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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Der Mergel.
wickelt sich in Blasen, die im Wasser in die Höhe steigen und zuweilen ein gelindes
Geräusch und eine Art von Aufbrausen veranlassen. Mann kann zwar nicht anneh-
men, daß eine Erdart, die im Wasser zerfällt, immer Mergel sey; denn auch sehr
magere Thonarten zerfallen darin. Man kann aber sicher schließen, daß, wenn eine
Erdart nicht im Wasser zerfällt, es kein Mergel sey. Jeder Mergel, selbst der Stein-
mergel, wird im Wasser mürbe und pulvrig. Auch an der Luft verliert der Mergel
seinen Zusammenhang und zerfällt hier eben so fein wie unter dem Wasser; nur ge-
hört eine längere Zeit dazu Dies macht die Anwendung des Mergels zur Verbesse-
rung des Bodens so bequem. Man braucht den Mergel nicht erst zu Pulver zu zer-
malmen, um ihn mit der Erdkrume zu vermengen, sondern man kann das Verkleine-
rungsgeschäft ganz der Luft überlassen. Die atmosphärische Feuchtigkeit dringt in den
auf dem Acker liegenden Mergel ein, und pulvert ihn. Frost kommt der Zerkleinerung
sehr zu Statten, und er muß bei zähen Mergelarten, zuweilen beim Steinmergel, zu
Hülfe kommen, wenn das Zerfallen zu Stande kommen soll, weshalb man solche
Mergelarten gern vor Winter aufführen läßt. Die Feuchtigkeit, welche der Mergel
eingesogen hat, dehnt sich beim Gefrieren aus, und treibt die Partikeln auseinander
so wie wir dies beim Thone bemerkt haben.

§. 96.

Das Zerfallen des Mergels an der Luft und im Wasser hängt in Hinsicht der
dazu erforderlichen Zeit theils von dem Verhältnisse des Thons und von der Beschaf-
fenheit desselben, theils von dem mehr oder weniger festen Zustande ab, den der Mer-
gel durch die Verbindung seiner Theile hat. Reiner fester Kalk zerfällt gar nicht,
eben so wenig wie reiner fester Thon. Ist der Kalk also sehr hervorstechend im Mer-
gel, so verhindert dies sein Zerfallen; ist der Thon überwiegend, so geschieht es
ebenfalls, wenigstens langsam. Zum leichten Zerfallen gehört ein gewisses Verhält-
niß von beiden, und dies gerechte Verhältniß wird durch die mehrere oder mindere
Fettigkeit des Thons mit bestimmt.

Bei Mergelarten, die den Thon von gleicher Qualität besitzen, die aber ver-
schiedene Verhältnisse desselben mit dem Kalk enthalten, wird der eigentliche Mergel
am leichtesten, der Kalk- und Thonmergel aber schwerer zerfallen. Dann kommt es
auch auf die besondere Verbindung der Theile unter sich an. Haben sie sich im Stein-

N 2

Der Mergel.
wickelt ſich in Blaſen, die im Waſſer in die Hoͤhe ſteigen und zuweilen ein gelindes
Geraͤuſch und eine Art von Aufbrauſen veranlaſſen. Mann kann zwar nicht anneh-
men, daß eine Erdart, die im Waſſer zerfaͤllt, immer Mergel ſey; denn auch ſehr
magere Thonarten zerfallen darin. Man kann aber ſicher ſchließen, daß, wenn eine
Erdart nicht im Waſſer zerfaͤllt, es kein Mergel ſey. Jeder Mergel, ſelbſt der Stein-
mergel, wird im Waſſer muͤrbe und pulvrig. Auch an der Luft verliert der Mergel
ſeinen Zuſammenhang und zerfaͤllt hier eben ſo fein wie unter dem Waſſer; nur ge-
hoͤrt eine laͤngere Zeit dazu Dies macht die Anwendung des Mergels zur Verbeſſe-
rung des Bodens ſo bequem. Man braucht den Mergel nicht erſt zu Pulver zu zer-
malmen, um ihn mit der Erdkrume zu vermengen, ſondern man kann das Verkleine-
rungsgeſchaͤft ganz der Luft uͤberlaſſen. Die atmoſphaͤriſche Feuchtigkeit dringt in den
auf dem Acker liegenden Mergel ein, und pulvert ihn. Froſt kommt der Zerkleinerung
ſehr zu Statten, und er muß bei zaͤhen Mergelarten, zuweilen beim Steinmergel, zu
Huͤlfe kommen, wenn das Zerfallen zu Stande kommen ſoll, weshalb man ſolche
Mergelarten gern vor Winter auffuͤhren laͤßt. Die Feuchtigkeit, welche der Mergel
eingeſogen hat, dehnt ſich beim Gefrieren aus, und treibt die Partikeln auseinander
ſo wie wir dies beim Thone bemerkt haben.

