Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.Auswahl eines Landguts. bearbeitendes Material ansieht, aus welchem er ein Produkt darstellen will, nichtaber als Handel zum Wiederverkauf, bei welchem man bloß durch den Umsatz Ge- winn zu machen trachtet. Denn diese Handelsspekulation hat ganz andre Grund- sätze und Regeln, als das landwirthschaftliche Gewerbe. §. 64. Preis der In sofern erstere Ursach vermehrter Geldumlauf und gesicherter Kredit den Preis Auswahl eines Landguts. bearbeitendes Material anſieht, aus welchem er ein Produkt darſtellen will, nichtaber als Handel zum Wiederverkauf, bei welchem man bloß durch den Umſatz Ge- winn zu machen trachtet. Denn dieſe Handelsſpekulation hat ganz andre Grund- ſaͤtze und Regeln, als das landwirthſchaftliche Gewerbe. §. 64. Preis der In ſofern erſtere Urſach vermehrter Geldumlauf und geſicherter Kredit den Preis <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0064" n="34"/><fw place="top" type="header">Auswahl eines Landguts.</fw><lb/> bearbeitendes Material anſieht, aus welchem er ein Produkt darſtellen will, nicht<lb/> aber als Handel zum Wiederverkauf, bei welchem man bloß durch den Umſatz Ge-<lb/> winn zu machen trachtet. Denn dieſe Handelsſpekulation hat ganz andre Grund-<lb/> ſaͤtze und Regeln, als das landwirthſchaftliche Gewerbe.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 64.</head><lb/> <p><note place="left">Preis der<lb/> Landguͤter.</note>Der Preis der Landguͤter iſt ſehr veraͤnderlich. Seit einer langen Periode iſt er<lb/> bis zu dieſer Zeit immer geſtiegen, und von zwanzig zu zwanzig, oft von zehn zu zehn<lb/> Jahren <hi rendition="#g">verdoppelt</hi> worden, ſo daß er nun zu einer Hoͤhe kam, die vor funfzig<lb/> Jahren jedem unglaublich geſchienen haͤtte. Dieſes iſt eines Theils durch den ver-<lb/> mehrten Geldumlauf, dem geſunkenen Werthe deſſelben, und dem folglich geſtiegenen<lb/> Preiſe aller Produkte beizumeſſen. Es iſt aber auch nicht zu verkennen, daß andern<lb/> Theils die vermehrte und ſich weiter verbreitende Kenntniß des landwirthſchaftlichen<lb/> Gewerbes, der gluͤckliche Erfolg mancher Verbeſſerungen, der hoͤhere Ertrag verbeſ-<lb/> ſerter Wirthſchaftsſyſteme, und vielleicht nur die Ahnung einer noch hoͤhern Vollkom-<lb/> menheit, und eines den jetzigen weit uͤberſteigenden Ertrages; dann aber auch die<lb/> groͤßere Neigung und Applikation zum Landleben, die unter der gebildeteren und<lb/> wohlhabenden Klaſſe entſtanden iſt, eben ſo viel dazu beigetragen haben.</p><lb/> <p>In ſofern erſtere Urſach vermehrter Geldumlauf und geſicherter Kredit den Preis<lb/> der Guͤter in die Hoͤhe getrieben hat, iſt es wahrſcheinlich, daß er in der naͤchſten<lb/> Periode betraͤchtlich fallen werde, da beides durch ungluͤckliche politiſche Konjuncturen<lb/> ſehr geſchwaͤcht worden. Insbeſondere wenn viele Guͤter auf einmal zum Verkauf<lb/> gebracht werden muͤßten, koͤnnte ihr Preis ſehr fallen. Indeſſen darf man immer<lb/> erwarten, daß die zweite Urſach — die verbreitete Kenntniß der Landwirthſchaft —<lb/> ſo ſtark entgegenwirken werde, daß dieſes Sinken hoͤchſtens nur momentan ſey. Und<lb/> dies um ſo mehr, da betraͤchtliche Kapitale, die vorher in andern Gewerben angelegt<lb/> waren, derſelben Konjuncturen wegen dem Grundbeſitze und dem Ackerbau zufließen<lb/> muͤſſen. Auf jedem Falle wird nach einer Reihe von Jahren die zweite Urſach ſo<lb/> maͤchtig wirken, daß der Werth der Grundbeſitzungen noch ſteigen wird, wenn Ruhe,<lb/> Zutrauen und freyer Handel hergeſtellet ſind. Ein uͤbermaͤßiges Sinken der Pro-<lb/> dukte iſt von einer ſtaͤrkeren Produktion keinesweges zu beſorgen, weil mit derſelben<lb/> auch die Konſumtion zunimmt.</p> </div><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0064]
Auswahl eines Landguts.
