fw place="top" type="header">Die Mi&#x017F;tdu&#x0364;ngung.</fw><lb/>
            <p>Auch bedient man &#x017F;ich des Hu&#x0364;rden&#x017F;chlages zuweilen zur Bedu&#x0364;ngung hochgelege-<lb/>
ner Wie&#x017F;en oder ku&#x0364;n&#x017F;tlicher Futterfelder mit &#x017F;ehr gutem Erfolge, be&#x017F;onders wenn &#x017F;ie<lb/>
zu abgelegen vom Hofe &#x017F;ind, um den Du&#x0364;nger auf der Ach&#x017F;e hinzu&#x017F;chaffen.</p><lb/>
            <p>Einige, die gegen den unmittelbaren Hu&#x0364;rden&#x017F;chlag Bedenklichkeiten und Stroh<lb/>
zur Ein&#x017F;treuung im Ueberfluß haben, dennoch aber &#x017F;ehr entfernte oder an Bergen ge-<lb/>
legene Felder mit dem Schafmi&#x017F;te bedu&#x0364;ngen wollen, legen fe&#x017F;t&#x017F;tehende Horden in der<lb/>
Nachbar&#x017F;chaft die&#x017F;er Felder an, ver&#x017F;ehen &#x017F;ie mit hinla&#x0364;nglicher Streu, und bringen die<lb/>
Schafe des Nachts, auch wohl wenn die&#x017F;e Pla&#x0364;tze durch Ba&#x0364;ume be&#x017F;chattet find, in<lb/>
der heiße&#x017F;ten Zeit des Mittags hinein, und erhalten &#x017F;o einen reichlichern Du&#x0364;nger mit<lb/>
geringerer Arbeit &#x2014; denn das Anfahren des Strohs i&#x017F;t &#x017F;ehr viel leichter &#x2014; in der<lb/>
Na&#x0364;he die&#x017F;er Felder. Man kann den Schafen in &#x017F;olchen fe&#x017F;tehenden ausge&#x017F;treuten<lb/>
Horden mehreren Spielraum geben, und die Ein&#x017F;treuung giebt ihnen ein ge&#x017F;underes<lb/>
Lager, als der feuchte Erdboden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 42.</head><lb/>
            <p>Da jede thieri&#x017F;che Sub&#x017F;tanz ein kra&#x0364;ftiges Du&#x0364;ngungsmittel i&#x017F;t, &#x017F;o wu&#x0364;rde die<note place="right">Du&#x0364;nnung mit<lb/>
thieri&#x017F;chen<lb/>
Abfa&#x0364;llen.</note><lb/>
Fruchtbarkeit des Bodens und die Produktion ungemein gewinnen, wenn außer den<lb/>
Auswu&#x0364;rfen der Thiere auch alle ab&#x017F;terbende thieri&#x017F;che Ko&#x0364;rper und die fon&#x017F;t unzubenu-<lb/>
tzenden Abfa&#x0364;lle des Schlachtviehes &#x017F;orgfa&#x0364;ltiger als Du&#x0364;ngungsmittel gebraucht wu&#x0364;rden,<lb/>
und wenn man verhu&#x0364;tete, daß nichts davon aus dem großen Kreislaufe der Natur ver-<lb/>
&#x017F;chleudert werde.</p><lb/>
            <p>Die Ae&#x017F;er der Thiere geben einen vorzu&#x0364;glich wirk&#x017F;amen Du&#x0364;nger. Wenn man<note place="right">Ae&#x017F;er.</note><lb/>
&#x017F;ie in Gruben oder ausgemauerten Beha&#x0364;ltern, be&#x017F;onders da, wo &#x017F;ie &#x017F;ich bei einer<lb/>
Abdeckerei zu&#x017F;ammenha&#x0364;ufen, bra&#x0364;chte, &#x017F;ie mit a&#x0364;tzendem Kalk be&#x017F;treute und mit Erde<lb/>
bewu&#x0364;rfe, und die Ma&#x017F;&#x017F;e, nachdem &#x017F;ie ihren Ge&#x017F;tank verloren, was vermittel&#x017F;t des Kal-<lb/>
kes &#x017F;ehr &#x017F;chnell ge&#x017F;chieht, durcharbeitete: &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;chnell ein Du&#x0364;nger von gewaltiger<lb/>
Kraft daraus hervorgehen, und der Tod bald neues Leben und neuen Lebensgenuß<lb/>
hervorbringen. Wenn dagegen die&#x017F;e Ae&#x017F;er an der Luft verwittern oder tief unter der<lb/>
Oberfla&#x0364;che ver&#x017F;charrt oder ins Wa&#x017F;&#x017F;er geworfen werden, &#x017F;o werden &#x017F;ie aus jenem<lb/>
