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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Der Mergel.
mergel wie Stein verhärtet, so erfordert dieser die längste Zeit, und unter dem Stein-
mergel zerfällt der schiefrigte leichter, als der, welcher keinen schiefrigten Bruch hat.

§. 97.

Verhalten ge-
gen die Säu-
ren.
Die flüssigen Säuren bringen aus bekannten Ursachen ein starkes Aufbrausen
hervor. Werden sie auf den Mergel gegossen, so verbinden sie sich mit dem Kalk;
die Thonerde aber bleibt unangegriffen von den Säuren, so lange diese noch Kalk-
erde aufzunehmen haben. Erst wenn die Kalkerde genug von der Säure aufgenom-
men ist, und dann noch ein Ueberschuß von Säure bleibt, so kann auch etwas Thon-
erde und Eisenoxyd aufgelöst werden.

§. 98.

Im Feuer.Wir wissen, daß der kohlensaure Kalk zwar für sich nicht zum Schmelzen zu
bringen ist, und daß der Thon sich im heftigsten Feuer sehr schwer verglaset. Wenn
aber beide Substanzen miteinander verbunden sind, so kommen sie leicht im Fluß.
Der Mergel ist also eine schmelzbare verglasbare Substanz. Es bedarf keiner sehr
großen Hitze, um ihn in Fluß zu bringen. Deshalb bedient man sich auch des Mergels
beim Scheiden der Metalle, um die Erze leicht zum Schmelzen zu bringen. Häufig
geschieht dies bei der Gewinnung des Eisens.

§. 99.

Beimischung
anderer Sub-
stanzen.
Sehr häufig ist der Mergel noch mit andern Theilen vermengt, die eigentlich
nicht zu seiner Mischung gehören. Die gewöhnlichsten sind Bittererde, Sand und
Gyps. Die Bittererde findet man häufi[g] im Mergel, und zwar in dem, von wel-
chem man recht gute Wirkung sieht. Sie ist auch im kohlensauren Zustande darin,
wo sie mit Säuren ein Aufbrausen erregt, sich in solchen auflöst, und folglich bei
der oberflächlichen Untersuchung des Mergels mit dem Kalke verwechselt wird. Da
man aber über ihre Wirkung ungewiß ist, so wird es darauf ankommen, sie genauer
zu unterscheiden. Mergel mit Bittererde verbunden heißt bittererdhaltiger Mergel,
und je nachdem der Thon oder der Kalk darin vorwaltend ist, bittererdiger Thon oder
Kalkmergel. Einiger Sand ist dem Mergel immer beigemischt. Ist seine Zu-
mischung beträchtlich, so nennen wir ihn sandigen Thon- oder Kalkmergel. Steigt
das Verhältniß des Sandes auf 60, 70 bis 80 Prozent mergeligen Sand. Eini-
ger Sand im Mergel ist sehr gut; er bewirkt, daß der Mergel um so schneller ver-
wittert und zerfällt. Auch Gyps ist im Mergel, und zeigt sich zuweilen in kleinen

Der Mergel.
mergel wie Stein verhaͤrtet, ſo erfordert dieſer die laͤngſte Zeit, und unter dem Stein-
mergel zerfaͤllt der ſchiefrigte leichter, als der, welcher keinen ſchiefrigten Bruch hat.

§. 97.

Verhalten ge-
gen die Saͤu-
ren.
Die fluͤſſigen Saͤuren bringen aus bekannten Urſachen ein ſtarkes Aufbrauſen
hervor. Werden ſie auf den Mergel gegoſſen, ſo verbinden ſie ſich mit dem Kalk;
die Thonerde aber bleibt unangegriffen von den Saͤuren, ſo lange dieſe noch Kalk-
erde aufzunehmen haben. Erſt wenn die Kalkerde genug von der Saͤure aufgenom-
men iſt, und dann noch ein Ueberſchuß von Saͤure bleibt, ſo kann auch etwas Thon-
erde und Eiſenoxyd aufgeloͤſt werden.

§. 98.

Im Feuer.Wir wiſſen, daß der kohlenſaure Kalk zwar fuͤr ſich nicht zum Schmelzen zu
bringen iſt, und daß der Thon ſich im heftigſten Feuer ſehr ſchwer verglaſet. Wenn
aber beide Subſtanzen miteinander verbunden ſind, ſo kommen ſie leicht im Fluß.
Der Mergel iſt alſo eine ſchmelzbare verglasbare Subſtanz. Es bedarf keiner ſehr
großen Hitze, um ihn in Fluß zu bringen. Deshalb bedient man ſich auch des Mergels
beim Scheiden der Metalle, um die Erze leicht zum Schmelzen zu bringen. Haͤufig
geſchieht dies bei der Gewinnung des Eiſens.

§. 99.