bearbeitendes Material anſieht, aus welchem er ein Produkt darſtellen will, nicht
aber als Handel zum Wiederverkauf, bei welchem man bloß durch den Umſatz Ge-
winn zu machen trachtet. Denn dieſe Handelsſpekulation hat ganz andre Grund-
ſaͤtze und Regeln, als das landwirthſchaftliche Gewerbe.
§. 64.
Der Preis der Landguͤter iſt ſehr veraͤnderlich. Seit einer langen Periode iſt er
bis zu dieſer Zeit immer geſtiegen, und von zwanzig zu zwanzig, oft von zehn zu zehn
Jahren verdoppelt worden, ſo daß er nun zu einer Hoͤhe kam, die vor funfzig
Jahren jedem unglaublich geſchienen haͤtte. Dieſes iſt eines Theils durch den ver-
mehrten Geldumlauf, dem geſunkenen Werthe deſſelben, und dem folglich geſtiegenen
Preiſe aller Produkte beizumeſſen. Es iſt aber auch nicht zu verkennen, daß andern
Theils die vermehrte und ſich weiter verbreitende Kenntniß des landwirthſchaftlichen
Gewerbes, der gluͤckliche Erfolg mancher Verbeſſerungen, der hoͤhere Ertrag verbeſ-
ſerter Wirthſchaftsſyſteme, und vielleicht nur die Ahnung einer noch hoͤhern Vollkom-
menheit, und eines den jetzigen weit uͤberſteigenden Ertrages; dann aber auch die
groͤßere Neigung und Applikation zum Landleben, die unter der gebildeteren und
wohlhabenden Klaſſe entſtanden iſt, eben ſo viel dazu beigetragen haben.
Preis der
Landguͤter.
In ſofern erſtere Urſach vermehrter Geldumlauf und geſicherter Kredit den Preis
der Guͤter in die Hoͤhe getrieben hat, iſt es wahrſcheinlich, daß er in der naͤchſten
Periode betraͤchtlich fallen werde, da beides durch ungluͤckliche politiſche Konjuncturen
ſehr geſchwaͤcht worden. Insbeſondere wenn viele Guͤter auf einmal zum Verkauf
gebracht werden muͤßten, koͤnnte ihr Preis ſehr fallen. Indeſſen darf man immer
erwarten, daß die zweite Urſach — die verbreitete Kenntniß der Landwirthſchaft —
ſo ſtark entgegenwirken werde, daß dieſes Sinken hoͤchſtens nur momentan ſey. Und
dies um ſo mehr, da betraͤchtliche Kapitale, die vorher in andern Gewerben angelegt
waren, derſelben Konjuncturen wegen dem Grundbeſitze und dem Ackerbau zufließen
muͤſſen. Auf jedem Falle wird nach einer Reihe von Jahren die zweite Urſach ſo
maͤchtig wirken, daß der Werth der Grundbeſitzungen noch ſteigen wird, wenn Ruhe,
Zutrauen und freyer Handel hergeſtellet ſind. Ein uͤbermaͤßiges Sinken der Pro-
dukte iſt von einer ſtaͤrkeren Produktion keinesweges zu beſorgen, weil mit derſelben
auch die Konſumtion zunimmt.
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