Die Schafe werden bei Sonnenuntergang in die Horden gebracht, und Mor- gens nicht eher herausgelassen, als bis der Thau abgetrocknet ist, weil ihnen dieser wegen der heftigen Begierde, womit sie fressen, wenn sie des Nachts gehungert und gedurstet haben, leicht schädlich werden soll. Ehe man sie herausläßt, jagt man sie in den Horden herum, damit sie sich vorher völlig ausleeren, und ihren Dünger nicht verschleppen. Es wird allgemein empfohlen die Schäfer dazu anzuhalten, daß sie dieses thun.
§. 41.
Benutzung des PferchesDer Hürdenschlag ist ein sehr zersetzbarer und daher schnell und stark wirkender Dünger. Er thut deshalb auf die erste Frucht eine ungemein starke Wirkung, auf die zweite aber nur eine geringe, und wenn er schwach gegeben worden ist, gar keine. Nur der starke Hürdenschlag, wo nämlich 2400 Schafe auf 1 Morgen kommen, kann bis zur dritten Frucht nachhaltig seyn, insbesondere wenn im frischen Dung kein Ge- treide, sondern ein anderes Gewächs, gewöhnlich Rappsaat, gebaut wird. Ein so starker Hürdenschlag wird hierdurch nämlich nicht allein am vortheilhaftesten benutzt, sondern man würde auch beim Getreide das Lagern besorgen müssen, welches nach der Hordendüngung sehr leicht erfolgt.
Gewöhnlich giebt man jedoch, wenn man zu einer solchen Frucht stark düngen will, den Hürdenschlag nicht so stark, sondern erst eine Stallmistdüngung, und legt, nachdem diese untergepflügt worden, einen schwächeren Hordenschlag darüber.
Das Getreide, welches auf Hordenschlag, besonders nach starkem wächst, hat gewisse üble Qualitäten, die es dem Becker, Brauer und Branntweinbrenner unan- nehmlich machen, wovon an einem andern Orte.
In der Regel wird das Land, worauf man die Horden legen will, kurz vorher umgepflügt, und dann eilt man so sehr wie möglich den Pferch flach unterzubringen, und mit Erde wieder zu bedecken. Diese fast allgemein befolgte Regel ist mir indessen nach den Versuchen eines Freundes zweifelhaft geworden, der von dem länger oben- aufliegenden Pferch eine stärkere Wirkung verspürt haben wollte: eine Beobachtung, die ich aber fernern Untersuchungen noch überlassen muß. Gewiß ist es, daß man manchmal einen leichten Hürdenschlag über die schon untergebrachte Saat mit großem Nutzen gelegt hat. Von einer Behürdung eines bestellten Kartoffelfeldes habe ich sehr große Wirkung gesehen.
Die Miſtduͤngung.
Die Schafe werden bei Sonnenuntergang in die Horden gebracht, und Mor- gens nicht eher herausgelaſſen, als bis der Thau abgetrocknet iſt, weil ihnen dieſer wegen der heftigen Begierde, womit ſie freſſen, wenn ſie des Nachts gehungert und gedurſtet haben, leicht ſchaͤdlich werden ſoll. Ehe man ſie herauslaͤßt, jagt man ſie in den Horden herum, damit ſie ſich vorher voͤllig ausleeren, und ihren Duͤnger nicht verſchleppen. Es wird allgemein empfohlen die Schaͤfer dazu anzuhalten, daß ſie dieſes thun.
§. 41.
Benutzung des PferchesDer Huͤrdenſchlag iſt ein ſehr zerſetzbarer und daher ſchnell und ſtark wirkender Duͤnger. Er thut deshalb auf die erſte Frucht eine ungemein ſtarke Wirkung, auf die zweite aber nur eine geringe, und wenn er ſchwach gegeben worden iſt, gar keine. Nur der ſtarke Huͤrdenſchlag, wo naͤmlich 2400 Schafe auf 1 Morgen kommen, kann bis zur dritten Frucht nachhaltig ſeyn, insbeſondere wenn im friſchen Dung kein Ge- treide, ſondern ein anderes Gewaͤchs, gewoͤhnlich Rappſaat, gebaut wird. Ein ſo ſtarker Huͤrdenſchlag wird hierdurch naͤmlich nicht allein am vortheilhafteſten benutzt, ſondern man wuͤrde auch beim Getreide das Lagern beſorgen muͤſſen, welches nach der Hordenduͤngung ſehr leicht erfolgt.