Beimiſchung
anderer Sub-
ſtanzen.
Sehr haͤufig iſt der Mergel noch mit andern Theilen vermengt, die eigentlich
nicht zu ſeiner Miſchung gehoͤren. Die gewoͤhnlichſten ſind Bittererde, Sand und
Gyps. Die Bittererde findet man haͤufi[g] im Mergel, und zwar in dem, von wel-
chem man recht gute Wirkung ſieht. Sie iſt auch im kohlenſauren Zuſtande darin,
wo ſie mit Saͤuren ein Aufbrauſen erregt, ſich in ſolchen aufloͤſt, und folglich bei
der oberflaͤchlichen Unterſuchung des Mergels mit dem Kalke verwechſelt wird. Da
man aber uͤber ihre Wirkung ungewiß iſt, ſo wird es darauf ankommen, ſie genauer
zu unterſcheiden. Mergel mit Bittererde verbunden heißt bittererdhaltiger Mergel,
und je nachdem der Thon oder der Kalk darin vorwaltend iſt, bittererdiger Thon oder
Kalkmergel. Einiger Sand iſt dem Mergel immer beigemiſcht. Iſt ſeine Zu-
miſchung betraͤchtlich, ſo nennen wir ihn ſandigen Thon- oder Kalkmergel. Steigt
das Verhaͤltniß des Sandes auf 60, 70 bis 80 Prozent mergeligen Sand. Eini-
ger Sand im Mergel iſt ſehr gut; er bewirkt, daß der Mergel um ſo ſchneller ver-
wittert und zerfaͤllt. Auch Gyps iſt im Mergel, und zeigt ſich zuweilen in kleinen

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[100/0144] Der Mergel. mergel wie Stein verhaͤrtet, ſo erfordert dieſer die laͤngſte Zeit, und unter dem Stein- mergel zerfaͤllt der ſchiefrigte leichter, als der, welcher keinen ſchiefrigten Bruch hat. §. 97. Die fluͤſſigen Saͤuren bringen aus bekannten Urſachen ein ſtarkes Aufbrauſen hervor. Werden ſie auf den Mergel gegoſſen, ſo verbinden ſie ſich mit dem Kalk; die Thonerde aber bleibt unangegriffen von den Saͤuren, ſo lange dieſe noch Kalk- erde aufzunehmen haben. Erſt wenn die Kalkerde genug von der Saͤure aufgenom- men iſt, und dann noch ein Ueberſchuß von Saͤure bleibt, ſo kann auch etwas Thon- erde und Eiſenoxyd aufgeloͤſt werden. Verhalten ge- gen die Saͤu- ren. §. 98. Wir wiſſen, daß der kohlenſaure Kalk zwar fuͤr ſich nicht zum Schmelzen zu bringen iſt, und daß der Thon ſich im heftigſten Feuer ſehr ſchwer verglaſet. Wenn aber beide Subſtanzen miteinander verbunden ſind, ſo kommen ſie leicht im Fluß. Der Mergel iſt alſo eine ſchmelzbare verglasbare Subſtanz. Es bedarf keiner ſehr großen Hitze, um ihn in Fluß zu bringen. Deshalb bedient man ſich auch des Mergels beim Scheiden der Metalle, um die Erze leicht zum Schmelzen zu bringen. Haͤufig geſchieht dies bei der Gewinnung des Eiſens. Im Feuer. §. 99. Sehr haͤufig iſt der Mergel noch mit andern Theilen vermengt, die eigentlich nicht zu ſeiner Miſchung gehoͤren. Die gewoͤhnlichſten ſind Bittererde, Sand und Gyps. Die Bittererde findet man haͤufig im Mergel, und zwar in dem, von wel- chem man recht gute Wirkung ſieht. Sie iſt auch im kohlenſauren Zuſtande darin, wo ſie mit Saͤuren ein Aufbrauſen erregt, ſich in ſolchen aufloͤſt, und folglich bei der oberflaͤchlichen Unterſuchung des Mergels mit dem Kalke verwechſelt wird. Da man aber uͤber ihre Wirkung ungewiß iſt, ſo wird es darauf ankommen, ſie genauer zu unterſcheiden. Mergel mit Bittererde verbunden heißt bittererdhaltiger Mergel, und je nachdem der Thon oder der Kalk darin vorwaltend iſt, bittererdiger Thon oder Kalkmergel. Einiger Sand iſt dem Mergel immer beigemiſcht. Iſt ſeine Zu- miſchung betraͤchtlich, ſo nennen wir ihn ſandigen Thon- oder Kalkmergel. Steigt das Verhaͤltniß des Sandes auf 60, 70 bis 80 Prozent mergeligen Sand. Eini- ger Sand im Mergel iſt ſehr gut; er bewirkt, daß der Mergel um ſo ſchneller ver- wittert und zerfaͤllt. Auch Gyps iſt im Mergel, und zeigt ſich zuweilen in kleinen Beimiſchung anderer Sub- ſtanzen.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/144>, abgerufen am 21.11.2024.