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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Thonerde im reinen Zustande.
aber, der nach Buchholz 28 Prozent, nach Saussure aber noch weit mehr
beträgt, läßt sie in dieser Wärme nicht fahren, sondern es ist hierzu eine starke Glüh-
hitze erforderlich.

§. 26.

Verhalten im
Feuer.
Für sich läßt sich die reine Thonerde in der gewöhnlichen Hitze nicht schmelzen;
allein in dem Brennpunkte großer Brennspiegel und in einem mit Oxygengas angefach-
ten Feuer erleidet sie eine Art von Schmelzung, welche aber doch keine völlige Ver-
glasung hervorbringt. Aber mit Kalkerde vermengt, kann sie völlig in Fluß gebracht
werden. Auch ist sie mit Kieselerde vereinigt eher zum Schmelzen geneigt.

Durch das Glühen aber erleidet die Thonerde jedesmal doch eine starke Verände-
rung. Es erfolgt keine Schmelzung, aber doch eine Art von Zusammensinterung.
Sie verliert dadurch ihre mechanische Anziehung zum Wasser, und wird im Gefühle
hart. Mit Wasser vermengt wird sie nicht mehr zum schlüpfrigen Brei, und
kömmt überhaupt in ihren physischen Eigenschaften der Kieselerde jetzt mehr gleich.
Daher rührt es, daß der Thon nach dem Brennen nicht mehr formbar bleibt, und
es läßt sich auch daher der Nutzen zum Theil erklären, den das Brennen des thonig-
ten Bodens bewirkt. Man kann derselben ihre vorigen Eigenschaften nur dadurch
wiedergeben, daß man sie in Säuren auflöst und durch Alkalien wieder nieder-
schlägt.

§. 27.

Sie hat keine
alkalischen
Eigenschaften.
Die Thonerde äußert durchaus keine alkalische Eigenschaften, und verändert
die auf Alkali reagirenden Papiere nicht. Auch kann sie sich mit dem Schwefel nicht
vereinigen, wie die Alkalien, Kalk- und Bitter-Erde. Wir haben keine Erfah-
rung, daß sie im reinen Zustande das Oxygen, Hydrogen, Azote und den Kohlenstoff
anziehen könne. Jedoch ist es sehr wahrscheinlich, daß sie sich nicht ganz gleichgül-
tig gegen diese Stoffe verhalte. Wenigstens hat sie gegen eine Vereinigung dieser
Stoffe, wie im Humus, Verwandtschaft.

§. 28.

Wahlver-
wandtschaft
mit andern
Erden.
Gegen andere Erden äußert sie aber eine wahre Verwandtschaft, und sie kann
sich mit ihnen unter gewissen Umständen wirklich chemisch verbinden. Die Kieselerde
wird von ihr begierig angezogen, und nach Guyton kann sie dieselbe aus der Kie-

Thonerde im reinen Zuſtande.
aber, der nach Buchholz 28 Prozent, nach Sauſſure aber noch weit mehr
betraͤgt, laͤßt ſie in dieſer Waͤrme nicht fahren, ſondern es iſt hierzu eine ſtarke Gluͤh-
hitze erforderlich.

§. 26.

Verhalten im
Feuer.
Fuͤr ſich laͤßt ſich die reine Thonerde in der gewoͤhnlichen Hitze nicht ſchmelzen;
allein in dem Brennpunkte großer Brennſpiegel und in einem mit Oxygengas angefach-
ten Feuer erleidet ſie eine Art von Schmelzung, welche aber doch keine voͤllige Ver-
glaſung hervorbringt. Aber mit Kalkerde vermengt, kann ſie voͤllig in Fluß gebracht
werden. Auch iſt ſie mit Kieſelerde vereinigt eher zum Schmelzen geneigt.

Durch das Gluͤhen aber erleidet die Thonerde jedesmal doch eine ſtarke Veraͤnde-
rung. Es erfolgt keine Schmelzung, aber doch eine Art von Zuſammenſinterung.
Sie verliert dadurch ihre mechaniſche Anziehung zum Waſſer, und wird im Gefuͤhle
hart. Mit Waſſer vermengt wird ſie nicht mehr zum ſchluͤpfrigen Brei, und
koͤmmt uͤberhaupt in ihren phyſiſchen Eigenſchaften der Kieſelerde jetzt mehr gleich.
Daher ruͤhrt es, daß der Thon nach dem Brennen nicht mehr formbar bleibt, und
es laͤßt ſich auch daher der Nutzen zum Theil erklaͤren, den das Brennen des thonig-
ten Bodens bewirkt. Man kann derſelben ihre vorigen Eigenſchaften nur dadurch
wiedergeben, daß man ſie in Saͤuren aufloͤſt und durch Alkalien wieder nieder-
ſchlaͤgt.