§. 96.

Das Zerfallen des Mergels an der Luft und im Waſſer haͤngt in Hinſicht der
dazu erforderlichen Zeit theils von dem Verhaͤltniſſe des Thons und von der Beſchaf-
fenheit deſſelben, theils von dem mehr oder weniger feſten Zuſtande ab, den der Mer-
gel durch die Verbindung ſeiner Theile hat. Reiner feſter Kalk zerfaͤllt gar nicht,
eben ſo wenig wie reiner feſter Thon. Iſt der Kalk alſo ſehr hervorſtechend im Mer-
gel, ſo verhindert dies ſein Zerfallen; iſt der Thon uͤberwiegend, ſo geſchieht es
ebenfalls, wenigſtens langſam. Zum leichten Zerfallen gehoͤrt ein gewiſſes Verhaͤlt-
niß von beiden, und dies gerechte Verhaͤltniß wird durch die mehrere oder mindere
Fettigkeit des Thons mit beſtimmt.

Bei Mergelarten, die den Thon von gleicher Qualitaͤt beſitzen, die aber ver-
ſchiedene Verhaͤltniſſe deſſelben mit dem Kalk enthalten, wird der eigentliche Mergel
am leichteſten, der Kalk- und Thonmergel aber ſchwerer zerfallen. Dann kommt es
auch auf die beſondere Verbindung der Theile unter ſich an. Haben ſie ſich im Stein-

N 2
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[99/0143] Der Mergel. wickelt ſich in Blaſen, die im Waſſer in die Hoͤhe ſteigen und zuweilen ein gelindes Geraͤuſch und eine Art von Aufbrauſen veranlaſſen. Mann kann zwar nicht anneh- men, daß eine Erdart, die im Waſſer zerfaͤllt, immer Mergel ſey; denn auch ſehr magere Thonarten zerfallen darin. Man kann aber ſicher ſchließen, daß, wenn eine Erdart nicht im Waſſer zerfaͤllt, es kein Mergel ſey. Jeder Mergel, ſelbſt der Stein- mergel, wird im Waſſer muͤrbe und pulvrig. Auch an der Luft verliert der Mergel ſeinen Zuſammenhang und zerfaͤllt hier eben ſo fein wie unter dem Waſſer; nur ge- hoͤrt eine laͤngere Zeit dazu Dies macht die Anwendung des Mergels zur Verbeſſe- rung des Bodens ſo bequem. Man braucht den Mergel nicht erſt zu Pulver zu zer- malmen, um ihn mit der Erdkrume zu vermengen, ſondern man kann das Verkleine- rungsgeſchaͤft ganz der Luft uͤberlaſſen. Die atmoſphaͤriſche Feuchtigkeit dringt in den auf dem Acker liegenden Mergel ein, und pulvert ihn. Froſt kommt der Zerkleinerung ſehr zu Statten, und er muß bei zaͤhen Mergelarten, zuweilen beim Steinmergel, zu Huͤlfe kommen, wenn das Zerfallen zu Stande kommen ſoll, weshalb man ſolche Mergelarten gern vor Winter auffuͤhren laͤßt. Die Feuchtigkeit, welche der Mergel eingeſogen hat, dehnt ſich beim Gefrieren aus, und treibt die Partikeln auseinander ſo wie wir dies beim Thone bemerkt haben. §. 96. Das Zerfallen des Mergels an der Luft und im Waſſer haͤngt in Hinſicht der dazu erforderlichen Zeit theils von dem Verhaͤltniſſe des Thons und von der Beſchaf- fenheit deſſelben, theils von dem mehr oder weniger feſten Zuſtande ab, den der Mer- gel durch die Verbindung ſeiner Theile hat. Reiner feſter Kalk zerfaͤllt gar nicht, eben ſo wenig wie reiner feſter Thon. Iſt der Kalk alſo ſehr hervorſtechend im Mer- gel, ſo verhindert dies ſein Zerfallen; iſt der Thon uͤberwiegend, ſo geſchieht es ebenfalls, wenigſtens langſam. Zum leichten Zerfallen gehoͤrt ein gewiſſes Verhaͤlt- niß von beiden, und dies gerechte Verhaͤltniß wird durch die mehrere oder mindere Fettigkeit des Thons mit beſtimmt. Bei Mergelarten, die den Thon von gleicher Qualitaͤt beſitzen, die aber ver- ſchiedene Verhaͤltniſſe deſſelben mit dem Kalk enthalten, wird der eigentliche Mergel am leichteſten, der Kalk- und Thonmergel aber ſchwerer zerfallen. Dann kommt es auch auf die beſondere Verbindung der Theile unter ſich an. Haben ſie ſich im Stein- N 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/143>, abgerufen am 21.11.2024.