Zirkel herausge&#x017F;toßen, und die Lebensmaterie vergeudet.</p><lb/>
            <p>Selb&#x017F;t die Knochen werden mu&#x0364;rbe, wenn &#x017F;ie mit a&#x0364;tzendem Kalk vermi&#x017F;cht wer-<note place="right">Knochen.</note><lb/>
den, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich dann leicht zermalmen, und thun, &#x017F;o bereitet, eine auffallend große<lb/>
Wirkung. Man brennt &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t auch zuweilen, wo &#x017F;ie &#x017F;ich auf Schindangern ange-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0269] Die Miſtduͤngung. Auch bedient man ſich des Huͤrdenſchlages zuweilen zur Beduͤngung hochgelege- ner Wieſen oder kuͤnſtlicher Futterfelder mit ſehr gutem Erfolge, beſonders wenn ſie zu abgelegen vom Hofe ſind, um den Duͤnger auf der Achſe hinzuſchaffen. Einige, die gegen den unmittelbaren Huͤrdenſchlag Bedenklichkeiten und Stroh zur Einſtreuung im Ueberfluß haben, dennoch aber ſehr entfernte oder an Bergen ge- legene Felder mit dem Schafmiſte beduͤngen wollen, legen feſtſtehende Horden in der Nachbarſchaft dieſer Felder an, verſehen ſie mit hinlaͤnglicher Streu, und bringen die Schafe des Nachts, auch wohl wenn dieſe Plaͤtze durch Baͤume beſchattet find, in der heißeſten Zeit des Mittags hinein, und erhalten ſo einen reichlichern Duͤnger mit geringerer Arbeit — denn das Anfahren des Strohs iſt ſehr viel leichter — in der Naͤhe dieſer Felder. Man kann den Schafen in ſolchen feſtehenden ausgeſtreuten Horden mehreren Spielraum geben, und die Einſtreuung giebt ihnen ein geſunderes Lager, als der feuchte Erdboden. §. 42. Da jede thieriſche Subſtanz ein kraͤftiges Duͤngungsmittel iſt, ſo wuͤrde die Fruchtbarkeit des Bodens und die Produktion ungemein gewinnen, wenn außer den Auswuͤrfen der Thiere auch alle abſterbende thieriſche Koͤrper und die fonſt unzubenu- tzenden Abfaͤlle des Schlachtviehes ſorgfaͤltiger als Duͤngungsmittel gebraucht wuͤrden, und wenn man verhuͤtete, daß nichts davon aus dem großen Kreislaufe der Natur ver- ſchleudert werde. Duͤnnung mit thieriſchen Abfaͤllen. Die Aeſer der Thiere geben einen vorzuͤglich wirkſamen Duͤnger. Wenn man ſie in Gruben oder ausgemauerten Behaͤltern, beſonders da, wo ſie ſich bei einer Abdeckerei zuſammenhaͤufen, braͤchte, ſie mit aͤtzendem Kalk beſtreute und mit Erde bewuͤrfe, und die Maſſe, nachdem ſie ihren Geſtank verloren, was vermittelſt des Kal- kes ſehr ſchnell geſchieht, durcharbeitete: ſo wuͤrde ſchnell ein Duͤnger von gewaltiger Kraft daraus hervorgehen, und der Tod bald neues Leben und neuen Lebensgenuß hervorbringen. Wenn dagegen dieſe Aeſer an der Luft verwittern oder tief unter der Oberflaͤche verſcharrt oder ins Waſſer geworfen werden, ſo werden ſie aus jenem Zirkel herausgeſtoßen, und die Lebensmaterie vergeudet. Aeſer. Selbſt die Knochen werden muͤrbe, wenn ſie mit aͤtzendem Kalk vermiſcht wer- den, laſſen ſich dann leicht zermalmen, und thun, ſo bereitet, eine auffallend große Wirkung. Man brennt ſie ſonſt auch zuweilen, wo ſie ſich auf Schindangern ange- Knochen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/269
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/269>, abgerufen am 21.12.2024.