§. 27.

Sie hat keine
alkaliſchen
Eigenſchaften.
Die Thonerde aͤußert durchaus keine alkaliſche Eigenſchaften, und veraͤndert
die auf Alkali reagirenden Papiere nicht. Auch kann ſie ſich mit dem Schwefel nicht
vereinigen, wie die Alkalien, Kalk- und Bitter-Erde. Wir haben keine Erfah-
rung, daß ſie im reinen Zuſtande das Oxygen, Hydrogen, Azote und den Kohlenſtoff
anziehen koͤnne. Jedoch iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß ſie ſich nicht ganz gleichguͤl-
tig gegen dieſe Stoffe verhalte. Wenigſtens hat ſie gegen eine Vereinigung dieſer
Stoffe, wie im Humus, Verwandtſchaft.

§. 28.

Wahlver-
wandtſchaft
mit andern
Erden.
Gegen andere Erden aͤußert ſie aber eine wahre Verwandtſchaft, und ſie kann
ſich mit ihnen unter gewiſſen Umſtaͤnden wirklich chemiſch verbinden. Die Kieſelerde
wird von ihr begierig angezogen, und nach Guyton kann ſie dieſelbe aus der Kie-

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[62/0106] Thonerde im reinen Zuſtande. aber, der nach Buchholz 28 Prozent, nach Sauſſure aber noch weit mehr betraͤgt, laͤßt ſie in dieſer Waͤrme nicht fahren, ſondern es iſt hierzu eine ſtarke Gluͤh- hitze erforderlich. §. 26. Fuͤr ſich laͤßt ſich die reine Thonerde in der gewoͤhnlichen Hitze nicht ſchmelzen; allein in dem Brennpunkte großer Brennſpiegel und in einem mit Oxygengas angefach- ten Feuer erleidet ſie eine Art von Schmelzung, welche aber doch keine voͤllige Ver- glaſung hervorbringt. Aber mit Kalkerde vermengt, kann ſie voͤllig in Fluß gebracht werden. Auch iſt ſie mit Kieſelerde vereinigt eher zum Schmelzen geneigt. Verhalten im Feuer. Durch das Gluͤhen aber erleidet die Thonerde jedesmal doch eine ſtarke Veraͤnde- rung. Es erfolgt keine Schmelzung, aber doch eine Art von Zuſammenſinterung. Sie verliert dadurch ihre mechaniſche Anziehung zum Waſſer, und wird im Gefuͤhle hart. Mit Waſſer vermengt wird ſie nicht mehr zum ſchluͤpfrigen Brei, und koͤmmt uͤberhaupt in ihren phyſiſchen Eigenſchaften der Kieſelerde jetzt mehr gleich. Daher ruͤhrt es, daß der Thon nach dem Brennen nicht mehr formbar bleibt, und es laͤßt ſich auch daher der Nutzen zum Theil erklaͤren, den das Brennen des thonig- ten Bodens bewirkt. Man kann derſelben ihre vorigen Eigenſchaften nur dadurch wiedergeben, daß man ſie in Saͤuren aufloͤſt und durch Alkalien wieder nieder- ſchlaͤgt. §. 27. Die Thonerde aͤußert durchaus keine alkaliſche Eigenſchaften, und veraͤndert die auf Alkali reagirenden Papiere nicht. Auch kann ſie ſich mit dem Schwefel nicht vereinigen, wie die Alkalien, Kalk- und Bitter-Erde. Wir haben keine Erfah- rung, daß ſie im reinen Zuſtande das Oxygen, Hydrogen, Azote und den Kohlenſtoff anziehen koͤnne. Jedoch iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß ſie ſich nicht ganz gleichguͤl- tig gegen dieſe Stoffe verhalte. Wenigſtens hat ſie gegen eine Vereinigung dieſer Stoffe, wie im Humus, Verwandtſchaft. Sie hat keine alkaliſchen Eigenſchaften. §. 28. Gegen andere Erden aͤußert ſie aber eine wahre Verwandtſchaft, und ſie kann ſich mit ihnen unter gewiſſen Umſtaͤnden wirklich chemiſch verbinden. Die Kieſelerde wird von ihr begierig angezogen, und nach Guyton kann ſie dieſelbe aus der Kie- Wahlver- wandtſchaft mit andern Erden.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/106>, abgerufen am 21.12.2024.