Gewoͤhnlich giebt man jedoch, wenn man zu einer ſolchen Frucht ſtark duͤngen will, den Huͤrdenſchlag nicht ſo ſtark, ſondern erſt eine Stallmiſtduͤngung, und legt, nachdem dieſe untergepfluͤgt worden, einen ſchwaͤcheren Hordenſchlag daruͤber.
Das Getreide, welches auf Hordenſchlag, beſonders nach ſtarkem waͤchſt, hat gewiſſe uͤble Qualitaͤten, die es dem Becker, Brauer und Branntweinbrenner unan- nehmlich machen, wovon an einem andern Orte.
In der Regel wird das Land, worauf man die Horden legen will, kurz vorher umgepfluͤgt, und dann eilt man ſo ſehr wie moͤglich den Pferch flach unterzubringen, und mit Erde wieder zu bedecken. Dieſe faſt allgemein befolgte Regel iſt mir indeſſen nach den Verſuchen eines Freundes zweifelhaft geworden, der von dem laͤnger oben- aufliegenden Pferch eine ſtaͤrkere Wirkung verſpuͤrt haben wollte: eine Beobachtung, die ich aber fernern Unterſuchungen noch uͤberlaſſen muß. Gewiß iſt es, daß man manchmal einen leichten Huͤrdenſchlag uͤber die ſchon untergebrachte Saat mit großem Nutzen gelegt hat. Von einer Behuͤrdung eines beſtellten Kartoffelfeldes habe ich ſehr große Wirkung geſehen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0268"n="220"/><fwplace="top"type="header">Die Miſtduͤngung.</fw><lb/><p>Die Schafe werden bei Sonnenuntergang in die Horden gebracht, und Mor-<lb/>
gens nicht eher herausgelaſſen, als bis der Thau abgetrocknet iſt, weil ihnen dieſer<lb/>
wegen der heftigen Begierde, womit ſie freſſen, wenn ſie des Nachts gehungert und<lb/>
gedurſtet haben, leicht ſchaͤdlich werden ſoll. Ehe man ſie herauslaͤßt, jagt man ſie<lb/>
in den Horden herum, damit ſie ſich vorher voͤllig ausleeren, und ihren Duͤnger nicht<lb/>
verſchleppen. Es wird allgemein empfohlen die Schaͤfer dazu anzuhalten, daß ſie<lb/>
dieſes thun.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 41.</head><lb/><p><noteplace="left">Benutzung des<lb/>
Pferches</note>Der Huͤrdenſchlag iſt ein ſehr zerſetzbarer und daher ſchnell und ſtark wirkender<lb/>
Duͤnger. Er thut deshalb auf die erſte Frucht eine ungemein ſtarke Wirkung, auf<lb/>
die zweite aber nur eine geringe, und wenn er ſchwach gegeben worden iſt, gar keine.<lb/>
Nur der ſtarke Huͤrdenſchlag, wo naͤmlich 2400 Schafe auf 1 Morgen kommen, kann<lb/>
bis zur dritten Frucht nachhaltig ſeyn, insbeſondere wenn im friſchen Dung kein Ge-<lb/>
treide, ſondern ein anderes Gewaͤchs, gewoͤhnlich Rappſaat, gebaut wird. Ein ſo<lb/>ſtarker Huͤrdenſchlag wird hierdurch naͤmlich nicht allein am vortheilhafteſten benutzt,<lb/>ſondern man wuͤrde auch beim Getreide das Lagern beſorgen muͤſſen, welches nach der<lb/>
Hordenduͤngung ſehr leicht erfolgt.</p><lb/><p>Gewoͤhnlich giebt man jedoch, wenn man zu einer ſolchen Frucht ſtark duͤngen<lb/>
will, den Huͤrdenſchlag nicht ſo ſtark, ſondern erſt eine Stallmiſtduͤngung, und legt,<lb/>
nachdem dieſe untergepfluͤgt worden, einen ſchwaͤcheren Hordenſchlag daruͤber.</p><lb/><p>Das Getreide, welches auf Hordenſchlag, beſonders nach ſtarkem waͤchſt, hat<lb/>
gewiſſe uͤble Qualitaͤten, die es dem Becker, Brauer und Branntweinbrenner unan-<lb/>
nehmlich machen, wovon an einem andern Orte.</p><lb/><p>In der Regel wird das Land, worauf man die Horden legen will, kurz vorher<lb/>
umgepfluͤgt, und dann eilt man ſo ſehr wie moͤglich den Pferch flach unterzubringen,<lb/>
und mit Erde wieder zu bedecken. Dieſe faſt allgemein befolgte Regel iſt mir indeſſen<lb/>
nach den Verſuchen eines Freundes zweifelhaft geworden, der von dem laͤnger oben-<lb/>
aufliegenden Pferch eine ſtaͤrkere Wirkung verſpuͤrt haben wollte: eine Beobachtung,<lb/>
die ich aber fernern Unterſuchungen noch uͤberlaſſen muß. Gewiß iſt es, daß man<lb/>
manchmal einen leichten Huͤrdenſchlag uͤber die ſchon untergebrachte Saat mit großem<lb/>
Nutzen gelegt hat. Von einer Behuͤrdung eines beſtellten Kartoffelfeldes habe ich<lb/>ſehr große Wirkung geſehen.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[220/0268]
Die Miſtduͤngung.
Die Schafe werden bei Sonnenuntergang in die Horden gebracht, und Mor-
gens nicht eher herausgelaſſen, als bis der Thau abgetrocknet iſt, weil ihnen dieſer
wegen der heftigen Begierde, womit ſie freſſen, wenn ſie des Nachts gehungert und
gedurſtet haben, leicht ſchaͤdlich werden ſoll. Ehe man ſie herauslaͤßt, jagt man ſie
in den Horden herum, damit ſie ſich vorher voͤllig ausleeren, und ihren Duͤnger nicht
verſchleppen. Es wird allgemein empfohlen die Schaͤfer dazu anzuhalten, daß ſie
dieſes thun.
§. 41.
Der Huͤrdenſchlag iſt ein ſehr zerſetzbarer und daher ſchnell und ſtark wirkender
Duͤnger. Er thut deshalb auf die erſte Frucht eine ungemein ſtarke Wirkung, auf
die zweite aber nur eine geringe, und wenn er ſchwach gegeben worden iſt, gar keine.
Nur der ſtarke Huͤrdenſchlag, wo naͤmlich 2400 Schafe auf 1 Morgen kommen, kann
bis zur dritten Frucht nachhaltig ſeyn, insbeſondere wenn im friſchen Dung kein Ge-
treide, ſondern ein anderes Gewaͤchs, gewoͤhnlich Rappſaat, gebaut wird. Ein ſo
ſtarker Huͤrdenſchlag wird hierdurch naͤmlich nicht allein am vortheilhafteſten benutzt,
ſondern man wuͤrde auch beim Getreide das Lagern beſorgen muͤſſen, welches nach der
Hordenduͤngung ſehr leicht erfolgt.
Benutzung des
Pferches
Gewoͤhnlich giebt man jedoch, wenn man zu einer ſolchen Frucht ſtark duͤngen
will, den Huͤrdenſchlag nicht ſo ſtark, ſondern erſt eine Stallmiſtduͤngung, und legt,
nachdem dieſe untergepfluͤgt worden, einen ſchwaͤcheren Hordenſchlag daruͤber.
Das Getreide, welches auf Hordenſchlag, beſonders nach ſtarkem waͤchſt, hat
gewiſſe uͤble Qualitaͤten, die es dem Becker, Brauer und Branntweinbrenner unan-
nehmlich machen, wovon an einem andern Orte.
In der Regel wird das Land, worauf man die Horden legen will, kurz vorher
umgepfluͤgt, und dann eilt man ſo ſehr wie moͤglich den Pferch flach unterzubringen,
und mit Erde wieder zu bedecken. Dieſe faſt allgemein befolgte Regel iſt mir indeſſen
nach den Verſuchen eines Freundes zweifelhaft geworden, der von dem laͤnger oben-
aufliegenden Pferch eine ſtaͤrkere Wirkung verſpuͤrt haben wollte: eine Beobachtung,
die ich aber fernern Unterſuchungen noch uͤberlaſſen muß. Gewiß iſt es, daß man
manchmal einen leichten Huͤrdenſchlag uͤber die ſchon untergebrachte Saat mit großem
Nutzen gelegt hat. Von einer Behuͤrdung eines beſtellten Kartoffelfeldes habe ich
ſehr große Wirkung geſehen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/268>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.